Orgelvorstellung 25 KOMPAKT – Luzern (CH-LU) – Trauerhalle Krematorium Friedenthal
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Autor: Andreas Schmidt
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Gottlieb Schönburg wurde 1786 in eine musikalische Familie hinein geboren. Sein Vater Georg (*1754) war in Lodersleben, St. Pankratius (heute Ortsteil von Querfurt) Kantor, Lehrer und Organist. Zwei Brüder Gottliebs wurden später Kantoren in Farnstädt und Leimbach. Gottlieb Schönburg erlernte das Tischlerhandwerk und wandte sich später dem Orgelbau zu. Ob er allerdings in Schafstädt eine bereits bestehende Werkstatt übernahm, ist derzeit nicht bekannt. Schönburg muss mindestens ein Kind gehabt haben, da 1849 sein Enkel Gotthilf August geboren wurde, der ebenfalls das Tischlerhandwerk erlernte. Gotthilf August starb 1881. Er scheint die Werkstatt in Schafstädt weiter geführt zu haben, da auch über das Todesjahr Schönburgs (1851 oder 1860 – die Faktenlage widerspricht sich!) Arbeiten an Orgeln bekannt sind, 1863 beispielsweise in Barnstädt. Seit ca. 1818 war Schönburg in Schafstädt ansässig. Derzeit sind dem Autor mindestens sechs Neubauten bekannt, von denen zwei nicht mehr erhalten sind. Von den vier erhaltenen ist mit Ausnahme der Orgel in Reinsdorf, die mit 24 Stimmen wahrscheinlich Schönburgs größtes Werk ist, kein Instrument spielbar, die Orgel in Kalzendorf ist gar akut vom Verfall der Kirche bedroht.
Schönburg baute ausschließlich mechanische Schleifladen in solider Ausführung. Seine Dispositionen schlagen eine Brücke vom späten Barock zur frühen Romantik, sodass seine Instrumente recht universell einsetzbar sind. Der Klaviaturumfang liegt stets bei C-d“‘ (Manual) und C-c‘ (Pedal). Charakteristisch sind die Stimmen Gemshorn 8′ und Viola di Gamba 8′, die in jeder Orgel von Schönburg auftauchen. Zungenstimmen sind nur als Posaune 16′ im Pedal mit Holzbechern und -stiefeln bekannt. Stattdessen wird ein Cornett für Brillianz und Kraft disponiert, während im Manual weiterhin immer ein Bordun 16′ steht. In Kalzendorf scheint Schönburg neue Wege gegangen zu sein, da hier im Hauptwerk die 4′- und 2′-Lage in den Principalen ausgespart wird (diese sind im 2. Manual vorhanden), dafür aber ein Bordun 16′ ab C, eine Quinte 3′ und ein Cornett als einzige Mixtur der Orgel disponiert werden – hier wurde dem Raum Rechnung getragen, der Kraft und Fülle statt Glitzernder Brillianz verlangt. Die Orgel in Reinsdorf zeigt charakteristische Klänge voll farbiger, ausgewogener Schönheit, plastischer Solostimmen und guter Mischfähigkeit. Es wäre ein großes Anliegen für den Autor, die Orgeln Schönburgs zu retten und zu erhalten, sind sie doch wichtige Instrumente einer Epoche, in der der Orgelbau noch eher weniger gepflegt und Neubauten eher selten waren.
1821 – Orgelneubau in Kalzendorf, St. Katharina – II+P, 15 klingende Stimmen auf mechanischen Schleifladen. Die Orgel ist erhalten, aber nicht spielbar.
1826 – Orgelneubau in Steigra, St. Georg – II+P, 22 klingende Stimmen auf mechanischen Schleifladen. Die Orgel ist erhalten, aber nicht spielbar.
1828 – Reparatur der Orgel in Göhrendorf, St. Nicolai – Arbeitsumfang unbekannt.
1828 – Orgelneubau in Reinsdorf, St. Johannes baptistae – II+P, 24 klingende Stimmen auf mechanischen Schleifladen. Die Orgel ist erhalten und spielbar.
1831 – Orgelneubau in Schmirma, St. Ulrich – II+P, 15 klingende Stimmen. Die Orgel ist nicht erhalten.
1832 – Erweiterung der Krug-Orgel in Göhritz, St. Kilian. Einbau einer neuen Pedalklaviatur und eines zweiten Manuales, nach dem Umbau 19 Register.
1833 – Reparatur der Mocker-Orgel in Barnstädt, St. Wenzel. Größere Reparatur: Kosten mit 280 Thalern größer als die für den Neubau des Kirchenschiffes!
1839 (?) – Orgelneubau in Albersroda, St. Magnus mit II+P. Die Orgel ist nicht erhalten.
Reinhard Adam wurde am 4. April 1911 in Rückersdorf bei Sprottau (Schlesien) geboren. In den Wirren des 2. Weltkrieges musste er wie viele andere seine schlesische Heimat
verlassen und ließ sich 1953 in Halle (Saale) nieder. Zunächst pflegte er gemeinsam mit Fritz Jandeck, später auch als dessen Nachfolger die Orgeln der Saalestadt, nahm
an einigen Instrumenten auch Änderungen in den Dispositionen vor. Nach seinem ersten größeren Werk Op. 5 in der Gesundbrunnenkirche Halle mit pneumatischen Taschenladen entstanden
später ab den 60er Jahren diverse solide gefertigte und klangschöne Kleinorgeln mit Pedal, die u.a. nach Halle, aber auch nach Dessau geliefert wurden. Adams Wirken beschränkte sich auf den mitteldeutschen Raum zwischen Halle und Dessau.
Seine Positive stehen durchweg auf mechanischen Schleifladen, ein Großteil der Instrumente besitzt auch ein Pedalwerk mit Subbass 16′. Die Dispositionen sind zeittypisch gestaltet, wobei die 8′-Lage niemals dünn und die kleinfüßigen Stimmen nie schreiend oder zu dominant intoniert sind. Als Lehrlinge und Wegbegleiter Adams sind vor allem Ulrich Fahlberg (der später die Werkstatt A. Kienscherf Nachf. C. Gerbig in Eberswalde übernahm) und Reinhard Kapischke (Bernburg) zu nennen. Um 1975 verließ Adam die Saalestadt und zog nach Gerbrunn bei Würzburg, wo er am 26.4.1992 verstarb.
Seine Opus weist mindestens 25 Neubauten und diverse Reparaturen, Umgestaltungen und Überholungen auf. Dabei war stets ein gewisser Respekt vor dem vorhandenen Material zu spüren. ZWar wurden die Orgeln in der Johannes- und der Lutherkirche Halle von Adam neobarockisiert, verleugneten aber auch nach diesen Maßnahmen ihre romantische Herkunft nicht. Ein hoher Anteil Originalsubstanz blieb auch nach den Umbauten erhalten – andere Orgelbauer waren hier weit weniger respektvoll. Der musikalische Sinn von Umdisponierungen scheint für Adam, der sich auch für die Pflege der Orgeln der Hochschule für Kirchenmusik zuständig zeichnete, einen hohen Stellenwert gehabt zu haben.
Adam baute in der Anfangszeit häufig mit vorhandenem Altmaterial, welches nach seinen Vorstellungen übernommen werden konnte.
Neubauten der Firma:
Op.5 – 1957 Kirche am Gesundbrunnen (Halle), II/13 mit Verwendung von Altmaterial
Op.8 – 1958 Methodistische Kirche Halle, I/5 mit Verwendung von Altmaterial
Op.16- 1967 Gemeindesaal Bartholomäuskirche Halle, I/6
Op.17- 1967 Gemeindesaal der Lutherkirche Halle, I/7
Op.25- 1972 Kirchenmusikschule Halle, II/5 (Übungsorgel)
Umbauten/Umdisponierungen/Überholungen:
1954 – Erweiterung, Umdisponierung und Überholung der Rühlmann-Orgel St. Johannes Halle
um 1955 – Umdisponierung und Überholung der Rühlmann-Orgel Lutherkirche Halle (gemeinsam mit Fritz Jandeck)
1959 – Überholung und Umdisponierung der Rühlmann-Orgel St. Bartholomäus Giebichenstein
um 1960 – Umdisponierung, Überholung und Erweiterung der Rühlmann-Orgel St. Katharinen Ammendorf
um 1960 – Umdisponierung und Überholung der Rühlmann-Sauer-Orgel St. Petrus Kröllwitz
1963 – Überholung der Orgel im Domgemeindehaus Halle
Die genauen Lebensdaten August Apels sind derzeit nicht bekannt. Das Lexikon norddeutscher Orgelbauer Band III vermutet, dass er vor 1839 geboren ist. Der Autor würde Apels Geburt um 1815 herum vermuten, er tritt erstmals 1845 mit einer Reparatur in Teutschenthal-Steuden auf den Plan. Vermutlich steht Apel in familiärem Zusammenhang zur gleichnamigen Orgelbauerfamilie aus Aschersleben, der Zusammenhang ist bisher aber nicht geklärt. Sein Wirken in Querfurt ist von 1845 bis 1896 nachweisbar, danach wurde die Werkstatt an seinen Sohn Otto Apel übergeben. August Apel verstarb vermutlich um 1900, sein Sohn führte die Werkstatt nachweislich bis 1916 weiter – dort ist die letzte Arbeit Otto Apels in Döblitz (Wettin) überliefert. Danach erlischt das bekannte Wirken der Querfurter Werkstatt.
August Apel errichtete nach derzeitigem Kenntnisstand immerhin sechs Orgeln im Zeitraum von 1864 bis 1884. Die Hornburger Orgel ist also nicht nur die größte, sondern nach derzeitigem Stand auch das älteste Instrument, das die Querfurter Werkstatt je verließ. August Apels Neubau-Schaffen lässt sich wie folgt rekonstruieren:
1864 Hornburg, St. Ulrich (II/15, umdisponiert, erhalten, beschädigt und nicht spielbar)
1875 Schwittersdorf, St. Vitus (I/8, 1891 durch Orgel von Rühlmann ersetzt)
1875 Aseleben, St. Bartholomäus (II/12, erhalten und spielbar)
1878 Grockstädt, St. Michaelis (I/6, nicht spielbar und beschädigt)
1881 Eisdorf, St. Johannis (I/10, erhalten und spielbar)
1884 Döcklitz, St. Cyriakus (II/13, schwer beschädigt und teilweise geplündert, nicht spielbar)
Dazu treten diverse Reparaturen, u.a. mehrfach in Steuden ab 1845, in Benkendorf (Salzatal), in Göhrendorf, Kleineichstädt, Bad Lauchstädt und Niederschmon. Apel bewarb sich ebenfalls um einige Neubauten, u.a. in Wils (Salzatal).
Reparaturen und kleinere Arbeiten sind wie folgt überliefert:
Steuden (1845, 1850, 1852/53, 1855)
Göhrendorf (1895, Dispositionsänderung)
Kleineichstädt (1881)
Bad Lauchstädt (1888)
Niederschmon (1888, Dispositionsänderung)
Apels Instrumente entsprechen dem Typus einer romantischen, solide gefertigten Dorforgel als Dienerin der Liturgie ohne gesonderte konzertante Ansprüche. Die spielbaren Orgeln in Aseleben und Eisdorf zeigen einen warmen, kraftvollen Klang ohne Härten mit mischfähigen, aber charaktervoll und farbig-edel intonierten Einzelstimmen. Vor allem die Flötenstimmen sind in diesen Orgeln von perlender, singender Schönheit, die den Instrumenten eines Wilhelm Rühlmann oder August Ferdinand Wäldner nicht nachsteht. Die Orgeln sind samt und sonders rein mechanisch nach traditionellen Prinzipien gebaut. Neuerungen wie die Kegellade nimmt Apel in sein Ouevre nicht auf. Apel bewahrt Traditionelles und verknüpft es, ähnlich wie August Ferdinand Wäldner, mit neuen Dispositionsprinzipien. Auch wenn aus seiner Werkstatt nur wenige Werke hervorgingen, so hat die Querfurter Werkstatt durch ihr Wirken doch eine nicht unerhebliche Bedeutung in der Region. Bis auf die Orgel von Döcklitz, die vermutlich als verloren gelten muss, sind die anderen nicht spielbaren Instrumente relativ gut wieder instand zu setzen.
Das Salzatal ist eine malerische, wellige, zuweilen bergige Landschaft im nordwestlichen Saalekreis, westlich an die Großstadt Halle grenzend. Das namensgebende Flüsschen Salza mündet bei Salzmünde in die Saale (daher der Name des Hauptortes der Gemeinde!). 17 Kirchen befinden sich auf dem Gebiet des Salzatales – Benkendorf, Beesenstedt, Bennstedt, Fienstedt, Gorsleben, Höhnstedt, Köllme, Krimpe, Lieskau, Naundorf, Müllerdorf, Pfützthal, Räther, Salzmünde, Schochwitz, Schiepzig, Schwittersdorf und Wils. Die Bilanz der Nutzung allein ist erschreckend:
8 dieser 17 Kirchen, also knapp die Hälfte, wird gar nicht oder maximal einmal im Jahr genutzt. Bis auf die Kirche in Krimpe verfüg(t)en alle Kirchen über Orgeln, allesamt von namhaften Erbauern: Zuberbier, Wäldner (darunter eines der großen Werke mit über 20 Stimmen!), Rühlmann, Furtwängler&Hammer und nicht zuletzt Ladegast. All diese Orgeln sind prachtvolle und edle Instrumente, mit Liebe von den Meistern erdacht, mit Bedacht von den Erbauern erschaffen, mit Ehrfurcht und Liebe von der Gemeinde bestaunt und angenommen. Vergangen ist heute all diese Pracht – die Bilanz ist traurig. Von den wertvollen Orgeln sind neun, neun (!!) Orgeln gar nicht spielbar, zwei Instrumente (Gorsleben und Wils) sind komplett für immer verloren! Sieben der Instrumente sind redlich gut spielbar, wobei die Orgel in Höhnstedt eher „auf dem letzten Loch pfeift“. Die traurige Bilanz: rund 56 Prozent des vorhandenen Materials sind nicht nutzbar und unmittelbar vom Verfall bedroht. Lediglich fünf Orgeln (Beesenstedt, Bennstedt, Müllerdorf, Naundorf und Salzmünde) haben in den vergangenen Jahren umfangreiche Reparaturmaßnahmen erlebt. Etwa 800 Gemeindeglieder umfasst der Pfarrbereich Schochwitz, die Gottesdienste sind dort wie vielerorts mit maximal 10 Leuten besucht – zu wenig, um in allen Orten, vor allem in denen mit den nicht genutzten Kirchen, Sanierungen des wertvollen Bestandes anzuregen, zumal an vielen Orten der Zahn der Zeit seinen Tribut gefordert hat. Nichtsdestotrotz ist die Orgellandschaft im Salzatal eine überaus Wertvolle, von der Romantik geprägte. Auch und vor allem diese wenig gekannten, nicht genannten und ungehörten Werke sollen hier vorgestellt und wieder einer breiteren Öffentlichkeit mit ihren Geschichten und ihrem Schicksal zugänglich gemacht werden.
Bild unten: Naundorf bei Beesenstedt, Ladegast-Orgel in St. Johannes
(Alle Bildrechte liegen beim Orgelverzeichnis bzw. den jeweiligen Autoren. Zuwiderhandlungen gegen das Urheberrechtsgesetz werden strikt geahndet! )
Viele Instrumente im Saalekreis sind nicht spielbar, harren seit Jahrzehnten still und stumm, ungehört und ungespielt aus, fristen ihr lebloses und trostloses Dasein
als stille, dennoch klingende Fassade. Die Liste dieser Werke ist lang: Benkendorf, Schiepzig, Fienstedt, Köllme, Schwerz, Zscherben, Vitzenburg, Klepzig, Schochwitz, Diemitz,
Ammendorf – um nur einige zu nennen. Diese Werke sind dennoch wichtige Erzeugnisse ihrer Zeit, denkmalwürdig, gerade deswegen, weil an ihnen Liebe, künstlerisches Handwerk und
Herzblut, aber auch Geschichte hängt. Diesen Werke, die aus welchen Gründen auch immer nicht mehr erklingen, und die auch gerade deswegen hier auf der Seite
präsentiert werden, widmet sich eine eigene Video-Reihe. Seien Sie herzlichst eingeladen, diese anzusehen: – denn das Orgelverzeichnis
widmet sich besonders auch diesen Werken:
Ungehört – ungespielt – stiller Klang 1: Salzatal/Fienstedt, St.Stephanus
Ungehört – ungespielt – stiller Klang 2: Wettin-Löbejün/Nauendorf-Priester – ev. Dorfkirche
Ungehört – ungespielt – Stiller Klang 3 – Halle (Saale) – ev. Johanneskirche
Ungehört – ungespielt – Stiller Klang 4 – Benkendorf, St. Michael
Orgeln haben eine Seele
Daniel Roth und die Cavaillé-Coll-Orgeln
Ein Film von Nele Münchmeyer
2009 – Konzertorgel in der Mercatorhalle in Duisburg erbaut durch Orgelbau Eule ( Bautzen ) IV/72 mit 4349 Pfeifen. Das Werk besitzt mechanische Spiel- und elektropneumatische Registertraktur.
Quelle: Youtube
Orgeln für Gott & die Welt ist eine Dokumentation des SWR made in Südwest über die Firma Jäger & Brommer aus Waldkirch.
Viel Videomaterial findet man leider noch nicht in den Suchmaschinen und dieser Beitrag ist leider auch etwas dürftig.
Quelle: Youtube
Der Orgelbauer Philipp Klais erklärt den Aufbau der neuen Orgel im Großen Saal der Elbphilharmonie.