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Orgel: Westheide / Hillersleben – Klosterkirche St. Laurentius, St. Stephan und St. Petrus

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Gebäude oder Kirche

Klosterkirche St. Laurentius, St. Stephan und St. Petrus

Konfession

Evangelisch

Ort

Westheide / Hillersleben

Postleitzahl

39343

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Johannes Richter spielt Theophil Forchhammer (1847 – 1923) – Choralvorspiel „Macht hoch die Tür“ Op.23/4



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1599 Schenkung einer Orgel an das Kloster Hillersleben durch den Abt von Groß Ammensleben.
18. Jahrhundert Erwähnung der Orgel als defekt/unbrauchbar.
1789 Sammlung für eine neue Orgel.
Um 1790 Angebot von Christoph Treutmann für eine neue Orgel, welche als zu teuer angesehen wird. Ankauf einer alten, gebrauchten Orgel aus Tuchen (Tuchheim), wo Treutmann zu dieser Zeit neu baute.
1866 Austausch der gebrauchten Orgel gegen eine neue Orgel – wer diese errichtete und wie groß sie war ist nicht bekannt.
1874 Blitzschlag ins Westwerk, dabei brannte die alte Orgel ab. Durch die Hitze setzte sich Wind im Werk in Bewegung, sodass die Orgel nach Zeitzeugen „in grässlichen Dissonanzen um Hilfe schrie“.
1881 Neubau einer vorderspieligen Schleif- bzw. Kegelladenorgel (Manuale/Pedal) II/26 durch Carl Böttcher aus Magdeburg, welche sein größtes Werk werden sollte. Er selbst bezeichnete sie als sein Meisterwerk. Disposition, Fachaufsicht und Abnahme: Domorganist August Gottfried Ritter/Magdeburg.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen aus Zinn zu Rüstungszwecken.
Um 1930 Planungen zu einer Barockisierung der Orgel – das Werk sollte elektrifiziert und aufgehellt werden – dies unterblieb aus Geldmangel.
1983 finden noch Konzerte auf der Orgel statt.
1989 Zusammenbruch des Daches der Kirche, die Orgel blieb unbeschädigt. Da die Kirche nicht mehr genutzt wurde, fiel die Orgel in einen Dornröschenschlaf.
Zwischen 1989 und 2005 verschwanden diverse Pfeifen der Orgel – Schäden an der Pedalwindlade
2005 erste Besichtigung der Orgel durch Fa. Sauer/Müllrose.
2009 erste Planungen zur Rettung der Orgel mit OSV Barry Jordan. Auch eine Versetzung der Orgel nach Salzwedel oder Michaelstein waren zeitweise im Gespräch.
2010 – 2011 Sanierung der Orgel durch Fa. Sauer, dabei Stillegung der Sperrventile. Einbau neuer Prospektpfeifen aus Zinn, Rekonstruktion der fehlenden Pfeifen nach den Mensuren der vorhandenen Pfeifen.

Die Orgel in Hillersleben ist wohl eines der wertvollsten und bemerkenswertesten Instrumente der Region – zum Ersten ist sie das größte je in der Werkstatt Carl Böttchers entstandene Werk, zum Zweiten gleicht es einem Wunder, dass sie alle Unbillen der Zeit bis hin zum teilweisen Einsturz der Kirche recht gut überstanden hat, ohne allzu großen Schaden zu nehmen. Zum Dritten traf dieses bemerkenswerte Werk auf eine kundige Orgelbaufirma, die das Werk in erster Güte wiederherstellte und durch die treibende Kraft unermüdlicher Menschen zu Höchstleistungen inspiriert wurde. Der dunkle Holzprospekt besitzt bemerkenswert charakteristische neoromanische Formen. Je zwei große Flachfelder mit den Pfeifen des Principal 8′, welche im Rahmen der Restaurierung in höchster Güte in Zinn neu entstanden, flankieren ein zentral unter einem Rundbogen liegendes Flachfeld, welches in zwei Reihen in je drei Felder aufgeteilt ist. Runde Pilaster und florales Schnitzwerk sowie dreiteilige, runde Schleierbretter zieren die Schaufront.
Der Spieltisch ist frontal als Spielschrank mit beidseitigen Flügeltüren in das Gehäuse eingelassen, die Registerzüge befinden sich symmetrisch zu beiden Seiten des Klaviaturblockes. Die Registerschilder bestehen aus Porzellan und sind mit schwarzer Frakturschrift versehen. Die Schilder selbst sind werkweise durch unterschiedliche, heute teils verblichene Färbung gekennzeichnet, sodass jedes Register ad hoc dem entsprechenden Werke zugeordnet werden kann. Die Registerschilder des Pedals sind blau, die des ersten Manuales weiß und die des zweiten Manuales orange gefärbt. Die (heute stillgelegten) Sperrventile sind in der Farbe des entsprechenden Werkes gefärbt, sodass sie intuitiv zu den Werken zugeordnet werden können.
Im Inneren steht auf der Höhe der Prospektöffnungen die in C- und Cis-Seite geteilte Windlade des Hauptmanuales, darüber steht die Windlade des zweiten Manuales. Die Rückwand der Orgel bilden die Pfeifen des Pedals. Die Posaune steht, ebenso wie ihr linguales Pendant im Hauptwerk, direkt am Stimmgang. Bemerkenswert ist die Ausführung der Windladen – die der Manualwerke sind als mechanische Schleifladen, die des Pedals hingegen als mechanische Kegelladen mit Registerzügen zum Einhaken gebaut. Das zweite Manual besitzt ein hinter dem Prospekt stehendes Wellenbrett. Die Traktur des ersten Manuales ist als horizontaler, schmaler und liegender Wellenrahmen gebaut. Die Ventile des ersten Manuales besitzen dabei zwei „Angelpunkte“: Hinten greift die Pedalkoppel, vorne die normale Manualtraktur an das Ventil an, sodass bei gleichzeitiger Betätigung von Pedalkoppel und selbiger Manualtaste das Ventil quasi horizontal an beiden Seiten geöffnet ist und aus der Führung rutschen kann, was dann Heuler zur Folge hat. Ähnliche Bauweisen der Ventile ohne festen Fixierpunkt mit zwei Trakturangriffspunkten finden sich auch bei Friedrich Wilhelm und August Ferdinand Wäldner.
Die Disposition, konzipiert von einem der angesehenen Virtuosen der damaligen Zeit – August Gottfried Ritter, seines Zeichens Domorganist in Magdeburg und königl. Orgelrevisor – zeigt sich überaus vielseitig und noch an die klassische Orgel angelehnt. Auch das zweite Manual kann eine Art Mixturklang erzeugen – zu dieser Zeit bei 26 Stimmen keine Selbstverständlichkeit! Das erste Manual ist klar als das Hauptmanual konzipiert. Ein voller, kräftig weicher Bordun 16′ gibt über die ganze Breite der Klaviatur Gravität und Fülle.
Darauf baut sich ein kompletter Principalchor mit singend-transparentem, dennoch breit-kraftvollem Principal 8′ nebst strahlender Octave 4′, herber Quinte, heller Superoctave sowie einer golden glänzend strahlenden Mixtur 3-5fach auf. Eine runde, etwas dunkel gefärbte Trompete 8′ gibt weitere Kraft und Fülle, kann bei Bedarf aber auch gut als Solostimme fungieren. Reiche Grundstimmen als rundes, etwas hohles Gedeckt, als perlende, offene, orchestrale Flöte und scharf-melancholische, aber nicht dominante Gambe runden die Aequallage ab. Eine helle, spielfreudige Hohlflöte 4′ hellt den Flötenchor auf und füllt zugleich die 4′-Lage. Das zweite Manual ist als Pendant zum Hauptwerk, wenngleich etwas zurückgenommen, disponiert. Diese Zurücknahme wird durch die exponierte Stellung des Werkes unter dem Gewölbe der Kirche, welche die Präsenz deutlich erhöht, etwas negiert. Auch das zweite Manual basiert auf einem runden, stillen 16′. Drei Principalregister als schlanker, sanglich-weicher Geigenprincipal, als helle, aber weiche Octave sowie als herb-goldene, etwas dunkel principalische Rauschquinte. Diverse fein differenzierte Farb- und Charakterstimmen fächern die Achtfußlage als stilles, lieblich-rundes, warmes Gedeckt, als rund-weiche, edle Flöte und leise, geheimnisvoll streichendes Salicional auf. Die Vierfußlage besitzt mit einem mit sanfter Ansprache versehenen Gedackt sowie einem recht scharfen, hellen Salicional ebenfalls reiche Farben. Die Zweifußlage wird neben der Rauschquinte noch durch eine leuchtend-helle, sehr weiche Waldflöte abgedeckt. Das Pedal besitzt nur Stimmen der 16′- und 8′-Lage. Das Fundament bilden der füllig warme Subbass sowie der stark offene Violon mit deutlichem Strich. Für Gravität und Stärke sorgt zudem noch die Posaune 16′, die sich gut in den Klang einschmiegt ohne unterzugehen. Die Achtfußlage wird durch den starken, gut zeichnenden Offenbass sowie das schmal schneidend-herbe Cello vertreten. Die Pedalkoppel ist hier also unbedingt empfohlen. Nicht nur das kraftvoll gravitätisch-schwere, golden strahlende, mit der Trompete kraftvoll tönenden Plenum bzw. Volle Werk ist bemerkenswert, auch die Grundstimmen ohne den Principal 8′ bilden eine weite, edel-weiche, stets biegsam-mischfähige Klangfarbe – ohne dass den einzelnen Stimmen an ihrem Charakter etwas fehlen würde. Die Solo- und entsprechende Begleitmöglichkeiten sind schier endlos und laden zum Entdecken ein. Der Klang füllt den Raum voll aus, ohne dabei anzustrengen, überdominant oder aufdringlich zu sein.
Hervorzuheben ist auch das Spielgefühl. Die Trakturen sind leicht, weich und mit angenehmer Sensibilität anzuschlagen. Auch das Spielgefühl mit der Manualkoppel ist ein durchaus Angenehmes, fast Pianistisches – keine überbordene Schwergängigkeit ist festzustellen. Auch das Pedal lässt sich sehr angenehm spielen, wenngleich es durch seine breite Mensur etwas Eingewöhnung bedarf (ebenso wie die Tatsache, dass man die Registerzüge selbigen Werkes einhaken muss).
Der Zustand der Orgel ist, bis auf leichten Holzwurmbefall im Bereich des Gangbrettes vor dem ersten Manual, sehr gut. Heuler, Hänger, Durchstecher etc. sind nicht festzustellen. Die Intonation ist gleichmäßig und charakteristisch. Im Vollen Werk neigt die Orgel etwas zum Stoßen bzw. Beben – dies lässt sich aber gut abfangen. Die Gemeinde Hillersleben ist für diese edle und wertvolle Orgel zu beglückwünschen und ein großer Dank an die ausführende Firma sowie die treibenden Kräfte in der Gemeinde für diese überaus überzeugende Arbeit zu sagen, die auch dem Erbauer der Orgel (den meisten unbekannt) zur höchsten Ehre gereichen dürfte. Diese Orgel ist gewiss sein Meisterwerk, und bleibt es auch heute.

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun. 16.‘ (ab C)

Principal. 8′. (teilw. Prospekt, Außenfelder)

Gedact. 8.‘

Hohlfloete. 8.‘

Viola di gamba 8.‘

Octav. 4.‘

Hohlfloete. 4.‘

Quinte. 2 ²/3.‘

Superoctav. 2.‘

Mixtur. 3-5 fach. (2′)

Trompete. 8.‘ (aufschl.)

 

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Gedact 16′ (ab c°)

Geigen,,principal. 8.‘ (teilw. Prospekt, Mittelfeld) 

Flaut travers 8′.

Liebl. Gedact 8′

Salicional. 8.‘

Octav. 4.‘

Gedact. 4′

Salicional. 4.‘

Waldflöte. 2.‘

Rauschquinte 2 fach. (2 2/3’+2′)

Pedal C – d‘

Sub=Baß 16.‘

Violon. 16.‘

Offenbaß. 8.‘

Violoncello. 8.‘

Posaune. 16.‘ (aufschl.)

 

Spielhilfen

Als Registerzüge links außen: Manual=Coppel. [II/I], Pedal=Coppel. [I/P]
Als Regiszterzüge links innen: Calcanten glocke. [heute außer Funktion] Sperrventil [weiß=HW], Sperrventil [orange=OW]
Als Registerzug rechts innen: Sperrventil [blau=Ped]

Die Sperrventile sind heute stillgelegt.

Gebäude oder Kirchengeschichte

Um 950 Gründung eines Nonnenklosters (Benediktinerinnen) mit ottonischer Klosterkirche.
1022 Angliederung an das Erzbistum Magdeburg.
1096 Reformation des Klosters – Besetzung mit Mönchen aus dem Kloster Ilsenburg am Harz.
1109 Erhebung zur Abtei.
1179 vollständige Zerstörung des Klosters durch Kampfhandlungen zwischen Heinrich dem Löwen und Erzbischof Wichmann aus Magdeburg.
1180 Errichtung einer romanischen dreischiffigen Basilika mit Querhaus und dreischiffigem Chor mit drei Apsiden.
1232 Fertigstellung des Baues.
Um 1260 Anbau eines dreiteiligen Westwerkes sowie eines heute nur teilweise erhaltenen Kreuzganges.
1550 Schäden an den Gebäuden durch eine Schlacht.
Ab 1562 Erneuerung und Reparatur der Gebäude samt Kirche.
1577 Übernahme der Confessio Augustana – das Kloster wird evangelisch im Zuge der Reformation.
1580 Abschluss der Renovierungsarbeiten, die Gewölbe des Mittelschiffes datieren in diese Zeit.
1580 Fertigung des heutigen Taufsteines.
1687 kommt das Kloster zu Preußen und wird Domäne.
1788 ist die Kirche stark verfallen – ein Abriss der Ostteile wird gefordert.
1810 Einsturz der romanischen, ebenfalls stark verfallenen romanischen Westfassade.
Ab 1859 Renovierung der Kirche, dabei Abriss von Chorraum und Querhaus samt Apsiden. Anbau einer neoromanischen Apsis direkt an das ehemalige Langhaus – die Kirche wurde um ca. 15-20 Meter verkürzt.
1874 Blitzeinschlag in die Türme. Glocken und Orgel wurden zerstört, desgleichen die Türme selbst.
1880/81 Wiederherstellung des Westwerkes.
1909 Guss einer (?) Glocke bei Ulrich/Laucha, Nominal gis‘.
1917 Abgabe zweier Glocken.
1926 Guss zweier neuer Glocken (Nominale e’+ h‘) bei Ulrich in Kempten.
Um 1930 Errichtung eines eisernen Glockenstuhles mit gekröpften genieteten Jochen.
Nach 1945 keine weitere Pflege oder Instandhaltung der Kirche, der Zustand verschlechterte sich zusehends.
1983 finden noch Konzerte in der Kirche statt
1989 Einsturz des Daches vom Langhaus, ein Abriss der Kirche wird erwogen.
Nach 1990 Beginn einer umfangreichen Sanierung des Bauwerkes.
2008 Wiedereinweihung der Kirche
2011 Abschluss der Arbeiten.
2021 Eine Elektrifizierung der Glockenanlage samt neuem Glockenstuhl wird erwogen.

Hillersleben dürfte den meisten Menschen kein Begriff sein. Wenn, dann nur durch die Heeresversuchsanstalt mit ihrer 25km langen, aus dem Weltraum sichtbaren Schießbahn. Die Klosterkirche Hillersleben war einst das geistliche Zentrum des Klosters Hillersleben, welches die angrenzenden Klöster Groß Ammensleben, Wolmirstedt und Haldensleben sowohl in Größe, als auch in Besitzungen und materiellen Gütern bei weitem übertraf. Heute liegt die Kirche samt der einstigen noch erhaltenen Reste der Anlage (Dormitorium und Reste des Kreuzgangs) am Rande des Ortes. Von der einstigen Größe der Anlage verkünden noch heute die Reste der südlichen Seitenschiffapsis am Dormitorium samt der vermauerten Durchgänge von diesem Gebäude in die Kirche sowie die vermauerten Böge der Seitenschiffe des Chorraumes – ebenso wie die Reste der Vierungspfeiler im Inneren und außen an der Apsis. Dennoch ist die Kirche auch heute noch ein gewaltig trutziger Bau, der mit seinen beiden um die 45m hohen Türmen das Landschaftsbild prägt und weithin sichtbar ist. Das Bauwerk zeigt sich heute als dreischiffige Pfeilerbasilika mit romanischen Grundmauern und einer halbrunden Apsis im Osten als Chorraum sowie einer dreiteilig zweitürmigen Westfassade.
Das Bauwerk ist steinsichtig aus Bruchsteinmauerwerk erbaut. Die Fenster des Obergadens am Mittelschiff sind als Spitzbogenfenster, die der Apsis als Rundbogenfenster mit Sandsteinlaibungen ausgeführt. Im Süden der Kirche ist ein Rest des Kreuzganges erhalten, der nahtlos an das Seitenschiff angefügt ist und heute als Winterkirche dient. Ihm gegenüber befindet sich ein weiterer Rest des Kreuzganges, hinter dem einst noch ein Gebäude stand – der Innenhof maß also einst ca. 20m im Durchmesser und war damit überaus beeindruckend.
Die Westfassade besteht aus zwei quadratischen Türmen mit spitzbogigen Biforien samt Vierpaß als Schallfenster im obersten Geschoss. Die Bekrönung der Türme ist als spitzer achtseitiger Helm mit vier Dreiecksgiebeln ausgeführt. Der hohe Mittelbau besitzt ebenfalls auf jeder Seite vier Biforien von gleicher Bauart analog der Glockenstuben. Die Turmuhr befindet sich über diesen Fenstern in einem spitzen Giebel. Ein rundes Vierpaßfenster durchbricht die Westwand hinter der Orgel, darunter befindet sich ein heute nicht mehr genutztes Spitzbogenportal. Die Fenster sind mit rotem Sandstein umrahmt, dieser findet sich so aber nur am Turm. An den ehemaligen Pfeilern der vermauerten Seitenschiffbögen befinden sich romanische Schachbrett- bzw. Würfelfriese, auf der anderen Seite ist das Kapitell floral gestaltet.
Der Besucher betritt den beeindruckenden Bau durch ein Portal in einer kleinen Eingangshalle im Norden des Kirchenraumes. Das Innere zeigt sich als klare, kraftvolle dreischiffige Pfeilerbasilika. Kantig schlichte, quadratische Pfeiler gliedern die Seitenschiffe mit Spitzbögen zum Mittelschiff ab. Das Mittelschiff wird durch ein flaches tonnenartiges Kreuzgewölbe überspannt – die Seitenschiffe besitzen offene Dachstühle, die von innen mit Holz verkleidet sind. Die Wände sind in einem beigen Farbton gehalten. Hinter einem flachen, weiten Bogen steht die Orgel auf der Empore im Turmraum. Dieser Turmraum öffnet sich in zwei Bögen zum Kirchenraum, vor denen sich heute eine schlichte hölzerne Empore befindet, die mit einer Bogenbalustrade verziert ist. Der Blick des Betrachters wird zuerst vom prachtvoll und edel ausgemalten Altarraum gefangen genommen, dessen Tonnengewölbe mit in runden Formen angeordneten goldenen Sternen vor einem dunkelblauen Grund verziert wird – diese Zier symbolisiert den Himmel und damit die Unendlichkeit. Darunter befinden sich zwei goldene Zierbänder, zwischen denen einzelne Kreuze mit Kreisen umrahmt angebracht sind. Zwischen den Fenstern sind lebensgroße Gemälde der vier Evangelisten angebracht, die von floral gestalteten Rundbögen (ebenso wie die Fensteröffnungen) umrahmt sind. Die dunklen Bänder heben sich von den goldenen Hintergründen der Evangelistenbilder angenehm ab. Links und rechts am Übergang zum Kirchenschiff befinden sich unter dem Gewölbe Gemälde der Sakramente Brot und Wein. Unter den Fenstern verläuft ein geometrisch gestaltetes Zierband in rot-grüner Färbung. Die Wand darunter ist mit geometrischen Mustern verziert. Im Zentrum hinter dem Altar befindet sich ein goldenes, schlichtes Kreuz. Der Altar selbst ist als schlichter Blockaltar ausgeführt, die Altarplatte stammt noch aus romanischer Zeit und besitzt noch eine Reliquienöffnung, allerdings wurde sie verkleinert und ihrer Weihekreuze beraubt.
Die Kanzel steht auf der Südseite des Altarraumes und besteht aus Stein auf einem quadratischem Fuß mit spitzbogiger Balustrade. Der Schalldeckel ist aus Holz gefertigt und zeigt reiche Filialen- und Wimpergenzier mit einem markanten Spitzhelm samt bekrönender Kreuzblume. Diese Arbeit ist überaus fein gestaltet. Der mächtige Taufstein ist pokalförmig und zeigt Büsten bzw. Brustbilder u.a. der Hl. Barbara und des Hl. Laurentius. Zwei an historische Radleuchter angelehnte runde Leuchter aus grauem Metall lassen das Innere hell erstrahlen und wirken dabei nicht als Fremdkörper, sondern in dem romanischen Raum überaus passend und angenehm als historische Reminiszenz in diesem Raum. Der Raum wirkt überaus klar, kraftvoll, erhaben und strukturiert. Den treibenden Kräften hinter dem Wiederaufbau ist kaum angemessen zu danken, dass hier in der Magdeburger Börde dieses bedeutende Bauwerk nicht verschwand, sondern phoenixgleich wieder auferstand und zu einem der beeindruckendsten Räume dieser Region wurde, der überdies noch eine für Gesang und Orgelmusik gleichermaßen überaus günstige Akustik aufweist.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter, 27.11.2021
Orgelgeschichte: Informationen von Herrn Th. Beißert, Organist der Kirche
Kirchengeschichte: Schautafel „Straße der Romanik“ außen an der Kirche (Stand 27.11.2021) sowie mündl. Informationen von Herrn Beißert.

Youtube-Videos von Johannes Richter auf dem Kanal JRorgel

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