Orgel: Nordhausen – St. Blasii (Hauptorgel)
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Gebäude oder Kirche
St. BlasiiKonfession
EvangelischOrt
NordhausenPostleitzahl
99734Bundesland / Kanton
ThüringenLand
DeutschlandBildergalerie + Videos
Orgelgeschichte
um 1500 Errichtung einer ersten Orgel mit drei Manualen. Diese wurde vermutlich im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut: Es wird erwähnt, dass auf einem Manual nur Principal und Mixtur standen – Principal konnte dabei nicht abgestoßen werden. Das andere Manual erhielt andere Stimmen, das dritte Manual war ein Rückpositiv, vermutlich später ergänzt. Die Klaviaturen begannen ab F.
1618 Abbruch dieser alten Orgel.
1627 Vollendung einer neuen Orgel durch einen derzeit noch unbekannten Erbauer – auch hier sollen die Klaviaturen ab F begonnen haben, vermutlich handelte es sich um eine kurze Oktave.
1697 Erneuerung der Bälge
1698/99 Reparatur der Orgelbälge durch Hans Andreas Vetter für 35 Thaler.
1706 Reparatur der Orgel durch Vetter, später Reparatur der Bälge durch Organist Hirschbach.
1721 Reparatur des Instrumentes durch Orgelbauer Papenius aus Stolberg.
1735 Reparatur dieser Orgel, dabei Abbruch des Rückpositives und Einbau neuer Bälge.
um 1810 ist die Orgel in schlechtem Zustand. Nach Berichten der Gemeinde ist es fast unmöglich, den Gesang der Gemeinde mit der Orgel zu führen.
1814 Verhandlungen der Gemeinde für eine neue Orgel.
1815 Abschluss eines Kontraktes mit Orgelbauer Heinrich Depée aus Nordhausen. 1816 sollte das Werk vollendet sein.
1817 Vollendung des Instrumentes, Einweihung am 10. Februar diesen Jahres – mechanische Schleifladenorgel II/25.
1872 Mitteilung des Gemeindekirchenrates, dass eine Reparatur durch Orgelbau Strobel aus Bad Frankenhausen erfolgt wäre. Durch die hohen Kosten von 1847 Thalern kann angenommen werden, dass auch die Disposition geändert wurde. Belege sind dafür nicht zu finden.
1911 Neubau durch Ernst Röver/Hausneindorf mit II/29+1 auf pneumatischen Kastenladen. Ein erheblicher Teil des Pfeifenwerkes von Depée wird beibehalten, die Windladen werden neu angefertigt, ebenso das Gehäuse.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken.
1929 Erweiterung der Orgel durch Furtwängler&Hammer auf III/46+3 mit pneumatischen Taschenladen. Auch das Gehäuse wird erweitert, aber beibehalten.
1945 leichte Schäden an Kirche und Orgel durch Bombardement der Stadt Nordhausen
1. Juli 1945 schwere Beschädigung der Orgel durch Vandalismus eines Kriegsheimkehrers
1950 Instandsetzung der restlichen Orgelteile durch Sauer (Frankfurt), der barocke Prospekt ist jedoch verloren. Der Spieltisch wird an die Seite der Orgel versetzt.
1963 Planungen zu einer Wiederherstellung des nur notdürftig reparierten Instrumentes. Der Zustand von 1929 wird angestrebt.
1964 Entwurf eines neuen Orgelprospektes durch Fritz Leweke, die pneumatischen Orgel soll nach Urteil des Orgelrevisors nicht instand gesetzt, sondern ein neues mechanisches Instrument errichtet werden.
1965 Auftragserteilung an Fa. Schuster (Zittau) zum Neubau.
1967 wird über zu hohe Luftfeuchte berichtet, die einen Neubau gefährden.
Vor einem Orgelneubau soll erst das undichte Kirchendach instand gesetzt werden. Dies zieht sich bis 1978 hin.
1980 Aufstellung eines Orgelpositives von VEB Frankfurter Orgelbau „Sauer“
1983 Abbau der alten Orgel
1984 Planungen für den neuen Prospekt in der Blasiikirche werden aufgenommen. Die Zungen werden von Fa. Giesecke aus Göttingen angeliefert. Die dafür notwendigen Einfuhrgenehmigungen in die DDR werden 1985 erteilt.
1989 beginnt Orgelbau Schuster in Zittau mit den Werkstattarbeiten an der neuen Orgel – III/37 auf mechanischen Schleifladen.
1990 die Wende halbiert die vorgesehenen Mittel der Kirchengemeinde und des Orgelfonds.
1991 technischer Aufbau der Orgel, auch die Finanzierung ist durch einen hohen Kredit der Stadt Nordhausen gesichert.
30. Oktober 1991 Abnahme der Orgel.
2001 wird die Orgel wegen Bauarbeiten nur mangelhaft geschützt und verschmutzt zusehens.
2003 Planungen für Ausreinigung und Neubau einer Posaune 16′ mit Holzbechern statt der eher provisorisch eingesetzten Trompete 16′ im Pedal werden aufgenommen.
2014 Auslagerung der Orgel im Rahmen der Restaurierung vom Kirchenraum. Dabei helfen viele ehrenamtliche Kräfte mit. Bis dahin ist das Instrument nicht gereinigt worden.
2020 Reinigung der Orgel durch ehrenamtliche Helfer der Gemeinde unter Anleitung von Fa. Hüfken (Halberstadt)
2021 Neubau des Registers Viola da Gamba 8′ im HW durch Hüfken
18. Juli 2021 Einweihung der überholten Orgel mit Festgottesdienst und Konzert. Die Pfeifen der alten Viola da Gamba werden fachgerecht eingelagert.
Disposition
Disposition Schuster-Orgel ab 1990
Manual I – Rückpositiv C – g“‘Rohrflöte 8′ (Naturguss, ab C Rohrflöte) Praestant 4′ (C – c‘ Prospekt, Zinn offen, Fortsetzung innen, Zinn offen) Blockflöte 4′ (Naturguss, konisch) Nasat 2 2/3′ (C – g‘ Naturguss gedeckt, ab g#‘ offen) Oktave 2′ (Zinn offen) Terz 1 3/5′ (Metall offen) Oktave 1′ (Zinn) Scharf 4f. 1′ (Zinn) Krummhorn 8′ (Becher Naturguss, Stiefel Kupfer, zylindrisch mit Klappdeckel)
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Manual II – Hauptwerk C – g“‘Pommer 16′ (Holz gedeckt) Prinzipal 8′ (C-E Prospekt Mitte, G – f° Prospekt außen, b°-g‘ kleine Felder, Zinn, Rest Zinn innen) Spillpfeife 8′ (Naturguss, konisch) Viola di Gamba 8′ (Zinn offen, Hüfken) Oktave 4′ (Naturguss, offen) Spitzflöte 4′ (Naturguss, C-G gedeckt, Fortsetzung konisch offen) Quinte 2 2/3′ (Naturguss, offen konisch) Oktave 2′ (Zinn, offen) Mixtur 5f. 2′ (Zinn) Trompete 8′ (Becher und Stiefel Naturguss, volle Länge und deutsche Bauweise) |
Manual III – Brustwerk (schwellbar) C – g“‘Gedackt 8′ (C – g“ Holz gedeckt, ab g#“ Naturguss, gedeckt) Dulzflöte 8′ (C-H Metall gedeckt, ab c° Metall offen) Prinzipal 4′ (Zinn offen) Rohrflöte 4′ (C-g“ Rohrflöte, Naturguss, ab g#“ konisch) Gemshorn 2′ (Naturguss, offen konisch) Quinte 1 1/3′ (Naturguss, offen) Cymbel 3f. 1/2′ Singend Regal 8′ (Becher und Stiefel Naturguss, trichterförmig) |
Pedal C – f‘Prinzipal 16′ Subbaß 16′ (Holz gedeckt) Oktave 8′ (Zinn offen) Gemshorn 8′ (Zinn offen konisch) Choralbaß 4′ (Vorabzug Mixtur) Pommer 4′ (Naturguss, gedeckt) Mixtur 5f. 5 1/3′ Trompete 16′ (Volle Länge, Becher und Stiefel Naturguss, dt. Bauform) Trompete 8′ (dt. Bauform, Stiefel Naturguss, Becher Holz mit Klappdeckel) Klarine 4′ (dt. Form, Becher und Stiefel Naturguss) |
Disposition Furtwängler&Hammer-Orgel gemäß Orgelchronik, S.19
Manual I – Hauptwerk C – g“‘Prinzipal 16′ Quintade 16′ Prinzipal 8′ Kupferflöte 8′ Spitzflöte 8′ Zink 8′ [labial, vermutlich. Quintatön] Oktave 4′ Rohrflöte 4′ Nasat 2 2/3′ Oktave 2′ Mixtur 4-5fach Kornett 4fach Trompete 8′
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Manual II – Oberwerk C – g“‘Bordun 8 Quintade 8′ Salizional 8′ Prinzipal 4′ Nachthorn 4′ Oktave 2′ Blockflöte 2′ Sifflöte 1′ Scharf 4fach Rankett 16′ Krummhorn 8′ |
Manual III – Schwellwerk C – g“‘Rohrflöte 16′ Oktave 8′ Gedeckt 8′ Querflöte 8′ Fernflöte 8′ Gemshorn 4′ Koppelflöte 4′ Quinte 2 2/3′ Waldflöte 2′ Gemshornterz 1 3/5′ Oktavzimbel 3fach Dulcian 16′ Oboe 8′ |
Pedal C – f‘Prinzipal 16′ Subbaß 16′ Rohrflöte 16′ [Tr. III] Oktavbass 8′ Gedeckt 8′ Oktav 4′ Nachthorn 2′ Rauschpfeife 2fach Posaune 16′ Dulcian 16′ [Tr. III] Oboe 4′ [Oktavtransm. III] |
Disposition Röver-Orgel 1911 gemäß Orgelchronik S. 19
Manual I – Hauptwerk C – f“‘Bordun 16′ Principal 8′ Gedackt 8′ Hohlflöte 8′ Flûte harm. 8′ Gambe 8′ Oktave 4′ Spitzflöte 4′ Quinte 2 2/3′ Oktave 2′ Mixtur 5fach Cornett 4fach Trompete 8′ |
Manual II – Oberwerk C – f“‘ (schwellbar)Liebl. Gedackt 16′ Geigenprincipal 8′ Flauto trav. 8′ Salicional 8′ Aeoline 8′ Vox coelestis 8′ Principal 4′ Gedackt 4′ Waldflöte 2′ |
Pedal C – d‘Principalbass 16′ Subbass 16′ Violon 16′ Gedecktbass 16′ [Tr. II] Octavbass 8′ Gedacktbass 8′ Violon 8′ Posaune 16′ |
Disposition der Deppée-Orgel gemäß Orgelchronik S.18
Manual I – Hauptwerk CD-d“‘Quintatön 16′ Principal 8′ Gedackt 8′ Rohrflöte 8′ Viola di Gamba 8′ Oktave 4′ Spitzflöte 4′ Hohlflöte 4′ Oktave 2′ Mixtur 4fach 2′ Trompete 8′ |
Manual II – Oberwerk CD-d“‘Quintatön 8′ Bordun 8′ Flauto traverso 8′ Principal 4′ Gemshorn 4′ Gedackt 4′ Oktave 2′ Mixtur 3fach 1′ Cornett 4fach „durchs halbe Klavier“ (ab c‘) |
Pedal CD-c‘Principalbass 16′ Violonbass 16′ Principalbass 8′ Oktavbass 4′ Posaunenbass 16′ |
Disposition der Orgel von 1618 gemäß Orgelchronik S.16
Manual I – RückpositivGedackt 8′ Principal 4′ Hohlflöte 4′ Quinte 3′ Octav 2′ Tertia [1 3/5′] Cymbel 2fach |
Manual II – HauptwerkPrincipal 16′ Quintaden 16′ Gedackt 8′ Octav 4′ Quinte 3′ Mixtur Cymbel 3fach |
Manual III – BrustwerkRegal 8′ Rauschflöte |
PedalPrincipal 16′ Quintaden 16′ Subbass 16′ Rauschflötenbass Cymbelbass Posaune 16′ |
Spielhilfen
Spielhilfen Schuster-Orgel ab 1990
Registerzüge links unten: HW – Ped., RP-HW
Registerzüge rechts unten: Tremulant [RP], Tremulant [BW], RP-Ped., BW-Ped., BW – HW
Fußtritte links über dem Pedal, wechselwirkend: RP-Ped., HW-Ped., BW-Ped.
Fußtritte rechts über dem Pedal, wechselwirkend: RP – HW, BW – HW
Schwelltritt für Türenschweller Manual III
Spielhilfen Furtwängler&Hammer-Orgel gemäß Orgelchronik
Registerzüge: Pedalkoppeln I/P, II/P, III/P, Manualkoppeln II/I, III/I, III/II, Oktavkoppeln III/I super, III/III super, III/III sub
Drücker unter Manual I: Tremulant II, Tremulant III, Freie Pedalumschaltung [freie Komb. Pedal], Hanregister an/ab, Freie Kombination, Tutti
Weitere Spielhilfen: Freie Kombination, Freie Kombination Pedal, Zungeneinzelabsteller, Schwelltritt III, Walze mit Anzeige
Fußtritte: Walze ab, Pedalkoppeln aus Walze, Manualkoppeln aus Walze
Spielhilfen Röver-Orgel ab 1911 gemäß Orgelchronik
Manualcoppel, Pedalcoppel I/P, Auslöser, 4 feste Kombinationen
Spielhilfen der Deppée-Orgel gemäß Orgelchronik S. 18
Pedalkoppel I/P, Sperrventile für alle drei Werke
Spielhilfen der Orgel von 1627 gemäß Orgelchronik
Vogelgesang, eine Koppel
Gebäude oder Kirchengeschichte
um 1220 entsteht ein erster Vorgängerbau im romanischen Stil mit Doppelturmfassade an der heutigen Stelle.
1234 urkundliche Ersterwähnung der Kirche.
um 1340 Guss der heutigen mittleren Glocke (Nominal: d‘) durch einen unbekannten Gießer
1422 Guss einer weiteren Glocke mit 70 Zentimetern Durchmesser. Sie diente bis 2022 als Schlagglocke.
1487 Baubeginn für ein neues Kirchenschiff im gotischen Stil.
1488 Guss der großen Glocke (Durchmesser: 1,58 Meter, Masse: ca. 1900kg, Nominal: c‘) durch einen unbekannten Gießer
1489 Einwölbung dieses dreischiffigen Hallenbauwerkes.
1490 Vollendung des neuen Kirchenschiffes.
1524 wird die Kirche durch Johannes Spangenberg (Pastor an St. Blasii) evangelisch.
1591 Stiftung des Taufsteins, Anfertigung durch Bildhauer Lorentz Fronhausen (Nordhausen), umfangreiche Bauarbeiten an der Kirche.
1592 Stiftung und Fertigung der heutigen Renaissance-Kanzel.
1634 wird der nördliche Turm durch einen Blitzschlag beschädigt, die Turmhaube brennt ab. Seitdem haben die Westtürme unterschiedlich hohe Spitzhelme.
1687 Anbau eines mächtigen Strebepfeilers an die sich neigende Turmfassade im Westen. Dafür wurden Steine aus der abgebrochenen Klosterkirche Walkenried verwendet.
1712 erneute Sicherungsarbeiten am Baugrund unter den Türmen.
1726 Errichtung eines neuen Glockenstuhles
1735-1740 Barockisierung des Innenraumes, Einbau eines Hochaltares.
1945 erleidet die Kirche durch den Luftangriff auf Nordhausen am 4. April Schäden am Dach, Mauerwerk und an den Ostfenstern im Chor. Auch der barocke Hochaltar wird zerstört. Mehrere Epitaphien aus der Cranach-Werkstatt sind seit 1945 verschollen.
bis 1949 Reparatur der Schäden, Einbau neuer Altarfenster nach Entwürfen von Martin Domke (Ausführung: Glaswerkstatt Ferdinand Müller/Quedlinburg)
1969 Stiftung der Stimmglocke durch Geschwister Joedicke (Nominal: f‘) als Ersatz für eine 1927 gegossene Glocke.
1973/74 Neueindeckung des Kirchendaches.
1983 werden starke Setzungserscheinungen am Kirchenbau registriert, im Folgenden Sicherungsarbeiten bis 1990.
2001 baupolizeiliche Sperrung wegen starker Baumängel.
2004 Abschluss der Sanierung des Baukörpers.
2007 Anfertigung eines neuen Glockenstuhles für die Stimmglocke.
2014/15 Sanierung des Innenraumes.
2022 Guss einer neuen Uhrschlagglocke mit verkürzter Rippe durch Christian Schmitt (Brockscheid), Umhängen der Glocke von 1422 in den Glockenstuhl.
2024 Installation einer neuen Beleuchtungsanlage für den Turmraum.
Anfahrt
Quellenangaben
Orgelbeitrag erstellt von: Johannes Richter
Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter, Sichtung vor Ort und Spiel
Orgelgeschichte: Johannes Richter, Sichtung vor Ort, ergänzt durch Informationen aus:
-Schäfer, Johannes: Nordhäuser Orgelchronik. Geschichte der Orgelwerke in der tausendjährigen Stadt Nordhausen am Harz in: Beiträge zur Musikforschung Band 5. Max Schneider (Hrsg.), Buchhandlung des Waisenhauses Halle/Berlin 1936, S.12ff.
Kirchengeschichte: Sichtung vor Ort, ergänzt durch Informationen aus:
-Müller, Thomas: Die Kirchen im Südharz. Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein (Hrsg.), Atelier Veit Verlag 2017, S.154ff.
-Schautafeln am Bauwerk