Der Orgelbauer Gottlieb Schönburg (1786 – 1851/60)
Gottlieb Schönburg wurde 1786 in eine musikalische Familie hinein geboren. Sein Vater Georg (*1754) war in Lodersleben, St. Pankratius (heute Ortsteil von Querfurt) Kantor, Lehrer und Organist. Zwei Brüder Gottliebs wurden später Kantoren in Farnstädt und Leimbach. Gottlieb Schönburg erlernte das Tischlerhandwerk und wandte sich später dem Orgelbau zu. Ob er allerdings in Schafstädt eine bereits bestehende Werkstatt übernahm, ist derzeit nicht bekannt. Schönburg muss mindestens ein Kind gehabt haben, da 1849 sein Enkel Gotthilf August geboren wurde, der ebenfalls das Tischlerhandwerk erlernte. Gotthilf August starb 1881. Er scheint die Werkstatt in Schafstädt weiter geführt zu haben, da auch über das Todesjahr Schönburgs (1851 oder 1860 – die Faktenlage widerspricht sich!) Arbeiten an Orgeln bekannt sind, 1863 beispielsweise in Barnstädt. Seit ca. 1818 war Schönburg in Schafstädt ansässig. Derzeit sind dem Autor mindestens sechs Neubauten bekannt, von denen zwei nicht mehr erhalten sind. Von den vier erhaltenen ist mit Ausnahme der Orgel in Reinsdorf, die mit 24 Stimmen wahrscheinlich Schönburgs größtes Werk ist, kein Instrument spielbar, die Orgel in Kalzendorf ist gar akut vom Verfall der Kirche bedroht.
Schönburg baute ausschließlich mechanische Schleifladen in solider Ausführung. Seine Dispositionen schlagen eine Brücke vom späten Barock zur frühen Romantik, sodass seine Instrumente recht universell einsetzbar sind. Der Klaviaturumfang liegt stets bei C-d“‘ (Manual) und C-c‘ (Pedal). Charakteristisch sind die Stimmen Gemshorn 8′ und Viola di Gamba 8′, die in jeder Orgel von Schönburg auftauchen. Zungenstimmen sind nur als Posaune 16′ im Pedal mit Holzbechern und -stiefeln bekannt. Stattdessen wird ein Cornett für Brillianz und Kraft disponiert, während im Manual weiterhin immer ein Bordun 16′ steht. In Kalzendorf scheint Schönburg neue Wege gegangen zu sein, da hier im Hauptwerk die 4′- und 2′-Lage in den Principalen ausgespart wird (diese sind im 2. Manual vorhanden), dafür aber ein Bordun 16′ ab C, eine Quinte 3′ und ein Cornett als einzige Mixtur der Orgel disponiert werden – hier wurde dem Raum Rechnung getragen, der Kraft und Fülle statt Glitzernder Brillianz verlangt. Die Orgel in Reinsdorf zeigt charakteristische Klänge voll farbiger, ausgewogener Schönheit, plastischer Solostimmen und guter Mischfähigkeit. Es wäre ein großes Anliegen für den Autor, die Orgeln Schönburgs zu retten und zu erhalten, sind sie doch wichtige Instrumente einer Epoche, in der der Orgelbau noch eher weniger gepflegt und Neubauten eher selten waren.
1821 – Orgelneubau in Kalzendorf, St. Katharina – II+P, 15 klingende Stimmen auf mechanischen Schleifladen. Die Orgel ist erhalten, aber nicht spielbar.
1826 – Orgelneubau in Steigra, St. Georg – II+P, 22 klingende Stimmen auf mechanischen Schleifladen. Die Orgel ist erhalten, aber nicht spielbar.
1828 – Reparatur der Orgel in Göhrendorf, St. Nicolai – Arbeitsumfang unbekannt.
1828 – Orgelneubau in Reinsdorf, St. Johannes baptistae – II+P, 24 klingende Stimmen auf mechanischen Schleifladen. Die Orgel ist erhalten und spielbar.
1831 – Orgelneubau in Schmirma, St. Ulrich – II+P, 15 klingende Stimmen. Die Orgel ist nicht erhalten.
1832 – Erweiterung der Krug-Orgel in Göhritz, St. Kilian. Einbau einer neuen Pedalklaviatur und eines zweiten Manuales, nach dem Umbau 19 Register.
1833 – Reparatur der Mocker-Orgel in Barnstädt, St. Wenzel. Größere Reparatur: Kosten mit 280 Thalern größer als die für den Neubau des Kirchenschiffes!
1839 (?) – Orgelneubau in Albersroda, St. Magnus mit II+P. Die Orgel ist nicht erhalten.
In: Artikel, Blog, Dokumentationen
Autor: Johannes Richter
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