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Orgel: Salzatal / Beesenstedt-Naundorf – St. Johannes

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Für die Erhaltung von Kirche und Orgel sowie die weitere Pflege und Sicherung des Bauwerkes sind Ihre Spenden dringend erbeten und gerne erwünscht!




Gebäude oder Kirche

St. Johannes

Konfession

Evangelisch

Ort

Salzatal / Beesenstedt-Naundorf

Postleitzahl

06198

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1817 Bericht über den Ankauf einer Orgel – Voigt/Polleben lieferte ein Instrument für 100 Mark.
1866 wurde eine große Reparatur der Orgel berichtet – August Apel liefert zudem ein Gutachten über das Instrument ab.
Ab 1890 Überlegungen zum Neubau der Orgel.
1899 Abtragung der alten Orgel durch Rühlmann/Zörbig.
1900 Neubau einer vorderspieligen, pneumatischen Kegelladenorgel II/10 durch Ladegast&Sohn (Inh. Oskar Ladegast/Weißenfels).
1917 Abgabe der Prospektpfeifen aus Zinn.
Um 1925 Ersatz durch Zinkpfeifen.
1942 Einbau eines elektrischen Gebläses durch G. Hillebrandt/Roßleben.
Nach 1945 keine weitere Pflege der Orgel, das Werk verfiel, Holzwurmbefall und ein undichtes Dach über der Orgel nahm die Orgel erheblichen Schaden.
Ab 2000 Überlegungen zur Instandsetzung der Orgel.
Ab 2013 Sanierung der Orgel durch Th. Schildt/Halle.
2022 sind 7 von 10 Registern spielbar, Gedackt 8′ ist von C-c‘, Salicional 8′ von C-c° vorhanden und Doublette 2fach ist gar nicht vorhanden.

Die Ladegast-Orgel in Naundorf ist eine der letzten Orgeln, die die einst so glanzvolle Weißenfelser Orgelwerkstatt fertigte. Solche eher klein dimensionierten Werke waren nicht erst seit der Übernahme der Werkstatt durch Friedrichs Sohn Oskar das Hauptbetätigungsfeld der Firma – auch schon zu den Zeiten von Friedrich Ladegast war die eher konventionelle Bauweise der Firma vielen Zeitgenossen und Kirchengemeinden nicht mehr genug, nicht mehr innovativ genug. So entstanden nach 1890 vor allem kleine Werke für ländliche Regionen, u.a. auch dieses hier dargestellte Werk für die 1899 neu erbaute Kirche in Naundorf. Bemerkenswert ist, dass Rühlmann die alte Orgel zwar abtrug, nicht aber die Neue aufstellen durfte – vielleicht erhielt die Firma Ladegast den Auftrag aufgrund eines viel günstigeren Preises – durch diese Art der Unterbietung, was bei den Preisen von Rühlmann nicht allzu schwer war, konnte sich die Firma doch einige Aufträge noch an Land ziehen.
Das Werk verbirgt sich hinter einem recht originellen, proportional etwas unausgewogen wirkenden neogotischen Holzprospekt, der heute eine etwas merkwürdig anmutende grüne Farbe trägt. Der Prospekt wird durch drei vorspringende, polygonale Türme gegliedert. Die Seitentürme sind, ähnlich wie bei der Wäldner-Orgel im Dom zu Halle, um die Ecken des Gehäuses herumgezogen und besitzen spitzbogige Pfeifenfelder. Die Seitentürme werden über je zwei Flachfelder, eines klein und segmentbogig, eines groß und mit einem Spitzbogen versehen, mit dem vorspringenen Mittelturm verbunden. Die mittleren Flachfelder sind dabei mit floraler, ockergoldener Malerei umspielt. Dezente Filialen- und Wimpergenzier sowie ein den Mittelturm einrahmender, auf diesen zulaufender und von Schnitzwerk durchbrochener Giebel verzieren den Prospekt, der dadurch eine gewisse kathedralhafte Erhabenheit besitzt, welche an die großen Werke der Firma erinnert. Der Spieltisch ist frontal an das Gehäuse angefügt, er besitzt einen schlichten Klappdeckel.
Öffnet man ihn, erblickt man einen kompromisslos auf das Wesentliche reduzierten Spieltisch – alle Registerzüge und auch Spielhilfen befinden sich in einer Reihe, zweigeteilt über dem zweiten Manual, intuitiv erreichbar und durch kurze Zugwege schnell zu betätigen. Das Hauptwerk liegt dabei mit den Registerzügen links, die Manualkoppel befindet sich
ganz außen links. Rechts befinden sich zweites Manual und Pedal, ganz außen die Pedalkoppel. Diese Anlage ist schlicht, praktisch und äußerst praxisnah angelegt. Durch große, gut lesbare Porzellanschilder mit schwarzer Druckschrift, sind die einzelnen Register stets gut zu erkennen. Weitere Spielhilfen besitzt die Orgel nicht – keine freien oder festen Kombinationen, Walze, Schweller – all dies gibt es hier nicht. Der Spieltisch erhält dadurch eine sachliche, geradlinige und doch dynamische Formensprache, die zumindest den Autor ob der intuitiven Bedien- und der leichten Erreichbarkeit sehr angesprochen hat.
Im Inneren befindet sich unten unter den Windladen auf dem Emporenboden der große Doppelfaltenmagazinbalg, der kleine Schnelläufer-Motor befindet sich im Turmraum hinter der Orgel. Vorne auf Höhe der Prospektöffnungen steht die in C- und Cis-Seite zur Mitte hin aufsteigend geteilte Windlade des Hauptwerkes, dahinter hinter dem Stimmgang die in gleicher Weise geteilte Lade des zweiten Manuales. Die Pedalwindlade steht auf gleicher Höhe ganz hinten, ebenfalls in C- und Cis-Seite geteilt. Alle Laden sind als pneumatische Kegelladen gebaut. Auffällig ist der hohe Anteil an Holzpfeifen im Inneren. Mit Ausnahme der Doublette 2fach, der Octave 4′ und Teilen des Principal 8′ sowie des Bordun 16′ sind alle Pfeifen aus Holz gefertigt. Allerdings fehlten zum Zeitpunkt der Besichtigung die Pfeifen c#°-f“‘ des Salicional 8′, c#‘-f“‘ des Gedackt 8′ und die Doublette komplett. Über diese Pfeifen kann der Autor also derzeit noch kein Urteil fällen.
Das Werk ist für kleine Orgeln der Weißenfelser Firma typisch nach dem Prinzip des „geteilten Hauptwerkes“ disponiert. Das bedeutet, das Stimmen, die man eigentlich in einem größer angelegten Manualwerk einer einmanualigen Orgel auf ein zweites Manual auslagert, um Farbigkeit und Vielseitigkeit zu erhöhen – so ist auch hier verfahren worden.
Das erste Manual basiert auf einem füllig-warmen, sehr weichen Bordun 16′. Dass dieser ab C komplett durch die gesamte Klaviatur durchgeführt ist unterstreicht, dass auch dieses kleine Werk den Anspruch eines „großen Klanges“ von „echt kirchlicher Würde“, wie man damals schrieb, erfüllen, also gravitätisch und ernst, warm und schmiegsam klingen sollte. Der Principal 8′ steht teilweise im Prospekt, er besitzt einen tragfähigen, sehr singend-warmen, kraftvoll-dominanten, aber nie harten oder drückend-lauten Klang. Er bildet eine gute, breite Basis, ohne aufdringlich zu sein. Dass die für Choral- und Literaturspiel wichtige Mittellage im Prospekt zu stehen kommt, unterstreicht das musikalische Praxisdenken der Weißenfelser Firma.
Ein rundes Gedeckt 8′ steht dem Principal zur Seite, zumindest die vorhandenen Pfeifen C-c‘ zeigen einen warmen, dunkel-seidigen, sehr mischfähigen Klang. Die Octave 4′ ist schlank und leuchtend-strahlend, aber nicht so stark, wie man es von Rühlmann-Orgeln kennt. Die Doublette 2f. fehlt zwar, übernimmt aber die Funktion einer kleinen Klangkrone, ohne spitz oder schrill zu werden – der Fokus liegt also klanglich hier komplett auf den Grundstimmen, weitere 2′-Register gibt es nicht. Das zweite Manual besitzt eine sanfte, runde, querflötenartig klingende, sehr mischfähig und orchestral wirkende Flöte 8′, ein zumindest in den vorhandenen Pfeifen leise-lyrisch streichend geheimnisvolles Salicional und eine perlend zurückhaltende und sehr weiche Flöte 4′. Das Pedal trägt mit dem gedeckten 16′ und dem offenen, zeichnungsfähigen und leicht schneidenden 8′ gut den Klang. Die vorhandenen 7 Register zeigen einen edlen, mischfähig-biegsamen, aber gravitätisch-vollen Klang, der den Raum gut einnimmt, ohne grob zu wirken, dabei auch von der ausgezeichneten Raumakustik profitiert. Harte Ansprachegeräusche oder Spucken finden sich nirgends – die Mischfähigkeit ist, wie bei Ladegast zurecht stets gerühmt, ausgezeichnet. Man darf gespannt sein, wie sich die verbleibenden fehlenden Pfeifen in dieses Klangbild einfügen werden.
Der Zustand der Orgel ist heute gut spielbar, die Pneumatik funktioniert ohne Fehler, die Registratur desgleichen – Heuler oder Aussetzer ließen sich nicht feststellen. Der linke äußere Prospektturm ist durch ein undichtes Dach darüber sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, das Holz ist komplett morsch und teilweise ausgebrochen, ebenso wie der Boden darunter. Dies ist auch der Grund für den Neubau der genannten, heute noch fehlenden Pfeifen, die dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden waren und aufgrund dieser Undichtigkeit des Daches bis zu deren Behebung nicht wieder eingebaut werden. Der technische Unterbau, Balganlage, Spieltisch und das vorhandene Pfeifenwerk wurden bereits durch die Firma Th. Schildt Orgelbau überholt und wieder eingebaut und stellen ihrem Restaurator und Retter ein ausgezeichnetes Zeugnis aus. Die Pneumatik reagiert sehr präzise – die Klaviaturen spielen sich sensibel, leicht, aber mit angenehmem Druckpunkt, nicht schwammig oder „lasch“. Auch das Pedal zeigt eine ausgezeichnet sensible Spielbarkeit – allein dieses Spielgefühl, verbunden mit der edlen, sensiblen und feinfühligen Intonation macht das Spiel auf dieser Orgel zu einer großen Freude. Der Windmotor verrichtet seinen Dienst nahezu geräuschlos, auch der große Balg im Inneren der Orgel ist absolut dicht. Rauschen oder sonstige Windgeräusche treten nicht auf. Jedes Register ist seinem Charakter nach vorzüglich und charaktervoll-eigen intoniert, dabei ist die Mischfähigkeit enorm hoch, der Gesamtklang edel, samtig und warm. Die kleine Ladegast-Orgel in Naundorf zeigt, dass auch auf kleinen Dörfern wahre Juwelen schlummern, und ist eines der wertvollsten Werke der hiesigen Region. Eine häufigere Nutzung wäre dem Werk sehr zu wünschen. Dem Restaurator stellt die Orgel ebenso ein hervorragendes Zeugnis aus wie ihrem Erbauer, von dessen Kunst sie heute wieder mit ihrer warmen und vollen Stimme singen und künden darf. Man darf gespannt sein, wie sich das Klangbild nach dem Einbau der noch fehlenden Stimmen zeigen wird – doch so, wie es jetzt sich bereits zeigt, wird auch dieses Ergebnis ein Erstrangiges sein, welches das hochromantische Werk zu einer idealen Orgel für die romantische Musik, welche heute wieder erstanden ist, machen wird.

 

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16.

Principal 8. (C-B Holz, gedeckt, H-c#° Holz, offen, ab d° Prospekt, Zink, ab f‘ Zinn, offen, innen)

Gedackt 8.*

Octave 4.

Doublette 3,2. [2 2/3’+2′)*

Manual II – Hinterwerk C – f“‘

Floete 8.

Salicional 8.*

Fl.Dolce 4.

Pedal C – d‘

Subbass 16. (durchg. Holz, gedeckt)

Cello 8. (durchg. Holz, offen) 

* die mit * gekennzeichneten Register sind zum Stand der Besichtigung am 06.01.2022 nicht oder nur teilweise eingebaut.

Spielhilfen

Als Registerzug ganz rechts: Ped:Coppel [I/P]
Als Registerzug ganz links: Man:Coppel
Als beschrifteter Zug rechts unter dem Spieltisch: Calcant [heute Motorschalter bzw. -zug)

Gebäude oder Kirchengeschichte

Um 1200 erster Kirchenneubau im Ort.
1620 Fertigung des Sandstein-Taufsteins.
1697 umfassende Renovierung der Kirche.
1899 völliger Neubau auf den Grundmauern der alten Kirche, der Neubau entstand im neogotischen Stil.
1917 Abgabe beider Glocken zu Rüstungszwecken.
1927 Guss einer neuen Glocke bei Ulrich&Weule/Bockenem, Durchmesser 99,1cm – Nominal h‘.
18.02.1935 stürzte der hohe Spitzhelm des Kirchturmes durch einen Sturm auf das Kirchendach.
Nach 1945 Reparatur des Daches, Aufsatz einer neuen Turmhaube in verkleinerter, reduzierter Form.
Nach 1970 steter Verfall der Kirche, das Dach wurde undicht, etc.
Ab 2000 Wiederaufbau und Sanierung der Kirche auf Initiative von Hans-Peter Hillebrand aus Naundorf, die meisten Arbeiten wurden als Eigenleistung ausgeführt.
2022 ist die Kirche bis auf eine undichte Stelle im Dach und zwei kaputte Fenster baulich gesichert und wiederhergestellt.

Naundorf bei Beesenstedt, ein Blickpunkt an der Landstraße von Polleben Richtung Salzmünde: Aus dem mystischen Morgennebel schält sich der markante Kirchturm von St. Johannes, auf dem alten Kirchhofe auf den Grundmauern der alten Kirche 1899 neu im schlicht-neogotischen Stil erbaut, der Kirche in Schwittersdorf (ca. 2km weiter entfernt gelegen) sehr ähnlich. Malerisch wabert der Nebel in der beginnenden Sonne zwischen den alten Bäumen, die die Kirche umgeben. Sie liegt auf einer kleinen Anhöhe direkt neben der Landstraße. Einst prägte ihr spitzer, nadelartiger Turmhelm wie ein himmelschneidendes Skalpell die Landschaft, bis er 1935 einem Sturme nachgab und nach 1945 durch eine deutlich kleinere Turmspitze ersetzt wurde, welche das Aussehen der Kirche heute etwas gedrungen wirken lässt. Wie Phoenix aus der Asche ersteht die Kirche aus dem Morgennebel, so wie sie nach 2000 in liebevoller Eigenarbeit des Dorfes wieder auferstand. Das Bauwerk zeigt sich als durchaus eindrucksvolle, elegant-schlichte einschiffige Saalkirche aus Bruchsteinmauerwerk im neogotischen Stil. Im Westen am Turm ist eine kleine Apsis mit quadratischem Grundriss und einem polygonalen Aufsatz mit Spitzbogenfenstern sichtbar. Der Turm besitzt einen quadratischen Grundriss und seitlich mit aufsteigenden Giebeln angefügte, ebenfalls quadratische Treppentürme. Das Glockengeschoss besitzt auf allen vier Seiten je zwei spitzbogige Schallfenster, die durch Pilaster getrennt sind. Das Turmgeschoss darunter besitzt sandsteingelaibte Achtpaßfenster. Der Turmhelm ist heute als schiefergedecktes, spitzes Pyramidendach ausgeführt. Auf der Spitze thront die Wetterfahne mit der Jahreszahl der Erbauung der Kirche – 1899. Das Kirchenschiff ist breiter als der Turm mit seinen Treppenaufgängen. Der Chor ist dreiseitig und eingezogen ausgeführt, an der Ostfront ist ein kleiner rechteckiger Eingangsbereich mit Tür angebracht, der früher wohl als Eingangs- und Ankleideraum für den Pfarrer diente. Jener Ostanbau besitzt eine rechteckige Tür, sowie zwei Spitzbogenfenster, und ein schiefergedecktes abgewalmtes Satteldach mit einem zierenden Knopf. Strebepfeiler gliedern die glatten Wände des Kirchenschiffes, die dreiseitigen Giebelabschlüsse der Strebepfeiler sind mit Reliefs verziert. Das abgewalmte, schiefergedeckte Satteldach des Kirchenschiffes wird durch je drei Dachgauben an den Seiten und einer Gaube an der Ost- bzw. Stirnseite durchbrochen. Alle Gauben besitzen spitze Giebel mit verzierenden, heute edel-grünlichen Knöpfen. Dies verleiht dem Kirchenäußeren ein himmelstrebendes Aussehen. Die Fenster sind als spitzbogige, schmale Fenster in Dreiergruppen zusammengefasst. Im Westen am Turm sind die Spitzbogenfenster nicht so lang gezogen, dafür finden sich im unteren Teil der Wand je drei segmentbogige Fenster. Der Eingang empfängt einen mit einem spitzbogigen Tympanon, unter dem ein Spruchband verkündet: „Friede sei mit Euch.“. Das Innere zeigt sich überraschend weit, sehr warm und schlicht. Die Fenster des Altarraumes sind mit geometrischen Buntglasmustern verziert, die in der einfallenden Sonne ein warmes Muster durch die Kirche wallen lassen. Die anderen Fenster besitzen einen farbigen Rand aus Buntglas. Eine flache Holztonne überspannt den Raum, sie ist dezent beige gefärbt, zeigt im unteren Teil ein umlaufendes Zierband. Vorspringende, dreieckige Träger mit verzierten steinernen Schlusssteinen tragen die Decke. Im Altarraum an den abgeschrägten Wänden sind auf beiden Seiten rot umrahmt die Buchstaben Alpha und Omega in Gold zu sehen. Reste von floralen Zierbändern finden sich an vielen Stellen der ansonsten hellblau gefärbten Wände und geben dem Inneren einen ganz eigenen Charme. Hoch über dem Altar an der Stirnwand der Kirche ist in roter Frakturschrift einer der zentralen Sätze des christlichen Glaubens aufgemalt, er stammt aus Johannes 3, Vers 16: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben – welch passender Vers in einer dem Hl. Johannes geweihten Kirche! Der Stipes, also der steinerne Unterbau des Altars, besteht aus einem romanischen Tympanon mit griechischem Kreuz, welches aus dem Vorgängerbau stammt – diese Verbindung von Alt und Neu ist äußerst gelungen. Der Altaraufsatz ist dreiteilig und mit neogotischer Filialenzier versehen. Im Mittelfeld ist ein Gemälde des die Hostien segnenden Christus mit Strahlenkranz zu sehen, der den Blick gen Himmel richtet. Die Seitenfelder zeigen eingearbeitete Sägearbeiten von Brot (links) und Weinkelch (rechts), jeweils von einem Strahlenkranz bekrönt – das Bild des Altars ist also klar auf das Abendmahl ausgerichtet. Florales Zierwerk ist im Unterbau angebracht, der dreieckige Spitzgiebel ist von einem sechszackigen Stern mit umgebendem Strahlenkranz als Laubsägearbeit ausgeführt. Das dunkle Grün des Altaraufsatzes korrespondiert ideal mit der Farbgebung des Orgelprospektes. Der Taufstein, der auf einem halbrunden Vorsprung aus Sandstein vor dem Altar steht, stammt aus der Alten Kirche und wurde 1620 geschaffen. Er besitzt ein polygonales, kelchförmiges Becken auf einem runden Schaft. An seiner oberen Kante umläuft eine eingemeißelte Inschrift aus dem Galaterbrief 3, Vers 27 den Taufstein. Die einzelnen Felder zeigen neben einer Inschrift, die über den damaligen Pfarrer sowie spendende Gemeindeglieder Bericht gibt, Szenen aus der Bibel: Die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer, die Kindersegnung, die Arche Noah sowie zwei Engelsdarstellungen. Die Kanzel auf der Südseite des Altarraumes ruht auf grünen Holzstelzen, der Aufgang besitzt eine durchbrochene Balustrade. Der Kanzelkorb ist viereckig und besitzt eine abgekappte Ecke, die mit einem schlichten Kreuz verziert ist. Die einzelnen Felder der Kanzel sind als Kontrast zu den grünen Stelzen und dem grünen Kreuz hell und holzsichtig ausgeführt. Die Wände sind bis auf Brusthöhe mit einem rot-grün-ockernen floralen Ziermuster verziert. An der Nordwand des Altarraumes ist ein Gedenkstein an die Opfer des ersten Weltkrieges angebracht. Die Orgelempore durchmisst die ganze Breite des Kirchenschiffes und besitzt grüne Säulen und flache, helle Holzfelder als Kontrast. Bemerkenswert sind auch die verzierten Kirchenbänke aus der Erbauungszeit. Die einheitliche Innenausstattung und ihre Erhaltung sind ein Glücksfall, der so selten im Saalekreis zu betrachten ist. Kaum groß genug kann der Dank an jene engagierten Gemeindeglieder sein, die die heute nur selten genutzte Kirche in liebevoller Eigenregie wieder aufarbeiteten. Heute sind noch Arbeiten an den Fenstern, den Schallfenstern des Turmes sowie am teilweise undichten Dach zu erledigen. Die Kirche in Naundorf ist ein schönes und gediegenes Beispiel für den Kirchbau der damaligen Zeit, ihrem erhabenen, weiten, schlichten und akustisch sehr guten Raum wäre eine häufigere Nutzung auch als Wertschätzung der Arbeit der Gemeinde nur zu wünschen!

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: J. Richter – Sichtung vor Ort und Gespräche mit Gemeindegliedern, ergänzt durch Informationen aus: W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800,
Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964 sowie H. Brülls – Ladegastorgeln in Sachsen-Anhalt, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Hrsg.), Michael Imhof Verlag Petersberg, 2005, S.388
Kirchengeschichte: J. Richter, Gespräche mit Herrn Bunk, ergänzt durch eine Schautafel an der Kirche

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Pfarramtes Salzatal-Schochwitz

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