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Orgel: Halle (Saale) / Altstadt – Evangelisch-methodistische Kirche

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Gebäude oder Kirche

Evangelisch-methodistische Kirche

Konfession

Evangelisch-methodistisch

Ort

Halle (Saale) / Altstadt

Postleitzahl

06108

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1959 Errichtung einer vorderspieligen Schleifladenorgel I/5 als „Werk 8“ durch Orgelbau R. Adam/Halle – angeblich stammt die Orgel aus der Region Magdeburg. Die Bauweise der Windladen deutet auf die Zeit um 1850 als Entstehung hin. Fest steht, dass die Orgel sehr heterogen ist. Eine Verwendung der 5-stimmigen Wäldner-Orgel aus Böllberg scheint zeitlich und sinnlogisch möglich. Informationen zum Orgelbauer HIER (KLICK)
Um 1990 Einbau der Verblendung über dem Prospekt.
2021 Reparatur durch Thomas Schildt/Halle – eine Sanierung ist zumindest angedacht.

Die Orgel der evangelisch-methodistischen Kirche in Halle ist eines der unbekannten, im Schatten stehenden Werke in der Saalestadt, obgleich sie ihren wichtigen Teil zur Orgelbaugeschichte Halles beiträgt, wurde sie doch 1959 durch Reinhard Adam aus Halle erbaut. Angeblich soll das Werk aus der Nähe von Magdeburg stammen und deutlich älter sein – diese These wird durch einige Spezifika unterstützt, die so für Adams Instrumente nicht typisch sind. Zuerst sei hier die Gestaltung des Gehäusefußes genannt – Adam gestaltete seine Neubauten sehr schlicht (Diemitz, Gemeindesaal der Lutherkirche, Schlesisches Konvikt), ohne Zier. Hier sind beiderseits des Spieltisches rechteckige, mehrfach abgestufte Füllungen eingebracht, wie sie im 19. Jahrhundert üblich waren, bei Adams schlichten Holzgehäusen jedoch nicht. Weiterhin sind die Klaviaturumfänge und Bauarten der Klaviaturen nicht typisch für die sonstigen Werke der Firma – die Klaviaturen liegen meist im Umfang von C – g“‘ und im Pedal von C – f‘, die Untertasten sind dabei mit hellem Holz oder Kunststoff, nicht wie hier mit Knochen, belegt. Das Pedal ist nicht gerade ausgeführt, sondern zumeist doppelt geschweift – die Bauform der Klaviaturen hier ist ebenfalls auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zu datieren und gemahnt entfernt an Wäldner. Weiterhin ist die Anlage der Registerzüge als frontale Züge mit runden Manubrien eher untypisch – bei anderen Werken sind die Züge als horizontale Holzschieber angebracht oder auf einer Seite als schlichte Holzzüge angebaut – die in der methodistischen Kirche angewandte Bauform mit frontalen Zügen mit runden Zugstangen und gedrechselten Manubrien war eher im 19. Jahrhundert üblich. Auch die Windladen in ihrer Bauweise sowie Teile des Pfeifenmateriales können in diese Zeit datiert werden. Die neu erbauten Windladen der Firma Adam besitzen breite Spundbretter, welche von drehbaren Metallwinkeln gehalten werden. Die hier vorgefundene Bauweise mit schmalen Spundbrettern und Spundverschlüssen mit Holzleisten und -keilen erinnert, ebenso wie die die Bauweise des Manualwellenbrettes und die Bauart der Pedalwindlade als chromatische Windlade mit wellenrahmenloser Traktur an die Windladen der Familie Wäldner Mitte des 19. Jahrhunderts, wie sie auch im Dom zu Halle, in Reideburg oder Lettin, Lieskau und Dölbau-Naundorf gebaut worden sind. Adam verwendete hier also deutlich sichtbar älteres Material, welches er zu einer neuen Orgel zusammenfügte.
Eine Möglichkeit wäre hier die Verwendung der 1930/31 abgebauten Wäldner-Orgel in Böllberg, welche 5 klingende Stimmen besessen haben soll und als Positiv bezeichnet wurde – das permanent angehängte Pedal ohne Pedalkoppel, aber mit eigenem Register deutet auf die Verwendung dieses/solch eines Instrumentes hin – altes Material in neuem Klanggewand, so lässt sich die kleine Orgel der Hallenser Firma gut zusammenfassen.
Das gesamte Gehäuse ist in die rechte Seitenwand vor dem Altarraum eingelassen – einst war über der Prospektoberkante ein freier Raum, welcher auf einem alten Foto noch die großen Pfeifen des Subbass 16′ sichtbar werden lässt, dies wurde aber in den 90er Jahren mit einer Verblendung verändert. Die Schaufront selbst zeigt sich als großes Rechteck mit diatonisch aufgestellten Pfeifen des Prinzipal 4′, welche durch an- und absteigende Pfeifenlängen, aber lineare Labienverläufe dem Prospekt eine ganz charakteristische, kantig-markante Dynamik verleihen. Die Spielanlage ist frontal angebracht, die Klaviatur ist mit einem Klappdeckel verschlossen, das Notenpult in zwei Metallhaken eingehängt. Die Registerzüge befinden sich beiderseits der Klaviatur (unsymmetrisch) und weisen gedrechselte Manubrien aus dunklem Holz mit hellen Kunststoff-Registerschildern auf. Ein altertümlicher Motorschalter befindet sich rechts unter dem Klaviaturblock.
Das Innere ist schlicht und praktisch aufgebaut. Vorne steht die diatonische Windlade des Manualwerkes, unter der sich (heute durch Pressspanplatten verborgen) das Wellenbrett für die Manuallade befindet. Unter dem Stimmgang ist ein kleiner Schwimmerbalg mit Gebläse untergebracht, die Versorgung zu den Windladen erfolgt über runde Kunststoffrohre. Ganz hinten steht die chromatische Windlade des Pedalregisters, welche über eine wellenrahmenlose Strahlentraktur angesteuert wird. Beide Windladen sind mit schmalen Spundbrettern, die mit Holzleisten und Keilen verschlossen werden, versehen.
Die Disposition zeigt sich weitgehend typisch für solch eine Kleinorgel, dabei ist sie dem trockenen, gedämpften Raum aber sehr angemessen als wahre Klangpyramide gestaltet.
Die Grundlage bildet ein sehr breites, warm-fülliges, leicht spuckendes Gedackt 8′, welches seine romantische Herkunft nicht verleugnet. Schlank und hell-transparent, singend-rauchig ist dagegen der Prinzipal 4′, durch seine Aufstellung (teilweise im Prospekt bzw. direkt dahinter) sehr präsent und markant, aber nicht aufdringlich klingend. Die 2′-Lage ist durch ein hell-rund leuchtendes und weich-streichendes Gemshorn (angenehmerweise nicht durch einen Prinzipal!) vertreten, welches eine sehr angenehm-dezente Leuchtkraft in sich birgt. Als kleine Mixtur fungiert die eher flötige, herb-sanfte, aber nicht zu schwache Quinte 1 1/3′, welche dem Werk ein leicht angeschärftes, aber nicht aufdringliches Glitzern verleiht. Voll, kraftvoll und füllig, angenehm obertonreich und nicht „dick“ zeigt sich der Subbass 16′, der den Klang im Raum in gutem Maße angemessen grundiert und ein breites Fundament gibt.
Der Gesamtklang des kleinen Instrumentes ist voll und warm, transparent und recht herb, dabei aber nie laut, spitz, grell oder aufdringlich. Durch das angehängte Pedal wächst der Pedalklang angenehm mit, die Mischungen 8′-2′ oder 8′-1 1/3′ sind von elegant-herber Anmut, gepaart mit sanfter Melancholie. Im vollgriffigen Spiel ist leichter Abfall des Winddruckes zu spüren, das Werk spielt sich angenehm direkt, präzise, dabei aber auch nicht zu leichtgängig oder schwammig. Die Sitzposition ist aufgrund der schmalen Orgelbank durchaus gewöhnungsbedürftig, da Manual und Pedal nicht so weit auseinander liegen, wie man es heute gewohnt ist. Auch die Windversorgung bedarf einer Überholung, ebenso wie die Windladen, deren Schleifen undicht sind.
Dennoch ist dieses Werk ein unbekanntes Kleinod der Halleschen Orgellandschaft, gerade wegen seinem Nebeneinander von Alt und Neu, was hier in einer durchaus gelungenen Weise verknüpft wurde.

Disposition

Manual C – f“‘

Gedackt 8 (C-a“ Holz, gedeckt ab b“ Metall, gedeckt)

Prinzipal 4 (C-h° Prospekt, Metall offen, ab c‘ innen, Metall offen)

Gemshorn 2 (durchg. Metall, konisch offen)

Quinte 1.1/3 (durchg. Metall, offen) 

Pedal C – d‘

Subbass 16 (durchg. Holz, gedeckt)

 

Spielhilfen

keine Spielhilfen, das Pedal ist fest an das Manual gekoppelt

Gebäude oder Kirchengeschichte

1890 ist ein erster evangelisch-methodistischer Prediger (Jakob Ekert) für den Aufbau einer Gemeinde in Halle zuständig – bis zur tatsächlichen Gründung der Gemeinde verging noch etwas Zeit.
1894 Gründung der Gemeinde Halle mit 11 Gliedern – die Gottesdienste wurden in einer umgebauten Bildhauerwerkstatt gehalten.
1910 Umzug der Gemeinde in neue Räumlichkeiten Am Steintor 20.
Ab 1918 Nutzung des Aktussaales der Franckeschen Stiftungen.
1951 nach langwierigen Verhandlungen mit den Behörden Umzug der Gemeinde in die heutige Räumlichkeit Schulstraße 9a.
Herbst 1951 erster Gottesdienst in den neuen Räumen.
1952 Renovierung des Gebäudes, offizielle Einweihung der Kirche.
1958 Anschaffung von Abendmahlstisch, Kanzel und Altar für 18.000 Mark.
Um 1970 Planungen zum Abriss des Bauwerkes für Neubau von Universitätsgebäuden.
Nach 1989 Kauf des Grundstückes samt Gebäude durch die Gemeinde, Renovierung des Bauwerkes.
2020 Erweiterung der technischen Ausstattung für Online-Gottesdienste während der Corona-Pandemie.

Die evangelisch-methodistische Kirche liegt deutlich zurückgesetzt und eingebettet in die architektonische Umbauung in der nördlichen Innenstadt. Von den Gründerzeithäusern hebt sich das Bauwerk nicht nur durch den farbigen Schriftzug der Gemeinde, sondern auch durch seine gedrungene, L-förmige Bauweise ab. Das Äußere des turmlosen Bauwerkes ist sehr schlicht und geradlinig gehalten, die Westseite mit dem farbigen Schriftzug zeigt im Untergeschoss kleine rundbogige Fenster.
Der Kirchsaal liegt im Untergeschoss, von außen kaum zu erkennen. Er ist als rechteckiger Saal mit einer Fensterfront mit Rechteckfenstern gehalten, der Altarraum ist linksbündig an den Kirchsaal angeschlossen. Die Ostfront des fensterlosen Altarraumes ist grün gestrichen, die restlichen Wände sind hell gehalten. Der Altartisch ist, ebenso wie die restliche liturgische Ausstattung, aus hellem Holz gehalten und mit senkrechten Strebenleisten verziert, er trägt ein schlichtes Balkenkreuz mit dezenter Vergoldung. Auch der polygonale Kanzelkorb links des Altars ist in hellem Holz und schlichter Gestalt gehalten, die Orgelbank ist durch eine hölzern geschwungene Balustrade verborgen. Der Raum ist recht hell und schlicht, edel und erhaben, dabei aber auch sehr geborgen und ein gern genutzter Andachtsraum mit angenehmer Atmosphäre.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter – eigene Sichtung vor Ort 03.03.2022
Kirchengeschichte: Informationen einer Schautafel in der Kirche

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde!

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