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Orgel: Staßfurt / Brumby – St. Petri (Autobahnkirche Brumby)

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Gebäude oder Kirche

Autobahnkirche St. Petri

Konfession

Evangelisch

Ort

Staßfurt / Brumby

Postleitzahl

39443

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1672 Neubau einer zweimanualigen Schleifladenorgel durch Jakob Schüler aus Magdeburg.
1869 Neubau einer vorderspieligen zweimanualigen Schleifladenorgel mit 17 Registern durch Adolf Reubke/Hausneindorf. Die Planungen
übernahm August Gottfried Ritter, damals königlicher Orgelrevisor.
Um 1905 Austausch von 4 Registern durch Röver/Hausneindorf.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen.
1926 Ersatz der Prospektpfeifen durch Zinkpfeifen, die Arbeiten führte Rühlmann aus Zörbig aus.
1932 Dispositionsänderung und Reparatur durch Sauer Orgelbau/Frankfurt an der Oder.
1988 Restaurierung und Reparatur durch Reinhard Hüfken Orgelbau/Halberstadt – diese Firma übernahm in Folge auch die Pflege.

Die Reubke-Orgel in Brumby verbirgt sich hinter einem überaus edel schwungvollen barocken Prospekt, dessen heutiges Aussehen durch die Zinkpfeifen mit ihrer silbernen Aluminierung Strahlkraft und Glanz vermissen lässt. Die Schaufront zeigt heute noch eindeutig einen früheren Werkaufbau: unten in der Mitte ein Brustwerk mit vier Flachfeldern – oben ein Hauptwerk auf Principal 4′-Basis mit vorspringend halbrunden Mittelturm und zwei seitlichen Harfenfeldern – seitlich flankieren zwei Pedaltürme mit angefügten Flachfeldern.
Daher stammt die Annahme, dass die Orgel früher (1672) als zweimanualiges Werk erbaut worden ist. Die gesamte Schaufront in ihrer graubraunen Farbfassung mit roten Akzenten wird von dezentem Schleierwerk verziert – im Mittelfeld zwischen Brustwerk und Oberwerk ist zudem ein Wappen angebracht. Der Spieltisch ist frontal mit Blick zur Orgel gerichtet fest eingebaut, auf beiden Seiten sind die Registerzüge in zwei Reihen eingerichtet – links die Register vom Pedal, zweitem Manual und Coppeln – rechts die Register des Hauptwerkes. Diese Anlage ist überaus zweckmäßig, ist doch die linke Hand beim Choralspiel gut frei zu lassen, um auf der linken Seite Registrierungen ändern zu können oder Koppeln nach Belieben abstoßen oder hinzufügen zu können. Alle Registerzüge sind aus gedrechseltem Ebenholz gefertigt und besitzen weiße Porzellanschilder mit schwarzer Frakturschrift darauf. Die 1932 von Sauer geänderten Register offenbaren eine geringfügig andere Machart der Porzellanschilder und eine leicht andere Frakturschrift.
Die Orgel ist im Inneren zweigeschossig aufgebaut: hinter dem ehemaligen Brustwerkprospekt befinden sich zwei über die gesamte Breite des Gehäuses reichende Windladen mit den Pfeifen des Hauptwerkes in C- und Cis-Seite geteilt. Darüber befindet sich das Obermanual als Oberwerk, ebenfalls diatonisch geteilt, aber anders als das Hauptwerk zur Mitte hin aufsteigend angeordnet – die des Hauptwerkes sind nach außen hin ansteigend angeordnet. Das Pedal steht chromatisch angeordnet gleichsam als Rückwand der Orgel komplett hinter dem Stimmgang.
Oberwerk und Hauptwerk besitzen Wellenbretter – das Pedal wird über eine Strahlentraktur angesteuert.
Die Disposition zeigt sich aufgeteilt in ein stark tragendes Hauptwerk, ein leicht zurückgenommenes Oberwerk, sowie ein fundamentierendes Pedal. Das Hauptwerk wird von einem fülligen, sehr weiten und weichen, etwas dumpf murmelnden Bordun 16′ begründet, darauf baut sich eine strahlkräftige, starke und dennoch transparente Principalpyramide auf. Angeführt von einem sehr weiten, starken, singenden Principal 8′, der in der reich mit Holz ausgestatteten Kirche die nötige Kraft aus der Mittellage bringt. Eine Octave 4′, eine herbe Quinte, eine hell-spitze Octave 2′ sowie eine golden strahlende Mixtur 4fach sorgen für herbe Klänge und kraftvolle Plena. Eine vollmundig perlende, warm-weiche, sehr weit klingende Hohlflöte und ein dumpfes, stilles und sehr weiches Gedackt füllen die Aequallage auf – eine spritzige Rohrflöte 4′ hellt den Flötenchor auf.
Das zweite Manual besitzt zwei charaktervolle Achtfußregister, ein lyrisches, etwas hohles Gedackt sowie traversflötenartige, perlend-hervortretende Harmonieflöte. Eine Octave 4′ von schlankem, hellem und weichem Klang gibt Kraft und Gewicht (im Vergleich zum Hauptwerk), eine Flöte 4′ mit weichem, spielfreudig-mischfähigen Klange sowie eine spitze Flöte 2′, die sich als Klangkrone gut in den einfügt. Das Pedal grundiert allein schon wegen des offenen 16′ Registers mit obertonreichem, zeichnungsfähigen Klang in Verbindung mit dem füllig tragfähigen Subbass machtvoll den Klang. Der Offenbass sorgt für Zeichnungsfähigkeit und Helligkeit. Die Vielfalt an Mischungen ist beeindruckend. Der Klang wirkt stets edel, machtvoll, gravitätisch und füllend – die Solomöglichkeiten sind schier unendlich.
Der Zustand der Orgel ist gut gepflegt und gestimmt – Holzwurmbefall ist nicht festzustellen. Die Trakturen lassen sich angenehm und präzise spielen und sind nicht zu schwergängig. Beachtet werden sollte das Pedal mit recht breiten Tasten. Die Orgel ist trotz ihrer veränderten Gestalt ein edles und wichtiges Zeugnis hochromantischen Orgelbaus in Deutschland. Es ist ein großes Glück, dieses Werk hier so vorzufinden.

Disposition

Disposition Stand 2021 

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun. 16′.

Principal. 8′.

Hohlflöte. 8′.

Gedackt. 8′.

Octave. 4′.

Rohrflöte 4′.

Quinte. 2 2/3′.

Octave. 2′.

Mixtur. 4 fach.

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Gedackt. 8′.

Flûte harmonique 8′.

Octave. 4′.

Flöte. 4′.

Sifflöte 2′.

Pedal C – d‘

Subbaß. 16′.

Violon. 16′.

Offenbaß. 8′.

 

 

Disposition 1869

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun. 16′.

Principal. 8′.

Hohlflöte. 8′.

Gedackt. 8′.

Gambe. 8′.

Octave. 4′.

Quinte. 2 2/3′.

Octave. 2′.

Mixtur. 4 fach.

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Principal 8′

Gedackt. 8′.

Floete 8′.

Salicional 8′

Octave. 4′.

 

Pedal C – d‘

Subbaß. 16′.

Violon. 16′.

Offenbaß. 8′.

 

Spielhilfen

Als Registerzüge links unten: Manualcoppel [I/P], Manualcoppel [II/I]
Als Registerzug rechts: Calcant.

Gebäude oder Kirchengeschichte

12. Jahrhundert Errichtung einer durch Mauerfragmente erkennbaren dreischiffigen Basilika.
15. Jahrhundert Vergrößerung und Umbau im gotischen Stil mit Anfügung eines dreiseitigen Chorabschlusses – Abriss der Seitenschiffe.
1597 Guss der heutigen großen Glocke durch Heinrich Borstelmann/Magdeburg.
Um 1600 Ausgestaltung des Inneren im frühen Barockstil.
Um 1630 Nutzung der Kirche als Pferdestall im dreißigjährigen Krieg.
Ca. 1660 Wiederaufbau und Aufbereitung des Inneren.
1664 Einbau der hölzernen Kassettendecke durch Hans Reiche aus Calbe.
1666 Fertigstellung der 92 Deckengemälde in den Kassettenfeldern durch Heinrich Busch aus Braunschweig.
1667 Einbau der hölzernen Kanzel durch Melchior Stellwagen aus Halle sowie des Altars durch Wilhelm Schorius aus Braunschweig.
1899/1900 Aufsatz des Spitzhelmes mit 4 seitlichen Türmchen.
1942 Abgabe zweier Glocken zu Rüstungszwecken.
1956 Guss zweier neuer Glocken aus Eisen bei Schilling/Lattermann.
2000/02 Sanierung der Kirche.
2006 Ernennung der Kirche zur Autobahnkirche.
Ab 2018 Sanierung der Kassettendecke und der einzelnen Bilder.

Die Autobahnkirche St. Petri in Brumby wurde in ihren Grundzügen im 12. Jahrhundert errichtet. Dass es sich dabei um eine dreischiffige Basilika gehandelt haben muss, beweisen vermauerte Rundbögen und Obergadenfenster in den Außenmauern. Das heutige Bauwerk ist eine einschiffige Saalkirche mit dreiseitigem Chorabschluss mit einem auf quadratischem Grundriss errichteten Westturm, dessen unterste Geschosse noch romanisch sind. Die Glockenstube besitzt spitzbogig paarweise angeordnete Schallöffnungen. Nach oben hin wird der Turm durch einen Spitzhelm und vier auf den Ecken angeordnete kleine Türmchen bekrönt, die dem Turm ein unverwechselbares Aussehen verleihen. Im Süden ist eine zweigeschossige Sakristei angefügt. Die Fenster sind als rundbogige Öffnungen ausgeführt – die des Chorraumes sind spitzbogig. Das Kirchenschiff ist heute verputzt, der Turm steinsichtig.
Im Inneren wird der Betrachter von einer überreichen frühbarocken Ausstattung mit reicher Bilderzier überrascht. Bemerkenswert ist allein die Kassettendecke, die 92 Bilder zählt, welche allesamt edel und hochwertig und sehr lebendig ausgeführt sind. Die mittlere der fünf Reihen zeigt die biblische Heilsgeschichte – die flankierenden Reihen zeigen erklärende und erläuternde Bilder aus dem Alten und Neuen Testament – die Äußersten zeigen biblische Figuren. Diese Darstellungen ziehen sich weiter über die drei Altarfelder, die Kanzel und die Empore. Eine gemalte Bibel zur Erklärung des Gotteswortes in Zeiten, als die Bevölkerung noch nicht des Lesens und Schreibens mächtig war. In der Nordwand des Chorraumes haben sich zwei Sakramentsnischen, eine spitzbogig – die andere rundbogig und als Piscina ausgeführt, erhalten. In der Südwand ist eine quadratische Nische erhalten, darüber ist ein gotisches Fresko sichtbar. Der große Altar zeigt in der Predella eine Darstellung des letzten Abendmahls, darüber die Kreuzigung im zentralen Mittelfeld. Die kleineren Felder, welche den Altar krönen, zeigen Darstellungen der Himmelfahrt.
Reiche Figurenzier umspielt das Retabel, das von vier ionischen Säulen gerahmt wird. Oben sind Christus im Zentrum sowie die vier Evangelisten zu sehen. Zwei Engel flankieren das von ionischen Säulen und reicher Schnitzzier sowie einem Puttenkopf versehene obere Feld. Das Zentralfeld umrahmen auf einem seitlich ausschwingenden Sockel Petrus, Mose, Johannes der Täufer und Paulus. Zwei geflügelte Puttenköpfe tragen den oberen Teil des Altars, während zwei fliegende Engel ein zentral angebrachtes Wappen tragen. Diverse florale Ornamente (teilweise edel vergoldet) sowie Puttenköpfe schmücken den edlen Altar mit Darstellungen aus dem Leben Jesu. Der Kanzelkorb im Norden ist polygonal und besitzt eine geschwungene Basis. Die einzelnen Felder sind durch vergoldete Knorpelsäulen getrennt und zeigen Christus als den Guten Hirten sowie die vier Evangelisten. Ein breites Gesims mit Puttenköpfen schließt den Kanzelkorb ab. Die einzelnen Bilder sind von goldenem Zierwerk umrahmt. Der Schalldeckel zeigt einen Engel auf einer stilisierten Wolke, der zwei Posaunen trägt und damit in Verbindung mit dem Wort des Predigers an die Wiederkunft Jesu erinnert. Das Taufbecken ist kelchförmig und achteckig – es ist eine Schöpfung des 19. Jahrhunderts.
Im Chorraum sind links und rechts zwei schlichte hölzerne Emporen angebracht, deren Felder auf bläulichem Grund floral bemalt sind. Die übrigen Emporen sind zweigeschossig und hufeisenförmig – zudem von unterschiedlicher Länge. Auch ihre Flachfelder sind mit biblischen Szenen bemalt sowie durch Pilaster getrennt. Der Orgelprospekt fügt sich sehr gut in den Raum ein und bildet mit den biblischen Szenen eine Einheit. Der Gesamteindruck des überreichen Raumes ist edel, reich und erhaben. Eine gemalte, detailliert und liebevoll gestaltete Bibel, die so in Mitteldeutschland Ihresgleichen sucht, ist zu sehen. Der Reichtum der Bilder sorgt für eine andachtsvolle und intime Atmosphäre, die einen Besuch sehr lohnenswert gestaltet!

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter – ergänzt durch Informationen aus: Felix Friedrich, Vitus Froesch: Orgeln in Sachsen-Anhalt – Ein Reiseführer. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 2014, ISBN 978-3-930550-79-1, S. 242.
Kirchengeschichte: Johannes Richter – ergänzt durch einen Aushang in der Kirche

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