WERBUNG
Mit Max Reger
WERBUNG
Katholischer Kirchenmusikverband Kanton Luzern
WERBUNG
Kirchenmusikverband-Uri

FACEBOOK   INSTAGRAM   YOUTUBE

Orgel: Schkopau / Lochau – St. Anna

ACHTUNG: Liebe Besucher/innen, wir bitten Sie keine Inhalte wie Texte und Bilder vom Orgel-Verzeichnis auf andere Seiten/Medien zu übertragen (Datenschutz).

Für Anfragen kontaktieren Sie bitte das Orgel-Verzeichnis über das Kontaktformular.

HELP

Eine Pfeifenpatenschaft zur Erhaltung der Orgel kann unter der Seite des Fördervereines erworben werden.




Gebäude oder Kirche

St. Anna

Konfession

Evangelisch

Ort

Schkopau / Lochau

Postleitzahl

06258

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Schkopau/Lochau (D-ST) – ev. Kirche St. Anna – Vorläuten und Vollgeläut (Turmaufnahme)



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

18. Jahrhundert Planungen zur Anschaffung einer Orgel, dabei Streit mit dem Patronat der Kirche um Geld für eine Orgel.
1804 Streit zwischen Patronat und Kirchengemeinde noch nicht geschlichtet.
1812 Einbau einer Orgel, vermutlich durch Johann Gottfried Kurtze (Halle).
1874 Neubau einer Orgel durch Friedrich Gerhardt (Merseburg) als vorderspielige Schleifladenorgel II/15 hinter einen neuen Prospekt.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen und Ersatz durch Zinkpfeifen.
Um 1980 Versuche einer Reparatur, teilweise wurden Pfeifen mit Klebeband geflickt.
Ab 2018 Überlegungen zu Restaurierung, erstes Konzert zur Spendensammlung.
2019 Sanierung der Balganlage durch Thomas Schildt (Halle).
2021 Abschluss der Spendensammlung – Planungen zur Sanierung.
16.10.2021 Konzert für Sponsoren der Sanierung, dabei Abschied der Orgel in die Sanierungspause.
November/Dezember 2022 Ausbau der Orgel durch Schildt/Halle
2023 (geplant) Fertigstellung der Restaurierung

Die Orgel der evangelischen Kirche St. Anna in Lochau ist ein wertvolles und wichtiges Instrument, stammt sie doch von dem bedeutenden Orgelbauer Friedrich Gerhardt aus Merseburg, der in Merseburg in der Stadtkirche St. Maximi 1876 sein größtes heute erhaltenes Werk errichtete und zu Lebzeiten ein bedeutender Konkurrent von Friedrich Ladegast aus Weißenfels gewesen ist. Er arbeitete auch an Ladegasts großer Domorgel in Merseburg und baute dort eine Barkermaschine ein. Die größte Orgel aus seiner Werkstatt, erbaut 1878, stand im Dom zu Naumburg und besaß 52 Register – sie wurde nach dem zweiten Weltkrieg entfernt. Eine weitere Gerhardt-Orgel ist in Halle/Nietleben zu finden. Seine Instrumente zeichnen sich durch einen runden Gesamtklang, fein differenzierte Einzelstimmen und ein mächtiges, golden strahlendes Plenum aus, sowie durch hervorragende Handwerksarbeit.
Das Instrument in Lochau wurde 1874 erbaut und hat als solches eine große Bedeutung, zählt sie doch zu den größeren erhaltenen Instrumenten aus seinem Schaffen, deren Zahl sich an zwei Händen abzählen lässt. Das Werk mit seinen 15 klingenden Stimmen ist als klassische Schleifladenorgel gebaut, der Einsatz einer pneumatischen Unterstützung wie rund 15 Jahre später in Nietleben ist hier noch nicht erfolgt. Der Prospekt mit seinen charakteristischen Formen besitzt drei Flachfelder, das mittlere ist dabei mit einem flachen Bogen deutlich überhöht ausgeführt, die beiden seitlichen Felder besitzen gerade Abschlüsse. Pilaster mit korinthischen Kapitellen gliedern den Prospekt. Ehemals aufgesetzte Zier wie ein Kreuz in der Mitte des Prospektes (auf alten Fotos noch erkenntlich) ist heute abgebaut und liegt im Inneren der Orgel. Die Flachfelder umfassen 27 Prospektpfeifen, die alle klingend sind. Diese Zinkpfeifen sind dabei etwas enger als der restliche Bestand der Register mensuriert und entsprechen damit nicht dem Klangkonzept des Erbauers. Frontal gesehen links stehen die 9 größten Pfeifen der Octave 4′, die anderen Felder sind durch die Pfeifen des Principal 8′ von D#-g#° belegt. Der Spieltisch ist frontal als Spielschrank mit beidseitigen, symmetrisch angeordneten Registerzügen ausgeführt und in das Gehäuse eingelassen. Die Registerschilder sind aus weißem Porzellan mit schwarzer Frakturschrift gefertigt.
Im Inneren steht auf der Höhe der Prospektöffnungen die Windlade des ersten Manuals, zur Mitte hin aufsteigend in C- und Cis-Seite geteilt, dahinter (hinter dem Stimmgang) das Pedal in gleicher Teilung auf Höhe des Hauptwerkes. Unter der Pedallade im Untergehäuse steht das Oberwerk, das zwar vom Erbauer als solches bezeichnet, klanglich und baulich aber eher ein Unter- bzw. Echowerk ist und durch das geschlossene Gehäuse ähnlich einem geschlossenen Schwellwerk klingt. Die Trakturen von Haupt- und Pedalwerk sind klassisch über Wellenbretter gelegt, das Unter-/Hinter-/Oberwerk besitzt eine wellenbrettlose Strahlentraktur. Bemerkenswert ist die als Fußtritt ausgeführte Pedalkoppel, die zum Abstoßen einen Auslöseknopf besitzt. Gerhardt baute diese Konstruktion nach Kenntnis des Verfassers nur hier – sie erinnert an die Pedalkoppel der Stadtkirche zu Landsberg. Die Anlage auf der rechten Seite ist dabei aber überaus zweckmäßig, da der linke Fuß öfter „belegt“ ist, als der rechte.
Klanglich zeigt sich das Instrument original erhalten, obgleich diverse später zu nennende Defekte und Schäden an Traktur und Pfeifenwerk den Klang beeinträchtigen. Das erste Manual ist als eindeutiges Forte-Manual mit den starken Stimmen angelegt. Ein stark singender Principal 8′ dient als Grundlage für einen kompletten Principalchor nebst herber Quinte 2 2/3′ sowie bekrönender Mixtur 3fach. Leider weichen die tiefen Oktaven der Principale 8 und 4 Fuß durch die Fertigung aus etwas engeren Zinkpfeifen klanglich ab. Die Quinte ist dabei recht weich und fügt sich melancholisch herb ein. Die Octave 2′ ist recht spitz und silbrig, fügt sich jedoch gut zur Mixtur hinzu, aber weniger zu den eher weich singenden Acht- und Vierfußstimmen der Principallage. Daneben fehlt in der silbrigen Mixtur vom kleinsten Chor die Pfeifenreihe C-f°. Grundiert wird das Plenum von einem ab G an geführten, füllig weichen bzw. etwas dumpfen Bordun 16′. Zwei Charakterstimmen, eine grundtönig vollmundige Hohlflöte mit weichem, etwas unklaren Klang sowie eine recht sanfte, aber obertönig-scharfe Gambe runden die Aequallage ab und füllen den Klang des Hauptwerkes auf – geben nötige Breite und Tiefe. Das zweite Manual, durch seine Lage im Gehäuse stark zurückgenommen, ist ein eher ein Echo-Clavier. Ein Geigenprincipal von singend runder und leicht obertöniger Intonation gibt dem Werk ein wenig Gewicht. Daneben stehen ein leises, ätherisches Salicional mit scharfem Strich sowie eine rund perlend-spielfreudig leise Flöte als Grundstimmen im Farb- und Charakterspektrum zur Verfügung. Eine sanft offene Flöte gibt Helligkeit und leicht weichen Glanz. Durch die Manualkoppel kann das Grundstimmenspektrum zu einer warmen, volltönenden Mischung aufgebaut werden, die durch Breite, Weichheit und eine etwas melancholische Wärme überzeugt. Obligates Spiel ist wegen der geringen Klangkraft des Unterwerkes (was seine Schönheit keinesfalls mindert!) nicht unbedingt empfohlen, denn das zweite Manual erhält kaum eine Chance, in den Raum hinein zu tragen. Als Farbwerk ist es aber überaus wirkungsvoll. Das Pedal besitzt durch den Standort auf der Oberlade eine für die romantische Orgel außergewöhnliche Präsenz. Ein voller, runder, tragfähiger Subbaß grundiert den Klang. Ein runder, zeichnungsfähiger Principal sowie ein starkes, sehr schneidendes Cello geben Konturierung und Präsenz. Das Pedal hat durch die Lage eine große Präsenz und eine überraschende Lautstärke. Die beiden Achtfußregister, vor allem das sehr durchsetzungsstarke Cello sollte nur im Plenum gebraucht werden. Die Orgel überzeugt durch eine Vielzahl möglicher Mischungen mit diversen Soloregistrierungen. Auch das zweite Manual kann als Solo mit der Hohlflöte als Begleitung eingesetzt werden. Das volle Werk zeigt einen glanzvollen, gravitätischen, aber von klanglichen Härten freien Klang, welches den ganzen Raum ausfüllt und für Sololiteratur von Liszt, Blumenthal, Ritter u.a. die passenden Klänge bereithält.
Der Zustand des wertvollen Instrumentes, das bis auf die Reihe C-f° vollständig und unverändert erhalten ist, ist schlecht. Die Orgel bedarf dringend einer Sanierung. Zwar sind alle Register irgendwie spielbar, aber eben leider nur irgendwie. Die Balganlage hinten im Turm mit einem großen Doppelfaltenmagazinbalg samt zwei kleinen Einfaltenschöpfern wurde bereits saniert und ist in gutem Zustand. Die gesamte Spielanlage ist dem Alter entsprechend verschlissen und ausgespielt – Tastenbeläge müssen teilweise erneuert werden. Besonders im zweiten Manual ist festzustellen, dass das Instrument stark vom Holzwurm befallen ist – diverse Döckchen, die Lagerungen der Wellen, sind durch den Wurm angegriffen und teilweise ausgebrochen, wodurch die Spielbarkeit v.a. im zweiten Manual stark leidet. Die Tasten sind kaum regulierbar, die Spielbarkeit ist schwammig und unpräzise, die Manualkoppel muss dringend reguliert werden. Starke Heuler beim Betätigen der Koppel sind festzustellen, sodass die Koppel nicht benutzbar ist. Der Holzwurm hat auch das Pfeifenwerk befallen, vor allem das des zweiten Manuals, wo diverse Pfeifen (wie auf den Fotos ersichtlich) bereits notdürftig mit Klebeband geflickt wurden. In den Mündern der Pfeifen ist das Sägemehl aber deutlich zu erkennen. Die Metallpfeifen zeigen Spuren einer Tieferstimmung – teilweise sind Stimmrollen abgebrochen. Dies führt zu starken Verstimmungen, Windverlust und Intonationsmängeln der wertvollen Orgel. Auch die Windladen, vor allem die Windkästen sind stark vom Wurm befallen, was zu Windabfall und Rauschen führt. Die Pedalkoppel funktioniert in einigen Tönen nicht und zwei Pedaltasten sind nicht benutzbar. Eine Taste verklemmt sich beim Drücken. Diverse Verstimmungen und Intonationsmängel trüben weiterhin das Bild der Orgel. Nichtsdestotrotz ist es ein Glück, dass das Instrument heute unverändert erhalten ist, und ein noch viel größeres Glück, dass die Orgel nun durch das tatkräftige Sammeln der Gemeinde und des Fördervereins vor Ort nun saniert werden kann.

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun. 16. Fuß. (ab G, durchg. Holz, gedeckt)

Principal. 8. Fuß. (C-D Holz, innen, D#-g#° Prospekt, Zink, offen, ab a° innen, Zinn, offen) 

Hohlflöte.  8. Fuß.  (C-H Holz, gedeckt, ab c° Holz, offen)

Gamba. 8. Fuß. (C-H Holz, gedeckt, ab c° Zinn, offen) 

Octave. 4. Fuß. (C-G# Prospekt, Zink, offen, ab A Zinn, offen, innen) 

Quinte. 2 2/3. Fuß.  (C-H Zinn, gedeckt, ab c° offen, konisch) 

Octave. 2. Fuß. (durchg. Zinn, offen) 

Mixtur. 3. Fach. (durchg. Zinn, C-f° des kleinsten Chores nicht vorhanden) 

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Geigen Principal. 8. Fuß. (C-H Holz, offen, ab c° Zinn, offen) 

Flauto amabile. 8. Fuß. (C-H Holz, gedeckt, ab c° offen, Holz)

Salicional 8. Fuß. (C-H aus Fl. amab., ab c° Zinn, offen)

Flauto dolce. 4. Fuß. (durchg. Holz, offen) 

 

Pedal C – d‘

Subbaß. 16. Fuß. (durchg. Holz, gedeckt) 

Octavbaß. 8. Fuß. (durchg. Holz, offen) 

Violoncello 8. Fuß. (durchg. Holz, offen) 

 

Spielhilfen

Als Registerzug rechts unten: Manual Coppel. [II/I]
Als Fußtritt rechts unten, mit Knopf zum Auslösen: Pedalkoppel I/P (unbeschriftet)

Gebäude oder Kirchengeschichte

1161 erste Erwähnung der Kirche.
15. Jhd. Anbau des dreiseitigen Chorabschlusses.
Um 1450 Guss der mittleren Glocke in unbeholfener etwas schräger Form.
1752/53 Umbau der Kirche, Aufsatz eines neuen Turmgeschosses (die Wetterfahne belegt dieses Datum).
1754 Einbau des Kanzelaltars, sowie der Loge, welche heute als Winterkirche genutzt wird.
1792 erneute Umgestaltung.
1799 Umgestaltung des Innenraums und des Altars.
1917 Abgabe zweier Glocken zu Rüstungszwecken.
Um 1960 Entfernung des oberen Emporengeschosses, neue Farbfassung des Innenraumes.
2007 Gründung des Kirchbauvereins Kirche Lochau zur Sanierung des Bauwerkes.
2007 Sanierung der Turmuhr und des Fachwerks im Turm.
2010 Beginn der Arbeiten am Turm.
2010 Guss der großen Glocke (g‘) in Lauchhammer.
2015 Abschluss der Sanierungsarbeiten.
2015 Guss der kleinen Glocke (d“) in Lauchhammer, Tonfolge des Geläutes jetzt g‘-h‘-d“.
2019/20 Sanierung der ursprünglichen Farbfassung des Kanzelaltars.

Die Kirche St. Anna in Lochau ist mit ihrem hohen Turm weithin sichtbar und prägt die malerische Landschaft der Elsteraue – der Fluss fließt wenige hundert Meter entfernt an der Kirche entlang. Das Bauwerk zeigt sich als eine einschiffige Saalkirche. Im Westen ist auf quadratischem Grundriss der Turm angefügt, dessen Glockenstube in gestreckt oktogonaler Form eine barocke Schweifhaube oder welsche Haube mit aufgesetzter Laterne trägt. Im Osten ist ein dreiseitiger Chorabschluss angefügt, an dessen Stirnseite das Grabmal für den Obristen Hans von Dieskau, gestorben 1563, angebracht ist. Die Fenster sind allesamt als hohe Halbbogenfenster mit flachen Bögen ausgeführt. Auf der Nordseite ist eine barocke Loge mit Barockportal, die heute als Winterkirche genutzt wird, angefügt. Das Innere des Bauwerkes zeigt sich hell und freundlich, durch eine weißlich-beige Farbgebung dominiert. Der Eindruck wird durch den mächtigen klassizistischen Kanzelaltar dominiert, dessen mit Balustrade versehener Kanzelkorb von je zwei mächtigen ionischen Säulen, deren Kapitelle in Gold gehalten sind, flankiert wird. Oben auf dem Altar befindet sich ein mehrfach abgestuftes, vorspringendes Gesims. Darauf aufgesetzt ist ein flacher Giebel, in dessen Zentrum sich ein Strahlenkranz befindet. Auf der Nordseite des Chores ist eine spätgotische, schlichte Sakramentsnische zu finden. Zwischen den großen Fenstern der Loge ist ein schlichtes Holzkreuz angebracht. Auf der Südseite des Altars ist ein Grabmal aus klassizistischer Zeit zu sehen. Das Taufgestell besitzt einen breiten achteckigen Fuß mit einer oben befindlichen Zierleiste in Gold. Die Empore umläuft hufeisenförmig den Raum und besitzt breite Rechteckfelder mit marmorierter Malerei. Die Decke ist als muldenförmige Tonne mit einem stuckierten Deckenspiegel ausgeführt. Der Raumeindruck ist schlicht, hell und freundlich, dabei aber gleichzeitig erhaben und ernst. Der braun lasierte Orgelprospekt setzt einen wirkungsvollen Kontrast zum weiß gehaltenen Altar und hebt damit die Bedeutung der Orgel gleichsam hervor. Es ist ein bemerkenswertes Glück, dass die Kirche so liebevoll und vor allem ehrenamtlich durch viele Ortskräfte mühe- und liebevoll wieder aufgebaut wurde und heute so wunderbar erhalten ist.

 

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter
Kirchengeschichte: Johannes Richter mit Informationen des Webauftritts vom Förderverein
Videos von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

Historische Fotos der Kirche auf der Seite des Ortes Lochau

PARTNER | IMPRESSUM | Datenschutz | Cookie-Richtlinie (EU) | designed by st-reway.de
error: Content is protected !!