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Orgel: Wettin-Löbejün / Nauendorf – St. Wenzel

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Gebäude oder Kirche

St. Wenzel

Konfession

Evangelisch

Ort

Wettin-Löbejün / Nauendorf

Postleitzahl

06193

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Johannes Richter spielt Moritz Brosig (1815-1887) – Choralbearbeitung „Auf meinen lieben Gott“ Op.4/2

 

Johannes Richter spielt Moritz Brosig – Praeludium G-Dur (Bewegt) Op.3/4

 

Wettin-Löbejün/Nauendorf (D-ST) – ev. Kirche St.Wenzel – Einzel- und Vollgeläut (Turmaufnahme)



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1740 Ankauf/Anschaffung einer Orgel auf Prinzipal 4′-Basis mit einem barocken Gehäuse als Schleifladenorgel I/10.
1837 Revision und Reparatur der Orgel durch Friedrich Wilhelm Wäldner (Halle/Saale).
1880 Angabe des Wertes der Orgel mit 1200 Mark.
1906 Bau eines neuen (an das alte barocke Gehäuse angelehnten) Prospektes durch Wilhelm Rühlmann (Zörbig), nachdem ein Tischler aus dem Ort ihm jeden Wert abgesprochen hat, die zuständige Behörde aber von seiner Schönheit überzeugt war. Rühlmann schuf ein neues Gehäuse in alten Formen mit neuem Schnitzwerk. Das neue Gehäuse war durch die neue 8′ statt 4′-Basis jedoch deutlich größer.
1907 Neubau der heutigen pneumatischen Kegelladenorgel, vorderspielig mit fest angebautem Spieltisch als Opus 287 der Firma Rühlmann (Zörbig) II/14.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen und Ersatz durch Zinkpfeifen.
1923 Ersatz der Prospektpfeifen durch Zinkpfeifen durch Rühlmann.
1960er Jahre Einbau eines von Rudolf Böhm (Gotha) hergestellten Winderzeugers Typ „Windus“, der über der Orgel im Turmgeschoss steht.
2001 – 2002 Sanierung der Orgel durch Thomas Schildt (Halle), dabei Ausbau, Reinigung, Holzwurmbehandlung, Reparatur und Nachintonation – seitdem regelmäßige Wartung.

Die 287. Orgel der Firma Rühlmann ist das größte und zugleich das zweitjüngste Instrument des Pfarrbereiches Teicha/Petersberg. Allein die Geschichte des Gehäuses in den typischen Formen des Saalkreises mit zwei kantigen Ecktürmen und einem vorspringend runden Mittelturm ist bemerkenswert. Einst beherbergte ein ähnliches Gehäuse in der Kirche ein vierfüßiges Werk (meint: Principal 4′ als tiefste Principalstimme), welches 1906, als der Orgelneubau bevor stand (womit Nauendorf den Kirchen Teicha, Wallwitz und Sennewitz sowie Sylbitz bereits zeitlich deutlich nachstand!) von einem Tischler aus dem Ort für künstlerisch völlig wertlos befunden, von der zuständigen Behörde aber wegen seiner Schönheit gelobt und für erhaltenswert eingeschätzt wurde. Rühlmann (ganz Geschäftsmann und Diplomat) wusste, dass das alte Gehäuse für seine achtfüßige Orgel niemals genug Platz bieten würde und schuf ein neues Gehäuse, bei welchem er die Formen des alten Gehäuses rigoros aufgriff, den Raumeindruck so erhielt und durch das Zufügen von sehr dezentem Schleierwerk einen Prospekt schuf, der auf den ersten Blick für jeden Betrachter aus der Zeit des Barocks zu stammen scheint, bei genauerer Betrachtung sich aber durch die zweidimensionalen Schleierbretter, die als Laubsägearbeit in an die Barockzeit angelehnten Formen ausgeführt sind, verrät. Das Instrument dahinter ist eine typische Orgel der Firma auf pneumatischen Kegelladen, die chromatisch aufgestellt sind, sowie einem an das Gehäuse angefügten Spieltisch mit Blick zum Instrument. Im Inneren steht vorne die Lade des Hauptwerkes, dahinter die Lade des zweiten Manuales, unter und hinter Dieser dann die Pfeifen des Pedals – ebenfalls chromatisch aufgestellt.
Die klanglichen Charakteristika sind die, die sich bei den meisten Rühlmann-Orgeln vorfinden lassen: Kraft, Gravität, viele Solostimmen, weiche und volle Begleitstimmen, goldener Glanz und hohe Verschmelzungsfähigkeit, doch nie ins Grobe abgleitend – quasi orchestrale Klangfarben. Wie findig und ergonomisch der selbst Orgel spielende Meister war, lässt sich an der Anlage der Registerschalter ablesen: von Links nach Rechts sind sie stets so geordnet, dass ein Crescendo durch Nacheinander einschalten quasi vorprogrammiert ist, welches die Anlage einer Walze zusammen mit den festen Kombinationen erspart. Klanglich ist das Instrument in ein starkes Hauptwerk und ein weniger starkes zweites Werk sowie ein tragendes Pedal aufgeteilt. Im Hauptwerk (gestützt von einem füllig-warmen Bordun 16′) stehen neben dem tragenden, sehr starken und vollen Principal 8′ zwei Charakterstimmen als Streicher und offene Flöte, die Kraft, Fülle, aber auch Begleit- und Solomöglichkeiten geben. Eine Octave 4′, eine typische Forte-Stimme mit sehr silbriger Intonation, die den Hörer eher an einen gezogenen 2′ denken lässt, sowie eine dreifache, golden-strahlende Mixtur bekrönen den Klang des Hauptwerkes und schaffen Gravität und Fülle. Das zweite Manual trägt romantische Farb- und Charakterstimmen, besitzt jedoch für zusätzliches Gewicht neben einem dunklen Lieblich Gedeckt, einem streichend-scharfen Salicional und einer himmlischen Voix celeste einen Geigenprincipal in sehr weicher, runder und singender Intonation, der auch als Solostimme zu gebrauchen ist. Aufgehellt wird das Werk durch eine verspielte, eher leis zurückhaltende Flöte 4′. Das Pedal besitzt quasi anderthalb 16′-Register für ein starkes Fundament, der Violon ist aus Platzgründen in der tiefsten Lage nur als 8′ gebaut und repetiert dann in den 16′. Der klangliche Bruch ist aber kaum spürbar – dies ist wirklich bemerkenswert! Kontur und Durchsetzungsfähigkeit gibt ein Principal 8′. Durch die beiden Pedalkoppeln ist auch dem Pedal jedwede Art der Klangfarbe gegeben. Die Klangmischungen sind mannigfaltig, vor allem die Voix celeste ist in einer Orgel dieser Größe (noch) nicht selbstverständlich, gibt dem Werk aber einen herrlichen Charakter, sodass die Orgel hier wirklich Verbinderin von Himmel zu Erde wird. Der Klang ist insgesamt sehr edel, weich, warm, voll, gravitätisch und stark, aber nie hart, hölzern oder grob. Die Traktur ist sehr präzise und angenehm, die Verzögerungen halten sich in Grenzen. Die Anlage der Registerschalter ist zweckmäßig und auch beim Spiel auf dem ersten Manual gut zu erreichen. Eine weitere Erleichterung sind die festen Kombinationen, deren drei Rühlmann hier einfügte. Sie sind dynamisch gut aufeinander abgestimmt. Das Instrument ist wohl eines der schönsten dieses Pfarrbereiches und (bis auf den durch die stark verschmutzte Turmkammer sehr bedrohten und mittlerweile unrund laufenden Winderzeuger) auch in einem hervorragenden Zustand. Das Werk bietet dem Spieler beim Entdecken der mannigfaltigen Klangfarben stets Freude.

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16′ (ab B, B-f“ Holz, gedeckt, ab f#“ Metall)

Principal 8′ (C-F# Holz, innen, G-h° Prospekt, Zink, ab c‘ innen, Zinn)

Hohlflöte 8′ (C-c° gedeckt, Holz, danach offen, ab f#“ Metall)

Gambe 8′ (C-H gedeckt, ab c° offen)

Octave 4′ (durchg. Zinn)

Mixtur 3fach (2′ + 1 1/3′ + 1′, Zinn)

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Geigen principal 8′ (C-H Holz, ab c° Zink)

Liebl. Gedackt 8′ (C-h‘ Holz, ab c“ Metall, gedeckt)

Salicional 8′ (C-A Holz, gedeckt, ab B offen, Zinn)

Voix céleste 8′ (ab c°, Zinn)

Flauto amab. 4′ (C-d‘ Holz, offen mit Stimmlappen, ab d#‘ Zinn, offen) 

Pedal C – d‘

Subbass 16′ (durchg. Holz, gedeckt)

Violon 16′ (Holz, C-G 8′!, ab G#16′)

Principal bass 8′ (durchg. Holz, offen)

*rep. c°: 2 2/3′ + 2′ + 1 1/3′, c‘: 4’+2 2/3′ + 2′ 

Spielhilfen

Als Registerschalter mittig, von links: Manual koppel [II/I], Pedal koppel z.M.I, Pedal koppel z.M.II, Octav koppel II z I [Superoctavkoppel]
Als Registerschalter ganz rechts: Register einschalt [Handregister zu fester Komb. zuschalten], Kalkant [heute außer Funktion]
Als Kollektivdrücker in der Vorsatzleiste unter Manual I, Ausgeführt in Knochen: Auslöser, p, mf, ff [tutti]

Gebäude oder Kirchengeschichte

11./12. Jahrhundert Gründung der Kirche.
1209 erste Erwähnung der Kirche St.Wenceslai.
13. Jahrhundert Guss der heutigen kleinen Glocke.
15. Jahrhundert Anbau eines dreiseitigen Chorabschlusses, Guss der heute großen Glocke.
Um 1500 erneute Erweiterung.
1734 Einbau eines neuen dreigefachigen Glockenstuhles in den Turm.
1740 Neue Innenausstattung im barocken Stil.
1906 großer Umbau, teilweise Abbruch des Kirchenschiffes und Neubau desselben.
1917 Abgabe einer nicht näher beschriebenen dritten Glocke zu Rüstungszwecken.
1930er Jahre neue Farbfassung des Innenraumes.
Ab etwa 1990 Sanierung des Gebäudes.
1996 Elektrifizierung des Geläutes durch Laszo Szabo (Atern), dabei Einbau neuer Klöppel.

Die Kirche in Nauendorf, dem Heiligen Wenzel geweiht, liegt heute noch im Zentrum des Dorfes und ist aufgrund ihrer gedrungenen Gestalt nicht sofort sichtbar.
Das Gotteshaus zeigt sich als typischer Bau der Region mit einem recht breiten einschiffigen Kirchsaal mit dreiseitigem Chorabschluss und an der Südseite angefügter Sakristei, sowie
einem eingezogen breiten Westquerturm mit romanischen Schallarkaden und einem gekappten Satteldach. Der dreiseitig langgezogene Chorraum ist dabei etwas schmaler als der Kirchsaal, er besitzt drei schmale Spitzbogenfenster. Das Kirchenschiff besitzt je drei große Halbbogenfenster, sowie zwei geschwungene Dachgauben am Turm (ebenso wie das Kirchenschiff aus Bruchsteinmauerwerk errichtet) befinden sich zwei massive Strebepfeiler. Das Innere der Kirche zeigt sich hell und freundlich. Die den Raum umlaufende Hufeisenempore – auf runden Pfeilern mit korinthischen Kapitellen ruhend – ist in Blau gefasst, besitzt Zierfelder mit lang geschwungenen Halbbögen und schafft einen dreischiffig anmutenden Raum. Diverse Lutherrosen und andere florale Ornamentik sowie farblich abgesetzt horizontale Zierbänder schmücken die Empore. Der Raum wird von einer hellen – durch quer verlaufende dunkel eingefärbte Zierbänder unterbrochene – Holztonne überspannt. Der Altar ist heute nurmehr ein schlichter Blockaltar aus Stein mit einer großen Sandsteinplatte als Mensa, darauf befindet sich ein schlichtes Kruzifix. Die Sakristei an der Südseite des Chores besitzt einen gotischen Spitzbogen als Eingangsportal. Der kelchförmige Taufstein auf schmalem, achteckigen Schaft wurde 1906 geschaffen. Sein Vorgänger mit deutlich größeren Ausmaßen wurde im 13. Jahrhundert geschaffen und steht heute im Turmraum. Die Kanzel, an der Südseite stehend, besitzt auf schmalem Fuß einen hexagonalen Kanzelkorb mit rundbogig heute schlicht blauen Zierfeldern umrahmt von Pilastern und floraler Ornamentik auf weißem Grund, umrahmt oben und Unten von zwei Zierbändern mit biblischen Worten. Der Fuß der schalldeckellosen Kanzel verjüngt sich nach oben hin. Die Farbfassung der Kanzel ist auch wie der restliche Kirchenraum hell und durch blaue Flächen gegliedert. Der Orgelprospekt in seiner schlichten Farbfassung mit den angedeutet-floral gestalteten Schleierbrettern fügt sich in diesen Raum sehr gut ein und setzt einen angenehmen Kontrapunkt zur blauen Empore. Der ernsthaft einladende und durch das Holz auch mit sehr guter Akustik versehene Raum wird heute oft und gern für Gottesdienste genutzt.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch Informationen aus: W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964
Kirchengeschichte: Johannes Richter, basierend auf eigener Sichtung, ergänzt durch Informationen von D. Joram

Videos von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

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