Orgel: Nordhausen – Beatae Mariae Virginis in Monte (Frauenbergkirche)
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Gebäude oder Kirche
Beatae Mariae Virginis in Monte (Frauenbergkirche)Konfession
EvangelischOrt
NordhausenPostleitzahl
99734Bundesland / Kanton
ThüringenLand
DeutschlandBildergalerie + Videos
Orgelgeschichte
1657 erste Erwähnung eines Positives, welches bereits deutlich älter gewesen sein muss – I/5 ohne Pedal auf mechanischen Schleifladen.
1657 Reparatur durch Orgelbauer Samuel Herold (Wernigerode) – I/8 mit Pedal, Posaunenbass 8′ wird neu angefertigt.
1696 wird diese Orgel abgebrochen und durch einen Neubau von Johann Andreas Vetter (Nordhausen), der auch Organist der Kirche war, ersetzt. Die Orgel wurde in den Westen der Kirche umgesetzt.
1709 Renovierung und Erweiterung der Orgel; sie wird wieder über dem Chor angebracht. Von ihrer Gestalt sind Oberwerk, Rückpositiv und Pedal überliefert die Disposition hingegen nicht.
1725 Schäden an der Orgel durch einen Blitzschlag – der Überlieferung zufolge wird das Schnitzwerk beschädigt, einige Pfeifen schmelzen.
1777 repariert Johann Friedrich Mocker (Nordhausen) die Orgel. Es ist die bislang einzige bekannte Arbeit dieses Orgelbauers.
1810 erneute Reparatur durch Johann Gottfried Krug (Merseburg)
1819 Neubau durch Heinrich Deppée (Nordhausen), mechanische Schleifladenorgel II/26 mit klassizistischem Prospekt. Die Disposition entwarf Heinrich August Leberecht Mühling, Organist an der Nikolaikirche Nordhausen.
1855 Reinigung der Orgel durch Gottlieb Knauf (Bleicherode).
1879 Reparaturarbeiten durch Orgelbauer Ernst Kelle (Nordhausen).
1892 Reparatur, Reinigung und Umdisponierung durch Robert Knauf (Bleicherode), Ersatz von Clarine 4′ im Oberwerk durch Salicional 8′.
1893 wird der schlechte Zustand der Orgel beklagt, Neubaupläne werden gefasst.
1900 nochmalige Reparatur durch Orgelbaufirma A. Seewald &Sohn (Nordhausen).
1911 wird eine neue Orgel durch E.F.Walcker&Cie. (Ludwigsburg) aufgestellt, Op.1626 mit II/27+2 Transmission auf pneumatischen Taschenladen.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken.
1945 in der Nacht vom 3. zum 4. April 1945 wird vornehmlich der westliche Teil der Kirche getroffen, das Langhaus zerstört. Dadurch geht auch die Walcker-Orgel restlos verloren.
1974 (laut Firmenschild Spieltisch, laut Gemeinde 1982) Aufstellung einer Serienorgel Typ I von VEB Frankfurter Orgelbau „Sauer“ auf der Empore im nördlichen Querhaus, Op.2008 mit I/8 auf mechanischen Schleifladen.
2024 ist diese Orgel vorhanden und gut spielbar. Durch die hervorragende Raumakustik klingt das Instrument im Raum recht kraftvoll.
Disposition
Sauer-Orgel Op.2008 (seit 1970)
Manual C – f“‘Holzgedackt 8′ (durchg. Holz gedeckt, geschraubte Vorschläge) Prinzipal 4′ (C-D# innen Metall, E-f#‘‘ Prospekt Zinn, Forts. Metall innenstehend) Rohrflöte 4′ (C-f‘‘ Rohrflöte Naturguss, ab f#‘‘ konisch, Naturguss) Waldflöte 2′ (Naturguss, offen zylindrisch) Quinte 1 1/3′ (Naturguss offen) Terzflöte 4/5′ (C-H 4/5‘, ab c 1 3/5‘, Metall offen, leicht konisch) Scharff 3-4f. (1‘, rep. c0) |
Pedal C – d‘Pommer 16′ (Holz gedeckt, teilweise seitlich am Gehäuse, ab g Metall gedeckt) |
Walcker-Orgel Op.1626 (1911 – 1945) gemäß Opusbuch 24
Manual I – Hauptwerk C – g“‘Bourdon 16′ Principal 8′ Hohlflöte 8′ Zart Gedackt 8′ Viola di Gamba 8′ Oktav 4′ Flöte 4′ Quinte 2 2/3′ Oktav 2′ Mixtur 4fach 1 1/3′ (rep. immer c) Cornett 3-5fach (ab C 2 2/3′, ab c‘ 8′) Trompete 8′ |
Manual II – Schwellwerk C – g“‘Geigenprincipal 8′ Flûte harmonique 8′ Gedeckt 8′ Aeoline 8′ Vox coelestis 8′ Fugara 4′ Flauto amabile 4′ Waldflöte 2′ Oboe 8′ (aufschlagend) |
Pedal C – f‘Subbass 16′ Violon 16′ Gedecktbass 16′ (Tr. HW) Principalbass 8′ Cello 8′ Gedecktbass 8′ (Tr. HW) Oktavbass 4′ Posaune 16′ |
Spielhilfen
Sauer-Orgel Op.2008
Fußtritt Pedalkoppel [unbeschriftet]
Walcker-Orgel Op.1626 (1911 – 1945)
Manualkoppel, Pedalkoppel I/P, Pedalkoppel II/P, Suboktavkoppel II/I, Superoktavkoppel II/I, Schwelltritt Manual II, Rollschweller mit Anzeige,
Feste Kombinationen piano, mezzoforte, forte, tutti, Gambenchor, Flötenchor, Auslöser, zwei freie Kombinationen
Deppée-Orgel 1819 – 1911
Pedalkoppel I/P, Manualschiebekoppel, Kalkantenklingel
Gebäude oder Kirchengeschichte
Im 8. Jahrhundert erfolgt die erste Ansiedlung in Form eines Heereslagers und einer Burg nebst Reichsdorf „Northusen“ im Gebiet des heutigen Frauenberges.
um 1150 entsteht die Kirche außerhalb der Stadtmauern als romanische Kirche mit dem Namen „Novi Operis“ oder „Beatae Mariae Virginis in Monte“.
1200 erste urkundliche Erwähnung der Kirche als dreischiffige romanische Basilika. Sie ist damit die älteste Kirche der Stadt und Klostergründung durch Vogt Ruprecht.
1203 Erwähnung des Bauwerkes als Klosterkirche eines Zisterzienserinnenklosters.
1448 Guss einer ersten Glocke durch einen unbekannten Gießer.
1459 entstand ein gotischer, dreifügliger Schnitzaltar mit reicher Schnitzzier.
1480 erster Umbau der Kirche, Abbruch der beiden Seitenapsiden am Querhaus.
1524 Aufhebung des Klosters.
1525 Plünderungen durch aufständische Bauern.
um 1580 Einbau einer Empore.
1927 wurde die heutige größte Glocke (circa 700kg, Durchm. 78cm, Nominal fis‘) durch Schilling/Apolda zur 1000-Jahr-Feier der Stadt Nordhausen gegossen und im Turm der Petri-Kirche aufgehängt. Sie gelangte später nach Frauenberg.
3./4. April 1945 Zerstörung des Langhauses der Kirche durch Bombenangriffe der Alliierten. Ein Foto vor der Zerstörung ist hier zu sehen.
1954 Beschluss des Kirchenrates zum Wiederaufbau der Frauenberg-Kirche. Am 23. Dezember selben Jahres wird das Richtfest gefeiert.
1964/65 Arbeiten an der Kirche durch die Junge Gemeinde und weiterer Ehrenamtlicher im Rahmen der Aktion Sühnezeichen – Friedensdienste.
Die Substanz des Querhauses und Chorraumes wird gesichert, das Dach wird neu eingedeckt.
1983 Weihe der Kirche am 3. Juli durch Bischof Dr. Werner Kusche (Magdeburg).
1995 wird ein Tragekreuz als Mahnmal für die Zerstörungen Nordhausens an der Westwand angebracht.
1997 Errichtung des Glockenstuhles durch Mithilfe von Spenden.
2000 Umgestaltung des Kirchengeländes.
2002 wird die bisher vermauerte Westwand geöffnet und mit einem großen Glasfenster versehen.
2002/03 werden die Fundamente für die Stahlkonstruktion am Standort des alten Kirchenschiffes gesetzt. Diese torartige Installation empfindet die Maße des ehemaligen Langhauses nach. Diese Stahlpfeiler können Sonnensegel tragen, um das große Westfenster zu schützen.
Anfahrt
Quellenangaben
Orgelbeitrag erstellt von: Johannes Richter
Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter, Sichtung vor Ort und Spiel
Orgelgeschichte: Sichtung vor Ort und Spiel, ergänzt durch Informationen aus:
-Schäfer, Johannes: Nordhäuser Orgelchronik. Beiträge zur Musikforschung, Max Schneider (Hrsg.), Buchhandlung des Waisenhauses Halle 1934.
Kirchengeschichte: Sichtung vor Ort, ergänzt durch Informationen der Schautafeln am Bauwerk (persönliche Inaugenscheinnahme) und Informationen aus:
-Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Thüringen I. Deutscher Kunstverlag München/Berlin, 1999