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Orgel: Salzatal / Schochwitz – St. Benedikt

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Gebäude oder Kirche

St. Benedikt

Konfession

Evangelisch

Ort

Salzatal / Schochwitz

Postleitzahl

06198

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Salzatal/Schochwitz (D-ST) – ev. Kirche St.Benedikt – Einzel- und Vollgeläut (Turmaufnahme) auf Youtube



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1689 erste Erwähnung einer Orgel
1733 Erwähnung, dass von der Orgel (noch) 8 Register vorhanden sind
1817 Neubau einer Orgel hinter einem schlichten dreiteiligen Flachfeldprospekt auf 4′-Basis mit 10 Registern.
1860 Reparaturanschlag durch August Apel/Querfurt
1861 Umbau der Orgel
1926 schlechter und ungenügender Zustand der Orgel – Planungen zu einer Überholung bzw. Neubau.
1927 Neubau eines vorderspieligen, pneumatischen Werkes durch Furtwängler & Hammer (Hannover) mit zwei Manualen und 15 (13 + 2 Transmissionen) Registern als Opus 1026. Dabei erfolgte eine schlichte, kantige Erweiterung des alten Prospektes zu beiden Seiten.
Um 2015 Ausbau des Pfeifenwerkes samt der Pfeifenstöcke wegen diverser technischer Defekte. Auslagerung des Pfeifenwerkes auf die Empore. Ein Einbau erfolgte bisher nicht, die Orgel ist also nicht spielbar, aber original erhalten.
2023 Orgel nach wie vor ausgelagert, durch herabfallenden Schmutz der Decke Schäden in den offen liegenden (!) Papiermembranen der Windladen (s. Fotos)

Die Furtwängler&Hammer-Orgel in Schochwitz, St. Benedikt, ist eine der größten Orgeln des Bereiches Salzatal und zugleich auch die Jüngste der dort versammelten Instrumente. Sie ähnelt stark der Orgel in der Schlosskirche Schkopau, welche vom selben Erbauer in etwa der selben Zeit errichtet wurde. Im Inneren des durch den Bogen des Tonnengewölbes sehr beengten Gehäuses mit seinen seitlichen Erweiterungen mit schlichtem Gitterwerk stehen nebeneinander die Windladen der Manuale, welche chromatisch verlaufen. Das Schwellwerk befindet sich von vorne gesehen links, leider sind die Schwelljalousien verloren gegangen. Das Pedalwerk mit seinen zwei eigenständigen Registern steht hinter dem Hauptwerk, getrennt durch einen sehr engen Stimmgang. Der Schweller wird mechanisch über ein Gestänge betätigt. Bemerkenswerter Weise, wohl durch die Architektur bzw. die Anlage der Geschosse des Turmes verschuldet, steht die Windanlage nicht im Turm, sondern befindet sich samt einem elektrischen Ventus-Schnelläufer und dem Magazinbalg unter den Windladen. Die Prospektpfeifen des mit drei Flachfeldern sehr dezenten und mit leichtem Schleierwerk versehenen Prospektes sind aus Zink gefertigt, aluminiert und nicht klingend. Die Vorgängerorgel besaß jedoch abkonduktierte, klingende Prospektpfeifen – dies ist eindeutig am Prospekt nachweisbar. Die Platzverhältnisse im Inneren sind durch die, bedingt durch die Balganlage im Untergehäuse, hoch liegenden Windladen sehr beengt – die Windladen sind schlecht erreichbar, von der Seite aus gar nicht begehbar. Lediglich von vorne ist das Werk durch zwei sehr enge Türen zu besichtigen.
Da die Orgel zur Zeit ausgebaut ist, kann über ihre klanglichen Spezifikationen nicht viel gesagt werden, dem Verfasser möge dennoch erlaubt sein, auf den Zustand des Werkes einzugehen. Kurz gesagt – dieser ist nicht eben ein Anlass zum Jubeln. Durch die Holztonne rieselt immer wieder und immer weiter Dreck, Staub und kleine Steine auf die offen liegenden Windladen, deren Papier zum Teil schwer geschädigt ist. Das mag schon vor dem Ausbau der Pfeifen so gewesen sein, kommt es doch bei Rissen im Papier unter den Pfeifenstöcken zu Heulern und Durchstechern. Aus diesem Grund wurden wahrscheinlich die Pfeifenstöcke komplett abgeräumt, nur leider niemals wieder aufgesetzt, sodass der Schaden am Papier sich noch weiter entwickeln konnte. Durch die großen Risse konnte der Schmutz auch direkt in die Windladen zu den Membranen vordringen – eine genaue Beurteilung dazu steht noch aus. Die Drosselklappe ist ebenfalls beschädigt, der große Magazinbalg und Teile der Windanlage sind undicht. Das Pfeifenwerk wurde mitsamt den Halterungen auf die Empore ausgelagert, jedoch auf so engem Raum, dass es teils zu Schädigungen der Füße und Corpora (vor allem bei den Zinnpfeifen) gekommen ist. Zwar ist das Innere teilweise durch eine Plane geschützt, die Verputzung der rückwärtigen Mauer bröckelt jedoch trotzdem kontinuierlich weiter und verschmutzt und schädigt die technische Grundlade der Orgel.
Die Dispositionsweise des Instrumentes zeigt sich als bemerkenswerter Übergang an der Grenze von Spätromantik zur Orgelbewegung: die romantischen Spielhilfen und technischen Möglichkeiten der pneumatischen Orgel wie Walze, Schweller, Freie Kombination, Pianopedal werden voll ausgereizt und integriert. Gleichzeitig finden sich Spielhilfen, wie der in der Romantik recht selten vorkommende Tremulant. Die Manuale besitzen reichlich Äqualregister für einen satten, breiten, tragfähigen Klang, der fein ausdifferenziert und durch den Schweller noch weiter variiert werden kann. Gravität gibt dem Hauptwerk ein Bordun 16′. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass das erste Manual nur bis zum Principal 2′ ausgebaut ist, die Mixtur (in Schkopau im HW stehend) ist hier ins Schwellwerk gewandert und verleiht diesem Plenumfähigkeit und Gewicht im Vergleich zum Hauptwerk. Das Schwellwerk wird durch Charakterstimmen romantischer Art gekennzeichnet. Orgelbewegte Einflüsse stellen das Nachthorn 4′ und die Blockflöte 2′ dar, sowie die Mixtur, die eigentlich ins HW gehört, hier aber die Principalpyramide durch beide Manuale fortführt, sie verbindet und dem Organisten auch gleichzeitig die Möglichkeit gibt, den Mixturklang nach Belieben zu schwellen oder abzudämmen. Das Pedal besteht schließlich aus Platzgründen zur Hälfte aus Transmissionen, die gleichzeitig den Pedalklang aufhellen. Cello 8′ und Nachthorn 4′ werden aus den Manualen gewonnen und geben dem Pedalklang Zeichnungsfähigkeit und Gewicht. Neben der Furtwängler&Hammer-Orgel in Schkopau und der Orgel in Farnstädt wäre es wünschenswert, wenn die dritte große Furtwängler-Orgel im Saalekreis wieder aufersteht und im vollen Klang zur Ehre Gottes singen und jubeln darf!

Disposition

Disposition Furtwängler-Orgel (1927)

Manual I – Hauptwerk C – g“‘ (weiß)

Bordun 16′

Principal 8′

Viola di Gamba 8′

Weitoktav 4′

Oktav 2′

Manual II – Schwellwerk C – g“‘ (rosa)

Gemshorn 8′

Rohrflöte 8′

Salicional 8′

Nachthorn 4′

Blockflöte 2′

Mixtur 3-4fach

Pedal C – f‘ (blau)

Subbass 16′

Gedeckt-bass 8′

Cello 8′ (Tr. II)

Nachthorn-bass 4′ (Tr. II)

Angabe der 1733 noch spielbaren Register der Barockorgel von 1689

Manual

Grob Gedackt 8′

Principal 4′

Quinta 3′

Octave 2′

Spitzflöte 1′

Mixtur

Pedal

Subbaß 16′

Cornettino 2′

dazu kamen im Manual sicherlich noch: Quintadena 8′, Gedackt 4′, Cornett, sowie eine Posaune 16′ im Pedal 

Spielhilfen

Als Registerschalter ganz links: Manual-koppel II-I, Pedal-koppel I, Pedal-koppel II

Als Registerschalter ganz rechts: Unteroktav-koppel II, Oberoktav-koppel II, Oberoktav-koppel II-I, Kalkant

Mittig zwischen den Registerschaltern: Anzeige für Schweller (Schieber schwarz/weiß), darunter Anzeige für Walze als linearer Anzeiger
mit 7 Stufen

Über dem zweiten Manual als Druckknöpfe jeweils ganz außen, unter den Registerschaltern: Tremulant Manual II, Autom. Pedalumschaltung [Pianopedal zu II]

Über den Registerschaltern: Züge für Freie Kombination

Als Kollektivdrücker in der Vorsatzleiste unter Manual I, links gelegen: Walze allein, Tutti, Freie Comb. [sic!], Handregister

Über dem Pedal mittig, von links: Fußtritt aus Eisen „Walze ab“, Registerschweller (Walze), Balanciertritt für Schweller II

Gebäude oder Kirchengeschichte

1256 Grundsteinlegung der heutigen Kirche – aus dieser Zeit ist v.a. noch das massive, quadratische Turmuntergeschoss erhalten, sowie Teile des Kirchenschiffs.
15. Jahrhundert Anfügung eines gotischen, dreiseitigen Chores mit Maßwerkfenstern.
1503 Guss der großen Glocke durch den Halleschen Gießer.
1522 Guss der mittleren Glocke durch den Halleschen Gießer.
1579 Schaffung des Sandsteintaufbeckens.
Ende 18. Jahrhundert Umbau und Erhöhung des Kirchenschiffes sowie neue Innenausstattung.
1811 Schaffung des Kanzelaltares sowie Aufsatz einer oktogonalen Glockenstube mit angedeuteter welscher Haube.
1902 Stiftung der Buntglasfenster des Altarraums.
1917 Abgabe einer Glocke unbekannten Datums.
1920er Jahre Guss einer neuen Glocke durch Giesserei Ulrich (Laucha)
Um 1930 Erneuerung der Farbfassung des Innenraums.
1940 Abgabe der neusten Glocke.
1996 Guss der heute kleinsten Glocke bei Lauchhammer, Motiv heute: es‘- f‘- b‘, dabei Elektrifizierung der Läuteanlage.
2010 Förderung der Kirche durch die Stiftung KiBa.

Die evangelische Kirche Schochwitz liegt gut sichtbar im Zentrum des Ortes unweit des Schlosses Schochwitz, deren Bewohnern sie eine Zeit lang auch als Schlosskirche diente. Das ungewöhnlich große Bauwerk zeigt sich als einschiffige Saalkirche mit romanischen Grundmauern, die durch hohe Rundbogenfenster durchbrochen sind. Im Osten fügt sich ein dreiseitiger, gotischer Chorabschluss mit drei Maßwerkfenstern an, die heute mit schlichten, geometrisch verzierten Buntglasfenstern versehen sind. Auf der Südseite befindet sich ein im 18. Jahrhundert geschaffener Anbau mit eigenem Eingang, über welchen die Loge auf der Südseite betreten werden konnte. Der massive, gedrungene Westturm steht auf quadratischem Grundriss auf dem sich ein massiges, romanisches Untergeschoss erhebt, welches in der Höhe in eine oktogonale Glockenstube mit schlichten halbbogigen Schallöffnungen und eine gedrungene welsche Haube mit schlicht kurzer Spitze mündet.
Der Innenraum wird von einer hohen, heute blau bemalten Holztonne mit Oberlichtluken überwölbt, derer zwei sich neben der Orgel und nochmals drei haubenartig über dem Chor finden. Ein ockerfarbenes Zierband umläuft gesimsförmig die Tonne und lässt sie in die weiß gekalkten Wände münden. Der Innenraum wird von hellen Farben, die sich vor dem blauen Himmel andeutenden Tonnengewölbe gut abheben. Ockertöne in hellblau-türkis und weiß dominieren den Raumeindruck der schlichten Ausstattung. Der Raum wird u-förmig von einer Doppelempore umspannt, deren schlichte Zierfelder sicher einstmals kunstvoll mit Spruchworten aus der Bibel oder biblischen Szenen verziert (siehe Beesen oder Schiepzig), sind heute ebenfalls schlicht ockerfarbig gehalten und durch türkise Umrahmungen abgesetzt. Die Empore, gegliedert durch vorschwingende Gesimse, wird von angedeutet sehr schlichten korinthischen Säulen ohne jegliche Kapitellzier getragen.
Den Raum dominiert der 1811 geschaffene Kanzelaltar, dessen barocker, mit floralem Schnitzwerk geschmückter Kanzelkorb von zwei korinthischen Säulen flankiert wird. Auf dem Schalldeckel befindet sich eine Zierkartusche mit Inschrift, darüber ein giebelartiger Aufsatz, der von Wolkenzier sowie dem in Gold geschriebenen, hebräischen Gottesnamen verziert ist. In der (ehemaligen) Predella ist in Fraktur die Aufschrift „Ein‘ feste Burg ist unser Gott“ aufgebracht. Die Türen links und rechts des Altars sind mit Buntglasfenstern mit einem schlichten Kreuz verziert. Beiderseits des Altars befindet sich ein schlichtes Chorgestühl, an der Südseite zudem noch die Loge mit drei großen halbbogigen Öffnungen, deren einstige Verglasung verloren ging. Die Buntglasfenster des Chores sind mit geometrischen Formen verziert, das Fenster auf der Nordseite mit einer Christusbüste mit Kelch sowie einem Stifterhinweis verziert. Bemerkenswert ist der kelchförmige Taufstein aus Sandstein, der mit Symbolen und der eingehauenen Jahreszahl 1579 versehen ist. Der Raumeindruck ist schlicht, auch durch die Farbfassung, auf das Wort Gottes und die Auslegung dessen konzentriert – ist dabei jedoch von durchaus feierlichem, ernsten und andachtsvollem Eindruck.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter – eigene Recherche und Bestandesaufnahme, ergänzt durch Informationen aus: W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964
Kirchengeschichte: Aushänge in der Kirche, ergänzt durch den Beitrag auf der Webseite der Stiftung KiBa
Historische Disposition aus: W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964, S.88

Glockenvideo von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

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