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Orgel: Weida-Land / Nemsdorf – St. Georg

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Gebäude oder Kirche

St. Georg

Konfession

Evangelisch

Ort

Weida-Land / Nemsdorf

Postleitzahl

06268

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

um 1670 ist ein Regal vorhanden, welches der Ortspfarrer selbst spielte und dafür einen Groschen pro Monat erhielt. Die Gemeindemitglieder nannten das Instrument einer Chronik zufolge spöttisch „Sackpfeife“.
1689 Bericht darüber, dass keine Orgel vorhanden sei. Das Regal wurde also eventuell abgeschafft oder aber war nicht spielbar. Auch wird darüber berichtet, dass zwar das benötigte Geld vorhanden wäre, jedoch ein Organist fehlen würde.
1696 Errichtung/Anschaffung einer ersten Orgel durch Peter Herold/Apolda. Das Instrument kostete 100 Thaler und umfasste 8 Register auf einem Manual und Pedal; mechanische Schleifladen.
1719 Bau einer Orgel durch Julius Heinrich Papenius (Stolberg) II/20 auf der Ostempore der Kirche (!), deren Prospekt bis heute erhalten ist. An dieser Orgel war auch ein gewisser Johann Christoph Hocker aus Roßleben beteiligt, der im Kirchspiel Querfurt mehrfach tätig war. Er selbst wird in dieser Zeit als „Geselle“ bezeichnet.
1821 Kostenvoranschlag für eine Orgelreparatur durch Christian Friedrich Schafberg/Querfurt.
1862 oder 1863 Besichtigung des Werkes durch Friedrich Gerhardt/Kölleda zwecks Erstellung eines Kostenvoranschlages zur Reparatur. Orgelrevisor Engel (Domorganist Merseburg) empfiehlt Gerhardt für die Reparatur.
1863 Reparatur und Überholung – genauer Arbeitsumfang unbekannt für diese Arbeiten kommen August Apel und Wilhelm Hellermann (beide Querfurt) oder aber Gottlieb Schönburg bzw. dessen Sohn infrage.
1898 soll die Orgel erneut repariert werden – Otto Apel (Sohn August Apels) wird als „unfähig“ bezeichnet, die auftretenden Mängel abzustellen. Das Werk war zu dieser Zeit bereits seit Längerem schadhaft.
1901 erster Kostenvoranschlag von Wilhelm Rühlmann sen./Zörbig für eine Orgel mit 22 Stimmen auf zwei Manualen und Pedal.
1902 Neubau mit pneumatischen Kegelladen hinter dem historischen Prospekt als Opus 237 durch Wilhelm Rühlmann (Zörbig) mit zwei Manualen und 22 Registern. Kosten: 7130 Mark.
1912 Einbau einer elektrischen Windmaschine.
1917 Abgabe der Zinn-Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken.
1926 Einbau von Zinkpfeifen in den Prospekt. Die Arbeiten führte die Erbauerwerkstatt aus.
1938 Angebot von Rudolf Kühn/Merseburg für Reinigung und Überholung der Orgel (vermutlich auch Umdisponierung) – der zweite Weltkrieg verhinderte die Ausführung. Schon damals wurde erheblicher Wurmbefall moniert.
1996 erhält der alte Motor einen neuen Trafo – der Motor wird mit 380V Drehstrom betrieben.
2020 Orgel vorhanden und bedingt spielbar. Das Werk ist verschmutzt und stark vom Holzwurm befallen.

Die Rühlmann-Orgel in Nemsdorf hinter dem prächtigen Barockprospekt im Osten der Kirche bildet mit dem prachtvollen, aus Stein gehauenen (!) Kanzelaltar eine eindrucksvolle Einheit. Obgleich nur mit Einschränkungen spielbar, offenbart das Instrument jene Klangeigenschaften, die für Rühlmann typisch sind – eine fein ausdifferenzierte Grundstimmenpalette bis in die leisesten, himmlischen Bereiche (Vox celeste). Durch den Schweller (bemerkenswerterweise als Türen-, nicht als Jalousieschweller ausgeführt, mit einem kleinen Löffeltritt zu öffnen oder zu schließen) weiter differenzierbar – lyrisch-weiche Solostimmen (Gambe, Doppelflöte, Oboe) – hoher Verschmelzungsgrad bei gleichzeitiger Plastizität der Einzelstimmen und ein wuchtiges, tragfähiges, jedoch nie grobes und von klanglichen Härten freies Plenum, welches von den Pedalregistern eindrucksvoll grundiert wird und, ebenso wie das Spiel der Grundstimmen, Gravität und ernst-kirchliche Würde versprüht. Daneben verfügt die Orgel mit festen Kombinationen, dem Schweller und einer Superoktavkoppel über vielfältige und angemessene Möglichkeiten zur Darstellung (spät-)romantischer Musik. Leider leidet das Instrument unter der geringen Nutzung der Kirche. Die Spieltraktur weist vor allem im zweite Manual diverse Ausfälle auf, manche Töne im Pedal klingen länger, als sie sollten.

Disposition

Heutige Disposition (Stand 2021)

I. Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16′

Principal 8′

Doppelflöte 8′

Hohlflöte 8′

Gamba 8′

Octave 4′

Flauto harm. 4′

Quinte 2 ²/3′ Octave 2′

Mixtur 4&5fach

II. Schwellwerk C – f“‘

Liebl. Gedackt 16′

Geigenprincipal 8′

Flauto trav. 8′

Liebl. Gedackt 8′

Salicional 8′

Vox celeste 8′

Gemshorn 4′

Oboe 8′ (durchschlagend)

Pedal C – d‘

Subbaß 16′

Violon 16′

Principalbaß 8′

Gedacktbaß 8′

Posaune 16′

Orgel von Julius Heinrich Papenius / Stolberg 1719

I – Hauptwerk (Umfang unbekannt)

Quintaton 16′

Principal 8′

Gedackt 8′

Flauto 8′

Quinta 6′

Octave 4′

Klein-Gedackt 4′

Octave 2′

Mixtur 4fach

II – Oberwerk (Umfang unbekannt)

Gemshorn 8′

Viola di Gamba 8′

Lieblich Gedackt 8′

Flute d’amour 4′

Waldflöte 2′

Cornett 4fach

Pedal (Umfang unbekannt)

Subbass 16′

Violonbass 16′

Principalbass 8′

Quinta 6′ (Tr.I)

Posaunenbass 16′

Dazu kamen folgende Spielhilfen: Manualkoppel, Pedalkoppel I/P, Sperrventile für alle drei Werke, Kalkantenklingel.

 

Spielhilfen

Als Registerschalter über dem zweiten Manual zwischen jenen des HW und des SW von links:
Manualcoppel, Pedalcoppel z.M.I, Pedalcoppel z.M.II, Octavcoppel [Super II/I]

Als Collectivdrücker unter dem ersten Manual, unbeschriftet:
Auslöser, 4 feste Kombinationen p, mf, ff, tutti

Über dem Pedal rechts, zwischen h° und c‘:
Schwelltritt für Jalousieschweller (Löffeltritt aus Metall, entweder auf oder zu – bei Treten schließt sich der Schweller mit seinen großen Türen).

Gebäude oder Kirchengeschichte

Um 1400 Erwähnung einer Georgenkirche als Pfarrkirche, wahrscheinlich ein romanisch-gotisches Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert.
13. Jahrhundert: Guss der heute noch vorhandenen „AGLA“-Glocke (Zuckerhut)
Um 1406 Anbau eines neuen gotischen Chores an die Kirche.
16. Jahrhundert: Die Kirche wurde zur Mutterkirche von Göhrendorf.
1730 Errichtung eines neuen barocken Kirchenschiffes von deutlich größerem Ausmaß als bisher – die Elemente des Barock sind dermassen durchgängig und eindeutig, dass von einem kompletten Neubau ausgegangen werden kann.
1763 Stiftung des Taufbeckens anlässlich des Friedens von Hubertusburg.
1767 Guss der heutigen großen Glocke durch Johann Georg Ulrich (Laucha).
1793 Neubau des Turmes in seiner heutigen Form auf den alten Fundamenten, wobei die Fenster des Turmes jünger (als in der Barockzeit) datiert sind.
1914 Einbau neuer Buntglasfenster.
1938/39 Sanierung der Kirche – dabei Umbau der Turmfenster mit moderneren Formen.
1997 Neueindeckung des Kirchenschiffes
2009 Erneuerung der Turmhaube.

Das Innere der Nemsdorfer Georgenkirche zeigt sich als weiträumiger Saalbau im typisch-prachtvollen Barockstil des 18. Jahrhunderts. Dorische Säulen tragen die den Raum u-förmig umschließenden, zweigeschossigen Emporen mit der heute weiß-grauen Marmorierung, welche von 1938 stammt. Ursprünglich dürfte der Raum deutlich farbenfroher, die Emporenfeder farblich abgesetzt und mit biblischen Worten verziert gewesen sein. So wird allerdings der Blick des Betrachters eindrucksvoll auf das „schweigende Wort“, auf den großen, massiv aus Stein gehauenen (!) und dabei sehr qualitätvollen Hochaltar gelenkt, welcher den Blick nahtlos über das Orgelgehäuse schweifen lässt. Diese Symbiose ist in Mitteldeutschland in dieser Qualität singulär, auch wenn die Farbgebung des Orgelgehäuses nicht mehr als die originale angesehen werden darf. Bemerkenswert ist die qualitätvolle Stuckdecke mit dem großen Deckenfresko des Hl. Georg, welches den Raum zu großen Teilen überspannt – 2010 konnte dieses Fresko saniert und gerettet werden. Der Hochaltar, flankiert von zwei quadratischen und zwei runden Säulen mit korinthischen Kapitelle, trägt am Kanzelkorb in einer reich verzierten Zierkartusche die Inschrift „Confert doctrina salutem“ – Glaube und Schrift grüßen einander. Das Lesepult der Kanzel wird von einem Puttenkopf getragen. Über dem Schalldeckel findet sich als Bekrönung eine mächtige und hochwertige Darstellung des Christus mit Kreuz, sowie Abraham und darum einige spielende Putten – die Qualität dieser Steinmetzarbeit ist bemerkenswert! Eindrucksvoll ist auch das zunächst etwas seltsam anmutende Taufbecken, welches von Johannes dem Täufer und Christus bei der Taufe getragen wird, während sich oberhalb Gott Vater befindet. Gestiftet wurde dieses recht einzigartige Werk 1763 anlässlich des Friedens von Hubertusburg. Gleichsam als Bekrönung des Altars trägt auch der Orgelprospekt figürliche Darstellungen und mittig über dem Altar – einer Krone gleich – den Siegesadler in einem mächtigen Strahlenkranz. Diese Symbiose von Wort und Musik, von Klang und Darstellung, ist als überaus gelungen und eindrucksvoll zu betrachten und macht die Nemsdorfer Kirche zu einem sehr empfehlenswerten Besichtigungsobjekt!

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter it Informationen von H.Rotermund
Kirchengeschichte: Wikipedia-Artikel, sowie mündliche Informationen von H. Rotermund

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