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Orgel: Landsberg / Peißen – St. Wenzel

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Gebäude oder Kirche

St. Wenzel

Konfession

Evangelisch

Ort

Landsberg / Peißen

Postleitzahl

06188

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Johannes Richter – Orgelvorstellung 19 KOMPAKT – Landsberg/Peißen, ev. Kirche St.Wenzel

 

Johannes Richter Landsberg/Peißen (D-ST) – Ev. Kirche St.Wenzel – Einzel- und Vollgeläut (Turmaufnahme)

 

Johannes Richter spielt Moritz Brosig (1815 – 1887) – Praeludium a-Moll (Andante sostenuto) Op.52/3

 

Johannes Richter spielt Moritz Brosig (1815 – 1887) – Praeludium e-Moll (Andante) Op.52/6



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1732 Neubau einer Orgel durch Zuberbier (Köthen) II/16.
1868 nach diversen Gutachten wird ein Orgelneubau durch August Ferdinand Wäldner (Halle/Saale) beschlossen, es entsteht eine vorderspielige Schleifladenorgel II/13.
Ab 1910 Pflege der Orgel durch Orgelbau Rühlmann (Zörbig).
1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken, Ersatz durch Zinkpfeifen durch Orgelbau Rühlmann.
1936 Dokumentation der Orgel durch Rühlmann – Angabe des Winddrucks mit 70mm Ws.
2000 Sanierung der Orgel durch Thorsten Zimmermann (Halle).
2020 Erneuerung der Farbfassung des Prospektes von weiß zu karmesinrot.

Die Wäldner-Orgel in Peißen besitzt 13 Register auf mechanischen Schleifladen. Bemerkenswert ist der Prospekt, dessen drei Türme jeweils dreiseitig ausgeführt sind. Die einzelnen durch runde Bögen abgeschlossenen Felder werden durch Pilaster voneinander getrennt, zwischen den Türmen befindet sich je ein kleines Flachfeld. Ein Zinnenkranz, heute farblich abgesetzt, bekrönt den markanten Prospekt, der sich in nahezu identischer Bauform mit einer nahezu identischen Orgel auch in Hohenthurm findet. Ob der Prospekt mit der neuen karmesinroten Farbfassung – die bei Sonnenlicht eine nicht unerhebliche Leuchtkraft besitzt – im Gegensatz zur früheren weißen Farbfassung gewonnen hat (s. Foto in der Galerie), mag der Betrachter für sich entscheiden. Ein farblicher Akzent, der den Blick automatisch auf die Orgel lenkt, ist so auf jeden Fall gewonnen.
Das Werk steht im Inneren auf drei Windladen, die des Pedals findet sich ebenerdig in einem kleinen „Anbau“, der etwas unbeholfen und unschön auf der linken Seite steht und durch die zur Wand identische Farbfassung etwas kaschiert wird. Vorne steht die Windlade des Hauptwerkes, hinter einem Stimmgang die des 2. Manuals, beide in C und Cis geteilt und durch Wellenbretter angesteuert. Die Pedallade indes ist chromatisch aufgestellt. Wohl wegen der geringen Höhe und um den Anbau nicht zu klotzig erscheinen zu lassen und andererseits keine Pfeifen über das Gesims ragen zu lassen, ist der Violon 16′ von C-F als akustischer 16′ ausgeführt, obgleich die Raumhöhe vorhanden wäre – der klangliche Bruch innerhalb des Registers ist beim solistischen Spiel deutlich hörbar, innerhalb eines Gesamtklanges aber vertretbar und kaum wahrnehmbar.
Die Dispositionsweise folgt der Praxis des „geteilten Hauptwerkes“. Ein reich disponiertes Manualwerk wird geteilt, indem die schwachen „Begleitstimmen“ wie Salicional, Flauto traverso etc. auf ein zweites Manual „gelagert“ werden und somit die klanglichen Möglichkeiten vervielfältigt werden. So disponierte auch August Ferdinand Wäldner anno 1868 dieses Instrument. Im Hauptwerk findet sich die komplette, hier sehr sangesfreudig, hell-transparent und dennoch kraftvoll intonierte Principalpyramide, bekrönt durch eine golden strahlende, recht scharfe Mixtur – eine Art und Weise der Disposition, die noch spätbarocke Ideale aufnimmt. Ausdifferenziert ist die Palette durch eine schneidende, obertonreiche, cantable Gambe 8′ und ein bewegliches, recht dunkel-hohles Gedackt 8′, Gravität gibt ein Bordun 16′, der nicht nur jede Registermischung tragen, sondern auch eine Oktave höher als Solostimme eingesetzt werden kann – ein intonatorisch genialer Schachzug, wenn man um ihn weiß, und das Ausprobieren wagt – so ist eine starke, tragende Flöte gewonnen, ohne noch ein Register zu disponieren! Das zweite Manual trägt die aus dem Hauptwerk ausgelagerten Charakterstimmen – ein singendes, nicht zu starkes, etwas weniger schneidendes Salicional 8′ und eine kräftige, runde, bewegungsfreudige Traversflöte 8′, die auch als Begleitregister gut nutzbar ist, sowie eine aufhellende, spritzige Flauto amabile 4′. Das Pedal trägt das volle Werk und jede Registermischung sehr gut und ausgewogen, auch wenn der Subbass etwas dumpf ist und der Octavbass noch nicht die Kraft und Stärke besitzt, wie man sie z.B. von Rühlmann kennt – er rundet den Klang eher aufhellend ab. Bemerkenswert ist der volle, weiche und doch sehr transparente Klang aller Grundstimmen, bei Bedarf noch durch die Flöte 4′ aufzuhellen. Die Traktur ist auch im gekoppelten Spiel gut dosierbar und ausreichend leichtgängig. Für die Musik der Früh- und Hochromantik, auch für die des Barock und einiger spätromantischer Meister bietet die Wäldner-Orgel in Peißen die ideale Klangwelt und füllt den weiten Raum mit ihren 13 Registern gut und ausreichend, ohne erdrückend oder grob und zu laut zu wirken. Welch ein Glück, dieses Instrument fast vollständig erhalten und in so gut saniertem Zustand hier stehen zu haben!

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16 Fuß

Principal 8 Fuß (teilw. Prospekt, Zinn)

Gedackt 8 Fuß

Viola di Gambe 8 Fuß

Octave 4 Fuß

Octave 2 Fuß

Mixtur 3fach

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Flautotrav 8 Fuß

Salicional 8 Fuß

Flautoamab 4 Fuß

 

Pedal C – d‘

Violonbaß 16 Fuß (C-F 8’+5 1/3′)

Subbaß 16 Fuß

Octavbaß 8 Fuß (Holz)

 

Spielhilfen

als Registerzüge rechts: Pedal coppel [I/P], Manual coppel [II/I], Calcanten klingel [heute außer Funktion]

Gebäude oder Kirchengeschichte

Um 950 Bau des Turms auf rundem Grundriss als Wehr- und Fluchtturm (ähnlich zu Hohenthurm) – vermauerte Einstiegsöffnungen in 10m Höhe künden heute noch von der Nutzung
Um 1200 Anbau eines romanischen Kirchenschiffes in Bruchsteinbauweise, geweiht dem Hl. Wenzel.
1470 Schaffung des hölzernen Schnitzaltars.
1483 Guss der großen Glocke durch einen unbekannten Gießer.
17. Jahrhundert schwere Schäden im Dreißigjährigen Krieg, danach Wiederaufbau.
1701 Beginn eines Umbaus im barocken Stil, dabei auch Erweiterung des Bauwerkes.
1703 Weihe der renovierten Kirche als St. Trinitatis.
1704 Schaffung des Kruzifixes, das 1852 wegen des „schauerlichen Eindrucks“ auf dem Kirchhof vergraben wurde und später wieder restauriert wurde.
1852 Umbau der Kirche im Stil des Historismus, dabei auch Erweiterung und Anbau der südlichen Eingangshalle.
1890 Erhöhung des Turms mit der 13,8 Meter langen Spitze auf 27,6 Meter Höhe.
1917 Abgabe zweier Glocken zu Rüstungszwecken.
1953 Anschaffung neuer Fenster.
Ab 2006 – 2021 Sanierung des Innenraums, Herstellung der ursprünglichen karmesinroten Farbfassung nach Erkenntnissen der Denkmalpflege.
2011 Guss der kleinen Glocke durch Lauchhammer, dabei Einbau von neuen Antrieben für die beiden Glocken, Tonfolge e‘-a‘.

Die Dorfkirche in Peißen prägt mit ihrem 27,6 Meter hohen Turm das Panorama der flachen, durch weite Felder gekennzeichneten Landschaft rund um den Ort herum. Die markante Turmspitze ist weitum zu sehen, hat sie doch die selbe Höhe wie der eigentliche Turm darunter (13,8 Meter). Die durch dichte Umbauung im Ort recht versteckt liegende Kirche zeigt sich als einschiffiger Saalbau mit angeschlossener Ostapsis in halbrunder Bauform sowie einem kreisrunden Westturm, der für die Region durch seinen kreisförmigen Grundriss eine Sonderstellung einnimmt. Ähnlich wie der Turm im benachbarten Hohenthurm diente er einst als Wehr- und Fluchtturm sowie als Wachturm und wurde in die neue Kirche integriert – vermauerte Öffnungen zum Einstieg mit Leitern sind heute noch im Turm zu sehen. Bekrönt wird der Turm durch die Glockenstube mit romantischen Schallarkaden und der markanten Spitze. Das Kirchenschiff ist ein typischer Porphyrbau im Stil des Historismus, wie er oft im Saalekreis zu finden ist, durchbrochen durch hohe, halbbogige Fenster, die das Innere sehr hell erscheinen lassen. Durch ein romanisches Portal betritt der Betrachter den Kirchenraum. Das helle Innere wird von einer schlichten, holzsichtigen Kassettendecke überspannt, die Apsis von einem Tonnengewölbe. Die Fensternischen sind wie der Apsisbogen von grauen Zierbändern mit dunkelgrünem Rand umgeben und werden dadurch auf der beigen Farbfassung der Wände markant und dezent abgesetzt. Der Blick des Betrachters wird zuerst auf den auf einem einfachen aus Stein gemauerten, blockartigen Untersatz stehenden Schnitzaltar aus gotischer Zeit gelenkt, welcher in typischer Machart die Heiligen Katharina, Dorothea, Barbara und Margarete samt ihren Attributen zeigt, sowie im Zentrum die Muttergottes mit Kind. Vor dem blauen Hintergrund werden die Figuren durch goldene Applikationen hervorgehoben, darüber findet sich gotisches florales Schnitzwerk. Bekrönt wird das Altarretabel durch einen gotischen Maßwerkaufsatz. Die drei Altarfenster zeigen im Halbbogen kreisförmige Medaillons mit Christusdarstellungen, darunter ein in Buntglas ausgeführtes Muster. Ein schlichtes Zierband umrahmt die Fenster. Die Kanzel ist auf der Südseite angebracht und ist von schlichter hölzerner Bauart, in ihrer oktogonalen Form besitzt sie zur Zierde lediglich durch ein beigefarbenes Zierband abgesetzte Flachfelder. Auf der Nordseite findet sich ebenerdig eine schlichte Loge. Bemerkenswert ist der große kelchförmige Taufstein aus Sandstein, der mit Bogenfeldern und Symbolreliefs verziert ist und damit das älteste Ausstattungsstück der Kirche sein dürfte, daneben sind seine Ausmaße wirklich beachtlich. Die u-förmige Empore (einstmals zweigeschossig ausgeführt) ruht auf Säulen mit angedeuteten Kapitellen, diese ist in Grau gefasst und besitzt schlichte, farblich gerahmte Flachfelder. Den Raum bekrönt der Orgelprospekt mit seinen markanten, an die Gotik mahnenden dreiseitigen Türmen, mit seinen romanischen Feldern gleichzeitig die Gotik des Altars und die Neoromanik des Raumes miteinander in einer eindrucksvollen Symbiose verbindend. Die Kirche mit ihrem hellen, schlichten und anmutigem Gepräge sei dem Reisenden auf der Suche nach Ruhe und Andacht herzlichst empfohlen!

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter – ergänzt durch Informationen von der Wäldner-Webseite
Kirchengeschichte: Internetauftritt  – Angaben der Gemeinde

Youtube-Videos von Johannes Richter auf dem Kanal JRorgel

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