Orgel: Weida-Land / Farnstädt-Alberstedt – St. Petrus und Paulus
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Die wertvolle Orgel ist im Zustand akut bedroht.
Gebäude oder Kirche
St. Petrus und PaulusKonfession
EvangelischOrt
Weida-Land / Farnstädt-AlberstedtPostleitzahl
06279Bundesland / Kanton
SaalekreisLand
Sachsen-AnhaltBildergalerie + Videos
Außenbilder
Innenraum
Emporenspiegel von Karl Völker
Orgelprospekt
Spieltisch
Orgelinneres
Turm und Glockenstube
JRorgel: Weida-Land/Farnstädt-Alberstedt – St. Petrus und Paulus – Einzel- und Vollgeläut (Turmaufnahme)
Bildrechte: Datenschutz
Orgelgeschichte
1795 Stiftung für eine Orgel durch Frau Magister Golde/Erdeborn bzw. Alberstedt.
1795 Neubau einer mechanischen Schleifladenorgel I+P für 200 Thaler durch Johann Friedrich Leberecht Zuberbier/Halle.
Um 1880 die alte Orgel ist „sehr defekt“ und soll durch eine Neue ersetzt werden.
Um 1880 Kostenvoranschlag durch August Apel/Querfurt, der auch den Zuschlag für den Neubau erhält.
1882 geplante Fertigstellung der Orgel durch Apel, diese Fertigstellung verzögerte sich durch Apels Verschulden.
Um 1884 Auftragsvergabe an Wilhelm Rühlmann sen./Zörbig.
1885 Neubau einer vorderspieligen mechanischen Schleifladenorgel II/15 durch Wilhelm Rühlmann sen./Zörbig als Op.72 mit neuem Prospekt für 3960 Mark.
18.6.1885 Einweihung der neuen Orgel.
12.7.1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken.
1920er Jahre Einbau von Zinkpfeifen durch die Erbauerwerkstatt.
1960er Überholung durch Hildebrandt/Roßleben, Einbau eines elektrischen Gebläses.
Nach 1990 verschlechtert sich der Zustand, die Orgel verfällt und wird teilweise demoliert und geplündert.
2006 Einholung eines Gutachtens über eine Sanierung der Orgel. Dies kommt wegen mangelnder Mittel nicht zustande.
2022 die Orgel ist grundsätzlich vorhanden, aber nicht spielbar. Viele Pfeifen fehlen, der Zustand des Werkes ist bedenklich. Eine Sanierung ist zum derzeitigen Zeitpunkt nicht leistbar und auch nicht sinnvoll, da die Kirche nur einmal im Jahr wirklich genutzt wird. Die Orgel darf als vorhanden, aber vermutlich verloren gelten. Starker Holzwurmbefall ist festzustellen.
Kurzer Bericht zum Zustand der Orgel:
Das Werk ist weitestgehend vorhanden. Der Spieltisch offenbart starken Wurmbefall in nahezu allen Bereichen, das Notenpult ist dadurch bereits zerstört. Die Registerschilder sind durchweg vorhanden. Die Klaviaturfedern sind gebrochen, teilweise fehlen Tastenbeläge. Die Abstrakten sind zum Großteil gebrochen bzw. zerbrochen worden. Windladen, Holzpfeifen und Wellenbretter sind frei von Wurmbefall. Einige in der Orgel liegende Holzpfeifen zeigen aber aktiven Holzwurm. Die Metallpfeifen sind teilweise leicht verbogen, aber intakt. Drei Prospektpfeifen fehlen, andere weisen Löcher auf, die durch rohe Gewalt entstanden sein dürften. Die Döckchen der Wellenbretter sind unbeschädigt. Ventilfedern und Pulpeten sind korrodiert. Im Turmraum steht ein Doppelfaltenmagazinbalg mit defektem Schöpfer, sowie ein darüber liegender Keilbalg. Ein einstiger Winderzeuger steht heute vom Windkanal getrennt im Turmraum.
Disposition
Manual I – Hauptwerk C – f“‘Bordun 16′ Principal 8′ Hohlflöte 8′ Viola di Gamb. 8′ Octave 4′ Gedackt 4′ Octave 2′ Mixtur 3fach
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Manual II – Oberwerk C – f“‘Geigenprinc. 8′ Liebl. Ged. 8′ Flauto trav. 8′ Flau. amab. 4′
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Pedal C – d‘Subbaß 16′ Princip.Baß 8′ Gedacktbaß 8′
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Spielhilfen
Als Registerzug links unten: Calcant
Als Registerzüge rechts unten: Man.-Coppel [II/I], Ped.-Coppel [I/P]
Gebäude oder Kirchengeschichte
Um800 (?) Errichtung eines Bergfriedes auf einer Anhöhe über dem Ort mit gewölbtem Untergeschoss und Einstiegsöffnungen in ca. 2-3m Höhe. Vermutlich handelte es sich hierbei um einen Wach- und Fluchtturm.
Um 1220 Guss der kleinen Glocke (Nominal: h‘, Durchmesser: 73cm) durch einen unbekannten Giesser.
1262/97 Errichtung einer frühgotischen Kapelle am heutigen Standort unweit des einstigen Wachturmes.
Um 1270 Guss der großen Glocke (Nominal: g‘, Durchmesser: 106cm) durch einen unbekannten Gießer.
1327 erste Erwähnung eines Pfarrers in Alberstedt.
Um 1500 Fertigung eines dreiflügligen gotischen Schnitzaltars.
1506 (inschriftlich) Erweiterung um einen polygonalen Chor mit Maßwerkfenstern.
1520 Alberstedt und seine Kirche werden protestantisch.
Um 1520 Errichtung des Verbindungsteiles zwischen Chorraum und Turm.
1596 Fertigung des Taufsteines.
Um 1630 Schäden an der Kirche im dreißigjährigen Krieg.
Um 1650 Reparatur der Schäden des Krieges, Einbau eines neuen, flacheren Daches mit neuem Dachstuhl, Einbau einer neuen Tonnendecke im Innenraum, Fertigung des Kanzelkorbes.
9.12.1660 durch starken Sturm nimmt die Kirche Schaden, u.a. an den Fenstern.
1720 Schäden an der Kirche durch einen starken Orkan, Angabe des Alters mit 423 bzw. 458 Jahren in Verbindung mit der Feststellung, dass die Kirche früher eine Kapelle gewesen sei.
30.6.1723 Schäden am Turm und am Mauerwerk des Kirchenschiffes durch Blitzschlag.
1751 Errichtung eines neuen Glockenstuhles mit drei Gefachen.
8.5.1881 Aufsatz einer neuen Wetterfahne auf die Turmspitze.
1894 Einbau einer Heizung, Anbau der nördlichen Vorhalle, damals als Leichenhalle genutzt.
1898 Neueindeckung des Turmes.
1905 Sprung der kleinsten Glocke.
18.12.1905 Einschmelzung und Neuguss durch Gießerei Schilling/Apolda – Gewicht: ca.112kg.
1907 Fertigung des Kronleuchters.
22.5.1908 Blitzeinschlag in die Kirche ohne größere Schäden.
1908 Einbau eines Blitzableiters für 118 Mark.
12.7.1917 Abgabe der kleinsten Glocke sowie des Blitzableiters für Rüstungszwecke.
1931 Instandsetzung der Turmhaube mit neuer Wetterfahne, Einbau eines neuen Blitzableiters.
7.11.1933 Gutachten des Landeskonservators für Denkmale (Provinz Halle).
1934 Auftragsvergabe für eine neue Ausmalung des Innenraumes an Kirchenmaler Fritz Leweke. Dieser gab den Auftrag an Maler Karl Völker/Halle weiter, da dieser seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wegen seiner kritischen Einstellung zum Regime kaum noch Aufträge erhielt.
1934 Ausmalung der Kirche (inkl. Decke und Emporenspiegel) durch Karl Völker.
1962 Erneuerung der Turmhaube mit Eindeckung aus Schiefer, Überholung der Blitzschutzanlage und Einbau elektrischer Läutemaschinen (Typ: Gloria), Umhängung der Glocken an gekröpfte Stahljoche.
1968 nach Besichtigung durch Konservator Bolze mit Superintendent Nochmann/Steuden wird empfohlen, die Emporen und die seitlichen Verschläge des Altars abzureißen und die Kanzel als Ambo aufzustellen. Dieses Vorhaben kommt nicht zur Ausführung.
1971 Restaurierung des Altars durch die kirchlichen Werkstätten Erfurt.
1974 Restaurierung der Predella in Erfurt.
Um 1990 keine weitere Nutzung der Kirche, das Innere verfällt und wird teilweise durch Vandalismus beschädigt, u.a. verschwinden die Ketten der Läutemaschinen.
1993 Abgabe des Altars an das Burgmuseum Querfurt zur Sicherung.
1999 keine Nutzung der Kirche, Auslagerung der restaurierten Predella nach Querfurt.
Februar 2004 Planungen des Heimatvereins Alberstedt zur Wiederherrichtung der jahrelang ungenutzten Kirche.
2004 Reinigung der Kirche, Aufräumarbeiten durch örtliche Kräfte.
2005 Sanierung und Aufhängung des Kornleuchters.
2006 Sanierung des Kriegerdenkmales vor der Kirche.
Um 2010 Aufstellung der fotografischen Reproduktion des einstigen Schnitzaltares in der Kirche.
2022 die Kirche wird vereinzelt zu Konzerten und am 24.12. und 31.12. für Andachten genutzt. Ihre Zukunft ist ungewiss.
Anfahrt
Quellenangaben
Orgelbeitrag erstellt von: Johannes Richter
Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter, Sichtung vor Ort sowie mündl. Informationen des Heimatvereins
Kirchengeschichte: Johannes Richter, Sichtung vor Ort und Informationen aus: Die Kirche St. Petrus und Paulus zu Alberstedt. Historische Bestandsaufnahme im Vorfeld einer denkmalpflegerischen Zielstellung. Alberstedter Heimat- und Kulturverein e.V., Mario Kohler. 1. Auflage, Dezember 2004, eastsite > a r c h i t e k t e n < Berlin
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Heimat- und Kulturvereins Alberstedt e.V.