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Orgel: Salzatal / Zappendorf – St. Elisabeth

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Gebäude oder Kirche

St. Elisabeth

Konfession

Katholisch

Ort

Salzatal / Zappendorf

Postleitzahl

06198

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1868 gab es noch kein Instrument in der Kirche.
Um 1890 Neubau einer pneumatischen seitenspieligen Orgel I/7 durch Bernhard Speith Orgelbau/Rietberg i. Westfalen.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen.
Nach 1920 Ersatz durch Zinkpfeifen
Um 1970 Überholung des Instrumentes, Einbau eines elektrischen Winderzeugers neben dem Spieltisch – der Tret-Schöpfer kann aber nach wie vor betrieben werden.
2022 die Orgel ist gut spielbar.

Die kleine Orgel in der katholischen Kirche St. Elisabeth in Zappendorf ist eines jener Instrumente, deren Entstehung sich in der damaligen Fläche des Bistums Paderborn begründen: große Teile Mitteldeutschlands gehörten im 19. Jahrhundert zum Bistum Paderborn, da damals das Bistum Magdeburg noch nicht (wieder) existierte. So kam es, dass in vielen katholischen Kirchen Mitteldeutschlands Instrumente der Paderborner Firmen Feith&Eggert, W.F. Stegerhoff oder auch von Bernhard Speith aus Rietberg/Westfalen erbaut wurden, da diese Orgelbauer durch die Ortsnähe nahezu prädestiniert waren für den Bau von Instrumenten im Gebiet des Bistums.
Auch die katholische Kirche St. Elisabeth in Zappendorf erhielt solch ein Instrument, eines der wenigen original erhaltenen älteren Werke der Firma Speith (die auch heute noch existiert!).
Das für den Raum recht klein gehaltene Werk besitzt 8 klingende Stimmen auf einem Manual und Pedal. Der Spieltisch ist von unten gesehen seitlich links am Gehäuse angebracht, die Registerschalter sind beiderseits des Firmenschildes angebracht, diese Anordnung ist dazu auch noch sehr intuitiv – auf der linken Seite finden sich neben der Pedalkoppel auch die drei Achtfuß-Stimmen, auf der rechten Seite alle weiteren, höheren Register. Auf der dem Spieltisch gegenüberliegenden Gehäuseseite sind die Kalkantentritte angebracht. Eine Besonderheit ist hier das uhrförmige „Pneumatometer“, welches dem Kalkanten den Füllstand des Balges anzeigte. Die Orgel verbirgt sich in einem schlichten neuromanischen Gehäuse, welches drei durch Pilaster gegliederte Rundbogenfelder zeigt, die dezent von Gold umrahmt sind. Das mittlere Feld ist dabei wie oft in der hiesigen Region etwas größer ausgefallen als die Seitenfelder. Florales Schnitzwerk schließt das unauffällige Gehäuse nach oben ab.
Im Inneren der Orgel befindet sich an der Gehäuserückwand die Lade des Subbass 16′, die chromatisch überlappend aufgestellt ist – die Pfeifen stehen also zweireihig. Vor dem Stimmgang ist die Windlade des Manualwerkes aufgestellt, sie ist in C- und Cis-Seite geteilt, die Pfeifen steigen zur Mitte hin an. Der große Doppelfaltenmagazinbalg befindet sich im Untergehäuse unter der Windlade, der Motor steht heute in einer gut schallgedämmten Kiste direkt neben dem Spieltisch.
Die Disposition zeigt sich typisch für ein kleines, der Liturgie dienendes Werk. Ein warmer, sehr starker, aber nicht drückender, dafür aber sanglicher Principal 8′ bildet die klangliche Grundlage, auf der sich die hell-strahlende, massige Octav 4′ und die Rauschquinte 2fach als „Kleinmixtur“ zur Fortsetzung der Principalpyramide aufbauen. Dass die Mixtur recht tief liegt, kommt der Orgel sehr zupass, da sie dadurch im Plenum den Raum kraftvoll und warm, golden strahlend, aber nicht aufdringlich glitzernd oder gleißend erfüllt. Zwei weitere Achtfußstimmen als dunkel weiches Gedackt und als sanft streichendes, durchweg offenes (!) Salicional runden die Äquallage ab und schaffen Farbigkeit und Varianz. Eine perlende, helle 4′-Flöte, die gleichzeitig recht zurückhaltend ist, gibt dem Werk sanft-süße Leuchtkraft. Der Subbass 16′ grundiert den Klang dabei sehr füllig und kraftvoll, ist aber recht wenig obertonreich. Der Gesamtklang ist trotz der recht geringen Registerzahl kraftvoll, muskulös und voll ohne aufdringlich oder drückend-brüllend zu sein. Die Orgel füllt den Raum voll aus, ohne unangenehm zu dominieren und ist dabei trotzdem farbig, freundlich und weich.
Der Zustand des Werkes ist gut, leider wird die Orgel recht selten gespielt. Bis auf die Prospektpfeifen sind alle Pfeifen original erhalten, dem Instrument ist eine spätere, geschmacklich und musikalisch fragwürdige „Aufhellung“ zum Glück nicht zuteil geworden. Durch die seltene Nutzung des Pedals sind einige Tasten sehr schwergängig, eine verklemmt sich gar oft beim Betätigen. Das Manual offenbart keine Fehler. Der Gesamtklang ist frisch und frei sprechend, die Pneumatik ist präzise – nur die Manualklaviatur spielt sich überraschend leicht, selbst für pneumatische Instrumente. Das Format des Spieltisches ist für große Personen recht gewöhnungsbedürftig, da bei adäquater Sitzposition das Manual schon recht weit weg rückt. Es ist schön, dass diese Orgel hier so erhalten ist und den Gottesdienst musikalisch bereichert – auch abseits dessen ist das Werk eine gelungene, aber unbekannte Bereicherung der hiesigen Orgellandschaft.

Disposition

Manual C – f“‘

Principal 8′

Liebl. Gedackt 8′

Salicional 8′

Octav 4′

Flöte 4′

Rausch_Quinte 2 2/3&2 [sic!]

Pedal C – d‘

Subbass 16′

 

Spielhilfen

Als Registerschalter ganz links: Pedal-coppel
Als Drücker in der Vorsatzleiste unter dem Manual: T., A., MF. [Tutti, Auslöser, Mezzoforte]

Gebäude oder Kirchengeschichte

1868 Neubau der Kirche als Komplex aus Wohnhaus im Westen und Kirchenschiff im Osten mit Turm (Missionsvikarie).
Ab 1908 wurde die Gemeinde zur Filialvikarie erhoben.
1917 Abgabe zweier Glocken zu Rüstungszwecken.
1948 Einrichtung einer eigenen Pfarrei, die als Gemeinschaft mit Dölau bis 2009 Bestand hatte.
1954 Konsekration des Altars.
Nach 1965 Umgestaltung des Inneren nach den Ideen des zweiten vatikanischen Konzils.
2009 Integrierung in die katholische Pfarrei Halle-Nord (Carl Lampert)

Der Ursprung der katholischen Kirche in Zappendorf gründet sich darin, dass zur Zeit des florierenden Bergbaus in der ans Mansfeldische grenzenden Region viele Siedler aus ursprünglich katholischen Gebieten in das Salzatal zogen. Da in Halle damals keine katholische Kirche existierte, wurde diese für die neu zugezogenen Katholiken in Zappendorf errichtet. Ob der Entwurf auf den damaligen Bistumsarchitekten Güldenpfennig zurückzuführen ist, erscheint sehr möglich, ist aber bisher unklar.
Die Kirche ist, wie die Kirchen in Schwittersdorf, Wils, Naundorf und Höhnstedt sowie das Bethaus Salzmünde aus hellem Backstein errichtet und zeigt historisierende, schlichte Formen, die an die Gotik angelehnt sind. Das Äußere zeigt sich als einschiffige, rechteckige Saalkirche mit eingezogenem Chor und angefügter Sakristei. Strebepfeiler gliedern die durch Spitzbogenfenster durchbrochenen Wände. Auf der Südseite ist der auf quadratischem Grundriss stehende Turm angefügt, seine Glockenstube besitzt auf jeder Seite drei Spitzbogenfenster. Ein schlichter, schiefergedeckter Spitzhelm mit eingefügten, schlichten Gauben bekrönt den Turm. Eine Besonderheit ist, dass im Westen der Kirche das Pfarrhaus direkt an den Kirchenbau angefügt ist, und man u.a. zum Betreten der Glockenstube den Flur der Wohnung betreten muss.
Innen zeigt sich die Kirche schlicht und hell. Die Wände sind durchweg weiß gefärbt. Eine flache Holzbalkendecke dunkler Färbung überspannt den Raum des rechteckigen Kirchenschiffes, der erhöhte und gegenüber dem Kirchenschiff schmalere rechteckige Altar- bzw. Chorraum wird von einem spitzbogigen Kreuzgewölbe überspannt und öffnet sich zum Kirchenschiff in einem Spitzbogen. Die Ausstattung des Raumes ist heute quasi „nachkonziliar“ und schlicht gehalten. Die einstig reiche Ausstattung der Bauzeit hat sich bis auf eine geschnitzte Madonnenfigur im Altarraum und ein Gemälde der Madonna auf der rechten Front der Chorwand nicht erhalten. Der Altar ist als schlichter Marmoraltar mit einem quadratischem Fuß und darauf liegender Altarplatte gefertigt, darauf ruht ein reich gestaltetes Glaskreuz mit Darstellungen vom Kruzifix im Zentrum, darüber der hebräische Gottesname – links und rechts Alpha und Omega. Der würfelförmige Tabernakel im Altarraum ruht auf schwarzen Metallstelen und zeigt geometrische Muster aus Buntglas in Blautönen. Die Chorwand im Osten wird von einem großen Stoffbehang bedeckt, auf dem gleichsam als Altarbild Szenen aus dem Leben Jesu kreisförmig um das zentral angeordnete, hängend-schwebende Holzkreuz zu sehen sind. Das Taufbecken unter der Empore ist aus dem selben Stein wie der Altar gefertigt und zeigt eine oktogonale, schlicht-schlanke Pokalform. An den Wänden der Kirche ist ein Kreuzweg angebracht, dessen Tafeln aus Holz geschnitzt sind. Bemerkenswert sind die je vier Buntglasfenster an den Seiten des Kirchenschiffes. Die auf der Orgelempore sichtbaren Fenster stellen die Geschichte von Ort und Kirche schriftlich dar, die anderen zeigen in einem mittigen Schriftband Verse aus dem Benedicite und dazu passende, moderne Glasmalereien in der zentralen Fensterbahn, die von Klarglasscheiben flankiert werden.
Die Empore aus dunklem Holz durchmisst die gesamte Breite des Kirchenschiffes, sie ist in gleicher Gestalt wie die Balkendecke gehalten. Das Innere ist hell und schlicht, edel und erhaben und ein würdiger Raum für Gottesdienst, Musik und Liturgie mit einer ausgezeichneten Akustik.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: J. Richter, Sichtung vor Ort 08.01.2022
Kirchengeschichte: J. Richter, Sichtung vor Ort 08.01.2022, ergänzt durch Informationen des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 18.01.2022

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