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Orgel: Wettin-Löbejün / Domnitz – Dorfkirche

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Gebäude oder Kirche

Dorfkirche

Konfession

Evangelisch

Ort

Wettin-Löbejün / Domnitz

Postleitzahl

06193

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1698/99 erste Erwähnung eines Calcanten, eine Orgel war demnach vorhanden.

1755 Bezeichnung der Orgel als „schlecht Positiv“ durch Dreyhaupt.

1843 Schenkung von zwei Registern (Subbaß, Flauto amabile) durch ein Mitglied der Gemeinde.

1891 nach Akten der Kirche Domnitz hatte die Orgel 12 Stimmen, u.a. Prinzipal, Flöte, Gedeckt, Gambe 8′, Octave 4′, Quinte 2 2/3′, Octave 2′, Subbaß 16′.

1891 Neubauanschlag durch Heerwagen.

1892 Neubau durch Rühlmann (Opus 128) als zweimanualiges vorderspieliges Werk mit 16 Registern auf pneumatischen Kegelladen hinter einem neoromanischen Prospekt mit fest angebautem Spieltisch.

1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken, Ersatz durch Zink durch die Erbauerwerkstatt.

1960er Jahre Einbau eines elektrischen Winderzeugers.

2021 einige Register sind nicht mehr spielbar. Die Orgel wird selten genutzt und ist stark verstimmt und verschmutzt.

 

Die Rühlmann-Orgel in Domnitz ist das erste größere Instrument der Kirche und mit ihren 16 Registern (sogar mit einem Schweller ausgestattet) ein Hinweis auf vorhandenen Reichtum und musikalisches Können im Ort. Das Werk verbirgt sich hinter einem edlen neoromanisch angehauchten Prospekt mit vier flachen Rundbogenfeldern, die durch Pilaster gerahmt werden. Drei spitze Giebel mit eingefügten vierblättrigen Rosetten überspannen die einzelnen Felder, die beiden mittleren springen leicht hervor. Der Spieltisch ist wie bei Rühlmann typisch frontal angebracht. Im Inneren findet sich die Windlade des ersten Manuals direkt hinter der Prospektfront. Hinter dem Stimmgang steht das Pedal ebenerdig, während die Lade des ersten Manuals auf Höhe der Prospektöffnungen liegt. Das zweite Manual mit seinem Schwellwerk steht frontal gesehen rechts um 90 Grad gedreht schräg über der Hauptwerkswindlade. Sein Schwellkasten ist dem Verlauf der Pfeifenreihen folgend abgeschrägt, die Türen weisen frontal gesehen nach links. Alle Werke sind chromatisch aufgestellt. Der Klang des einst prachtvollen Instrumentes ist heute durch Verstimmungen und Verschmutzungen sowie technische Defekte in den Registereinschaltungen geprägt. Die klanglichen Charakteristiken der Rühlmann-Orgel mit starkem Hauptwerk, zurückgenommenem Schwellwerk und stark tragendem Pedal sind aber noch erkennbar. Der kräftige Principal 8′ mit seinem singenden Charakter, der die ganze Kirche füllt, wird durch eine füllige Flöte sowie eine stark streichende Gambe, die als lyrische Solostimme sehr gut zu gebrauchen ist, abdifferenziert – getragen durch einen vollen, etwas dumpfen Bordun 16′. Nach oben hin aufgehellt wird diese Klangpyramide durch eine starke, sehr helle Octave 4′ und eine golden-glänzende Mixtur 3fach – abgestuft durch ein spritzig hohles Gedackt 4′.  Das zweite Manual erhält durch einen weichen Geigenprincipal 8′ Gewicht im Vergleich zum Hauptwerk, abgestuft durch ein dunkles Lieblich Gedackt 8′ und eine helle, spielfreudige Flöte 8′. Für entrückte Klänge sorgen das sanfte Salicional in Verbindung mit einer Voix celeste, deren Klang durch den Schweller noch etwas abgedämpft werden kann. Die Schwellwirkung der dünnen Schwelltüren aus Holz bezieht sich aber vor allem auf die Obertöne, nicht auf die Lautstärke der Register an sich. Aufgehellt wird das Werk durch eine weich-verspielte, runde Flauto amabile 4′. Das Pedal ist mit zwei 16′-Registern mächtig-tragend ausgestattet. Der Violon aus Holz hat fast Principal-Charakteristik, Kontur gibt ein Principalbaß 8′. Der Klang der Orgel ist trotz der Verstimmungen und Ausfälle prachtvoll, gravitätisch, sehr mischfähig, aber trotz allem sehr rund, weich, vollmundig, erdig-dunkel und doch von goldenem Glanz. 

Der Zustand des Werkes ist heute schlecht, aber spielbar. Das Innere ist stark verschmutzt, aber original erhalten. Das Pfeifenwerk ist frei von Wurm- und Anobienbefall. Die Pfeifen selbst sind in guten Zustand und nicht beschädigt, auch Vogelkot findet sich im Inneren nicht. Der Schweller lässt sich ohne Probleme über das Gestänge betätigen. Die größten Probleme finden sich in der pneumatischen Steuerung, einige Register lassen sich nicht mehr einschalten, einige Tasten vor allem im ersten Manual funktionieren nicht mehr, diverse Federn des Pedals müssen ersetzt werden. Bei der dreifachen Mixtur fehlt das Registerschild. Die festen pneumatischen Kombinationen funktionieren ebenfalls nicht – teilweise klemmen die Druckknöpfe. Es wäre wünschenswert, wenn das selten gespielte, dennoch wertvolle und prachtvolle Instrument die Kirche bald wieder mit seinem vollen Klang füllen dürfte. 

Disposition

I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16′

Principal 8′

Hohlflöte 8′

Gambe 8′

Octave 4′

Gedackt 4′

Mixtur 3fach

II – Oberwerk (schwellbar) C – f“‘

Geigen Principal 8′

Liebl. Gedackt 8′

Flauto trav. 8′

Salicional 8′

Voix céleste 8′ (ab c°)

Flauto amab. 4′

 

Pedal C – d‘

Subbaß 16′

Violon 16′

Principal baß 8′

 

Spielhilfen

Als Registerzüge mittig über Manual II:
Man. Coppel [II/I], Ped. Coppel [I/P]
Rechts: Calcant

Als Kollektivdrücker in der Vorsatzleiste des 1. Manuals, ausgeführt (unbeschriftet) in Metall:
Auslöser, p, mf, f, tutti

Über dem Pedal rechts, über c‘ und d‘:

Schwelltritte (als Löffeltritte aus Gusseisen) für II: links – auf, rechts – zu (wechselwirkend)

Gebäude oder Kirchengeschichte

12./13. Jahrhundert Bau einer ersten, romanischen Steinkirche.

13. Jahrhundert Guss der kleinen Glocke.

Anfang 14. Jahrhundert Guss der großen Glocke.

1684 Verlängerung/Vergrößerung des Kirchenschiffes, dabei auch Anbau einer Loge auf der Nordseite – von dieser berichtet heute eine vermauerte Türöffnung.

1864 Neubau bzw. Erhöhung des Kirchenschiffes, neue Innenausstattung und Abbau der Loge im Norden.

1930er Jahre farbliche Neufassung des Innenraums.

Die Kirche in Domnitz ist versteckt in der Mitte des Ortes, umgeben vom heute noch genutzten Kirchhof unter hohen Bäumen gelegen. Sie ist in ihrer Bauweise ein typisches Gotteshaus des Saalkreises. Ein einschiffiger Kirchsaal mit dreiseitigem Ostabschluss schließt sich an einen massiven Westquerturm an, der romanische Doppelarkaden und ein Satteldach besitzt. Kirchenschiff und Kirchturm besitzen massive Strebepfeiler, am Kirchturm ist im Süden ein altes Sakramentshäuschen in einen Strebepfeiler eingemauert – ein Hinweis auf frühere Gottesdienste im Freien? Die Fenster des Kirchenschiffes sind als schmale Halbbogenfenster ausgeführt. Weitere flache Halbbogenfriese im Verputz des Mauerwerkes gliedern das Bauwerk und schaffen eine in die Länge gestreckte Wirkung. Im Süden ist eine kleine Vorhalle zum Betreten der Kirche in schlichten Formen angefügt, deren halbrundes Rosettenfenster in Buntglas die Worte „Unsern Ausgang segne Gott“ trägt – fast wie ein lakonischer Hinweis auf die schwindenden Mitgliederzahlen der Kirche heutzutage. Das Innere des einschiffigen, von außen recht flach und unscheinbar wirkenden Bauwerkes ist schlicht – die Farbe Weiß dominiert den Eindruck. Eine trapezförmige Holzdecke mit gliedernden Querstreben überspannt den Raum und nimmt die Formen des dreiseitigen Ostabschlusses auf. Die den Raum hufeisenförmig umfassende Empore ist heute eingeschossig ausgeführt und trägt an den tragenden Säulen an einigen Orten das hallesche Stadtwappen als Hinweis auf die ausführenden Gewerke. Der hintere Teil, etwa ein Drittel der Emporenlänge ausmachend (auf welchem die Orgel steht), springt gegenüber dem vorderen Teil deutlich hervor und stammt laut einer Jahreszahl aus dem Jahre 1684. Die vorderen zwei Drittel der Empore wurden 1864 angefügt. Vorne besitzt die Empore flach gestreckte Rechteckfelder mit einem farblich abgesetzten Rand, hinten gedrungene Flachfelder, welche einen deutlich größeren Abstand zueinander haben und so die zeitliche Differenz zwischen beiden Emporenteilen hervorheben. Die Flachfelder der Empore waren einstmals mit biblischen Szenen und Sprüchen versehen – heute sind sie alle schlicht weiß. Der Kanzelaltar zeigt ebenfalls flache Kassettenfelder. Kanzelkorb und Schalldeckel sind von zwei schwungvollen, runden Anbauten flankiert, die in der sonst geradlinig durch horizontale und vertikale Linien dominierten Ausstattung in ihrem runden Schwung etwas fremdartig, jedoch nicht unangenehm anmuten.  Der Altartisch ist ein schlichter Blockaltar aus Stein mit einteiliger Mensa. Darüber befindet sich, Predella und Altarbild vereinend, ein Gemälde des letzten Abendmales. Der polygonale Kanzelkorb besitzt flache Rechteckfelder mit farblich abgesetzter Rahmung, einen zurückschwingenden Fuß und ein oben abschließend schräg vorspringendes Gesims. Der Schalldeckel ist flach und schließt mit zwei angedeuteten Kapitellen links und rechts nach oben den Altar geradlinig ab. Darüber bekrönt ein Gottesauge im Strahlenkranz (golden gefasst) den Altar. Die drei Buntglasfenster im Altarraum zeigen biblische Szenen, rechts vom Altar im Süden befindet sich eine kleine Loge mit Gitterfenstern. Der Taufstein mit seinem dreiseitigen Fuß mit geschwungener Barockzier entstammt der Zeit um 1700, er ist das letzte Relikt barocker Ausstattung der Kirche. Das Innere ist durch die weiße, mit abgesetzten dunklen Zierbändern versehene Ausstattung, sehr schlicht, dabei aber stets edel und von warmer, hochheiliger Ausstrahlung, die durch den neoromanisch emporragenden Orgelprospekt mit seinen dunklen Pfeifen noch veredelt wird.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter

Orgelgeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch Informationen aus W. Stüven: Orgel und Orgelbauer im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964

Kirchengeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch Informationen aus W. Stüven: Orgel und Orgelbauer im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964

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