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Orgel: Mücheln (Geiselt.) / Wünsch-Oberwünsch – St. Johannis

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Gebäude oder Kirche

St. Johannis

Konfession

Evangelisch

Ort

Mücheln (Geiselt.)/Wünsch-Oberwünsch

Postleitzahl

06255

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1693 Einbau einer ersten Orgel durch einen Orgelbauer aus Schafstädt, I/10
1854/46 Reparaturen, vermutl. durch Hellermann oder Apel aus Querfurt
1856/57 Neubau einer vorderspieligen mechanischen Schleifladenorgel II/14 durch Wilhelm Hellermann/Querfurt
1889 Einbau eines neuen Gebläses (einer neuen Balganlage) durch Heerwagen/Klosterhäseler
um 1906 Austausch zweier Register im Manual II durch Rühlmann/Zörbig
1917 Abgabe der Prospektpfeifen aus Zinn zu Rüstungszwecken
1920er Jahre Ersatz der Prospektpfeifen durch Zinkpfeifen durch Rühlmann
um 1950 Einbau eines elektrischen Winderzeugers der Firma Wenzel/Leipzig, diese bestand von ’45-’54
2003 Reinigung und Reparatur durch OSV Christoph Noetzel und Studierende der EHK Halle
2021 Reparatur der Pedaltraktur durch Orgelbau Schönefeld.
2023 Orgel vorhanden und grundsätzlich spielbar, Überholung dringend erforderlich – Undichtigkeiten an der Windanlage und Holzwurmbefall in den Holzpfeifen.

Die Hellermann-Orgel in Oberwünsch zählt zu den wenigen erhaltenen Werken es weitgehend unbekannten Querfurter Orgelbauers und steht sicherlich im Schatten seiner großen Werke
in Barnstädt (III/25) und Göhrendorf (III/29). Nichtsdestotrotz ist das Werk mit 14 Registern eine veritable Orgel, die für die Kirche durchaus ausreichend konzipiert ist.
Der Prospekt mit seiner klassizistischen Schaufront zeigt drei Flachfelder, die mit dezentem Schleierwerk umkleidet sind. Angedeutete korinthische Pilaster gliedern die Front, florale Elemente sind unter den beiden Seitenfeldern angebracht. Das mittlere Prospektfeld besitzt einen spitzen Giebel.
Der Spielschrank ist wie immer bei Hellermann frontal in das Gehäuse eingelassen, besitzt zwei seitliche Türen. Die Registerzüge sind mit weißen Porzellanschildern belegt und beiderseits symmetrisch um das Notenpult angeordnet. Die Manualuntertasten sind mit Knochen belegt, die Obertasten bestehen aus massivem Ebenholz. Das Pedal besteht aus Fichtenholz mit Eichenbelägen.
Im Inneren steht hinter den Prospektöffnungen die Windlade des ersten Manuales, direkt dahinter die des zweiten Manuales vor dem Stimmgang. Das Pedal steht ebenerdig als Rückwand der Orgel ganz hinten. Die Windladen der Manuale sind in C- und Cis-Seite geteilt und zur Mitte hin ansteigend angeordnet, die des Pedals ist ebenso aufgeteilt. Die Ansteuerung erfolgt über Wellenbretter. Der große Doppelfaltenmagazinbalg befindet sich auf dem Dachboden über der Orgel und wird über einen alten Winderzeuger der Firma Wenzel aus Leipzig betrieben.
Die Disposition zeigt sich als typisch für eine hochromantische Dorforgel. Das erste Manual ist als starkes Hauptwerk, das zweite als eher dezentes Nebenwerk konzipiert, das Pedal als reine Stütze des Klangs. Im Hauptwerk steht als Grundierung ein fülliger, etwas dumpfer, aber sehr edler Bordun 16′ zur Verfügung, daneben steht ein kraftvoll singender, sehr breiter und weicher Principal 8′ nebst den Pendants in der 4′- und 2′-Lage sowie einer strahlend goldenen Mixtur. Zwei Charakterstimmen der 8′-Lage, ein volles, hohles, sehr dunkles Gedackt und eine melancholisch-scharfe, obertonreiche Gambe, runden das Werk ab und füllen den Klang auf, verbreitern ihn und geben ihm ein gravitätisches Gepräge. Das zweite Manual erhält durch einen sanften, streichend-runden Geigenprincipal Gewicht und Kraft, sodass auch obligates Spiel möglich ist. Daneben steht eine perlende, offene Flöte sowie eine geheimnisvoll streichende, aetherische Aeoline (von Rühlmann) zur Verfügung, um den Klang abzustufen. Eine Flöte 4′ von sehr freudig-hellem, weich-mischfähigen Klang hellt das Werk auf und gibt Gewicht. Das Pedal besitzt gleich zwei Sechzehnfußregister, die in ihren Charakteristika (füllig, rund, gedeckt-weich und offen, streichend-präsent, zeichnungsfähig und sehr stark) das Werk mächtig grundieren, ein edles und differenziertes Fundament abgeben. Ein Principalbass 8′ erhöht die Zeichnungsfähigkeit und gibt Kontur und Kraft.
Die Klangfarben sind vielfältig, stets edel und mischfähig, hervorzuheben sind hier die sonore Gambe als Solo mit der Flöte aus II sowie der Geigenprincipal II als Solo gegen das Gedackt 8′ I, beliebig anders abmischbar. Ebenfalls bemerkenswert ist das gravitätische, volle, strahlende Plenum, welches frei von Härten und stets weich und mischfähig den Raum erhaben und edel bis in die letzte Ecke auszufüllen vermag.
Der Zustand des Werkes zeigt sich heute spielbar, aber dringend sanierungsbedürftig. Zuerst sei hier der Magazinbalg genannt, der aufgrund der jahrelangen Undichtigkeiten des Daches sehr gelitten hat, dessen Leder nun spröde und rissig ist. Zudem ist das Rollventil defekt, es lässt nur noch recht wenig Luft in die Orgel, was zu Stimmungs-, Intonations- und Kraftmängeln führt. An den Klaviaturen lösen sich die Beläge der Vorderfronten, das Pedal ist ausgespielt und verschlissen. Die Registratur funktioniert fehlerfrei, einzelne Heuler und Durchstecher waren festzustellen. Das Pfeifenwerk ist gut erhalten, das Innere des Werkes ist nicht zu stark verdreckt. Leider ist v.a. im Bereich der Pedallade aktiver Holzwurmbefall zu erkennen, der bereits dazu geführt hat, dass einige Döckchen sich von den Wellenbrettern gelöst haben. Das wiederum führt zu Heulern und teilweise klemmenden Tasten. Ansonsten ist die Spielbarkeit der sehr solide gebauten Orgel überraschend gut. Es wäre zu wünschen, dass diese Orgel als Denkmal ihres unbekannten Erbauers erhalten bleibt und umfassend saniert wird.

Disposition

Manual I – Hauptwerk C-f“‘

Bordun 16 Fuß.

Principal 8 Fuß.

Gedackt 8 Fuß.

Viol d. Gambe 8 Fuß.

Octave 4 Fuß.

Octave 2 Fuß.

Mixtur 3 fach

Manual II – Oberwerk C-f“‘

Geigen,,Princ: 8 Fuß.

Flauto trav: 8 Fuß.

Aeoline 8′

Flauto douce 4 Fuß.

Pedal C-d‘

Subbaß 16 Fuß.

Violonbaß 16 Fuß.

Principalbaß 8 Fuß.

 

Spielhilfen

Als Registerzüge rechts: Kalkant,,Klingel, Pedal,,Coppel. [I/P]
Als Registerzüge links: Hptw: Sperrventil [Sperrv. HW], Manual,,Coppel.

Das Zeichen ,, fungiert auf den Schildern stets als Zeilenumbruch.

Gebäude oder Kirchengeschichte

13. Jahrhundert Bau der Kirche aus Bruchsteinmauerwerk
15. Jhd. Anbau des Chorabschlusses samt Spitzbogenfenstern
1658 Guss einer Glocke, Durchm. 95cm
1663 Guss zweier Glocken, Einbau einer Turmuhr
1666 Umguss der größten Glocke.
1846 Guss zweier neuer Glocken durch Ulrich/Laucha
1685 Einbau der doppelgeschossigen Empore
1720-22 Umbau der Kirche, Einbau neuer Innenausstattung mit Kanzelaltar, Taufstein etc., Anbau einer Loge auf der Nordseite
1895 Einbau des mechanischen Turmuhrwerkes
1917 Abgabe der zwei Ulrich-Glocken
1921 Guss zweier neuer Glocken durch Schilling&Lattermann aus Eisenhartguss, Nominale fis‘, cis“, Gesmatgewicht ca. 1400kg
1943 Abgabe der dritten Bronzeglocke
1997 Restaurierung der Kirche

Die Kirche in Oberwünsch liegt versteckt, mit Häusern umbaut, im Zentrum des Ortes, leicht erhöht auf einer malerischen Wiese, von niedrigen Bäumen umgeben, gelegen.
Das Bauwerk zeigt sich heute in einer interessanten Erscheinung als einschiffige Saalkirche mit angefügtem, leicht kleineren rechteckigem Chorraum und Westquerturm sowie einer
Loge auf der Nordseite. Der Westturm ist dabei eindeutig romanischen Ursprungs, dies zeigt er durch seine Doppelarkaden, die in großen Rundbögen zusammen gefasst sind, deutlich an, er besitzt zudem ein Satteldach. Das Kirchenschiff zeigt sich einschiffig, der Ostabschluss des verjüngten, eingezogenen Chores ist gerade gehalten und besitzt drei Spitzbogenfenster an
der Ostfront. Die Fenster des Kirchenschiffes sind als barocke Rechteckfenster mit gerundetem Bogen gebaut, die Laibungen sind aus Sandstein gemauert und heben sich vom restlichen hellen
Bruchsteinmauerwerk angenehm ab. Der Betrachter betritt die Kirche durch ein Portal im Süden, welches die Jahreszahlen des barocken Umbaus trägt. Im Inneren erwartet den Besucher eine nahezu überreiche barocke Ausstattung in hoher Qualität. Eine flache Muldendecke überspannt den Raum, sie ist in weiß, die Rundungen wie der Rest der Wände in Gelb gehalten. Dezente stuckierte Deckenspiegel verzieren die Decke und geben ihr eine leichte Bewegung. Im Zentrum des Blickes liegt der große Kanzelaltar. Zwei große ionische Säulen mit runden, marmoriert bemalten Korpora und vergoldete Kapitelle. Zwei seitliche Verschläge mit Türen mit barocken Zierspiegeln, bekrönt von an den Altar anschließenden, sitzenden Putten lassen den Altar über die ganze Breite des Chors sich erstrecken. In der Predella in einer barocken Zierkartusche ist ein Gemälde des Hl. Georg auf dem Drachen zu sehen. Ein Engelskopf trägt mit seinen seitlichen Flügeln den Kanzelkorb, dessen sich rund vorschwingendes Mittelfeld eine bemalte Kartusche mit dem Schriftband „Friede“ trägt. Der Türrahmen zum Kanzelkorb wird von geschnitzten Vorhängen umrahmt, der Schalldeckel trägt eine vergoldete Umrahmung sowie einen Engelskopf im Strahlenkranz. Der mächtige Giebel trägt eine monumentale Bekrönung, bestehend aus Gott Vater im Strahlenkranz im Zentrum, flankiert von zwei nach oben strebenden Seraphimen, deren Flügel in Gold gefasst sind. Der ganze Altar ist edel weiß und gold gefasst und als solches überaus kraftvoll und erhaben wirkend. Links und rechts im Altarraum sind zwei gotische Kruzifixe angebracht. Auf der Nordseite befindet sich die Loge mit zwei übereinander angeordneten Fenstern. Das Lesepult besteht aus Holz und ist reich mit floralem Schnitzwerk und Akanthusschnitzereien verziert, ein Pelikan als Symbol des Christus trägt das Pult.
Die Emporen ruhen auf quadratischen Säulen und sind doppelgeschossig angeordnet, die untere Empore besitzt eine Hufeisenform, die oberen Emporen sind beidseitig der Orgel angeordnet. Die rechteckigen Zierfelder sind farblich dezent abgesetzt und tragen florale, geometrische Ornamentik. Die Orgel fügt sich mit ihrem klassizistischen Prospekt gut in den Raum ein, und steht direkt im Bogen zum Turm. Der Raum ist hell und freundlich, edel und erhaben und als solches ein wichtiges Zeugnis barocker und sakraler Kunst auf kleinen Dörfern im Saalekreis.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter, eigene Sichtung vor Ort und Informationen aus dem Gemeindebrief Oktober/November 2012 des KSP Mücheln
Kirchengeschichte: Johannes Richter, eigene Sichtung vor Ort und Informationen aus dem Gemeindebrief Oktober/November 2012 des KSP Mücheln

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