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Orgel: Kabelsketal / Großkugel – St. Moritz

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Gebäude oder Kirche

St. Moritz

Konfession

Evangelisch

Ort

Kabelsketal / Großkugel

Postleitzahl

06184

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1711 Ankauf einer Orgel, es handelte sich wahrscheinlich um ein Positiv – die Bälge wurden gezogen.
1800/01 Neubau einer mechanischen Schleifladenorgel I/10, vermutlich durch Johann Gottfried Krug, der 1806 auch in Werderthau tätig war, unter Verwendung alter Substanz.
1852 Abbau der Orgel wegen Errichtung des Turmes.
1853 Wiederaufstellung auf der neuen Empore durch Christian Schernitz/Schkeuditz, dabei auch Umbau und Errichtung eines neuen Gehäuses nach Entwurf von Bauinspektor Schönwald.
1907 ist das Instrument kaum mehr reparierbar, Reparatur dennoch in Angriff genommen.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen und Ersatz durch Zinkpfeifen.
1939 Umdisponierung zum neobarocken Klangbild durch Karl Wege/Schkeuditz.
Nach 1950 Einbau eines elektrischen Winderzeugers, weitere Pflege unterbleibt.
Ab März 1953 kein Lehrer als Organist mehr im Ort (Inschrift an der Empore).
2021 das Werk ist kaum spielbar und in schlechtem Zustand.

Das Instrument auf der Westempore in Großkugel teilt ein trauriges Schicksal, das viele Instrumente der Region teilen. Vielleicht ist dieses Los auch bedingt dadurch, dass die Gemeinde Großkugel an der Grenze zu Sachen oft territorial und kirchlich zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt wechselte. Der flache Prospekt besitzt 5 Pfeifenfelder, das Mittlere deutlich breiter. Die Labien steigen nach außen hin geschwungen an und verleihen dem Prospekt eine himmelstrebende Wirkung. Bekrönt wird die Gehäusefront von einem halbrunden Giebel, der eine goldene Rose im Zentrum zeigt. Der Spieltisch ist frontal in das Gehäuse eingelassen, die Registerzüge sind seitlich zum Spieltisch angebracht, nur der der Pedalkoppel besitzt einen frontal zu betätigenden Zug, der mit einem alten Manubrium versehen ist. Das Registerschild der Koppel mit Goldrand ist noch von der alten Orgel vor 1939 übriggeblieben und der letzte von außen sichtbare Zeuge dieses Werkes. Im Inneren steht auf Höhe der Prospektöffnungen vorne die Manualwindlade, wahrscheinlich aus finanziellen Gründen stets bei allen Umbauten und Arbeiten mit ihrem geringen Tonumfang ohne Cis übernommen. Hinter dem Stimmgang steht ebenerdig und gleichzeitig als Rückwand des Gehäuses das Pedalwerk. Die Balganlage, bestehend aus zwei Keilbälgen, steht im Turm und wird über einen alten Laukhuff-Motor mit Wind versorgt. Beide Windladen sind in C- und Cis-Seite zur Mitte hin aufsteigend geteilt und besitzen Wellenbretter.
Die Disposition zeigt sich heute im Sinne der Orgelbewegung in einem Register verändert – der raumfüllende, tragende Principal wich einem scharfen, glasigen Tertian 2fach. Zwei Grundstimmen, offen und gedeckt, gründen den Klang – sie bilden die Basis für eine Principalpyramide von der Vierfuß- bis in die Einfußlage nebst einer herben Quinte. Ein weiches Gedackt 4′ sorgt für Füllung und Abstufung. Das Pedal besitzt zwei Register für die Stützfunktion und die Zeichnungsfähigkeit, der Principal 8′ ist mit „Violone 8 Fuß“ auf den Pfeifen beschriftet und wurde schlicht umbenannt. Ein Zeichen für die geänderten Vorstellungen von Mensuren. Weitere Aussagen kann der Verfasser über das Klangbild der Orgel leider nicht treffen, der Zustand des Werkes lässt dies nicht zu.
Wie eben bereits angesprochen, befindet sich das an sich wertvolle Instrument an der Grenze zwischen Tod und Leben. Seit Jahrzehnten ungepflegt und kaum gespielt, sind Holzpfeifenwerk, Ventilkästen, Windladenböden und Kanalanlage vom Holzwurm stark befallen, was zu starken Verstimmungen, Ausfällen, Schäden am Pfeifenwerk sowie permanenter Windnot führt. Als Beispiel sei hierfür angeführt, wie der Autor beim letzten Spiel auf dem Instrument zu registrieren hatte: Entweder 8’+ 8′, oder Ged.8’+ Principal 4′ OHNE Pedal, oder Gedackt 8’+ Gedackt 4′ MIT Pedal, aber dann auch das Pedal nur mit einem der beiden Register…
Die hohen Register sind stark verstimmt, teilweise sind Pfeifen verbogen, verbeult, eingesunken oder sprechen nicht mehr an. Die Traktur ist unreguliert, teilweise sind Abstrakten gebrochen, Döckchen abgerissen. Die Balganlage ist durch den Standort im Turm ebenfalls stark angegriffen, da jahrzehntelang ein Fenster undicht war und Witterungseinflüsse direkt an die Bälge gelangten. Die Holzpfeifen zeigen Reparaturversuche aus der Zeit Anfang des letzten Jahrhunderts mit Leim und altem Notenpapier zur Abdichtung – das Wurmproblem scheint nicht erst jetzt aufgetreten zu sein. Das gesamte Innere ist stark verschmutzt, unter dem Pedal liegt Schutt und Staub zentimeterhoch. Starke Windnot lässt das Instrument stets matt, verstimmt und jammernd wirken. Ein geordnet normales Spiel ist kaum noch möglich, zumal diverse Tasten im Manual hängen bleiben oder sich nicht mehr drücken lassen. Das Register Tertian ist außer Funktion. Es ist ein Jammer um das wertvolle Werk, dennoch scheint ihm angesichts der seltenen Nutzung der Kirche und dem Ersatz durch ein Orgel-Keyboard keine weitere Nutzung und damit auch keine weitere Zukunft außerhalb von Wurmnahrung und später dem Scheiterhaufen gegeben zu sein.

Disposition

Disposition Stand 2021

Manual C, D – c“‘

Gedackt 8 Fuß

Flauto 8 Fuß

Prinzipal 4 Fuß

Gedackt 4 Fuß

Quinte 2 2/3 Fuß

Octave 2 Fuß

Octave 1 Fuß

Tertian 2 fach

Pedal C, D – c‘

Subbass 16 Fuß

Prinzipal-bass 8 Fuß

Anmerkung: Das Cis ist im Pedal zwar als Taste vorhanden, koppelt aber automatisch in das cis° des Manuals, ist also faktisch nicht vorhanden

 

Disposition 1800/1801 laut Stüven, S.107

Manual C, D – c“‘

Principal 8′

Gedackt 8′

Flöte 8′

Principal 4′

Gedackt 4′

Quinte 3′

Octave 2′

Sifflöte 1′

Pedal C, D – c‘

Subbaß 16′

Violonbaß 8′

 

Spielhilfen

Als Registerzug links unten: Ped: Coppel [andere Schrift auf dem Schild]

Gebäude oder Kirchengeschichte

13. Jahrhundert Errichtung einer spätromanischen Kirche.
Im Laufe der Zeit diverse zeittypische Umbauten.
Um 1790 ist die Kirche in einem schadhaften Zustand und muss komplett erneuert werden.
1800 Neuerrichtung des Kirchenschiffes.
1800 Guss zweier Glocken durch G.G. Becker/Halle.
1852 Neuerrichtung des sehr hohen Backsteinturmes.
1917 Abgabe der kleineren Glocke, die Größere (Nominal: f‘) ist bis heute erhalten.
Nach 1950 neue Farbfassung des Inneren.
2017/18 Sanierungsarbeiten am Dach und den Wänden.

Die Kirche ist baulich gesichert, aber dennoch sanierungsbedürftig.

Die Kirche St. Moritz in Großkugel liegt unweit des Flughafens Leipzig-Halle, dem einen oder anderen vielleicht bekannt durch die Bahnstrecke der S-Bahn-Strecke nach Leipzig. Durch ihren im Vergleich zum Schiff nahezu absurd hohen Turm mit Dachreiter, manchmal auch scherzhaft „Zeigefinger Gottes“ genannt, prägt sie das Bild der flachen Landschaft. Das Bauwerk zeigt sich als einschiffige Saalkirche in verputzter Bauweise mit geradem, fensterlosen Ostabschluss, sowie einem mächtigen und schmalen Ziegelsteinturm im Westen, der eine Glockenstube mit drei Schallarkaden sowie ein Satteldach mit bekrönendem Dachreiter besitzt. Der Kirchturm ist dabei in neoromanischen Formen und steinsichtig, also unverputzt, gebaut. Das Kirchenschiff besitzt halbbogige, flache und hohe Rechteckfenster. Der Innenraum ist schlicht und hell gehalten, er wird von einer weiß bemalten Holztonne überspannt. Die Innenansicht wird dominiert durch den Kanzelaltar mit zwei Anbauten links und rechts, die die gesamte Breite des Schiffes einnehmen. Die Kanzel in polygonaler Form besitzt keinen Schalldeckel, rechteckige Zierfelder und als oberen Abschluss einen zinnenartigen Fries. Links und rechts des geschwungenen Kanzelfußes sind zwei Gemälde der Geburt Christi und seiner Auferstehung zu sehen. Das Taufbecken ist sehr schlicht und steht auf einem achteckigen Fuß. Links und recht des Altars sind zwei logenartige Sitze untergebracht. Die Empore umschließt eingeschossig den gesamten Raum – sie steht auf schlanken, viereckigen Säulen und besitzt farblich abgesetzte, rechteckige Felder.
Der Gesamteindruck des Raumes ist hell, warm, erhaben und ernst, lediglich durch die andersfarbige Altarwand etwas ungünstig beeinflusst. Eine häufigere Nutzung wäre der Kirche sehr zu wünschen, sodass ihr bewegtes Schicksal sich weiter bewahrt und kein Ende findet.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch Informationen aus W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964 S.107
Kirchengeschichte: Angaben vor Ort

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