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Orgel: Kroppenstedt – St. Martin

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Gebäude oder Kirche

St. Martin

Konfession

Evangelisch

Ort

Kroppenstedt

Postleitzahl

39397

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Johannes Richter spielt Dieterich Buxtehude (1637 – 1707) – Passacaglia in d BuxWV161 auf der Reubke-Orgel

 

Compenius-Gedenk-Orgel



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1563 Erwähnung zweier Orgeln („beyde Orgeln“ in der Martinskirche Kroppenstedt).
1563 Kontrakt über einen Orgelneubau mit 9 Registern und 6 Bälgen mit Johannes Thomas/Braunschweig, dieser Neubau kam aber nicht zustande – das alte Gehäuse sollte beibehalten werden.
1601 Kontrakt mit Barthel Schwertfeger/Einbeck über einen Orgelneubau. Es sollte wohl ein neues Rückpositiv gefertigt werden. Der Orgelbauer hielt aber diverse Fristen nicht ein.
1603 Kündigung des Auftrages durch den Rat der Stadt.
1603 Kontraktabschluss mit Esaias Compenius aus Magdeburg über eine neue Orgel II/21 mit mechânischen Schleifladen, auch das Gehäuse sollte neu gemacht werden.
Im Dezember 1603 war das Gehäuse fast vollständig aufgerichtet.
1604-06 ruhten die Arbeiten wegen diverser anderer Aufträge an den Orgelbauer.
1606 sind drei Register des Rückpositives spielbar.
1611 Fortsetzung der Arbeiten durch den Orgelbauer.
1612 legte Compenius die Arbeiten aufgrund diverser Ärgernisse mit dem Rat der Stadt nieder.
06.05.1613 Fertigstellung der Arbeiten – die Orgel sollte noch eine Manualkoppel erhalten, dies kam durch den Tode Compenius‘ nicht zur Ausführung.
1642 Renovierung der Orgel durch Christianus Förner aus Goslar, da das Werk sehr verwahrlost war.
1750 ist eine Reparatur dringend notwendig, diese kommt aber nicht zur Ausführung aus unbekannten Gründen.
1774 Reparatur der Orgel durch Johann Christoph Wiedemann.
1798 Bericht darüber, dass die Orgel auch ein Glockenspiel besäße.
1834 Schäden an der Orgel durch Baumaßnahmen in der Kirche.
1836 Reparatur der Orgel durch Orgelbauer W. Boden aus Halberstadt, dieser zeichnete die veränderte Disposition auf, er berichtet über 20 Register.
Um 1850 ist die Orgel stark reparaturbedürftig und genügt den Ansprüchen nicht mehr.
1856 plädiert der Orgelsachverständige August Gottfried Ritter für einen Orgelneubau.
1858 Kostenvoranschlag durch Adolf Reubke/Hausneindorf.

Derzeitige Orgel
1858/59 Neubau einer seitenspieligen mechanischen Schleifladenorgel durch Adolf Reubke/Hausneindorf II/20 nach einer Disposition von A.G. Ritter, es wurden 4 Register von Compenius weiter verwendet.
1859 im Zuge des Orgelneubaus wurden das Hauptwerks- und Rückpositivgehäuse zu einem großen Gehäuse vereinigt und der Spieltisch an die Seite gestellt.
Um 1880 Abbau der Orgel wegen Bauarbeiten.
1882 Wiederaufstellung der Orgel durch W. Boden/Halberstadt.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen mit einem Gewicht von 12,2kg, als Ersatz wurden rote Tücher in den Prospekt gehängt.
1957/58 Umdisponierung und barockisierende „Aufhellung“ der Orgel durch W. Sohnle aus Halberstadt, u.a. Ersatz der Posaune durch einen Choralbass – es blieb bei II/20.
1998 Untersuchungen am historischen Pfeifenwerk der Orgel.
2002 Planungen zur Restaurierung der Orgel auf den Stand 1613/1859.
2007 Vorstellung eines Konzeptes für die Sanierung der Orgel auf den Stand von 1859, dazu sollte eine separate Orgel I/6 mit den alten Pfeifen der Compeniusorgel gebaut werden – die Pfeifen der Orgel sollen in das ehemalige Rückpositivgehäuse zu stehen kommen.
2013/14 Sanierung der Reubke-Orgel durch Orgelbau Reinhard Hüfken/Halbertstadt.
2014 Fertigstellung der Compenius-Gedenkorgel I/6 mit zwei separaten Keilbälgen unter der Orgel, die Pfeifen stehen im ehemaligen Rückpositivgehäuse.
Die Register die übernommen und teils durch Hüfken komplettiert wurden, sind Folgende: Grobgedact, Quintatena, Rohrflöten, Gemßhörner. Das Krumbhorn wurde nach Vorbild der Orgel in Frederiksborg rekonstruiert.

Das Orgelwerk in der Martinskirche Kroppenstedt dürfte in seiner Konzeption als „Doppelorgel“, sprich also zwei Orgeln in einem Gehäuse von komplett unterschiedlicher Konzeption, weltweit einmalig sein. Hier prallen zwei Stilrichtungen aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. In einem einst frühbarocken Gehäuse, in der Romantik verwandelt – eine Reminiszenz an das Alte und eine Orgel aus der Zeit, als das Alte wiederentdeckt wurde, vereint auf einem Platz in einem Gehäuse, welches in sich beide Strömungen aufs Trefflichste vereint. Das Hauptgehäuse wurde im Zuge des Neubaus durch Reubke erweitert und mit dem Rückpositiv vereint – in einem Gehäuse zusammengeführt. Der Spieltisch der romantischen Orgel befindet sich von unten gesehen auf der linken Seite als Spielschrank mit den Registerzügen beiderseits des Notenpultes – der Spieltisch der Compenius-Gedenkorgel steht ebenerdig mit Blick zum Altar. Als Besonderheit verlaufen die Abstrakten durch einen mit Plexiglas verkleideten Schacht zum horizontalen Wellenbrett über dem Spieltisch. Auch die beiden wahlweise von Hand zu ziehenden oder per Motor betriebenen Keilbälge der Compenius-Gedenkorgel finden sich hier. Der Balg der Reubke-Orgel steht im Turmraum als großer Doppelfaltenmagazinbalg mit Schöpfer und Windmaschine. Der heute wieder in silbernem Pfeifenglanz strahlende, bis 2014 Bluttränengleich rot verhängte Prospekt zeigt die Pfeifen des Principal 8′ und der Octave 4′ der Gedenkorgel – die seitlichen Prospektfelder besitzen broncierte Holzattrappen. Auf alten Bildern, die auch gerne von anderen, wenig aktuell arbeitenden Datenbanken genutzt werden, sind die alten Verhältnisse noch sichtbar.
Die Compenius-Gedenkorgel wird über ein horizontal unter der Windlade liegendes Wellenbrett angesteuert, die Windlade selbst ist als mechanische Schleiflade ausgeführt. Die Reubke-Orgel besitzt ebenfalls Schleifladen, hier allerdings chromatisch aufgestellt – auch hier über Wellenbretter angesteuert. Die Gedenkorgel hat ihren Platz im ehemaligen Rückpositiv gefunden, die teils von Reubke weiter verwendeten historischen Originalpfeifen wurden hier zu einer Reminiszenz zusammengefasst, die übrigen Register wurden nach dem Vorbild der Compenius-Orgel in Frederiksborg rekonstruiert. Durch diese Versetzung von Pfeifen mussten in die Reubke-Orgel neue Pfeifen eingebaut und teilweise Pfeifen angelängt werden. Das Hauptwerk liegt auf Höhe der Prospektöffnungen. Darüber steht das Oberwerk, das Pedal bildet ebenerdig die Rückwand der Orgel. Die klanglichen Charakteristika sind so unterschiedlich wie sie nur sein können. Die Compenius-Gedenkorgel erklingt ungleichstufig gestimmt, herb, charaktervoll, mit den tragenden Principalregistern von sehr hellem, singendem Klang, einer melancholischen Quintadena, einer edel kullernden Flöte 4′ sowie einem kantig-schnarrenden Krummhorn 8′. Trotz der wenigen Stimmen ist die Orgel zwar kammermusikalisch intoniert, aber im Raum immens tragfähig und sehr singend – sie ergreift andachtsvoll den ganzen Innenraum. Die Reubke-Orgel dagegen ist maskulin-muskulös, weich, erhaben, gravitätisch und dunkel, nahezu erdig und dennoch himmelstrebend, ganz dem Selbstverständnis der Romantik „himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“ folgend. Das Hauptwerk, durch den 16′ sehr kraftvoll und edel, gravitätisch grundiert, gleich 4 Achtfußregister als machtvoll dunkel-weicher, raumfüllender Principal, schneidend-herbe Gambe, offen perlende Flöte und dunkel-stilles Gedeckt bilden eine breite Basis für die Klangpyramide, die mit strahlender Forte-Octave 4′, herber Quinte, glanzvoll-leuchtender 2′-Octave und strahlender Mixtur gebildet wird. Das zweite Manual ist auf dem Papier dem ersten gegenüber zwar deutlich zurückgenommen, in der Realität aber sehr klangvoll und dem Hauptwerke ebenbürtig. Auch hier sorgen 4 Grundstimmen in der Dispositionsweise des Hauptwerkes – Principal, Flöte, Streicher und Gedackt – für eine runde, grundtönige und charaktervolle Basis – sind jedoch etwas schlanker und zurückhaltender intoniert. Octave 4′ von schlanker Leuchtkraft, Flöte 4′ mit spielfreudiger Ansprache und eine hell leuchtende, sehr mischfähige Waldflöte 2′ als kleine Klangkrone runden das Werk ab. Das Pedal besitzt mächtige 16′-Bässe als gedecktes und offenes, etwas schneidendes Register, daneben einen gut zeichnenden Principalbass und nicht zuletzt eine gravitätisch vollmundig-runde, nicht schnarrende Posaune 16′. Jede Stimme ist dabei ihrem Charakter nach intoniert und hebt sich von den anderen im solistischen Spiele deutlich ab. Hierbei vor allem zu nennen die offene Flöte im Hauptwerk sowie die Gambe in Selbigem, die eine berauschende Melancholität bietet. Im zweiten Manual seien die beiden Flöten als Begleitregister, sowie der Principal als edle Solostimme genannt. Die Mischungen sind schier endlos, mischfähig und orchestral, die 8′-Register mit dem Bordun 16′ und den beiden Großen Bässen nebst Pedalkoppel bieten einen transparenten und dennoch gravitätisch vollen Klang. Das Volle Werk geizt nicht mit Fülle, ohne jedoch Würde und Anmut vermissen zu lassen, es füllt die ganze Kirche machtvoll und golden strahlend aus. Die Traktur ist dabei überaus angenehm und nicht zu schwer zu spielen, lediglich die Tasten sind etwas länger als vielleicht gemeinhin gewohnt. Dass die Stimmen allesamt frei und frisch ansprechen, dürfte selbstverständlich sein. Die Reubke-Orgel stellt sich als ein Konzert- und Liturgieinstrument ersten Ranges und erster Bedeutung dar, welches allen gestellten Anforderungen in angemessenem Rahmen gerecht wird.
Auch die Compenius-Orgel ist äußerst charakteristisch, jede Stimme ist singend und polyphon intoniert, ohne dabei die Tragfähigkeit zu verlieren. Die Spielbarkeit ist sehr angenehm und leichtgängig, die Tasten aber historistisch-eng, was dringend beachtet werden sollte. Besonders edel ist das leuchtend spruckende Gedeckt 8′, sowie die hohle, etwas knurrende Quintadena, sowie das schnarrende, fast heitere Krummhorn. Der lebendige Wind mit den beiden Keilbälgen verleiht dem Werk zusammen mit der ungleichstufigen und erhöhten Stimmung auf a’=465HZ eine große Authentizität.
Zwei Orgeln in einem Gehäuse, jede für sich charaktervoll und edel, zusammen den Raum umfassend, all seine Geschichten beleuchtend – man hat hier sprichwörtlich die Qual der Wahl. Die Gemeinde und auch die Erbauer wie die Restauratoren gleicherweise sind ausdrücklich zu beglückwünschen zu dieser organistischen Landmarke, die hier gesetzt wurde!

Disposition

Disposition Reubke-Orgel Stand 2021 (= 1859)

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun. 16′.

Principal. 8′

Hohlfloete 8′.

Gedact. 8′

Gambe. 8′.

Octave. 4′.

Quinte. 2 2/3′.

Octave. 2′.

Mixtur. 5 fach.

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Principal. 8′

Floete. 8.‘

Gedact. 8′

Salicional 8.‘

Octave. 4′.

Rohrfloete. 4′.

Spitzfloete. 2.‘

Pedal C – d‘

Violone. 16′

Subbaß. 16′.

Principalbaß 8′

Posaune. 16′

 

Disposition der Compenius-Gedenkorgel 

Manual C,D,E – c“‘

Principal 8′ (Prospekt, Zinn, Obergehäuse)

Grobgedect 8′

Quintatena 8′ [sic]

Principal 4′ (Prospekt ehem. Rückpositivgehäuse, Zinn) 

Rohrflöten 4′

Gemßhörner 2′

Krumbhorn 8′

 

Disposition der Compenius-Orgel, vollendet 1613

Manual I – „Ruckpositiff“

Quintadena 8′

Principal Schwiegel 4′

Rohrflöeten 4′

Gemßhorne 2′

Spitz quinta 1 1/2′

Zimbeln zweifächtig [2fach]

Trommeten 8′

Geygen Regall 4′

Manual II – „Oberwergk“

Prinzipall 8′

Grobgedackt 8′

Octava 4′

Violen 4′

Gemßquinta 3′

Superoctava 2′

Hoehlflöet 2′

Kleingedackt 2′

Mixtur vier fächtigk [4fach]

Pedall

Untersatz Baß 16′

Nachthorn Baß 2′

Paurflöett Baß 1′

Bosaunen Baß 16′

 

Disposition der Compenius-Orgel nach W. Boden 1836

Manual I – Rückpositiv C,D,E – a“

Quintadena 8′

Prinzipal 4′

Rohrflöte 4′

Gemshorn 2′

Gedackt 2′

Zimbel 3fach

Trompete 8′

Rankett 8′

Manual II – Oberwerk C,D,E – a“

Principal 8′

Gedackt 8′

Octave 4′

Gemshorn 4′

Spitzflöte 4′

Quintatön 4′

Quinte 3′

Octave 2′

Mixtur 3-6fach

Pedal C,D,E – a°

Subbass 16′

Spitzflöte 2′

Fagott 16′

 

Disposition der Reubke-Orgel nach der Umdisponierung von Sohnle 1957/58

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Pommer 16′

Prinzipal 8′

Holzflöte 8′

Gedackt 8′

Octave 4′

Spitzflöte 4′

Nasat 2 2/3′

Oktave 2′

Mixtur 4-5fach 1 1/3′

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Singend Gedackt 8′

Salizional 8′

Prinzipal 4′

Rohrflöte 4′

Spitzflöte 2′

Terzian 2fach 1 3/5’+1 1/3′

Cymbel 3fach 2/3′

 

Pedal C – d‘

Subbass 16′

Violon 16′

Prinzipalbass 8′

Choralbass 2f. 4’+2′

 

 

Spielhilfen

Reubke-Orgel
Als Registerzüge links unten: Sperrventil zum Hauptwerk. [Sperrv. I], Pedalcoppel. [I/P], Manual=coppel., Calcanten=glocke.
Als Registerzüge rechts unten: Sperrventil zum Oberwerk. [Sperrv. II], Sperrventil zum Pedal.

Compenius-Gedenk-Orgel
keine weiteren Spielhilfen vorhanden

Gebäude oder Kirchengeschichte

1207 Erwähnung eines dem Hl. Martin geweihten Vorgängerbaus.
1403 Guss der zweitkleinsten Glocke.
1483 erste urkundliche Erwähnung der Kirche.
15. Jahrhundert Umbau der Kirche, Vergrößerung zu einer dreischiffigen Hallenkirche.
Um 1500 Schaffung des Sakramentshäuschens.
1593 Anbau eines weiteren Seitenschiffes im Süden, dies vermerkt ein Schlussstein im Mauerwerk.
1610 Schaffung des Taufbeckens.
1616 Einbau zweier Portale in das nördliche Seitenschiff.
1684 Einbau der Kanzel.
1693 Einbau des großen Altars.
1699 Guss der Viertelstundenglocke.
1834 Baumaßnamen an der Kirche.
Um 1880 Restaurierung und Umbau des Kirchenschiffes.
1917 Abgabe zweier Glocken zu Rüstungszwecken.
1928 Guss zweier neuer Glocken aus Stahl.
1993 Sanierungsarbeiten an der Kirche.
2021 Sanierungsarbeiten am Gewölbe des Hauptschiffes und des nördlichen Seitenschiffes.

Die Martinikirche Kroppenstedt ist die letzte der einstmals drei Kirchen der kleinen Stadt. Sie bildet heute mehr oder weniger das Zentrum und liegt auf einem kleinen umwachsenen und umbauten Anger, der einst vermutlich auch der Kirchhof war. Das Gotteshaus zeigt sich heute als vierschiffige, asymmetrische Saalkirche mit angefügtem Ostchor und Westquerturm. Jener ist auf schmalem rechteckigen Grundriss erbaut und mündet nach oben in einen spitzen, schiefergedeckten Helm. Die Schallöffnungen der Glockenstube sind spitzbogig ausgeführt. In der Turmwand befindet sich ein verwittertes, nahezu unkenntliches Kruzifix-Relief. Die Kirche besitzt ein nördliches und zwei südliche Seitenschiffe. Das südlichste, äußere Seitenschiff trägt drei einzelne Spitzdächer, die jeweils mit einem geschwungenen mit Voluten, Pilastern und Gesimsen aufwändig verzierten Ziergiebel im Renaissance-Stil versehen sind, welche heute das Bild der sonst gotisch anmutenden Kirche prägen. Der Chor besitzt einen 5/8-Abschluss mit gliedernden Strebepfeilern, die so auch an den Gemäuern des Kirchenschiffs zu finden sind. Die Fenster des Bauwerkes sind als spitzbogige Fenster mit dezentem Maßwerk ausgeführt – die Dächer sind durchweg schiefergedeckt.
Das Innere der Kirche ist hell und weit, durch die weißen Wände und großen Fenster gut durchleuchtet. Die Schiffe umfassen je zwei Joche, die auf achteckigen Säulen ruhen. Die Seitenschiffe sind mit einer flachen Holzbalkendecke, das Hauptschiff mit einer spitz zulaufenden Holzdecke versehen. Der Chor besitzt ein Kreuzrippengewölbe, welches Reste floraler Malereien trägt. An den Wänden des Chors finden sich teilweise Reste von Malereien, die biblische Szenen und Figuren zeigen. Der große barocke Altar ist reich mit gedrehten Säulen, floralem Schnitzwerk und Puttenköpfen verziert. Er zeigt drei übereinander angeordnete Gemälde: In der Predella das letzte Abendmahl, darüber die Kreuzigung, flankiert von zwei ergänzenden Gemälden (Links Abraham und Isaak, rechts Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis mit der Schlange). Darüber sind hängende Weintrauben sowie drei Zierkartuschen (die Mittlere mit dem Gottesauge und einem Puttenkopf verziert) zu sehen, flankiert von den Darstellungen für Gott Vater und Gott Sohn – in dieser Art die Dreifaltigkeit symbolisierend. Darüber ist die Auferstehung gemalt, die von Stifterwappen, Schnitzwangen mit eingearbeiteten Putten sowie zwei Evangelistenfiguren mit Büchern umrahmt wird. Darüber befinden sich diverse Apostelreliefs unter einem Wolkenhimmel, welche die Himmelfahrt Christi darstellen, umrandet von zwei Engeln. Beiderseits des Altars sind Mose und Aaron zu sehen. Links und rechts im Chorraum sind zwei kleine Logen mit Butzenscheiben angebracht, die ebenfalls mit biblischen Szenen bemalt sind. Der Taufstein ist als sechseckiges Becken gestaltet und trägt Reliefs mit biblischen Szenen, die mit Wasser in Verbindung stehen, so u.a. die Taufe Christi im Jordan und Mose am roten Meer. Das Sakramentshäuschen im Chor ist gotischer Art und wird von einer Wimperge verziert. Die Kanzel zeigt in den verzierenden Feldern ihres polygonalen Korbes die vier Evangelisten nebst Namensschriftzug, der Kanzelkorb wird von einer Mosefigur getragen. Die einzelnen Bilder am Korb sind durch gedrehte Weinsäulen getrennt. Am Kanzelaufgang sind durch Pilaster getrennte biblische Szenen (u.a. die Kreuzigung) zu sehen. An der Gittertür zur Kanzel ist ein Gemälde Martin Luthers angebracht, den man ohne die namensgebende Beschriftung wohl kaum erkennen könnte. Der Schalldeckel mit einem schlichten floralen Schnitzrelief als Krone trägt in Gold die Worte „Verbum Domini Manet in Aeternum“. In die Wände des Kirchenschiffes sind teilweise Steine mit Jahreszahlen eingelassen, an der Westwand befindet sich ein barockes Epitaph. Die Orgel fügt sich in diesen barocken, etwas rustikalen und durchaus ungewöhnlichen Raum in ihrer ungewöhnlichen Art gut ein und bildet einen wohltuenden Kontrapunkt zum barocken Altarretabel. Der Innenraum ist hell und weit, licht und hell, gleichzeitig ernsthaft und erhaben.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter mit Informationen einer Schautafel vor Ort sowie Gottfried Rehm: Die Compenius-Orgel zu Kroppenstedt – 2002, ISBN-13 978-3899063240
Kirchengeschichte: Johannes Richter, eigene Sichtung vor Ort am 21.10.2021, ergänzt durch eine Schautafel in der Kirche

Historische Dispositionen entnommen aus: Gottfried Rehm: Die Compenius-Orgel zu Kroppenstedt – 2002, ISBN-13 978-3899063240

Orgelvideo von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

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