Orgel: Teutschenthal / Köchstedt – St. Marien
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Gebäude oder Kirche
Dorfkirche St. MarienKonfession
EvangelischOrt
Teutschenthal/KöchstedtPostleitzahl
06179Bundesland / Kanton
Sachsen-AnhaltLand
DeutschlandBildergalerie + Videos
Orgelgeschichte
1841 wird eine wohl erste Orgel in der Kirche aufgestellt, die ein Manual und Pedal besaß. Das Instrument wurde durch Johann Gottfried Kurtze (Halle) errichtet.
um 1880 Orgelneubau durch August Apel (Querfurt) als vorderspielige mechanische Schleifladenorgel I/7
1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken
1996 durch den Gebirgsschlag, der Schäden an der Kirche verursachte, wird die Orgel nicht mehr gespielt.
2002 Planungen zur Restaurierung des Instrumentes, als dessen Urheber damals noch Johann Gottfried Kurtze angenommen wird. In diesem Jahr geht eine erste Spende über 1200 Euro ein.
2006 umfassende Restaurierung durch Thomas Schildt (Halle), dabei Einbau neuer Prospektpfeifen aus Zinn.
2025 die Orgel ist spielbar und in gutem Zustand, allerdings teilweise eingehaust. Damit soll herabfallender Putz von der reparaturwürdigen Westwand am Hineinfallen in die Orgel gehindert werden. Eine Reinigung des Instrumentes ist geplant.
Anmerkungen zur bislang angenommenen Urheberschaft der Orgel:
Bislang ging man davon aus, dass Johann Gottfried Kurtze aus Halle das Instrument im Jahr 1841 errichtet habe. Auch Wilfried Stüven geht dieser Annahme nach und gibt die heutige Disposition des Instrumentes – welche vollkommen ohne Mixturen oder Aliquoten auskommt – als Beleg dafür an, wie sich die Kurtzschen Orgeldispositionen entwickelt hätten. Dem kann zuallererst entgegen gehalten werden, dass die Köchstedter Orgel in ihrem Pfeifenbestand und auch hinsichtlich der technischen Details in sich vollkommen homogen ist, also nur aus einer Hand stammen kann. Kurtze hingegen war bekannt dafür, dass er zwar „neue“ Orgeln lieferte, diese aber aus gebrauchten Alt-Teilen zusammensetzte. Dies ist unter anderem in Langenbogen noch heute ersichtlich. Gegen Kurtze spricht zweitens als Urheber, dass die Prospektform nicht 1841 entstanden sein kann. Dererlei schlichte historistische Prospekte kamen erst ab den 1860er Jahren wirklich auf. Das gesamte Innere ist auf äußerste Platzersparnis hin gebaut und bemerkenswert gut geplant. Die beiden Pedalregister stehen durch Verführungen im Pfeifenstock nebeneinander, so wie es auch in Köchstedt der Fall ist. Die Registerschwerter sind geschwungen – nicht mit der Maserung des Holzes gehend – aus einem massiven Brett gesägt. Auch die Einbuchtung des Spieltisches für die Beine des Organisten, um durch eine eingerückte Spielanlage mehr Raum auf der engen Empore zu gewinnen, erscheint als das Werk eines wohlüberlegenden und hochwertig bauenden Meisters, nicht als das Stückwerk eines (dafür bekannten) Orgelhändlers. Es ist also äußerst unwahrscheinlich, dass diese Orgel wirklich von Johann Gottfried Kurtze erbaut wurde, dessen einzige überkommende Arbeit dann wohl die Pedallade in Langenbogen und deren Einbau ist. Das Instrument ist mit Sicherheit dem Querfurter Orgelbauer August Apel zuzuordnen und darf getrost als Schwesterinstrument zu Eisdorf gelten.
Disposition
Manual C – f“‘Geigen=principal. 8 Fuß. (C – H aus Flauto 8‘, c°-d‘ Prospekt Mittelfeld) Gedackt. 8 Fuß. (Durchgehend Holz gedeckt) Flauto. 8 Fuß. (C-H gedeckt, ab c° Holz offen) Octave. 4 Fuß. (Metall offen) Octave. 2 Fuß. (Metall offen) |
Pedal C – c‘Subbaß. 16 Fuß. (Holz gedeckt) Violonbaß. 8 Fuß. (Holz offen) |
Spielhilfen
Registerzug links unten: Calcant. (heute Motorschalter)
Die Orgel besitzt keine Pedalkoppel!
Gebäude oder Kirchengeschichte
Um 900 wird wohl eine erste Kapelle im damals zum Kloster Hersfeld gehörigen Ort Köchstedt errichtet.
Um 1150 Errichtung einer kleinen romanischen Chorturmkirche mit Ostapsis am heutigen Standort.
Um 1220 Guss der großen Glocke durch einen unbekannten Gießer (Nominal: a‘)
14. Jahrhundert Abbruch der Apsis und Anbau des heutigen dreiseitigen Chorabschlusses.
1597 Guss der kleinen Glocke (Nominal: gis‘‘) durch Gießer Antares Sausenhefer aus Halle
Um 1670 Fertigung der Kanzel mit Bildnissen der vier Evangelisten
Um 1720 Erhöhung des Kirchenschiffes im Westen, Einbau neuer Fenster und weiter Teile der barocken Ausstattung (Kanzelaltar, Lesepult und Taufgestell)
Um 1750 Einbau der Patronatsempore im Turmraum zwischen Chor und Schiff.
Um 1880 erhält die Holztonne des Kirchenschiffes eine neue Farbfassung
1917 Abgabe einer Glocke zu Rüstungszwecken
1996 erleidet die Kirche durch einen Gebirgsschlag Risse im Mauerwerk und ist sanierungsbedürftig.
1998/99 Sicherung der Risse im Mauerwerk und Teildeckung des Daches
2002 Planungen zur Innensanierung des Bauwerkes und Durchführung
2025 ist das Bauwerk in gutem Zustand. Wer Westgiebel bedarf ebenso einer Restaurierung wie das Altarbild der Predella.
Anfahrt
Quellenangaben
Orgelbeitrag erstellt von: Johannes Richter
Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter, Sichtung und Spiel
Orgelgeschichte: Johannes Richter, Sichtung vor Ort sowie Angaben aus:
-Wilfried Stüven: Orgel und Orgelbauer im halleschen Land vor 1800. Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964
Kirchengeschichte:
Informationen am Bauwerk, Sichtung vor Ort J. Richter, 2025