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Orgel: Teutschenthal / Holleben – Dorfkirche

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Gebäude oder Kirche

Dorfkirche

Konfession

Evangelisch

Ort

Teutschenthal / Holleben

Postleitzahl

06179

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Teutschenthal/Holleben (D-ST) – ev. Dorfkirche – Einzel- und Vollgeläut (Turmaufnahme)

 

Johannes Richter spielt Max Drischner (1891-1971) – Chaconne und norwegischer Choral f-Moll (1948)

 

Johannes Richter spielt Johann Pachelbel (1653-1706) – Chaconne f-Moll P.43 (Ed. W.Stockmeier)

 

Johannes Richter spielt Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Praeludium et Fuga f-Moll BWV534



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1699 Erbauung einer Orgel durch Gottfried Zehm/Meuselwitz (?) – Prospekt bis heute verändert erhalten.
1823 Neubau durch Johann Michael Gottlob Böhme als vorderspielige mechanische Schleifladenorgel mit mittig fest eingebautem Spieltisch II/18.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen aus Zink.
1920er Jahre Ersatz der Prospektpfeifen durch Zinkpfeifen.
Ab 1980 stete Verschlechterung des Zustandes – das Werk war stark vom Holzwurm befallen
2009 umfangreiche Sanierung und Restaurierung, dabei Einbau neuer Zinn-Prospektpfeifen und Holzwurmbehandlung. Die Arbeiten führte Georg Wünning/Großolbersdorf aus.
18.10.2009 Einweihung der Orgel mit Konzert und Festgottesdienst.

Das Instrument ist gut spielbar, wird aber leider recht selten genutzt.

Die Böhme-Orgel in Holleben zeigt ein weiteres Mal, dass Mitteldeutschland schon um 1800 auch ohne Internet gut vernetzt war, stammt der Orgelbauer doch aus dem fernen Zeitz. Der Prospekt der Vorgängerorgel wurde von Böhme vermutlich verändert in Grundzügen übernommen – ähnlich wie auch Gottlieb Schönburg/Schafstädt es in Göhritz tat. Das Gehäuse ist optisch und proportional sehr gelungen – schwungvoll und edel. Drei halbrunde Pfeifentürme gliedern den Prospekt, dazwischen liegen je zwei übereinander angeordnete, gegenläufig geschwungene Harfenfelder. Zierpokale sowie florales Schleierwerk in Dunkelgrün-Gold und eine dezente, aber edel marmorierte Farbfassung des Gehäuses lassen die Erscheinung in Verbindung mit den silbern glänzenden Prospektpfeifen überaus erhaben wirken.
Der Spieltisch ist als Spielschrank mit beidseitigen Flügeltüren konzipiert, die Registerzüge liegen in absoluter Symmetrie beiderseits des Notenpultes.
Im Inneren steht auf Höhe der Prospektöffnungen eine durchgehende Schleiflade für das Hauptwerk, die diatonisch nach außen aufsteigend aufgeteilt ist, sodass direkt darüber das zweite Manual als Oberwerk in C/Cis-Teilung zur Mitte hin aufsteigend platziert werden konnte. Das Pedal steht ebenerdig quasi als Rückwand der Orgel – die Posaune steht dabei praktischerweise ganz vorne. Alle Werke besitzen Wellenbretter. Die Balganlage, bestehend aus zwei übereinander angeordneten Keilbälgen sowie dem Motor, steht im Turmraum hinter der Orgel in einem Holzverschlag.
Die Disposition zeigt das Instrument als bemerkenswert farbige Orgel der Frühromantik, die auch barocke Musik gut zulässt – beide Manualwerke sind plenumfähig, dabei charakterlich aber vollkommen unterschiedlich. Im Hauptwerk gibt eine hohle, rauchig herbe Quintadena 16′ ein etwas brüchig wirkendes Fundament. Darauf bauen sich drei Achtfußregister und ein noch recht barocker, sanglich-heller, transparenter Principal 8′. Ein dunkel-warmes Gedackt und eine solofähige, schneidende, aber nicht bissige Gambe. Bemerkenswert ist die dreifache Besetzung der Vierfußlage, die für die späte Barockzeit typisch ist und maximale Farbigkeit bietet. Eine strahlende, dem Principal im Charakter entsprechende Octave 4′; eine sanft perlende Flaut damur, die schon den weichen, mischfähigen Klangcharakter einer rühlmannschen Harmonieflöte vorweg zu nehmen scheint, sowie eine gemshornartig helle Spitzflöte 4′, die auch als Substitut für die Octava 4′ dienen kann. Eine helle Octave 2′ sowie eine strahlend-silbrige Mixtur runden als edle Klangkrone für ein strahlendes Plenum ab. Das zweite Manual besitzt einen Gewicht gebenden, hellen und edlen Principal 8′, der klanglich etwas schmaler und heller als der Principal des Hauptwerkes ist und ein hervorragendes Soloregister darstellt.
Weitere Achtfußregister runden das Klangfundament des Oberwerkes ab, dies sind eine sehr edle, weich-warme Traversflöte, die den Klang jenes Instrumentes vortrefflich imitiert, sowie eine mischfähige Flauto amabile, die ein exzellentes Begleitregister ist. Eine spritzig prinzipalische Flöte und eine runde, etwas spitze Waldflöte erweitern den Klang ins Glitzernde. Ein dreifaches Cornett in der Diskantlage gibt Brillianz, Klangkraft und ein edel schlankes Soloregister.
Das Pedal scheint deutlich von Gottfried Silbermann inspiriert, der auch des Öfteren Pedale nur mit 16′-Registern besetzte: Ein offener, starker Violon und ein füllig runder, etwas dumpfer Subbass tragen den Klang. Eine runde, klar zeichnende und schnell ansprechende Posaune 16′ gibt Gravität und Kraft. Die Fülle der Mischungen ist nahezu unbeschreiblich – stets lyrisch, mischfähig und auch leicht barock angehaucht. Diverse Soloregister eröffnen Möglichkeiten von klagend-lyrisch über herb-melancholisch bis hin zu strahlend und freudig. Ein Tremulant kann dabei im zweiten Manual die Klänge nochmals färben, aetherisch und gleichzeitig klagend machen. Bemerkenswert ist das völlige Fehlen von Aliquoten außerhalb der gemischten Stimmen. Die Spielbarkeit ist angenehm. Zu beachten sind die starken Druckpunkte der Manuale, die überwunden werden wollen sowie die kurzen Pedaltasten. Mit der Manualkoppel offenbart sich eine weiche, weite Grundstimmenmischung sowie ein gravitätisch strahlend-goldenes volles Werk. Der Tastendruck mit der Manualkoppel ist aber durchaus schwer, dies sollte beachtet werden.
Der Zustand des edlen Werkes ist heute gut – die trockenen vergangenen Sommer überlebte das Werk ohne größere Schäden. Leichte Verstimmungen sind festzustellen, desgleichen durch das seltene Spiel der herrlichen Orgel auch einige Heuler. Holzwurm ist dem Werk zum Glück fern geblieben und die Windstabilität ist überaus gut und reichlich. Die Hollebener Orgel ist eines der wertvollsten Instrumente der Hallenser Randregion und überaus hörenswert – die Klangbeispiele mögen dabei für sich sprechen.

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – d“‘

Quintatön 16 Fuß.

Principal 8 Fuß.

Gedackt 8 Fuß.

Viola di Gamb. 8 Fuß.

Octava 4 Fuß.

Spitzflöte 4 Fuß.

Flauto damur 4 Fuß. [sic]

Superoctav 2 Fuß.

Mixtur 4. Fach (1 1/3′)

 

Manual II – Oberwerk C – d“‘

Principal 8 Fuß.

Flauto amabile 8 Fuß.

Flauto Travers 8 Fuß

Kleingedackt 4 Fuß.

Waldflöte 2 Fuß

Cornett 3. Fach (ab c‘, 4’+2 2/3’+2’+1 3/5′)

Pedal C – d‘

Subbaß. 16 Fuß

Violonbaß 16 Fuß

Posaunbaß 16 Fuß.

 

Spielhilfen

Als Registerzug links: Schwebung [Tremulant f. II]
Als Registerzüge rechts: Pedalkopp. [I/P], Wind [neu 2009, Calcantenzug zum Einschalten des Werkes]
Als Schiebekoppel, oberes Manual verschiebbar: Manualkoppel II/I

Gebäude oder Kirchengeschichte

12. Jahrhundert Bau einer romanischen Steinkirche – Holleben war damals Sitz eines Erzpriesters.
15. Jahrhundert Anbau eines gotischen Chorraumes und Vergrößerung der Kirche.
Um 1530 Fertigung des Schnitzaltars durch einen Schüler Tilman Riemenschneiders.
1582 Anfügung der Sakristei.
Um 1640 Schäden an der Kirche durch den Dreißigjährigen Krieg.
1665 Reparatur des Inneren und Einbau einer neuen doppelgeschossigen Empore sowie einer Patronatsloge.
Um 1680 Fertigung der Kanzel.
1695 der oktogonalen Glockenstube samt welscher Haube. Guss mindestens einer Glocke durch Johann Jacob Hofmann/Halle.
1917 Abgabe der Glocken.
1921 Ersatz durch drei Eisenglocken von Schilling&Lattermann – Tonfolge e‘-gis‘-h‘, Gewicht gesamt ca. 2800kg.
1936 Ausmalung der Emporenfelder durch den halleschen Maler Karl Völker.
Um 1960 Elektrifizierung der Glockenanlage durch Gloria-Läutemaschinen.
Um 1990 Beginn von Sanierungsarbeiten am Dach der Kirche.
Nach 2005 Sanierung des Innenraums.
2021 Restaurierung des Schnitzaltars.

Die Dorfkirche Holleben ist ein überaus stattlicher Sakralbau im Zentrum des Ortes auf dem ehemaligen Friedhof. Das Gotteshaus ist als einschiffige Saalkirche aus heute verputztem Bruchsteinmauerwerk erbaut – der Turm ist noch steinsichtig. Die Wände des Kirchenschiffes werden von halbbogigen Fenstern durchbrochen – der Chor besitzt einen lang gezogenen 5/8-Schluss, Strebepfeiler gliedern seine durch Spitzbogenfenster durchbrochenen Wände.
Das Satteldach des Kirchenschiffes wird von zwei Dachgauben durchstoßen. Der Turm besitzt ein mächtiges, romanisches Turmuntergeschoss auf dem die achteckige Glockenstube aufgesetzt ist, welche neoromanische Doppelarkaden als Schallfenster besitzt. Die Glocken läuten quer zur Richtung des Kirchenschiffes. Auf der Glockenstube schwingt sich die welsche Haube samt geschlossener Laterne gen Himmel.
Der Betrachter betritt das Gotteshaus durch das Westportal im Turmbereich und erblickt einen weiten, langgezogenen Kirchenraum. Der Blick fällt sofort auf den hochwertigen gotischen Schnitzaltar, der im Zentrum eine Madonna sowie einen Bischof und St. Stephanus zeigt. Kleine Heiligenfigurinen sind in zwei Reihen der Flügel zu sehen. Auf dem Retabel erhebt sich eine fein geschnitzte, mit gotischer Ornamentik umspielte, Triumphkreuzgruppe. Der Chorraum ist durch einen mächtigen romanischen Bogen vom Kirchenschiff abgetrennt und besitzt ein Netzrippengewölbe. In der Nordwand hat sich eine spätgotische Sakramentsnische erhalten. Der Taufstein ist ein überaus monumentales Werk der Romanik – er ist pokalförmig und aus Sandstein gefertigt. Die Patronatsloge auf der Nordseite des Chors besitzt schlichte Fenster. Ihr gegenüber befindet sich eine kleine Empore, deren Flachfelder heute marmoriert ausgemalt sind und von Ecktürmchen gegliedert werden. Auf der Südseite am ehemaligen Triumphbogen steht die Kanzel. Der polygonale Kanzelkorb ruht auf einem sich nach oben verjüngenden Fuß und zeigt – gegliedert von Pilastern – die vier Evangelisten als geschnitzte Figuren in seinen Feldern. Einen Schalldeckel besitzt die farbenfroh bemalte Kanzel nicht.
Die Empore ist doppelgeschossig ausgeführt und umfasst den tonnengewölbten Raum hufeisenförmig. Das untere Geschoss ruht auf sich verjüngenden Säulen. Die einzelnen Flachfelder beider Emporen sind durch Pilaster voneinander getrennt und zeigen bemerkenswerte Malereien von Karl Völker. Bedingt durch das Entstehungsjahr 1936 zeigen sie nicht primär sakrale Szenen, sondern Malereien aus der Heimat und dem Umkreis von Holleben. Dies macht die Emporen in Holleben zu einem bemerkenswerten und hochinteressanten Kunstobjekt.
Die Orgel fügt sich edel und unauffällig in den Raum ein, ist aber stets bereit machtvoll hervorzutreten. Das Gesamtgepräge des hellen, weiten Raumes ist edel, erhaben, ernst und lädt zur Besichtigung und zum besinnenden Verweilen ein.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter, eigene Sichtung vor Ort sowie Informationen der Webseite des Ortes und mündl. Informationen von U.M.
Kirchengeschichte: Johannes Richter basierend auf einem Informationsblatt in der Kirche.

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