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Orgel: Halle (Saale) / Frohe Zukunft – Heilandskirche

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Gebäude oder Kirche

Heilandskirche

Konfession

Evangelisch

Ort

Halle (Saale) / Frohe Zukunft

Postleitzahl

06118

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

Dezember 1937 Beschluss für den Ankauf einer gebrauchten Orgel für 2150 DM – sie stammte aus dem Festsaal des Vereinshauses der Freimaurerloge in der Kardinal-Albrecht-Strasse.
Anfang 1938 Aufstellung der Orgel in der Kirche, die Arbeiten führte Rühlmann/Zörbig aus, der aber nicht der Erbauer war.
3. April 1938 erstmaliges Erklingen der Orgel beim Weihegottesdienst der Kirche.
16. August 1944 Zerstörung der Orgel bei Bombentreffer der Kirche, das Werk brannte vollständig aus.
1951 bei Einweihung der Kirche erklingt keine Orgel, die Finanzen reichten nicht aus dafür.
Ab 1951 Sammlung der Gemeinde für eine neue Orgel.
1953 Großspende einiger ehemaliger Gemeindeglieder, die als Ingenieure der ehem. Siebel-Werke in der UDSSR tätig waren – es wurden 1000 Mark gespendet.
1956 Einbau einer Brüstungsorgel II/8 mit pneumatischen Taschenladen durch Fa. A. Schuster&Sohn/Zittau.
8. Juli 1956 Einweihung der Orgel mit einem Festgottesdienst und einer abendlichen Orgelfeierstunde.
Um 1970 Nutzung der Orgel in den Sommer-Orgel-Konzerten der Stadt Halle, dabei wurde auch Kammermusik gemacht, da die Orgel für reine Konzerte zu klein war.
1990 Reparatur der Orgel durch die Erbauerfirma.
2012 große Überholung der Orgel durch Orgelbau René Paul/Niederröblingen.
23.11.2012 Abschluss der Arbeiten.
Nach 2012 wiederholt Arbeiten durch R. Paul am Instrument.

Die Orgel in der Heilandskirche ist eine der kleinen, unbekannten Orgeln der Stadt und dies nicht ganz zu Unrecht – technisch und musikalisch zeichnet das Werk sich durch keine hervorstechenden Qualitäten aus, dennoch ist die kleine Orgel ein im besten Sinne solides, wenn auch etwas farbloses Gottesdienstinstrument. Die Zittauer Firma Schuster errichtete hier ein dem Raum angemessenes, geradliniges Werk im Stil der Zeit, welches als Brüstungsorgel geschaffen wurde, dabei aber mit akustisch sehr durchdachten Lösungen aufwartet.
Das Pedalregister Subbaß 16′ hat dabei ganz an der Turmwand seinen Platz gefunden, weit von den übrigen Registern entfernt, hinter den Bänken für den Kirchenchor, was teilweise zulasten des Pedalklanges führt, da dieser ein wenig in der Turmkammer gefangen bleibt und nicht, wie die Brüstungsorgel, frank und frei in den Raum sprechen kann. Diese Bauweise als komplett in die Emporenbrüstung eingelassenes, zweimanualiges Werk ist tatsächlich eine Besonderheit hier in Halle, wenn auch die Einzige, die das Werk neben dem Aufbau des Prospektes mit gedeckten Holzpfeifen in der Schaufront aufweist. Der Spieltisch steht so, dass der Organist mit dem Rücken zum Altar sitzt, also gleichzeitig theoretisch den Chor leiten könnte, der direkt vor dem Spieltisch zwischen Brüstung und Subbasspfeifen Platz findet. Diese Anordnung ist ebenso geradlinig und aus der Praxis heraus erdacht wie die Position des Orgelwerkes als Brüstungswerk – auf der Empore mit ihren recht bescheidenen Abmessungen hätte das Werk so in dieser Form keinen klanglich, architektonisch und praktisch sinnvollen Platz erhalten können.
Der Prospekt des Brüstungswerkes zeigt sich schlicht und geradlinig, so wie die ganze Kirche und ist dabei als Freipfeifenprospekt ausgeführt. Zur Mitte hin ist das Gehäuse mit seiner beträchtlichen Tiefe abfallend gestaltet, um den Blick des Organisten zum Altar frei zu halten. Die Prospektfront wird durch ein breites Holzgesims grundiert und damit in der horizontalen Wirkung gefestigt, im oberen Teil dieses Gesimses ist eine kantige Holzleiste zur Auflockerung und Gliederung angebracht. Die sechs tiefsten Holzpfeifen des Gedackt 8′ stehen, teilweise mit Überlänge und von hinten durch Aussparungen erreichbaren Spundgriffen, je zu dritt links und rechts als Flankierung des Prospektes und führen damit die Holzoptik des Unterbaus klingend fort. Auch akustisch ist diese Platzierung durchdacht und effektiv, verschafft sie den tiefen Tönen doch eine größere Präsenz im Raum, ohne Mensur oder Intonation anders gestalten zu müssen. So bleibt der Klang gleichmäßig, die Tiefe wird dadurch gar ein wenig, kaum spürbar, aber doch effektiv dezent forciert. Zwei zur Mitte hin abfallende Pfeifenfelder zu je 13 Pfeifen aus Zink rahmen ein vorspringendes, nicht geschwungenes Mittelfeld mit 13 Zinkpfeifen ein. Dieses Mittelfeld wirkt durch seine geraden Labien- und Mündungsverläufe der Pfeifen und durch das leichte Vorspringen wie ein Ruhepol, dessen beruhigende Wirkung durch die entgegengesetzt verlaufenden Labien und Pfeifenmündungen der seitlichen Harfenfelder noch verstärkt wird. Die Seitenfelder enthalten dabei die Pfeifen des Prinzipal 4′, teilweise mit beträchtlichen Expressionen – auch hier zeigt sich die günstige Positionierung, die ein freies Klingen und Aussprechen der oft etwas zurückhaltenden und dumpfen Basspfeifen ermöglicht. Hinter dem Prospekt, etwas unterhalb der Pfeifenöffnungen, ist das Gehäuse oben durch Holzplatten geschützt, zum Spieltisch gewandt ist leicht entnehmbares Gitterwerk angebracht.
Der Spieltisch besitzt ein Rollverdeck, die Registerschalter befinden sich nach Werken gruppiert über dem zweiten Manual. Die Geradlinigkeit wird durch eine nüchterne Spieltischgestaltung unterstützt – nur eine freie Kombination und drei Kollektivdrücker sind auf den ersten Blick vorhanden, nebst drei Fußtritten zum Einhaken links über dem Pedal. Sachlich, kantig-geradlinig, auf die Musik konzentriert ist der Spieltisch, der als Solches überaus intuitiv bedienbar ist, lediglich die Bezeichnung „Hauptwerk“ und „Oberwerk“ sind nicht ganz passend.
Das Orgelinnere ist derweil nicht so durchschaubar aufgeteilt, die Reihen der einzelnen Werke stehen nicht zusammen. Die Reihenfolge von hinten nach vorne ist Folgende:
Mixtur 3-4fach HW, Sesquialtera 2fach OW, Blockflöte 4′ OW, Rohrflöte 8′ OW, Gedackt 8′ HW, Prinzipal 4′ HW (Fortsetzung vom Prospekt), Oktave 2′ HW – etwas unsortiert stehen die Register in C- und Cis-Seite geteilt auf den pneumatischen Taschenladen. Die Windversorgung erfolgt durch einen kleinen Schwimmerbalg, der in einem Nebenraum links des Spieltisches steht, nebst dem Windmotor. Ein Windkanal mündet auf der von unten gesehen linken Seite in das Gehäuse, dort befindet sich auch ein kleiner Ausgleichs- bzw. Regulatorbalg. Der Subbaß 16′ steht in einem Holzkäfig an der Emporenrückwand, er ist dort durch das Gitterwerk gegen unfreiwillige Beschädigungen geschützt – auch der Subbass steht in C- und Cis-Seite geteilt auf pneumatischen Taschenladen, die Windversorgung verläuft unter dem Emporenboden.
Die Disposition zeigt sich als quasi einmanualige Orgel, die auf zwei Manuale aufgeteilt wurde. Das „Hauptwerk“ besitzt immerhin drei Stimmen. Ein rundes, im Bassbereich gut tragendes, leicht dumpf-dunkles Gedackt 8′ bildet die klangliche Grundlage, auf die ein im Bass eher rauchig-schlanker, im Diskant brilliant-heller Prinzipal 4′ aufgesetzt ist, der im Raum angenehm trägt und keine Härten zeigt. Eine 3-4fache Mixtur mit hell-glitzerndem, aber nicht unangenehm spitzen Klang sorgt für ein angenehmes Plenum, welches zwar hell, aber nicht spitz, dennoch rund und tragfähig ist. Das zweite Manual wird durch eine hell-obertonreiche, perlend-runde Rohrflöte 8′ grundiert. Eine verspielte, leicht streichende, leuchtende Blockflöte, ein lichter, flirrend-strahlender Prinzipal 2′ mit leichter Härte und eine herbe, principalische Sesquialtera bilden hier den Klang und schaffen Solo-, Echo- und Plenummöglichkeiten. Das Pedal besitzt ein Register – einen runden, nicht sehr obertönigen, durch die räumliche Lage sehr zurückhaltenden Subbaß, der den Klang zwar grundiert, aber im Raum nicht übermäßig präsent, eher etwas undifferenziert ist und häufig, eigentlich immer durch die Pedalkoppel(n) ergänzt werden sollte. Die Rohrflöte 8′ mit der Sesquialtera ist eine sehr elegante, angenehm durchdringende, präsente Solostimme, auch die beiden Grundstimmen zusammen oder die obertonreich gefärbte Rohrflöte als Solo ergeben schöne Klänge. Der Gesamtklang ist dem Raum angemessen, nicht hervorstechend oder durch Besonderheiten gekennzeichnet, er zeigt sich durch ein solides, strahlend-helles Plenum und angenehme Einzelstimmen. Viele Variationen erlaubt die eindeutig auf die Liturgie ausgerichtete Orgel aber nicht wirklich, dem Zweck des Gottesdienstes dient sie aber zuverlässig und gut.
Der Zustand der Orgel ist bei der Besichtigung gut gewesen, im Diskant sind leichte Verstimmungen festzustellen. Die pneumatischen Laden funktionieren grundsätzlich zuverlässig, sind aber anfällig bei Trockenheit, im Winter durch die Lage der Orgel in der Nähe der Tür auch für den Wechsel zwischen Warm und kalt. Ein Ton ließ leichtes Nachklingen vernehmen, die Registerabschaltung des Subbaß funktionierte sehr verzögert. So findet man in der Heilandskirche eine Orgel, die dem Stil der Kirche angepasst ist – kompakt, geradlinig, kantig, unauffällig. Als Solches dient sie dem Gottesdienst zuverlässig und füllt den Raum angenehm aus, ohne dominant zu sein – damit ist die kleine Orgel ein kleiner, nicht unwichtiger Farbtupfer in der Orgellandschaft der Stadt, welcher den Organisten stets an das Wichtige erinnert – die Begleitung der Liturgie zum Lobe Gottes.

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – g“‘

Gedackt 8′ (C-F Holz, gedeckt mit Überlänge, Prospekt, ab F# innen, Holz gedeckt, ab c“ Metall, gedeckt, innen) 

Prinzipal 4′ (C-a° Prospekt, Zink offen, teilw. mit Expressionen, ab b° innen, Metall offen)

Mixtur 3-4 fach 1 1/3′ (1 1/3’+1’+2/3′, Metall offen, rep. c°, c“‘, ab c‘ 4f. )

Manual II – Oberwerk C – g“‘

Rohrflöte 8′ (C-f° Holz, gedeckt, C,D horizontal liegend, f#°-h° Lochgedeckt, Metall, ab c‘ Rohrflöte, d#“‘-g“‘ Metall, offen, konisch

Blockflöte 4′ (C-H Holz, gedeckt, c°-f° Zink, konisch offen, ab f#° Zinn, offen, konisch)

Prinzipal 2′ (durchg. Metall offen)

Sesquial-ter 2 fach (2 2/3’+1 3/5′, durchg. Metall offen, rep. g#° auf 2 2/3’+ 1 3/5′)

Pedal C – f‘

Subbass 16′ (Standort Kirchenrückwand, durchg. Holz, gedeckt) 

 

Spielhilfen

Als Registerschalter mittig: OW/HW, OW/Ped., HW/Ped.
Als Registerschalter ganz rechts: Handreg. ab
Über den Registerschaltern als Kipphebel: Schalter für freie Kombination
In der Vorsatzleiste unter Manual I als Drücker zum Einrasten: A, K, T [Auslöser, fr. Komb., Tutti]
Über dem Pedal links als Fußtritte zum Einhaken, nicht wechselwirkend: OW/HW, OW/Ped., HW/Ped.

Gebäude oder Kirchengeschichte

1933/34 Zuzug vieler Werktätiger der Flugzeugwerke – sie gehörten anfangs zur Paulusgemeinde.
28.10.1935 Beschluss des GKR, auf dem Gebiet der Siedlung ein Zimmer zu mieten, sodass der Bezirkspfarrer Sprechstunden abhalten konnte.
25.5.1936 Beschluss des Kirchenrates der Pauluskirche, ein Grundstück zu kaufen, auf dem ein Gebäudekomplex errichtet werden konnte.
November 1936 Annahme des Bauplans von Architekt Winfried Wendland.
28. März 1937 (Ostern) erster Spatenstich auf dem neuen Baugrund.
06. Mai 1937 (Himmelfahrtstag) Grundsteinlegung für die neue Kirche.
01. Dezember 1937 Einweihung des ersten Gebäudeteils, in dem der Kindergarten und die Hausmeisterwohnung lagen.
1937 Guss der einzigen Glocke der Kirche durch die Gießerei Franz Schilling/Apolda, Nominal: a‘, Durchmesser 90cm, Gewicht 450kg.
20. Dezember 1937 Festlegung des Namens „Heilandskirche“.
03. April 1938 (Sonntag Judika) Einweihung der Heilandskirche als gestaffelte Baugruppe, quasi Gemeindezentrum – der Kirchenraum selbst sollte vielseitig nutzbar sein, deswegen wurde der Altarraum durch Türen abtrennbar gestaltet.
11. November 1938 Einbau von Metallankern in der Kirche, um die statisch unzureichende Dachkonstruktion zu stützen.
1942 Einbau zweier Buntglasfenster im Konfirmandensaal unter dem Turm.
07. Juli 1944 Schwere Schäden am Baukörper bei der Bombardierung der Siebel-Flugzeugwerke durch amerikanische Bomber, dabei wurde der Kindergarten und die Diakonissenstation zerstört.
16. August 1944 brannte die Kirche durch amerikanische Bomben völlig aus, die Ausstattung wurde bis das Taufbecken vollkommen zerstört, auch die Glocke stürzte vom Turm herab, nahm aber keinen Schaden.
Ab 1944 Nutzung eines Raumes im Pfarrhaus für Gottesdienste.
1947 Aufbau einer Baracke auf dem Kirchengelände – die Baracke diente einer Familie als Notunterkunft. Als das Haus wieder benutzbar war, wurde die Baracke der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Dabei wurden die inneren Trennwände ausgebaut, der Schornstein des Ofens diente als Dachstütze.
25. Januar 1948 Einweihung der Notkirche durch Propst Schniewind.
1948 Aufstellung eines Holzgerüstes für die erhalten gebliebene Glocke vor der Kirche.
01. August 1948 feierliche Glockenweihe.
01. April 1950 Erhebung der Heilandsgemeinde zur eigenen Gemeinde mit eigenem Gemeinderat, die Gemeinde gehörte bisher als Filiale zur Pauluskirche.
Ab April 1950 Beginn des Wiederaufbaus der Kirche in leicht veränderter Gestalt – vor allem der Innenraum wurde sehr schlicht wieder hergestellt, anders als zur Erbauung der Kirche, die äußere Gestalt entspricht aber wieder dem Baujahr 1938.
23.Dezember 1951 (4. Advent) feierliche Wiedereinweihung der Kirche mit musikalischer Begleitung durch den Posaunenchor.
Ab 1955 Parallelnutzung der Kirche durch die katholische Gemeinde Heilig Kreuz.
1965 Ende der Simultannutzung, die katholische Gemeinde zog in das neue Gemeindezentrum in der Gütchenstraße.
1959 Elektrifizierung der Glockenanlage, es wurde eine Gloria-Läutemaschine installiert. Durch die Schwingungen der Maschine geriet aber auch die Orgel in Schwingung und verstimmte sich.
Ab 1960 wurde wieder per Hand geläutet, die Maschine wurde verkauft.
1981 Renovierung der Kirche, Umstellung der Bänke im Innenraum, dabei wurde auch die Altarnische zugemauert.
03. April 1988 Festgottesdienst zum Kirchenjubiläum.
2000 Sanierung der Dächer von Kirchturm und Gemeindehaus, Putzarbeiten am Turm.
2007 Sanierung und Neueindeckung der Dächer von Kirchenschiff und Küsterhaus, Erneuerung der Glasfenster im Kirchenschiff.
Sommer 2007 Einbau eines Behinderteneinganges zur Kirche.
28. Oktober 2007 Abschluss der Arbeiten.
Oktober/November 2007 Erneuerung der Glockenanlage, Einbau einer neuen elektrischen Steuerung.
2008 großes Jubiläumsjahr der Kirche mit Festgottesdienst und Veranstaltungen.
19. März – 6. April 2008 Festwoche für die Heilandskirche.
2018 Angliederung der Heilandsgemeinde an das Kirchspiel Trotha-Seeben.

Der Gebäudekomplex der Heilandskirche, der einzigen zu NS-Zeiten errichteten Kirche der Saalestadt, liegt geometrisch exakt eingebettet in den Straßenverlauf des Stadtteils eingebettet und beherrscht damit auf angenehme Art und Weise das Umfeld. Die kantig-geradlinige Wirkung des Baukörpers wird dabei durch die malerische Umwachsung mit einer Blumenwiese und mehreren Bäumen etwas abgefangen und abgemildert, ohne die eindrucksvoll, durch Eleganz und Leichtigkeit beherrschende Art abzumildern. Der gestaffelte Komplex erlitt das wohl tragischste Schicksal der Saalestadt – bedingt durch die topografische Nähe zum ehemaligen Flugplatz und den Siebel-Flugzeugwerken wurde das Gebäude zweimal eher unfreiwillig von amerikanischen Bomben getroffen und beim zweiten Mal zerstört und bis auf wenige Fragmente, u.a. die Mauern des Turms, vernichtet. Als Sinnbild für das Patrozinium ist es durchaus zu verstehen, wie lebendig und erfinderisch die Gemeinde nach dem Kriege buchstäblich aus den Trümmern wieder emporstieg, ebenso wie ihre Kirche, ähnlich einer stein gewordenen Friedenstaube mit seitlich etwas kantigen Flügeln mit dem Ölzweig des umliegenden Grüns im Schnabel. Durch den hellen Außenputz wirkt die Kirche außerordentlich elegant und leicht.
Der Gebäudekomplex bildet mit den zum Kirchenraum um 90 Grad gedrehten Anbauten für Kindergarten und Wohnung einen gestaffelten Gebäudekomplex, dessen Zentrum das Gotteshaus ist. Die Kirche selbst ist eine Reminiszenz an die zur Erbauungszeit „deutsche“ Bauweise der Dorfkirchen in der Umgebung. Ein rechteckiger Kirchsaal mit eingezogenem Chorraum und breitem, niedrigem Querturm bilden das Zentrum des Ensembles. Das Kirchenschiff besitzt ein durch auf beiden Seiten je drei Dachgauben durchbrochenes, schiefergedecktes Satteldach, das Dach des Kirchturmes verläuft quer zum Kirchenschiff und ist ebenfalls als schiefergedecktes Satteldach ausgeführt, auf dem ein Kreuz aufgesetzt ist. Die Glockenstube besitzt an Stirn- und Rückseite je drei, an den Flanken je zwei kleine, rechteckige Schallöffnungen. Auch die Fenster des Kirchenschiffes sind als schlichte Rechteckfenster gestaltet. In der Turmwand sind zwei flache Segmentbogenfenster eingelassen, darüber ist neben einem mehrteiligen Metallkreuz der Namenszug der Kirchengemeinde zu lesen. Die Kirche besitzt kein zentrales Portal, sondern zwei Eingänge links und rechts an der Stirnseite neben dem Turm. Während das Äußere weitestgehend dem Zustand von 1938 entspricht, ist das Innere heute deutlich anders gestaltet.
Das Innere zeigt sich heute gedrungen und von dreischiffiger Gestalt, durch die runden Obergadenfenster an eine Basilika erinnernd, welche nur von Innen wahrnehmbar ist. Die beiden Seitenschiffe sind deutlich niedriger als das Hauptschiff und werden von diesem durch schlichte Quadersäulen aus Beton (vor 1944 Holz) abgetrennt. Die Seitenschiffe besitzen flache, weiß gefärbte Betondecken. Auch die Wände sind durchweg weiß verputzt.
Das höhere Hauptschiff besitzt auf jeder Seite je drei ovale Obergadenfenster mit dezenter Buntglas- bzw. Neuantikverglasung, welche nicht direkt in die Fenster der Dachgauben münden, sondern leicht unter ihnen liegen, sodass durch die Rundfenster das Licht gedämpft und gebrochen, aber merklich in den Raum fällt. Zwischen den Innen- und Außenfenstern befindet sich auf jeder Seite ein kleiner Laufgang. Das Mittelschiff wird ebenfalls durch eine flache Betondecke überspannt, die allerdings durch dunkle Holzträger gegliedert ist, welche nicht nur zierende, sondern auch statisch-architektonische Funktion haben. Heute ist der Raumeindruck ganz auf das Sakrale ausgerichtet, zur Erbauungszeit der Kirche befand sich unter der Empore ein durch Türen abtrennbarer Konfirmandenraum, auch der Altarraum war bei Nutzung der Kirche als Veranstaltungsraum durch Türen verschließbar – dies ist heute alles Geschichte, da die Räumlichkeiten des einstigen Kindergartens nun als Gemeinderäume dienen. Der Boden ist heute durchgehend mit Terrazzoplatten belegt.
Der rechteckige Altarraum durchmisst die ganze Breite des Mittelschiffes und ist von rechteckiger Gestalt, liegt dabei auf zwei Stufen erhöht. Ein Segmentbogen überspannt den Altar- bzw. Chorraum, in dessen Mitte der aus dunklem Holz gefertigte, schlichte Altartisch steht, welcher den fortwährenden Kontrast aus dunklem Holz und hellem Putz fortsetzt. Hinter dem Altar befindet sich als einziger Altarschmuck ein dunkles Holzbalkenkreuz. Auch das Lesepult rechts vom Altar ist in schlichten, kantig-rechteckigen Formen aus dunklem Holz gefertigt.
Eine Besonderheit ist der hölzerne Taufstein mit seinem schlanken, gedrehten Schaft und dem darauf liegenden Kelch – er wurde aus der alten Kirche beim Brand aus dem Fenster geworfen und dadurch gerettet – eine tiefe Schramme kündet noch heute vom Mut der damaligen Gemeindeglieder. Die Taufschale selbst besteht aus Messing. Die Kirchenbänke sind aus dunklem Holz gefertigt und bilden einen geschlossenen Mittelblock mit Seitengängen. Die Empore kragt rechteckig in das Mittelschiff hinein und besitzt eine dunkle Holzbrüstung, in der die hellen Zinkpfeifen angenehm leuchten.
Der Raumeindruck ist hell und freundlich, warm-rustikal, bürgerlich, schlicht und geradlinig – die heutige Innenraumgestaltung erweist sich als sehr gelungen und wirkungsvoll. Die Kirche mit der guten Akustik wird gerne zu Gottesdienst und Konzert genutzt und erfreut mit schlichtem, aber elegant-erhabenen, erfurchtgebietendem Charme und Leichtigkeit, die für den um die Geschichte Wissenden nochmals eindrucksvoller und ernsthafter, geradezu als Stein gewordene Friedenstaube, wirkt.

 

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter – eigene Sichtung vor Ort, Gespräche mit Gemeindegliedern sowie Informationen aus: Festschrift „Heilandskirche – Heilandsgemeinde 1938 bis 2008 – 70 Jahre Heilandskirche – Heilandsgemeinde in Halle (Saale), Ev. Heilandsgemeinde Halle (Hrsg.) mit Beiträgen u.a. von Prf. Sylvia Herche, Prof. Dr. Albrecht Krause, Dr. Urlich Wendling, Prf. i. R. Reinhard Zentner u.a., Halle (Saale), 2008
Kirchengeschichte: Informationen aus: Festschrift „Heilandskirche – Heilandsgemeinde 1938 bis 2008 – 70 Jahre Heilandskirche – Heilandsgemeinde in Halle (Saale), Ev. Heilandsgemeinde Halle (Hrsg.) mit Beiträgen u.a. von Prf. Sylvia Herche, Prof. Dr. Albrecht Krause, Dr. Urlich Wendling, Prf. i. R. Reinhard Zentner u.a., Halle (Saale), 2008

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