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Orgel: Salzatal / Salzmünde-Pfützthal – St. Johannis

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Gebäude oder Kirche

St. Johannis

Konfession

Evangelisch

Ort

Salzatal / Salzmünde-Pfützthal

Postleitzahl

06198

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1595 laut einer Akte hatte die Kirche eine Orgel.
1694 angeblich ist ein Positiv vorhanden, das aber in keinem Kircheninventarium der Zeit erwähnt wird.
1874 Aufstellung eines Harmoniums, das den Gemeindegesang wohl merklich besserte, also kann vorher kein Instrument oder nur ein unspielbares Instrument vorhanden gewesen sein.
1878 Nachweis über ein bereits gebraucht gekauftes Orgelwerk.
1889 diese Orgel ist noch spielbar.
1902 Erwähnung eines Harmoniums, über die Orgel wird kein Wort mehr verloren, sie scheint bereits unspielbar geworden oder auf Grund des Klanges verworfen worden zu sein.

Heutige Orgel

1776 Erbauung der Orgel I/6 mit mechanischen Schleifladen von einem unbekannten Orgelbauer aus dem thüringischen Raum.
1878 Ankauf durch die evangelisch Kirchgemeinde Pfützthal. Dabei Aufstellung einer neuen Balganlage, Entfernung der Mixtur (?) und Einbau einer Flöte 8′.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen aus Zinn, die nie ersetzt wurden.
Nach 1945 wenige Nutzung der Kirche, dabei Verfall des Instrumentes.
2003 Wiederentdeckung der Orgel durch den Orgelsachverständigen des Kirchenkreises.
2013 kurz vor dem schweren Hochwasser im Juni Ausbau der Orgel zur Sanierung durch Thomas Schildt (Halle).
2013 schwere Schäden in der Kirche durch das Hochwasser der nahegelegenen Saale.
2015 – 2017 Sanierung der Orgel. Dabei Rekonstruktion der Prospektpfeifen und Einbau eines elektrischen Gebläses und einer neuen Rückwand etc.
2018 nach abgeschlossener Reparatur der Kirche Wiedereinbau der Orgel und Einweihung. Das Werk besitzt heute 5 Register auf einem Manual. Die Orgel soll noch eine Farbfassung erhalten

Das kleine Barockpositiv der evangelischen Kirche Pfützthal bei Salzmünde ist ein Instrument, das Rätsel aufgibt – weder ist sein Erbauer bekannt, noch ist seine genaue Geschichte wirklich beleuchtet, noch ist bekannt, woher das Werk überhaupt gekommen ist.
Fest steht, dass die kleine Orgel 1878 nach Pfützthal kam und wohl dort auch ihre Flöte 8′ erhielt und eine wahrscheinlich dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprechende Mixtur entfernt wurde. Bereits 1902 war das Werk allerdings zumindest nicht mehr wohlklingend, weshalb es durch ein Harmonium ersetzt wurde. Der Prospekt, heute holzsichtig mit floral geschnitzten Schleierbrettern, zeigt den in der Regio typischen Aufbau einer Barockschaufront – drei vorspringende Türme, die äußeren spitz zulaufend, der mittlere gerundet vorspringend und überhöht, umrahmen zwei Flachfelder mit kleinen, nicht klingenden Pfeifen. Über den Türmen (die insgesamt 45 Pfeifen des Principal 4′ tragen) verläuft ein breites, vorspringendes Gesims.
Der Klang des kleinen Instrumentes zeigte sich bei der Besichtigung dem Raum angemessen, warm, voll, hell, aber nicht scharf oder unangenehm spitz. Durch die zwei Achtfußregister, das Gedackt eher quintadenartig, die Flöte romantisch-rund, mit einem guten Fundament ausgestattet. Der Principal 4′ ist kräftig, singend, hell und sehr transparent, auch gut alleine zu verwenden. Das Gedackt 4′ zeigt einen spritzigen, mit starker Ansprache versehenen Klang. Die Octave 2′ bewirkt mit ihrem obertonreich farbigen Klangspektrum die Illusion, dass noch ein höheres Register mit dazu genommen worden wäre, was aber nicht der Fall ist – sie ist eine eindeutige Klangkrone. Der Klang insgesamt zeigt sich farbig, frisch, bunt, reichhaltig, raumfüllend, jedoch nie scharf und dies bei nur 5 Registern. Hätten sich manche Orgelbauer doch an dieser Orgel ein Beispiel genommen!
Das Pfeifenwerk ist, bis auf einige Pfeifen des Inneren sowie die 45 Pfeifen des Principal 4′, original auf dem Stand von 1878 erhalten. Eine sechste, wohl mehrchörige Stimme ging verloren. Die Windlade, als Schleiflade aufgebaut, ist in C- und Cis-Seite geteilt. Die Balganlage steht hinter dem kleinen Instrument. Die schmale Klaviatur, deren Untertasten bzw. deren Vorderteil recht kurz und aus Schlangen- bzw. Ebenholz gefertigt sind, spielt über eine Stechermechanik in die Windlade ein, was für eine überraschend leichte, „klavieristische“ Spielweise sorgt. Beachten sollte der Spieler dabei, dass die Obertasten, die mit Bein belegt sind, recht nahe beieinander liegen und deswegen eine Fehlerquelle darstellen können. Die Manubrien, fein aus Holz gedrechselt, sind wahrscheinlich noch original. Die Registerschilder, kleine, handschriftlich mit Tinte beschriftete und ans Gehäuse genagelte Holztäfelchen, sind wahrscheinlich der Zeit um 1900 zuzuordnen. Die originale „Beschilderung“ der Orgel bestand sicher
aus (wie oftmals üblich) Papier mit Beschriftung aus Tinte, welches auf das Gehäuse aufgebracht wurde. Die Balganlage ist ebenfalls nicht original von 1776, sondern aus der Zeit der Umsetzung in die Kirche Pfützthal.
Der Zustand des Werkes bei der Besichtigung war trotz der Sanierung vor wenigen Jahren nicht gut und das Werk nur schwer spielbar. Dies ist aber keinesfalls (!) dem Orgelbauer anzulasten.
Vielmehr treffen hier zwei Probleme aufeinander: seltene Nutzung des Bauwerkes als Gottesdienstraum, daraus folgend wenig Nutzung der Orgel, sowie die hohe Feuchte des Mauerwerkes und damit auch des Innenraumes, die immer noch auf die Überflutung der Kirche 2013 zurück geht, bei der das Innere ziemlich weit unter Wasser gestanden haben muss, was für große nachhaltige Schäden sorgte. Bei der Besichtigung klemmten viele Tasten aneinander, blieben unten hängen, ließen sich unterschiedlich schwer betätigen. Teilweise waren Heuler zu vernehmen und die Klaviatur war recht aufgequollen. Teilweise ist unter der Klaviatur und in den Klaviaturwangen Holzwurmfraß feststellbar. Der Klang des Instrumentes war dennoch sehr angenehm, gestimmt, frisch und frei sprechend. Es wäre der Orgel sehr zu wünschen, dass der Raum etwas trockener wird, sodass das Instrument häufig und gerne gespielt werden kann, ist es doch neben den diversen Rühlmann-Orgeln eine der wenigen alten Orgeln in der Region des Saalekreises!

Disposition

Disposition bei der Besichtigung 2021

Manual C, D – c“‘

Gedackt 8 Fuß

Flöte 8 Fuß

Principal 4 Fuß

Gedackt 4 Fuß

Octave 2 Fuß

a‘ = 473 Hz / Winddruck 68 mmWS

 

Disposition 1776 

Manual C , D-c“‘

Gedact 8 Fuß

Principal 4 Fuß

Klein Gedact 4 Fuß

Octav 2 Fuß

Sedecima 1 Fuß

Mixtur 2fach (?)

 

Spielhilfen

Das Instrument besitzt keinerlei Spielhilfen.

Gebäude oder Kirchengeschichte

Kirchengründung vielleicht schon in karolingischer Zeit (um 700).
12. / 13. Jahrhundert Bau einer ersten romanischen Steinkirche mit Turm im Nordwesten, der Taufstein stammt noch heute aus dieser Zeit.
Um 1500 Guss der heutigen Glocke durch den Halleschen Gießer.
Um 1630 Schäden im Dreißigjährigen Kriege.
1688- 1697 Umbauten an der Kirche, Einbau neuer Fenster und Reparatur am Bauwerk.
1706 Umbau des Inneren, dabei Einbau des Altaraufsatzes aus Sandstein.
1848 Umbau nach Plänen von Friedrich August Ritter.
Um 1860 Einbau der Kanzel und der Empore im Westen.
1917 Abgabe einer Glocke zu Rüstungszwecken.
Um 2000 Elektrifizierung der Läuteanlage durch Laszlo Szabo (Artern).
2013 schwere Schäden am Bauwerk durch Saalehochwasser.
2013 – 2018 Sanierung der Kirche, Reparatur.
2018 Wiedereinweihung mit Orgelweihe, die Orgel soll noch eine Farbfassung erhalten.

Die Johanniskirche in Pfützthal liegt malerisch in der Nähe der Saale gelegen. Das Bauwerk liegt auf einer leichten Anhöhe und ist mit seinem markanten Turm von durchaus eindrucksvoller Erscheinung. Die Kirche ist ein einschiffiger Kirchsaal mit dreiseitigem Chorabschluss, der recht flach ausgeführt ist. Schmale Halbbogenfenster durchbrechen die Wände des Kirchenschiffs. Im Westen findet sich ein neogotisches Doppelfenster mit Spitzbögen. Der Turm steht für diese Region untypisch seitlich im Nordwesten an das Kirchenschiff angefügt. Er ist ebenfalls aus Bruchsteinmauerwerk errichtet, besitzt in der Glockenstube romanische Doppelarkaden und wird von einem Satteldach (welches parallel zum Kirchenschiff ausgerichtet ist) bedeckt. Auf den Westgiebeln des Turmes und des Kirchenschiffes sind zwei griechische Kreuze aus Stein bekrönend platziert.
Das beige getünchte Innere wird von einer holzsichtigen (heute teilweise stark vom Holzwurm befallenen) Balkendecke mit gliedernden Querbalken überspannt. Ein farbig gefasstes, mit regelmäßigen geometrischen Formen versehenes Zierband umläuft unterhalb der Holzdecke den Raum und umfasst ihn. Der Altaraufsatz ist auf einen steinernen Altartisch aufgesetzt.
Dieser Tisch ist eine feine und hochwertige Sandsteinarbeit. Ein im 19. Jahrhundert geschaffenes Kreuzigungsbild in hellen Farben mit Christus samt Heiligenschein und seiner Mutter Maria zu
Füßen wird von zwei lebensgroßen Sakramentsengeln gerahmt, die die Sakramente Brot und Wein tragen und dabei sehr ernsten Blickes und damit von sehr ernster Ausstrahlung sind. Ihre Füße ruhen auf Palmenblättern, die den Zusammenhang von letztem Abendmahl und Jesu Einzug in Jerusalem sowie zur Kreuzigung darstellen. In der Predella ist ein Ölgemälde des letzten Abendmahls zu sehen. Das Altarbild wird von zwei Pilastern mit umwundenen Früchten gerahmt, die in ein breites, mehrfach gestuftes Gesims münden.
Darüber befindet sich zwischen zwei Putti gleichsam als Bekrönung des Altars ein Bild des Auferstandenen mit Siegesfahne, eingerahmt von in Sandstein gehauenem floralen Zierwerk, einem Siegerkranz ähnelnd, von den Putti gehalten. Der Altar ist in seiner feinen Arbeit ein wertvolles Ausstattungsstück und von überaus ernster Sprache. Das große kelchförmige Taufbecken wurde im 12. Jahrhundert geschaffen, zu Barockzeiten wurde es mit marmorierender Malerei versehen. Die schlichte Kanzel mit polygonalem Korb auf einem schlank quadratischen Fuß schuf die Werkstatt für kirchliche Kunst Gustav Kuntzsch aus Wernigerode im 19. Jahrhundert. Die holzsichtige Kanzel besitzt als einzige Zierde flache Rechteckfelder mit Rahmung und keinem Schalldeckel. Bemerkenswert ist noch der gusseisern verzierte Ofen, der früher die Kirche erwärmte. Die Empore mit ihrer geschwungen durchbrochenen Brüstung entstammt wahrscheinlich der Zeit des Orgeleinbaus. Der dunkle barocke Orgelprospekt mit seinen hellen Pfeifen schafft eine gelungene Verbindung zwischen dem hellen Sandstein des Altars und dem dunklen Holz der Kanzel und verbindet damit musikalisch Himmel und Erde – folgt damit schon im Aussehen dem Zwecke der Kirchenmusik.
Es wäre zu wünschen, dass dieser andachtsvoll schlichte, ernsthafte und gen Himmel weisende Raum mit seiner edlen Ausstattung häufiger genutzt werden würde.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch Informationen aus: W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden, 1964,
sowie „Zwischentöne – kirchenmusikalische Mitteilungen“, Hrsg. Evangelische Kirche Mitteldeutschland, Heft 04/2018, S.11f.
Kirchengeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch eigene Sichtungen und mündliche Mitteilungen von H. Hilger

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