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Orgel: Petersberg / Wallwitz – Dorfkirche

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Gebäude oder Kirche

Dorfkirche

Konfession

Evangelisch

Ort

Petersberg / Wallwitz

Postleitzahl

06193

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Ungehört – ungespielt – Stiller Klang 8 – Petersberg/Wallwwitz, Dorfkirche

Petersberg/Wallwitz (D-ST) – ev. Dorfkirche – Einzel- und Vollgeläut (Turmaufnahme)



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1749 Abschluss eines Kontraktes mit Johann David Tiensch, welcher aber den Vertrag brach und dafür verklagt wurde.
1751 Neubauvertrag mit Heinrich Andreas Contius. Ob dieser Neubau zustande kam, ist nicht bekannt.
1751 Abnahme eines neuen Werkes, welches für untadelhaft befunden wurde.
1891 Neubau einer Orgel II/15 mit pneumatischen Kegelladen als 116. Werk der Firma Rühlmann (Zörbig) als vorderspielige zweimanualige Orgel mit fest angebautem Spieltisch.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken.
1915 Ersatz durch Zinkpfeifen durch Rühlmann.
1950er Jahre Umdisponierung.
ab 1970 keine weitere Pflege der Orgel, die Kirche sollte abgerissen werden. Danach Schäden durch herabfallenden Putz etc.
2016 zum Teil Abbau durch Orgelbauer R. Paul (Niederröblingen).
2021 das Werk ist nicht spielbar.

Die 116. Orgel der Zörbiger Firma zeigt sich heute in einem traurigen Zustand. Der wirkungsvoll dreifeldrige neoromanische Prospekt mit seinen Bogenfeldern, deren mittiges Feld das höchste ist, fügt sich harmonisch und gelungen in den Turmbogen ein. Kleine Kreuzblumen bekrönen die Schaufront des in den Turm hinein gebauten Gehäuses. Die seitlichen Felder besitzen ein gerades Gesims, das Mittelfeld einen hohen Bogen. Der heute teilweise demontierte Spieltisch ist frontal mit Blick zur Orgel angefügt.
Im Inneren der Orgel steht hinter dem nicht klingenden Prospekt mit seinen heute unansehnlichen Zinkpfeifen auf Höhe der Prospektöffnungen das erste Manual in chromatischer, nach links aufsteigender Reihenfolge, dahinter befindet sich der Stimmgang. Die Rückwand der Orgel bilden die Pfeifen des Subbaß 16′, davor stehen mit den Labien Richtung Kirchenraum die beiden übrigen Pedalregister, komplett aus Holz gefertigt. Das zweite Manual steht erhöht und um 90 Grad zum Hauptwerk gedreht auf der rechten Seite der Orgel, seine Pfeifen sind nach hinten aufsteigend chromatisch angeordnet.
Die Dispositionsweise des heute unspielbaren, im zweiten Manual aufgehellten Werkes zeigt sich klassisch nach dem Schema der Orgelbauanstalt Rühlmann. Das erste Manual ist ein starkes Hauptwerk, auf einem 16′-Bordun fußend. Dem kraftvollen Principal sind zwei romantische Charakterstimmen als Streicher und Flöte zur Seite gestellt, die den Klang füllen und ausdifferenzieren. Octave 4′ und Mixtur bekrönen die Klangpyramide und sorgen für strahlend-goldene Plena. Eine Rohrflöte 4′ sorgt für eine weitere Differenzierung in der 4′-Lage.
Das zweite Manual, heute zum barocken Positiv „aufgewertet“, erhielt einstmals durch den Geigenprincipal 8′ (heute 4′) Gewicht und war ansonsten durch reiche Charakterstimmen der Achtfußlage gekennzeichnet, die heute neobarocken Änderunngen, wie einer sehr fremdartig anmutenden Quintzimbel gewichen sind. Einzige Aufhellung dieses Farbwerkes war eine Flauto amabile 4′, wie sie in solchen Instrumenten typisch für die Firma war. Das Pedal mit seinen drei großen Bässen war auf das Tragen jeder Klangmischung ausgelegt – ein Principalbass 8′ sorgt für Kontur und Durchsetzungsfähigkeit.
Der Zustand der heute nicht spielbaren Orgel ist schlecht. Der Spieltisch ist teilweise demontiert, das Pedal abgebaut, das Firmenschild nicht vorhanden. Durch das Fehlen des Vorsatzbrettes liegt die pneumatische Steuerung im Spieltisch vollkommen frei und hat auch einiges an Schmutz abbekommen. Diverse Tasten liegen unten, ihre Federn sind gebrochen, die Filze hart und beschädigt und von Motten angefressen. Teilweise sind die mechanischen Teile des pneumatischen Spieltisches ausgebaut und der Spieltisch damit seiner Funktion beraubt worden, die Kondukten der Registratur zu den einzelnen Werken, die hier aus Messing bestehen, sind an den Verbindungsstellen zwischen Spieltisch und Orgelinnerem abgebaut und auf der Empore sortiert. Ein mumifizierter Igel klemmt in einem Bälgchen der Registrieranlage. Der Winderzeuger ist defekt, der Balg zwar dicht, doch in der Kanalanlage gibt es Undichtigkeiten. Klänge lassen sich der Orgel durch das Fehlen diverser mechanischer und pneumatischer Teile des Spieltisches nicht mehr entlocken.
Das Innere des edlen Werkes hat stark gelitten. Dadurch, dass die Kirche immer weiter verfiel und schließlich abgerissen werden sollte, blieb jegliche Pflege aus. Große Putzbrocken lösten sich und fielen auf die Windladen und zerdrückten einen Teil des Metallpfeifenwerkes im Hauptwerk auf der Diskantseite, beschädigten Messingkondukten des zweiten Manuals.
An den kleinen Metallpfeifen des Oberwerkes sind starke Spuren von Marderbiss zu entdecken. Marderkot liegt auf dem Boden der Empore im Instrument, gemeinsam mit Staub, Dreck und Schutt nebst einem durch den Marder herbeigebrachten, offensichtlich nicht verzehrten Igel. Staub, Schutt, Schmutz und Teile des Verputzes bilden eine teilweise zentimeterdicke Staub-und Schmutzschicht in der Orgel. Große Teile des Pfeifenwerkes der Mixtur sind verschwunden, andere Metallpfeifen stark zerdrückt und verbeult. Das Holzpfeifenwerk ist frei vom Holzwurm, auch Spundgriffe der gedeckten Pfeifen sind zum Großteil noch vorhanden. Auch andere Metallpfeifen, v.a. in der Rohrflöte 4′ und der Hauptwerksmixtur fehlen oder sind stark zerdrückt, was dem Inneren einen recht trostlosen Eindruck verleiht. Dennoch – die Substanz ist grundsätzlich in einem restaurierbaren und erhaltenswerten Zustand, sodass ein weiteres Klingen des Instrumentes in der Kirche, die heute Schritt für Schritt wieder aufgearbeitet werden soll, zu hoffen und zu wünschen ist.

Disposition

Disposition Stand 2021

 

I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16′ (durchg. Holz, gedeckt)

Principal 8′ (C-H Holz, offen, ab c° Zinn, offen)

Hohlflöte 8′ (C-H Holz, gedeckt, ab c° Holz, offen, ab f#“ Zinn, offen)

Gambe 8′ (C-H mit Hohlfl., ab c° Zinn, offen)

Octave 4′ (durchg. Zinn)

Rohrflöte 4′ (durchg. Zinn, ab f“ offen, konisch)

Mixtur 3fach (2’+1 1/3’+1′, Metall)

II – Oberwerk C – f“‘

Liebl. Gedackt 8′ (C-f“ Holz, gedeckt, ab f#“ Zinn)

Salicional 8′ (C-H Holz, gedeckt, ab c° Zinn)

Prinzipal 4′ (durchg. Zinn)

Waldflöte 2′ (C-E Zink, offen, ab F Zinn)

Quint-Zimbel (2fach, 1/3’+1/2′, Zinn)

 

Pedal C – d‘

Subbaß 16′ (Holz, gedeckt)

Violon 16′ (Holz, offen)

Octavbaß 8′ (Holz, offen)

 

 

 

Disposition 1891

I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16′

Principal 8′

Hohlflöte 8′

Gambe 8′

Octave 4′

Gedackt 4′

Mixtur 3fach

II – Oberwerk C – f“‘

Geigenprincipal 8′

Liebl. Gedackt 8′

Salicional 8′

Flauto traverso 8′

Flauto amabile 4′

 

 

Pedal C – d‘

Subbaß 16′

Violon 16′

Octavbaß 8′

 

Spielhilfen

Als Registerschalter mittig: Manual Coppel [II/I], Pedal Coppel [I/P]

Als Druckknöpfe aus Metall in der Vorsatzleiste unter Manual I (unbeschriftet): Auslöser, p, mf, ff (tutti)

Gebäude oder Kirchengeschichte

13. Jahrhundert Errichtung einer Kirche/Kapelle aus Stein als Filiale von Sylbitz.
1678 Guss zweier Glocken durch Johann Jacob Hoffmann (Halle).
1717 Ersatz des Bauwerkes durch eine neue, größere Kirche.
1869 nach starkem Wachstum des Ortes Neubau im neoromanischen Stil nach Plänen von Friedrich August Stühler, die Kirche in Niemberg ist exakt baugleich zum Wallwitzer Bauwerk.
1917 Abgabe einer Glocke zu Rüstungszwecken.
1922 Guss einer neuen Eisenglocke durch Ulrich&Weule, Apolda/Bockenem.
Ab 1970 Überlegungen zum Abriss, der Zustand des Bauwerkes verschlechtert sich rapide.
Ende 1988 Kirche war zum Abriss freigegeben, die Wende verhinderte dies.
1995 Sicherung des Daches, ab diesem Jahr Schritt für Schritt Wiederherstellung der Kirche.
Um 2010 Sanierung des Altarraumes, Farbneufassung.

Die Kirche wird heute selten genutzt.

Die Kirche in Wallwitz ist von der Bahnstrecke Halle-Könnern aus gut sichtbar, da sie mit dem angrenzenden Kirchhof direkt an dieser liegt. Das neoromanische Gotteshaus ist aus Porphyrsteinen erbaut, die aus einem Steinbruch am Petersberg gewonnen wurden. Die Kirche ist bis auf das Apsisfenster baugleich zur der Kirche in Landsberg / Niemberg, die ebenfalls auf Plänen von Friedrich August Stühler fußt. Das Bauwerk ist als einschiffige Saalkirche mit je vier hohen Rundbogenfenstern an den seitlichen Wänden – deren Nischen heute beige abgesetzt sind – ausgeführt. Im Osten ist eine halbrunde Apsis mit einem weiteren Halbbogenfenster angefügt. Der eingezogene Turm im Westen besitzt neoromanische Doppelarkaden, sowie ein Pyramidendach mit abschließendem Dachreiter samt Spitzhelm. Kleine dreieckige Giebel finden sich an jeder Seite des Turmes. Das Westportal ist als Stufenportal mit begrenzenden Pilastern samt Kapitellen ausgeführt und trägt ein Bibelwort im Tympanon. Der Innenraum wirkt sehr weit und trotz der heute steinsichtigen linken Wand recht hell und freundlich. Angedeutet leicht vorspringende Rechtecksäulen, die in rot-orange farblich abgesetzt sind und angedeutet vorspringende Kapitelle besitzen, gliedern die Wände. Die Kapitelle der Wände stützen eine holzsichtige, durch Quer- und Längsbalken gegliederte Flachdecke, die Apsis besitzt ein Tonnengewölbe, welches in tiefem Blau gehalten ist und damit den Himmel symbolisiert. Die weitere Farbfassung der Apsis ist hell-beige und durch zwei horizontale rot-orangene Zierbänder gegliedert. In der Apsis befindet sich ein 1869 gestiftetes Buntglasfenster, das Christus am Kreuz zeigt. Der Apsisbogen ist mehrfach gegliedert und wird von Pilastern gestützt – auch er ist farblich zu den Querbändern des Altars korrespondierend abgesetzt. Der Altartisch steht auf drei Stufen erhöht in der Apsis, er ist aus rötlichem Sandstein gefertigt und ist als schlichter Quader mit rechteckigen Flachfeldern ausgeführt, er trägt ein schlichtes Kruzifix. Der polygonale Kanzelkorb steht links vom Altar und fußt auf einem oktogonalen Schaft. Der holzsichtige Kanzelkorb zeigt rundbogige Zierfelder mit angedeuteten Pilastern. Zwei gespiegelte Logen befinden sich auf beiden Seiten der Apsis – sie sind schlicht ausgeführt und besitzen ebenfalls rundbogige Fenster. Das schlichte Taufbecken aus Sandstein steht auf achteckigem Schaftfuß und ist als blütenartiger Kelch ausgeführt. Die Hufeisenempore ist eingeschossig, ruht auf runden Säulen mit angedeuteten korinthischen Kapitellen und ist mit Kassettenfeldern verziert. Der Orgelprospekt mit seinen schwingend aufstrebenden Feldern korrespondiert mit der restlichen neogotischen Innenausstattung und verleiht dem Raum ein auf das Wort konzentriertes, ernsthaftes und ehrfürchtiges Gepräge, welchem ein häufigeres Erleben im Gottesdienst sehr zu wünschen wäre.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch Informationen aus: W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964
Kirchengeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch mündl. Informationen von Pfarrer Joram

Glockenvideo von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

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