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Orgel: Landsberg (Saalekreis) / Sietzsch – Dorfkirche

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Gebäude oder Kirche

Dorfkirche

Konfession

Evangelisch

Ort

Landsberg (Saalekreis) / Sietzsch

Postleitzahl

06188

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Landsberg/Sietzsch (D-ST) – ev. Dorfkirche – Glocken



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1763 Errichtung einer mechanischen Schleifladenorgel I/12 durch Johann Christoph Zuberbier u.a. mit Trompete 8′, Quinte 3′ und Flöte 1′.
1764 Neufassung der Farbe des Prospektes.
Ab 1775 Pflege durch Andreas Ludwig Zuberbier.
Ab 1791 Pflege der Orgel durch Orgelbaumeister Gottlob Rohmer aus Düben.
1817 große Reparatur der Orgel durch Johann Gottfried Kurtze (Halle).
1830 Besichtigung der Orgel durch Joh. Carl Friedrich Lochmann (Delitzsch), dabei Bezeichnung des Pfeifenwerkes als „leicht gebaut“.
1830 Reparatur und Umbau durch Friedrich Wilhelm Wäldner (Halle).
1912 Verkauf der alten Orgel an Orgelbauer Rühlmann für 18 Mark.
1912 Errichtung einer neuen pneumatischen Kegelladenorgel II/10 durch Wilhelm Rühlmann (Zörbig) – vorderspielige Orgel mit mittig eingebautem Spieltisch, welche das 357. Werk der Firma ist.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen aus Zinn.
1920er Jahre Ersatz der Pfeifen durch Zinkpfeifen.
1964 Umdisponierung durch einen unbekannten Orgelbauer im Zuge der Kirchensanierung.
2005/06 Sanierung der Orgel mit Reparatur des Balges und Einbau eines neuen Gebläses sowie Farbretuschen am Gehäuse.

Die kleine Orgel der Sietzscher Dorfkirche befindet sich in einem dem Raum harmonisch anpassenden, unauffälligeneoromanischen Gehäuse. Die Prospektfront, deren mittleres erhöhtes Doppelfeld mit einem vorspringenden Gesims nahtlos mit der Kirchendecke abschließt und deren seitliche Felder zwei Zinnenfriese besitzen, ist in vier gleichgroße Felder mit Rundbogen geteilt. Zwischen den einzelnen Feldern sind Pilaster am Prospekt angefügt.
Im Inneren des Gehäuses befindet sich, wie bei Rühlmanns kleinen Orgeln so oft, eine gemeinsame Lade für die Manualwerke, auf der vorne das erste und dahinter das zweite Manual liegt. Dahinter folgt der Stimmgang und hinten an der Wand das Pedal, wobei der Subbaß gleichsam das rückwärtige Gehäuse der Orgel an der Kirchenwand bildet. Alle Laden sind als pneumatische Kegelladen ausgeführt und chromatisch dem Verlauf der Klaviatur folgend, d.h. nach links aufsteigend angeordnet.
Der Klang des kleinen Werkes zeigt sich heute neobarock „aufgewertet“, um nicht zu sagen entstellt – die Umdisponierung gibt dabei einige Fragen auf. Das Hauptwerk wird durch einen fülligen, tragfähigen und etwas dumpfen Bordun 16′ grundiert, die Achtfußlage wird einzig durch eine runde, voll perlende Hohlflöte vertreten. Das Registerschild „Principal 8′“, welcher für die Kraft des Werkes in diesem Raum hier wahrhaft vonnöten wäre, ist zwar vorhanden, dahinter verbirgt sich jedoch eine Octave 2′, welche im Gesamtklang weder besonders viel Sinn ergibt, noch den Klang in irgendeiner Weise bereichert. Ihr zur Seite gestellt sind eine bei Rühlmann stets sehr kraftvoll singende Octave 4′ als Forte-Stimme, sowie eine heute leicht „angespitzte“, im Klang recht harte, silbrige Mixtur. Die Crux stellt hier das Weglassen des Principal 8′ dar, durch das Fehlen dieser Stimme hängt der gesamte Principalchor „in der Luft“, da die Hohlflöte nicht singend genug und nicht stark genug ist, diesen Klang vernünftig zu tragen und anzubinden bzw. zu integrieren. Zudem benötigt der Raum mit seiner reichen Ausstattung aus Holz keine schrillen, hohen Klänge, sondern die weiche Kraft aus der Mittellage, um den Gesang zu tragen – der Erbauer der Orgel wird schon seine Gründe gehabt haben, das Werk so zu disponieren, wie er es einst tat! So klingt das Hauptwerk stets etwas fundamentlos und wenig charakteristisch und kraftvoll, dafür sehr strahlend und hell. Das zweite Manual enthielt einst drei Charakterstimmen zu Acht- und Vierfuß. Der Streicher wurde als entbehrlich bezeichnet und zu einer Sifflöte 1′ umgearbeitet. Diese wiederum ist klanglich unschön, zwar weich, aber sehr durchdringend, als auch in der restlichen Disposition mit Fug und Recht als sinnlos zu bezeichnen, da es mit Ausnahme der Octave 2′ kein Register gibt, welches an die Sifflöte anbinden kann. So wirkt sie, vor allem in der Disposition des zweiten Manuales, wie ein Fremdkörper, der kaum zu gebrauchen ist. Ihr zur Seite gestellt sind ein weich warmes Lieblich Gedackt und eine runde, volle und hell spielfreudige Flöte 4′ mit durchaus französischem Einschlag. Das Pedal grundiert mit zwei starken Bässen – einer voll, rund und tragfähig, einer konturierend und zeichnend. Der Gesamtklang ist stark, aber etwas fundament- und bodenlos – es fehlt die Kraft aus der Mittellage. Viele Registrierungen klingen spitz,schrill und aufdringlich. Mit der Superoctavkoppel II/I lässt sich dieses Phänomen bis zum Extrem weiterführen. Das Spiel auf dieser Orgel wirft einige Fragen und Probleme auf, durch Oktavieren in die tiefe Oktave kann beim Choralspiel einiges an Kraft herausgeholt werden, doch kann dies nicht immer die Lösung sein und stößt besonders im Literaturspiel an seine Grenzen.
Der Zustand des Werkes ist durchweg gut, die Pneumatik reagiert präzise und ohne Fehler. Alle Register und Nebenzüge lassen sich fehlerfrei schalten. Holzwurm ist im Pfeifenwerk ebenso wenig zu finden wie Verstimmungen. Es wäre zu wünschen, dass die Orgel in Sietzsch wieder in ein sinnvoll überzeugendes Klanggewand gekleidet wird und dadurch die Kirche wieder in vollen Zügen füllen darf.

Disposition

Disposition Stand 2021

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16′ (ab G, Holz, gedeckt)

Hohlflöte 8′ (C-H Holz, gedeckt, ab c° Holz, offen, ab f“ Zinn, offen) 

Oktave 4′ (Zinn, offen)

Oktave 2′ (Registerschild Principal 8′!, durchg. Zinn, offen)

Mixtur 3fach (1 1/3′)

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Liebl. Gedackt 8′ (C-b“ Holz, gedeckt, ab h“ Zinn, gedeckt) 

Flûte harm. 4′ (C-e“ Holz, offen, ab f“ Zinn, offen) 

Sifflöte 1′ (aus Salicional 8′, durchg. Zinn, offen)

Pedal C – d‘

Subbass 16′ (Holz, gedeckt)

Principal-bass 8′ (Holz, offen) 

 

Originale Disposition 1912

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16′ (ab G)

Principal 8′

Hohlflöte 8′

Oktave 4′

Mixtur 3fach (2’+1 1/3’+1′)

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Liebl. Gedackt 8′

Salicional 8′

Flûte harm. 4′

 

Pedal C – d‘

Subbass 16′

Principal-bass 8′

 

Spielhilfen

Als Registerschalter mittig links „Nebenzüge“, von links: Manual-koppel [II/I], Pedal-koppel z.I.M., Pedal-koppel z.II.M., Super-oktav-koppel II-I, Volles Werk

Gebäude oder Kirchengeschichte

Um 1150 Errichtung einer romanischen Steinkirche/-kapelle an der Stelle einer hölzernen Vorgängerkirche.
14. Jahrhundert Guss der beiden Glocken.
1492 Anbau der Sakristei sowie des dreiseitigen Chorraumes, Umgestaltung des Inneren und Vergrößerung der Kirche.
1719 – 1723 Umbauten im Stile des Barocks, Vergrößerung der Fenster und neue Inneneinrichtung.
1722 Diebstahl des Taufengels und Zerstörung desselben.
1723 Fertigung der heutigen Sandsteintaufe samt Holzaufsatz.
1868 Anbau einer Eingangshalle an die Nordwand der Kirche.
1939 Einbau einer Ofenheizung.
1964 Renovierung der Kirche, dabei Freilegung gotischer Wandmalereien.
1986 Sperrung von Bauwerk und Friedhof wegen Einsturzgefahr des Turmes durch Risse im Mauerwerk.
1986 Verpackung der wertvollen Glocken in Stroh zum Schutz.
11.2.1987 teilweise Einsturz/Zusammenbruch des Turmes durch gefrorenes Wasser, welches das Mauerwerk auseinander drückte.
27.2.1987 Sprengung des Turmrestes, dabei wird die Eingangshalle von 1868 zerstört – auch Schäden am Dach und Giebel.
1987 März-August Aufmauerung des Westgiebels, das Turmfundament bleibt bis in eine Höhe von etwa 1,6m erhalten.
1988 Sanierung des Äußeren der Kirche und Neuverputz des Baukörpers.
3.10. 1990 Einweihung des neuen Glockenstuhls.
1992 Begasung der Kirche wegen holzschädigenden Insekten.
1997 – 2000 Sanierung der Kirche, Neueindeckung des Daches und Restaurierung der Stuckdecke.
2004 Sanierung von Altar und Taufe.
2005/06 Sanierung der westlichen Innenwand der Kirche im Zuge der Orgelsanierung.
2008/09 Schweißung und Reparatur der großen Glocke in Nördlingen.
2013 Sanierung und Restaurierung der spätgotischen Figuren und des Kruzifix an der Südwand des Chores.
2015 Sicherung und Restaurierung des Ältestengestühls.

Die Sietzscher Dorfkirche, im Ortskern zentral zwischen hohen Bäumen gelegen, teilt das Schicksal der Kirche Osmünde im Hinblick auf den Umgang mit dem Baukörper zu DDR-Zeiten. Der Turm brach aufgrund von Wasser, welches sich in Rissen des Mauerwerkes sammelte und in einer kalten Februarnacht 1987 schlussendlich gefror und das Mauerwerk auseinander drückte, teilweise zusammen und wurde anschließend gesprengt. Auf den alten beiliegenden Fotos ist das ursprüngliche Gesicht der Kirche und ihr breiter, für die Region typischer Westquerturm mit romanischen Schallfenstern und Satteldach noch sichtbar. Heute zeigt sich die Kirche als turmloser, einschiffiger Saalbau mit dreiseitigem Chorabschluss, der von Strebepfeilern gestützt wird. Auf der Nordseite am Chor ist eine Sakristei angefügt, im Westen auf dem Turmfundament steht der Glockenstuhl mit den beiden wertvollen Glocken. Die Mauern des ursprünglich bruchsteinsichtigen Bauwerkes sind heute verputzt. Alle Fenster sind als Rundbogenfenster ausgeführt, die Buntglasfenster des Chors besitzen einen Spitzbogen. Betritt man das Innere, erblickt maneine reiche barocke Ausstattung, wie sie so selten in Dorfkirchen hier zu finden ist in dieser Qualität. Eine flache Decke mit dezenter Stuckatur in Form von Deckenspiegeln (heute weiß verputzt) überspannt den niedrigen Raum. Der Blick des Betrachters wird sofort auf den mächtigen Kanzelaltar gelenkt, der die gesamte Ostseite einnimmt.
Der Kanzelkorb wird von zwei großen rechteckigen Säulen mit korinthischen Kapitellen, sowie den lebensgroßen und lebensechten Figuren der vier Evangelisten und ihren Attributen zu beiden Seiten gerahmt. Der polygonale Kanzelkorb besitzt rechteckige Zierfelder mit Akanthusschnitzwerk, getrennt durch Pilaster. Darüber auf dem Schalldeckel findet sich eine Bügelkrone, umspielt von drei Putti. Auf der Bügelkrone zwischen den Giebeln des Altars thront als Bekrönung desselben der hebräische Gottesname im Dreieck und Strahlenkranz.
Akanthus- und Bandelschnitzwerk sowie zwei weitere Putti sind seitlich des Altars angebracht. Die Farbgebung ist rötlich und eher gedeckt, aber sehr angenehm und erhaben. Rund um den Altar befinden sich wertvolle gotische Wandmalereien, heute leider verblasst. Diese beweisen, dass Kirchen schon in gotischer Zeit auch auf Dörfern reich geschmückt waren.
Hinter dem Altar in der Nordwand des Chors befinden sich zwei in die Wand eingelassene Sakramentsnischen aus gotischer Zeit. Auf der Südseite des Chores hat eine gotische Figurengruppe eines ehemaligen Altars Einzug erhalten, bestehend aus Kruzifix, Maria Vesperbild, Laurentius, Maria Magdalena und Stephanus. Alle Figuren sind sehr hochwertig und edel gearbeitet.
Beiderseits des Altars findet sich eine Loge mit vergitterten Fenstern samt Rankenwerk und zwei kleinere, unverkleidete Logen. Im Zentrum des Altarraumes steht der achteckige Taufstein, an dessen Fuß Zierkartuschen mit Stifternamen angebracht sind, sowie Spruchschilder und Köpfe. Die geschnitzte, reich verzierte Haube zeigt in vier Stufen diverse biblische Figuren – viele Putti, darüber die 12 Apostel, darüber Christus, an der Aufzugskette schließlich Gottvater. Diese Bekrönung des Taufbeckens dürfte im Saalekreis einzigartig sein. Die Empore ist hufeisenförmig und umfasst den Raum.
An der Orgel schwingt die Balustrade nach vorne aus. Die einzelnen Emporenfelder sind mit großen Zierkartuschen, die von Pilastern und von floraler Malerei unterbrochen sind und biblische Sprüche tragen – die Schrift ist dabei golden gefasst. Der Raumeindruck ist freundlich und hell, reich verziert und dadurch etwas verspielt, aber dennoch auf seine eigene Art und Weise schlicht, sodass der edle, schlichte Orgelprospekt sich auch harmonisch in den viel und gern genutzten Raum dieses edlen und heiligen Gotteshauses einfügt.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter, die Bilder der Kirche vor und während des Schadens am Turm entstammen Frau E. Neufert
Orgelgeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch Informationen aus: W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964
Kirchengeschichte: Johannes Richter, basierend auf Informationen einer Kirchenchronik in der Kirche

Glockenvideo von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

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