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Orgel: Schkopau – Dorfkirche (Schlosskirche)

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Gebäude oder Kirche

Dorfkirche (Schlosskirche)

Konfession

Evangelisch

Ort

Schkopau

Postleitzahl

06258

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Johannes Richter spielt Max Drischner (1891 – 1971) – Choralvorspiel „Verleih uns Frieden gnädiglich“ (1918)

 

Johannes Richter spielt Max Drischner (1891 – 1971) – Choralvorspiel „Aus meines Herzens Grunde“ (1948)

 

JRorgel: Schkopau (D-ST) – Ev. Dorfkirche – Vollgeläut



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1734 erhielt die Kirche erstmals eine Orgel, der Erbauer ist bis dato unbekannt. Das Werk hatte ein Manual und Pedal, das Gehäuse weist 4′-Höhe auf. Die Orgel besaß 7 klingende Stimmen auf mechanischen Schleifladen.
19. Jahrhundert Umbauten an der Orgel.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken.
1927 Neubau einer pneumatischen vorderspieligen Orgel II/13 + 1 mit Taschenladen durch P. Furtwängler&Hammer/Hannover, Op.1023). Der Balg befindet sich samt Schöpfer im Kirchturm im Geschoss über der Orgel.
um 1960 Einbau eines elektrischen Winderzeugers
um 1990 Einbau eines neuen Gebläses, das alte steht nach wie vor im Turm.
2006 Reparatur und Überholung durch Zimmermann/Halle
2016 wurde erstmals deutlich, dass das Werk eine umfassende Sanierung benötigt, dafür wurde eine Konzertreihe ins Leben gerufen.
2021 umfassende Sanierung der Orgel durch Thorsten Zimmermann aus Halle/S.
01.12.2021 Einweihung der restaurierten Orgel.
2023 Orgel vorhanden und gut spielbar.

Die Furtwängler&Hammer-Orgel in Schkopau ist eines der wenigen Werke (neben Benkendorf und Schochwitz im Salzatal), welche die renommierte Firma aus Hannover in die Saaleregion lieferte.
Für den Einbau des neuen Werkes in den kleinen Prospekt der alten Orgel wurde die alte Schaufront nach vorne gezogen und dahinter ein in Höhe und Breite beträchtlich größeres Gehäuse als schlichter, aber nicht zwingend eleganter Holzverschlag errichtet, der vor allem eines sein soll – zweckmäßig – und dies ist er auch. Die alte schmale Schaufront zeigt sich geschwungen. Schlichte, kannelurenlose Pilaster gliedern die drei Pfeifenfelder, die Pilaster besitzen dabei marmorierte und gold umrandete Zierfelder. Die harfenförmigen Seitenfeldern schwingen zur Mitte hin etwas vor, sie rahmen einen rund vorspringenden Mittelturm ein. Goldenes Schleierwerk umgibt dabei die Pfeifenmündungen. Über dem überhöhten Mittelturm ist das Wappen der Familie von Trotha zu sehen, aber den Seitenfeldern sind neben Vasenzier zwei Putten zu sehen. Das neue Gehäuse reicht bis zur Decke hinauf und nimmt den gelblich-grauen Farbton des Alten auf und wirkt dadurch nicht aufdringlich, ist aber deutlich sichtbar. Wie so oft zu jener Zeit ist der Prospekt funktionslos, beherbergt also keine klingenden Pfeifen – die Firma stellte das neu gebaute Werk schlicht dahinter.
Der Spieltisch ist frontal angebracht und bietet für die Größe des Werkes eine reiche Ausstattung mit freier Kombination, Oktavkoppeln und automatischem Piano-Pedal. Letztgenannte Einrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass bei einer starken Registrierung im Hauptwerk und einer Leisen im Schwellwerk bei Betätigen der Pedalumschaltung die starken Stimmen des Pedals nebst Koppel I/P bei einem Wechsel auf das zweite Manual sofort abgestoßen werden und damit eine einfache Reduzierung des Pedalklanges auf ein angemessenes Maß erreicht wird. Diese Einrichtung arbeitet pneumatisch und störungsfrei mit sehr geringer Verzögerung. Die Anlage des Spieltisches ist sehr intuitiv – die Normalkoppeln befinden sich ganz links, die Oktavkoppeln ganz rechts – alle anderen Spielhilfen in der Vorsatzleiste unter dem ersten Manual. Die einzelnen Werke sind durch unterschiedlich gefärbte Registerschalter gekennzeichnet – das Hauptwerk in weiß, das Schwellwerk in rosa und das Pedal in blau. Diese Anordnung erleichtert eine sofortige visuelle Zuordnung der einzelnen Stimmen und erspart überflüssige Schilder. Auch die Schwelleranzeige in der Mitte zwischen den Registerschaltern liegt gut im Auge des Betrachters. Ist der Schweller offen, ist das Feld komplett weiß gefärbt, je nach Stellung des Balanciertrittes wechselt die Anzeige zu einer schwarzen Farbe.
Die Disposition zeigt sich grundsätzlich romantisch mit Anklängen an die beginnende Orgelbewegung – so ist im Hauptwerk keine starke 4′-Stimme vorhanden, diese ist dafür im Schwellwerk als gewichtgebendes Element eingesetzt. Das erste Manual fungiert als tragendes Werk. Ein dezent-dunkles, stilles Zartgedeckt 16′ bildet die Klangliche Grundlage der Orgel und verleiht dem Werk eine dem Raum angemessene Gravität. Durch die Position dieses Registers hinter den Schwelltüren des zweiten Manuales ist es nach Belieben zu dämpfen, was dem Register sehr zupass kommt, ist es schließlich auch als Zartbass im Pedal spielbar. Die Äquallage wird durch einen singend kraftvoll-weiten, aber weichen Principal 8′ sowie eine lyrisch-scharfe, herb-melancholische, stark quintierende Quintadena gebildet, die in ihrer schneidenden Art eine herrliche Solostimme abgibt, wobei sie klanglich eher zurückhaltend denn laut-dominant ist. Ein perlend-weiches, aber deutlich sprechendes Nachthorn 4′ bildet eine weiche, angenehm-präsente 4′-Lage, eine golden rauschende Mixtur 3fach bildet eine edle Klangkrone in dem akustisch eher trockenen Raum. Das zweite Manual ist dem Ersten zahlenmäßig überlegen und im Raum recht präsent. Drei Charakterstimmen als rund-edle, leicht perlende Rohrflöte, kraftvoll-herb schneidige Viola alta und geheimnisvoll-still säuselndes, ätherisches Salicional bilden hier die Grundlage. Ein strahlender Principal 4′ gibt dem Werk Gewicht und Kraft, er ist klanglich eher schlank-streichend, aber nicht leise. Eine weich-mischfähige, stille Flöte 4′ ergänzt ihn klanglich, eine etwas spitze Blockflöte 2′, die dennoch edel leuchtet, bildet eine Klangkrone im Schwellwerk und gibt dem Werk Kraft und Gewicht im Vergleich zum Hauptwerk, bildet gleichzeitig eine Reminiszenz an den barocken Orgelbau, dessen Tugenden man wiederzuerlangen suchte. Das Pedal bildet mit seinem Subbass 16′ (dunkel, etwas dumpf, aber kraftvoll) und einem starken, leicht streichenden Octavbass eine angemessene Grundlage im Klang. Der Zartbass 16′ ist eine gute Stimme zum Begleiten des Salicionals aus dem 2. Manual, er ist durch den Schweller klanglich sehr variabel und daher besonders für die Begleitung dieser Stimme sehr geeignet.
Das Werk wirkt im Raum kraftvoll, aber gediegen, nicht aufdringlich, eher dezent denn muskulös, dem Kirchenraum aber dennoch angemessen. Eine Vielzahl an Klangmischungen zu solistischem und begleitenden Spiel könnte hier genannt werden. Hervorzuheben ist besonders die flirrende Mischung aus Quintade 8′ und Nachthorn 4′ als Solo mit Viola alta 8′ als Begleitung, sowie die drei Grundstimmen des Schwellwerkes in Kombination. Leider hat das Hauptwerk keine Stimme, die gut zur Begleitung geeignet ist, das Nachthorn ist oktaviert nach unten aber ein herrlich weiches Fundament, wenngleich man dort manches Mal an die Grenzen der Klaviatur stößt. Durch die Oktavkoppel II-II erhält das Schwellwerk eine beachtliche klangliche Größe, die auch französische Musik bis zu einem gewissen Grad gut spielbar werden lässt. Die Oktavkoppeln ans Hauptwerk lassen den Klang wahlweise gravitätisch-ernst (Unteroktavk.) oder hell-spritzig (Oberoktavk.) werden. Wenn beide zusammen gezogen sind, ist das Pedal dem Gesamtklang aber nicht mehr ganz gewachsen.
Der Zustand des Werkes ist nach der Sanierung ein überaus Guter, die Windstabilität hat deutlich zugenommen, auch die Präzision der Pneumatik ist angenehm. Dem Orgelbauer Zimmermann sowie der engagierten Ortsgemeinde ist für dieses gelungene Projekt ein großer Dank und große Anerkennung auszusprechen, zumal die Schwesterinstrumente in Schochwitz und Benkendorf derzeit noch in einen Dornröschenschlaf gefallen sind…

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – g“‘ (weiße Schilder)

Zart-gedeckt 16′ (ab C, steht im Schwellwerk II)

Principal 8′

Quintade 8′

Nachthorn 4′

Mixtur 3 fach

Manual II – Schwellwerk C – g“‘ (rosa Schilder)

Rohrflöte 8′

Salicional 8′ (C-F# aus Rohrflöte 8′, ab G offen)

Viola alta 8′ (C-D gedeckt, ab D# offen)

Principal 4′

Zartflöte 4′

Blockflöte 2′

Pedal C – f‘ (blaue Schilder)

Subbass 16′ (Holz gedeckt)

Zartbass 16′ (Tr.I, im SW II)

Octavbass 8′ (C-f° Holz offen, ab f#° Zink offen)

 

Spielhilfen

Als Registerschalter ganz links, von links: Manual-koppel II-I, Pedal-koppel I, Pedal-koppel II
Als Registerschalter ganz rechts, von links: Oberoctav-koppel II, Oberoktav-koppel II-I [sic], Unteroctav-koppel II-I, Tremolo II, Kalkant
Über den Registerschaltern als kleine Züge: Züge für freie Kombination
Mittig über Manual II: Anzeige für Schwellerstellung (Weiß=offen, Schwarz=geschlossen)
Rechts neben den Klaviaturen: Windanzeiger
Als Druckknöpfe in der Vorsatzleiste unter Manual I, von links: Aut. Pedalumschalt. [Autom. Piaonpedal für II], Tutti, Freie Comb., Handregister [an/ab]
Mittig über dem Pedal: Schwelltritt für Jalousieschweller II

Gebäude oder Kirchengeschichte

1177 Erwähnung des Ortes, der evtl. schon damals ein Gotteshaus besaß.
1215 Erwähnung einer Burg mit Kapelle.
14. Jahrhundert Bau einer gotischen Kirche.
Um 1510 wurde der gotische Schnitzaltar geschaffen, ebenso die Pieta samt Schrein.
1732-34 Umbau der Kirche zu einem barocken Saalbau durch Christian und Johann Christian von Trothe als Auftrag des Patrons Friedrich Dieterich von Trotha, der auf dem Schloss Schkopau residierte. Auch die komplette Innenausstattung wurde erneuert.
1740 entstand das Epitaph für den Bauherrn der Kirche.
1931 Sanierung der Kirche, neue Bemalung der Emporen.
1917 Abgabe der Glocken zu Rüstungszwecken.
1923 Guss dreier neuer Glocken aus Gussstahl (UMS-Rippe) durch den Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation, Nominalfolge e‘-g‘-ais‘
Um 1990 Sanierung der Kirche, dabei auch Einbau einer elektrischen Glockensteuerung durch Laszlo Szabo/Atern

Die Schkopauer Kirche liegt unweit des Schlosses auf einer kleinen Anhöhe über der Straße durch den Ort. Das Gotteshaus wurde einst auch als Schlosskirche genutzt und verdankt diesem Umstand seine geschmackvolle und prachtvolle barocke Ausstattung. Die Kirche, deren Patrozinium heute nicht mehr bekannt ist, wurde als einschiffige Saalkirche mit leicht eingezogenem Westturm errichtet. Im Osten ist die Kirche gerade abgeschlossen, auf der Nordseite befindet sich eine durchaus ansehnliche, rechteckige Patronatsloge, die heute als Sakristei genutzt wird. Das Gesamte Bauwerk ist heute hell verputzt. Der Turm im Westen steht auf quadratischem Grundriss, er mündet nach oben hin in eine achteckige Glockenstube samt welscher Haube und geschlossener Laterne mit Schieferdeckung. Die Schallfenster sind als Segmentbogenfenster mit verzierten Laibungen ausgeführt. Unterhalb der Turmhaube befinden sich in den vier Himmelsrichtungen je ein Spitzgiebel. Die Südwand der Kirche wird durch einen flachen Risalit, also ein leicht vorspringendes Mauerteil, durchbrochen, hier befindet sich ein Sandsteinportal, darüber ein Rundbogenfenster mit reich verzierter Laibung. Der Spitzgiebel des Seitenportals wird durch eine Fides-Figur bekrönt. Die übrigen Fenster des Kirchenschiffes sind als Segmentbogenfenster mit Sandsteinlaibung und verziertem Mittelstein ausgeführt, im Westen durchbrechen zwei kleine Gauben das Satteldach des Kirchenschiffes. Der Innenraum ist hell und freundlich, er wird von einer weißen verputzten Holztonne überspannt. Raumbeherrschend ist der große, mit gedeckten Farben verzierte Kanzelaltar, der über seitliche Verschläge verfügt. Der gesamte Altar ist mit geschwungenem floralen Schnitzwerk versehen. Zwei mächtige Pilaster mit vergoldeten korinthischen Kapitellen flankieren den mit gewundenen Elementen verzierten polygonalen Kanzelkorb. Über dem Schalldeckel mit seiner Akanthuszier erhebt sich als Bekrönung des Altars eine geschwungene Zierkartusche, umgeben von Wolkenschnitzwerk und einem Strahlenkranz, umspielt von fliegenden Putti. Seitlich rechts des Altars befindet sich ein vergitterter Betstand, der über einen reich geschnitzten floralen Aufsatz über dem runden Mittelbogen, der zugleich den Durchgang bildet, verfügt. Auf der Nordseite des Altars befindet sich ein vergoldeter Schrein, der eine Pieta zeigt. Die nördliche Wand des Kirchenschiffes wird durch die große zweistöckige Patronatsloge gebildet. Die drei Rosettenfenster der Loge werden durch korinthische Säulen flankiert, deren Kapitelle vergoldet sind. Unterhalb der Fenster befinden sich gewundene Schmuckelemente, unterhalb des geschwungenen Giebels ist eine Reihe Wappen angebracht, in der Mitte darüber prangen, umgeben von der Jahreszahl 1734, über dem Familienwappen der Familie von Trotha die Initialen von Friedrich Dieterich von Trotha – darüber ist eine Putte angebracht. Im Untergeschoss der Loge sind zwei Türen angebracht, darüber zieht sich ein Spruchband. Die Loge ist in den gedeckten Farbtönen des Altars gehalten, zwischen den Türen im Unterteil befindet sich ein großer Gedenkstein für die Toten des ersten Weltkrieges. Daneben befindet sich ein reich mit Alabasterelementen verziertes Epitaph. Das Taufgestell auf quadratischem Grundriss mit gekappten Ecken ist ebenfalls mit Schnitzzier versehen, das Lesepult wird durch einen Puttenkopf im Strahlenkranz gehalten. Unter der Empore auf der Nordseite befindet sich an der Wand hängend ein gotisches Altarretabel, welches im Mittelfeld Maria mit Kind sowie einen Bischof zeigt – die Seitenflügel zeigen Maria Magdalena und die Hl. Katharina, die Außenseiten zeigen den Evangelisten Johannes und den Hl. Beatus. Die Schnitzfiguren der Schauseite stehen vor einem vergoldeten Hintergrund und sind ebenfalls golden gefasst.
Die Empore umfasst hufeisenförmig den Raum und schwingt unter der Orgelempore leicht vor. Ihre flachen Rechteckfelder mit Balkenrahmung sind abwechselnd mit biblischen Symbolden (u.a. Lutherrose, Kompass, Alpha und Omega, Friedenstaube, Kelch und Brot) und dazugehörigen Bibelworten in gemalter Form verziert. Über dem Rundbogen zum Turmraum, in dem die Orgel steht, befindet sich ein auf die weiße Wand gemalter Bibelspruch aus Psalm 100, darüber sind gelb-goldene Sterne aufgemalt.
Durch die gedeckten Farben der Ausstattung erhält der Raum ein ernstes, durch die hellen Wände aber freundlich-lichtes Gepräge, er wird gerne zu Gottesdiensten und durch die gute Akustik auch oft für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter – Sichtung vor Ort 8.11.2021
Kirchengeschichte: Johannes Richter mit Informationen eines Faltblattes in der Kirche

Youtube-Videos von Johannes Richter auf dem Kanal JRorgel

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