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Orgel: Erfurt / Altstadt – Predigerkirche

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Gebäude oder Kirche

Predigerkirche

Konfession

Evangelisch

Ort

Erfurt

Postleitzahl

99084

Bundesland / Kanton

Thüringen

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1579 erste bekannte Orgel von H. Compenius d.Ä., Größe und Umfang unbekannt.
1648 Neubau durch Ludwig Compenius mit neuem Prospekt mit II/P, Prospekt bis heute erhalten.
1740 Reparatur der störanfälligen Orgel durch Orgelbauer Volkland, nach und nach wuchs die Orgel auf 32 Register an.
1896 Dispositionsentwurf für die neue Walcker-Orgel mit 60 Stimmen.
1898 Neubau einer pneumatischen Orgel III/60 als Op.800 durch Fa. Eberhard Friedrich Walcker/Ludwigsburg.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen.
1920er Jahre Einbau von Zinkpfeifen.
1940 lt. Opusbuch Umdisponierung durch Erbauerfirma („umgebaut 1940“).
1963 erste Initiative durch KMD Prof. J. Schäfer zum Neubau und Ersatz der technisch desolaten Walcker-Orgel.
10.3.1965 Niederschrift der damaligen Disposition der Orgel – dabei sind einige Änderungen zur Disposition 1940 zu erkennen. Es muss also weitere Umbauten gegeben haben – evtl. sind auch nicht mehr funktionierende Register nicht angegeben.
1977 Fertigstellung einer Schleifladenorgel mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur III/56 durch Alexander Schuke Orgelbau Potsdam Opus 470, 28 Metallpfeifen und 177 Holzpfeifen der bisherigen Orgel wurden übernommen.
2000 Ersatz der vier freien Kombinationen durch eine 4000fache Setzeranlage mit Diskettenlaufwerk von Heuss, Zufügung neuer Registerschalter.
2010 Sanierung durch Orgelbau Kutter (Friedrichroda), dabei Stabilisierung der Prospektpfeifen, Wechseln der Tonmagnete und komplette Ausreinigung.

Die Kirchenmusik und die Orgel in der Predigerkirche Erfurt blicken auf eine weitreichende und mit berühmten Namen durchzogene Geschichte zurück – mit Großvater und Enkel Compenius, Volkland, Walcker&Cie., Schuke Potsdam wurden nicht nur namhafte Orgelbauer, die für technische Innovation und exzellente Klanggestaltung standen, für den Raum gewonnen, auch berühmte Organisten wie Johann Bach (Großonkel J.S. Bachs), Johann Pachelbel, J. Chr. Kittel, M. Gotthard Fischer, Ludwig Gebhardi und Matthias Dreißig sorgten an diesen Instrumenten für adäquate Musik in diesem weiten Raum. Der Prospekt von 1648 ist auch heute noch überaus prachtvoll und edel. Er zeigt sich noch stark durch die Senkrechte beeinflusst und zeigt einen eindeutigen Werkaufbau aus Hauptwerk und Rückpositiv, daneben seitlich die Pedaltürme. Reiches Schleierwerk, florales Schnitzwerk und farbige Pilaster gliedern den Prospekt. Puttenköpfe bilden die Bekrönung des Hauptgehäuses und der Pedaltürme in floral geschnitzten Giebeln. Zierkartuschen mit den vier Worten des Bibelwortes „Laudate dominum omnes Populi“ sind an den Seiten in den Schnitzwangen und unter den Pedaltürmen zu sehen, in der Mitte am Rückpositiv verkündet eine weitere Zierkartusche stolz die Stiftung der Orgel und die Vermittlung samt den zugehörigen Namen. Die beiden halbrund vorspringenden Türme neben dem zentralen überhöhten Mittelfeld des Hauptwerkes bilden die einzige wirklich rund geformte Komponente des Prospektes und sind gut als spätere Zugaben erkennbar.
Der Spieltisch ist heute frontal freistehend vor der Orgel stehend angebracht, mit Blick zum Instrument. Die Registerschalter befinden sich allesamt links, die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur ist elektrisch mit Schleifenzugmotoren für die Schleifladen. Die Balganlage steht im Fuß des Gehäuses, das restliche Innere folgt dem ehemaligen Werkaufbau: Rückpositiv, ganz oben das Hauptwerk, dazwischen das Schwellwerk – das Pedal flankierend in den Pedaltürmen.
Die Disposition zeigt sich klassisch als „Universalorgel“ gedacht, jedes Werk ist plenumfähig – allen voran das Hauptwerk mit einem machtvollen Principal 16′. Das Rückpositiv enthält eher barock inspirierte Stimmen und ist von eher glitzernd-hellem Charakter, auch Soloregister wie eine Sesquialtera und eine Quintadena finden sich dort, nebst zweier kurzbechriger Zungenstimmen in der 16′- und 8′-Lage. Das Schwellwerk dient als Verbindung zwischen dem gravitätisch-goldenen Hauptwerk und dem glitzernd-silbernen, eher hell-solistischen Rückpositiv. Dort finden sich sowohl eher dunkel-erdige Stimmen wie eine reiche 8′-Palette, dazu aber auch eine reiche Mixturenpalette samt einem deutlich neobarocken Oberton mit den weit entfernten Teiltönen Septime und None, sowie zwei Zungenstimmen, die auch einen französische Anklänge gestatten, im Vergleich zu den Zungenregistern des HW aber deutlich zurück genommen sind.
Das Pedal wiederum fungiert als Universalpedal mit drei Sechzehnfußregistern und einem akustischen 32′, diversen Cantus-Firmus-Registern bis zum 2′. Die Baß-Aliquote erlaubt einen imitierenden, leisen Zungenklang, als auch aparte und außergewöhnliche Mischungen im Sinne der Klangwelt eines Helmut Bornefeld, sowie zwei tragende Zungenregister mit markig-präsentem Klang. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich alle Manuale nur auf I vereinigen lassen, eine Koppel III/II gibt es tatsächlich nicht – eine Anlehnung an das barocke Koppelprinzip und im Zusammenspiel durchaus nicht von Nachteil. Auf die Charakteristika jeder einzelnen Stimme hier einzugehen würde freilich den Rahmen sprengen. Einige klanglich besonders edle oder aparte Register und Klänge seien hier allerdings genannt. Von besonderer Schönheit ist das Gedackt 8′ des Rückpositives, welches eine immense Tragfähigkeit und Mischfähigkeit sowie einen sehr runden, weich-warmen Klang aufweist. Im gleichen Werk ist die klagend-melancholische, sehr hohl und schmal, fast gläsern-fragil tönende Quintadena hervorzuheben, besonders apart in Verbindung mit der Sesquialtera und dem Tremulanten als Soloregister mit einer unglaublich klagenden Klanglichkeit. Auch das Spillregal 16′ überzeugt mit schnarrenden, etwas seltsam-fremd anmutenden Klängen. Im Schwellwerk ist der Klang aller Grundstimmen mit dem labialen 16′ hervorzuheben, welcher in seiner dunklen, kraftvollen Erdigkeit und Weichheit in Verbindung mit dem immens wirkungsvollen Schweller zu überzeugen weiß. Holzflöte, Spitzgedackt und Salicional erzeugen zusammen einen schwebend-sphärischen Klang, durch den Tremulanten noch angenehm zu verstärken. Die Holzflöte gibt ein hervorragendes Begleitregister ab. Bemerkenswert ist das Plenum mit Mixtur, welches kraftvoll und glitzernd zugleich ist. Oberton 2f. lässt schräge, glitzernde, moderne Klänge von sich hören, während die Oboe als Soloregister und aufgrund ihrer edlen, mischfähigen Intonation auch akkordisch-kraftvoll nutzbar ist. Das Hauptwerk überzeugt mit einer kraftvollen Principalpyramide – durch zwei Mixturen variierbar. Besonders der Principal 8′ mit seiner transparent-singenden, obertonreichen und doch nicht kraftlosen Intonation sei hier hervorgehoben, ebenso wie die für die Romantik unersetzliche Gamba, die nicht zu scharf, aber dennoch präsent intoniert ist. Der Klang mit den beiden Zungen ist durchaus an die französische Romantik angelehnt und überzeugt durch Kraft und Fülle. Das Pedal besitzt einen besonders edlen Pommer 4′, der gegen das geschlossene Schwellwerk mit den Grundstimmen eine sehr gediegene, weich hervortretende Solostimme abgibt. Bemerkenswert ist weiterhin die Kraft des Offenbasses in Verbindung mit der Quinte 10 2/3′, die einen deutlichen und im Raum sehr tragfähigen 32′-Klang erzeugen. Besonders schön geraten ist das Register Baß-Aliquote 4f., welches als Zungenersatz, aber auch als ungewöhnliches, sehr präsentes Soloregister in Verbindung mit einem glitzernden Schwellwerks-Klang und der Quintadena 8′ aus dem RP nutzbar ist. Die Solomöglichkeiten sind schier unendlich, das volle Werk ist glitzernd und hell, transparent und durchsichtig, aber gleichzeitig kraftvoll und gravitätisch. Eine Universalorgel im besten Sinne also, die die Musik der oben genannten wichtigen Namen überzeugend Wirklichkeit werden lassen, aber auch für moderne Meister die passenden Klangfarben bereithalten kann.
Die Spieltraktur spielt sich angenehm, nicht zu leicht, aber auch nicht unangenehm schwer – auch mit allen Koppeln ist stets ein flüssiges Spiel möglich, auch wenn das Spielgefühl mit allen Manualkoppeln ein eher teigiges-unpräzises ist – der Druckpunkt geht dort ein wenig verloren. Die Orgel funktioniert ohne technische Defekte, der Setzer mit dem Diskettenlaufwerk ist heute sicherlich etwas antiquiert, tut aber gut seinen Dienst. Durchdacht ist der Crescendo-Hebel für den Registranten an der linken Seite des Spieltisches. Die Schleifenzugmotoren arbeiten leise, nicht ohne Geräusche, aber nicht wesentlich laut. Die gesamte Anlage ist zweckmäßig und gediegen angelegt.
Die Orgel der Predigerkirche Erfurt wird sowohl dem weiten Raum mit seiner hervorragenden Akustik, als auch den großen Namen in ihrer Geschichte vollumfänglich gerecht und ist eine veritable Konzertorgel, die viel und gerne genutzt und gut gepflegt wird und in dieser Gestalt hoffentlich noch viele Jahrzehnte erhalten bleiben wird. Ein Zeuge einer Epoche des Umbruchs, der Wiederentdeckung der Romantik – Schritt für Schritt, die Verbindung von Alt und Neu – all dies vereinigt diese Orgel in sich und ist sicherlich eines der interessantesten und vielseitigsten Instrumente der Stadt.

Disposition

Disposition der Schuke Orgel 1977

Manual I – Hauptwerk C – a“‘

Principal 16′

Principal 8′

Koppel-flöte 8′

Viola di Gamba 8′

Quinte 5 1/3′

Oktave 4′

Gemshorn 4′

Quinte 2 2/3′

Oktave 2′

Groß-Mixtur 6-7f. (2′)

Klein-Mixtur 4f. (1′)

Trompete 16′

Trompete 8′

Manual II – Schwellwerk C – a“‘

Gedackt 16′

Principal 8′

Holzflöte 8′

Spitzgedackt 8′

Salicional 8′

Oktave 4′

Nachthorn 4′

Rohrnassat 2 2/3′

Waldflöte 2′

Terz 1 3/5′

Spitz-quinte 1 1/3′

Sifflöte 1′

Oberton 2f. (4/7’+4/9′)

Mixtur 5f. (2′)

Cymbel 3f. (1/2′)

Dulcian 16′

Oboe 8′

 

Manual III – Rückpositiv C – a“‘

Gedackt 8′

Quintadena 8′

Principal 4′

Rohrflöte 4′

Oktave 2′

Spitzflöte 2′

Quinte 1 1/3′

Sesquialtera 2f. (1 1/3’+4/5′, ab c° 2 2/3’+ 1 3/5′)

Scharff 5f. (1 1/3′)

Spillregal 16′

Trichter-regal 8′

Pedal C – f‘

Principal 16′

Offenbaß 16′

Subbaß 16′

Quinte 10 2/3′

Oktave 8′

Spitzflöte 8′

Oktave 4′

Pommer 4′

Flachflöte 2′

Mixtur 6f. (2 2/3′)

Baß-aliquote 4f. (5 1/3′)

Posaune 16′

Trompete 8′

Dulcian 8′

Clairon 4′

 

Disposition der Compenius-Orgel um 1740 (nach div. Umbauten – orig. Schreibweise)

Hauptwerk (II)

Quintatön 16 Fuß. (bezeichnet als „abgesondert – ehem. Transm.?)

Principal 8 –

Gemshorn 8 –

Rohrflöte 8 –

Flötetraverse 8 –

Violdigamba. 8 –

Oktave 4 –

Oktave 2 Fuß.

Mixtur 4, 5, 6, 7 fach

Sesquialter 2fach.

Cymbel 3 –

 

Rückpositiv (I)

Quintatön 8 Fuß.

Gedackt 8 –

Principal 4 –

Nachthorn 4 –

Liebliche Pfeife 4 –

Oktave 2 –

Scharpquinte 3fach.

Sesquialter 2fach. 3 –

Trompete 8 – *

Schallmey 4 – *

 

Pedal

Principal 16 Fuß.

Subbaß 16 –

Violone 16 –

Oktave 8 –

Quinte 6 –

Hohlflöte 4 –

Flachflöte 2 –

Posaune 16 –

Fagott 16 –

Trompet 8 – *

Schallmey 4 – *

*beyde aus dem Rückpositive.

 

 

*“NB. Diese beyde sind auch zum Pedal abgesondert durch aparte Züge.“ (meint: Transmissionen ins Ped.) 

 

Walcker-Orgel Op.800, Disposition 1898

I. Manual [Hauptwerk] C – g“‘

Principal 16′

Principal 8′

Gemshorn 8′

Doppelflöte 8′

Bourdon 8′

Quintatön 8′

Viola di Gamba 8′

Dulciana 8′

Octav 4′

Rohrflöte 4′

Spitzflöte 4′

Quinte 2 2/3′

Octav 2′

Mixtur 4′ 6fach

Cornett 8′ Ton 3-5fach (ab C)

Fagott 16′ (einschlagend)

Trompete 8′

II. Manual [Oberwerk] C – g“‘

Bourdon 16′

Principal 8′

Concertflöte 8′

Gedeckt 8′

Salicional 8′

Fugara 8′

Dolce 8′

Bifra 8′ v. 4′ an (ab c°)

Principal 4′

Traversflöte 4′ (überblasend)

Salicet 4′

Piccolo 2′

Progressiv harmonica 2 2/3′ 3-5fach

Clarinette 8′ (einschlagend)

III. Manual (Schwellwerk) C – g“‘

Liebl. Gedackt 16′

Geigenprincipal 8′

Hohlflöte 8′

Liebl. Gedeckt 8′

Bourdon doux 8’*

Viola 8′

Aeoline 8′

Voix celeste 8′ v. 4′ (ab c°)

Octav 4′

Flauto dolce 4′

Fugara 4′

Flautino 2′

Harmonia aetheria 2 2/3′ 3fach

Trompette harmonique 8′ (aufschlagend)

Oboe 8′ (einschlagend)

Vox humana 8’*

Glockenspiel c‘-g“‘

*in besonderem Schwellkasten

Pedal C – f‘

Grand Bourdon 32′ (Gruppenzug Princip. 16’+Qu. 10 2/3′)

Principalbass 16′

Violonbass 16′

Salicional 16′

Subbass 16′

Gedecktbass 16’*

Quintbass 10 2/3′

Octavbass 8′

Flötenbass 8′

Violoncello 8’*

Octav 4′

Posaunenbass 16′ (aufschl.)

Trompete 8′ (aufschl.)

*im Schwellkasten III. Manual

NB: Der Leser beachte, dass ALLE Pedalregister eigenständig sind und keine Transmission ins Pedal vorhanden ist! 

 

Disposition der Walcker-Orgel nach den Änderungen 1940

I. Manual C – g“‘

Prinzipal 16′ bleibt

Prinzipal 8′ wird 1-3fach, 42 neue Pfeifen

Engprinzipal 8′ von II

Bourdon 8′ bleibt

Gemshorn 8′ bleibt

Octave 4′ wird 1-4fach, 75 neue Pfeifen

Flöte 4′ an Stelle Doppelflöte 8′

Rohrflöte 4′ bleibt

Spitzflöte 4′ bleibt

Quinte 2 2/3′ wird erneuert

Octave 2′ bleibt

Blockflöte 2′ an Stelle von Gamba 8′

Mixtur 4-6 fach neue Zusammensetzung

Cornett 3-5fach bleibt

Fagott 16′ bleibt

Trompete 8′ bleibt

Clairon 4′ an Stelle Dulciana 8′ 

 

II. Manual C – g“‘

Prinzipal 8′ bleibt

Gedackt 8′ bleibt

Quintatön 8′ an Stelle von Salicional 8′, kommt aus I

Prinzipal 4′ bleibt

Flöte 4′ bleibt

Gemshorn 4′ an Stelle Bourdon 16′

Nasat 2 2/3′ an Stelle Concertflöte 8′

Flöte 2′ an Stelle von Bifra

Terz 1 3/5′ an Stelle von Dolce

Quinte 1 1/3′ an Stelle von Piccolo 2′

Sifflöte 1′ an Stelle von Salicet 4′

Zimbel 3-5fach an Stelle von Progr. harm. 3-5f.

Clarinette 8′ bleibt 

III. Manual C – g“‘ (Schwellwerk)

Liebl. Gedackt 16′ bleibt

Geigenprinzipal 8′ bleibt

Liebl. Gedeckt 8′ bleibt

Bourdon 8’* bleibt

Rohrflöte 8′ an Stelle von Hohlflöte 8′

Voix celeste 8′ v. 4′ [c°] an doppelt, die Aeoline kommt auf diese Kanzelle

Octave 4′ bleibt

Flauto dolce 4′ bleibt

Flautino 2′ bleibt

Rauschquinte 2 2/3′ 2fach, an Stelle von Fugara 4′, 1 1/3′ – 1′

Scharff 6fach an Stelle der 3fachen Harm. aeth., 3 Chöre neu

Dulcian 16′

Trompete 8′ bleibt

Oboe 8′ bleibt

Vox humana 8’* bleibt

Clarine 4′ an Stelle Aeoline, enge Mens.

Glockenspiel ab c‘ 

*in besonderem Schwellkasten

 

Pedal C – f‘

Untersatz 32′ Transm. von Subbaß 16′,C-H 16’u. 10 2/3′, c-f‘ Transm. vom 16′ C-f

Prinzipalbaß 16′ bleibt

Violonbaß 16′ bleibt

Subbaß 16′ Verringerung der Aufschnitte

Salicional 16′ bleibt

Gedeckt 16′ bleibt im Schwellkasten III.

Oktavbaß 8′

Flötenbaß 8′ der dort ist, kommt auf die Kanzelle von Quinte 10 2/3′

Oktav 4′ bleibt, wird schärfer intoniert

Mixtur 5fach kommt auf die Kanzelle von Flötenb.

Posaune 16′ bleibt

Trompete 8′ bleibt

Singend Cornett 2′ an Stelle von Cello 8′ 

 

Disposition der Walcker-Orgel 1965

I. Manual C – g³

Prinzipal 16′

Prinzipal 8′

Engprinzipal 8′

Bourdon 8′

Gemshorn 8′

Oktave 4′

Rohrflöte 4′

Spitzflöte 4′

Quinte 2 2/3′

Oktave 2′

Blockflöte 2′

Kornett 3-5f.

Mixtur 4-6f.

Fagott 16′

Trompete 8′

Clairon 4′

II. Manual C – g³

Prinzipal 8′

Gedeckt 8′

Quintatön 8′

Salicional 8′

Prinzipal 4′

Hellflöte 4′

Nachthorn 4′

Quinte 2 2/3′

Flöte 2′

Terz 1 3/5′

Quinte 1 1/3′

Sifflöte 1′

Zimbel 3-5f.

Klarinette 8′

III. Manual C –  g³ (ist schwellbar)

Liebl. Gedackt 16′

Geigenprinzipal 8′

Liebl. Gedackt 8′

Rohrflöte 8′

Voix celeste 8′

Oktave 4′

Flauto dolce 4′

Flautino 2′

Rauschquinte 2 2/3′

Scharff 6f.

Dulcian 16′

Trompete 8′

Oboe 8′

Klarine 4′

Glockenspiel ab c‘

in eigenem Schwellkasten:

Bourdon 8′

Vox humana 8′

Pedal C – f‘

Untersatz 32′ (akustisch)

Prinzipal 16′

Violonbaß 16′

Subbaß 16′

Gedackt 16′

Oktavbaß 8′

Fötenbaß 8′

Oktave 4′

Flötenbaß 2′

Mixtur 5f.

Posaune 16′

Trompete 8′

Singend Cornett 2′

 

Spielhilfen

Schuke-Orgel
Als Zughebel links an der Seite: Registercrescendo [für Registrant]
Als kleine Knöpfe links über Registerstaffel: Sequenzer <>, Speichern (S), Rücksteller (0), Setzerebenen 1-8, A-H, Zungen ab (Z), Walze (W), O. Pl.
Als Registerschalter links, zu den Werken zugerodnet: Tremulant III, Tremulant II, II/I, III/I, I/P, II/P, III/P [KEINE Koppel III/II!]
Rechte Seite Spieltisch, von oben: Diskettenlaufwerk, Anzeigen für Setzer: Speicher (mit <>), Gruppen, Kombinationen, Cresc.Stufe (Digitale Ziffern in rot)
Rechte Seite Spieltisch, darunter: Zungeneinzelabsteller (als Durckknöpfe, beleuchtet und werkweise getrennt III., II., I., P., mit Nummer d. Registers),
zwei abschließbare Speicherebenen, Motor an/aus, Licht

In der Vorsatzleiste unter Manual I als beleuchtete Knöpfe, von links: S (speichern), Setzer 1-8, Sequenzer <>, Ebenen A-H, Org. Pl., 0 (Generalrücksteller)
Über dem Pedal links als Pistons, Lampe für ein/aus, von links, wechselwirkend: Zungen ab, III-P, III-I, II-P, II-I, I-P, Walze an
Über dem Pedal mittig: Walze, Schwelltritt (Balanciertritt für Jalousieschweller – invertiert, d.h. Treten des Trittes schließt SW)
Als Pistons rechts über dem Pedal: Sesquenzer rück und vor (<>)

Walcker-Orgel Stand 1965
Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, Generalkoppel
Sonstige: Manuale 16′ ab, Zungen ab, Walze ab, Mixturen ab, Piano-Pedal, 2 freie Kombinationen, 4 feste Kombinationen p, mf, f, tutti, Glockenspiel, Zimbelstern,
Walze, Schweller für III, Schweller f. Vox humana, Tremulant III, Tremulant Vox humana

Walcker-Orgel 1898
Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, Generalkoppel
Nebenzüge: Kollektivpedale [Fußtritte] für Generalkoppel, Tutti, Forte, Mezzoforte, Piano, Auslöser, 2 freie Kombinationen, Crescendo/Decrescendo [Walze],
automatische Gangstellung und Anzeige f. Crescendo mit Kniehebeln, Crescendo ab, Tremulant für Vox humana und Bourdon doux, Schwelltritt III, Schwelltritt Vox humana

1940 wurden zu diesem Bestand ein Tremulant für das dritte Manual sowie ein Zimbelstern ergänzt!

Compenius-Orgel 
3 Ventile [Sperrventile für jedes Werk], 3 Tremulanten, Glocken [Zimbelstern], Manualkoppel, Pedalkoppel [HW/P]

Gebäude oder Kirchengeschichte

1229 erste Predigermönche (Dominikaner) in der Stadt.
1238 Errichtung und Weihe der ersten Kirche am heutigen Standort.
1266 Beginn des Baus eines gotischen Chorraumes.
1272 Fertigstellung des Chores.
1275 Fertigstellung der alten Chorschranken.
1340/50 Abriss des Langhauses, Beginn eines gotischen Neubaus in Form einer dreischiffigen Basilika.
Um 1375 Fertigstellung der Westfassade.
1445 Fertigstellung der Einwölbung des 76 Meter langen gotischen Baues.
1447/48 Bau des Glockenturmes an der Südseite des Chores.
Um 1450 Einbau des gotischen begehbaren Lettners vor der alten Chorschranke – diese Doppelung dürfte einzigartig in Deutschland sein-
Um 1492 Fertigung des Altarretabels für die Paulskirche, welches nach deren Abriss in die Predigerkirche verbracht wurde.
1521 erste evangelische Predigt in der Kirche.
Ab 1599 Nutzung als Ratskirche bis 1802.
Ab 1631 Nutzung als Hofkirche für Schwedenkönig Gustav Adolf II.
1737 Stadtbrand, dabei Schäden am Turm, aber nicht an der Kirche.
Ab 1759 Nutzung des Turmes der ehem. Paulskirche gegenüber als Glockenturm für die Kirche, er trägt heute eine Glocke von Sorber, 1737, Nominal cis‘.
1806 Nutzung als Heumagazin und Stall durch die Truppen Napoleon Bonapartes – Verwüstung und Schädigung der Innenausstattung.
Ab 1808 wieder Nutzung als Gottesdienstraum.
1811 Ausschreibung zum Abriss – Schinkel setzte sich für den Erhalt der Kirche ein.
Um 1826 Reparaturen an der Kirche.
Ab 1874 Restauration und Sanierung der Kirche.
1897-98 Fertigung der Glasfenster des Chores durch Alexander Linnemann/Frankfurt.
1944/45 Schäden durch Bombenangriffe im Umfeld – Zerstörung der Fenster, teilweise Abdeckung des Daches.
1950-53 Fertigung von vier neuen Buntglasfenstern aus den Trümmern von Buntglasfenstern zerstörter Kirchen durch Hein Hajna/Erfurt, diese wurden auf der Nordseite und im Hochchor eingebaut.
1960-64 Sanierung und Rekonstruktion des Bauwerkes, dabei auch Einbau eines neuen Fußbodens und Freilegung alter Grabplatten.
1989 Nutzung als Treffpunkt für die Teilnehmer der friedlichen Revolution.
Nach 1990 Sicherungsarbeiten und Sanierungen am Bauwerk.

Die Predigerkirche liegt in der Erfurter Altstadt, unweit des Flüsschens Gera. Der Name leitet sich vom Orden der Dominikanermönche (auch als Predigerorden benannt) ab. Diese Mönche, die auch die anderen Sakramente spenden durften, verlegten sich hauptsächlich aufs Predigen, daher der Name. Die Kirche, errichtet in der typischen Manier von Bettelordenskirchen (ohne Querhaus und Turm) gilt als eine der bedeutendsten und trotz der langen Bauzeit einheitlichsten und harmonischsten Bauwerke der Frühgotik in Deutschland.
Die Kirche ist als dreischiffige Basilika mit angefügtem einschiffigen Chorraum mit dreiseitigem Chorabschluss erbaut. Die Fenster sind als Spitzbogenfenster mit reichem Maßwerk ausgeführt, auch die Obergadenfenster sind als Maßwerkfenster gebaut. Die Außenwand des nördlichen Seitenschiffes ist durch schlichte Strebepfeiler gegliedert, die sich so nur auf dieser Seite finden. Die Westwand ist durch ein großes zentrales Maßwerkfenster flankiert von zwei Strebepfeilern mit Filialenzier, durchbrochen. Darunter befindet sich ein großes gotisches, mehrfach gestaffeltes zweiflügliges Spitzbogenportal mit gotischen reich verzierten Sockeln, die einstmals Figuren trugen – der heutige Eingang der Kirche. Zwei schlanke Maßwerkfenster sind auf beiden Seiten der Westseite angebracht. Auf der Südseite sind Reste des ehemaligen Kreuzgangs erkennbar. Auf der Nordseite im Seitenschiff ist das Meister-Eckhart-Portal mit Zitaten des bedeutenden mittelalterlichen Mystikers zu finden. Eine Schöpfung moderner Zeit als Reminiszenz an den ehemaligen Novizen des Predigerklosters. An der Südseite des Chors ist ein schlichter, auf quadratischem Grundriss stehend sehr schlanker und sich nach oben in eine oktogonale Glockenstube mit Maßwerkfenstern verjüngender Turm angefügt.
Der Innenraum zeigt mit seinen 76 Metern Länge in Verbindung mit der dreischiffigen Anlage und den hohen Fenstern sowie der hellen Wandfarbe eine beachtlich große Weite und edle, himmelstrebende Erhabenheit. Ein auf 28 freistehenden und zwei in das Mauerwerk integrierten Säulen ruhendes Spitzbogengewölbe mit reich gestalteten Schlusssteinen, welche biblische Figuren und Symbole farbig gefasst zeigen, überwölbt den langen Raum. Die Schlusssteine im Gewölbe sind dabei farblich floral umspielt. Die Kapitelle der paarigen Säulen sind mit Blattmasken und floraler Ornamentik verziert, die farblich abgesetzt sind und durchweg unterschiedlich gestaltet sind. Die Kragsteine des Gewölbes sind farbig gefasst und floral verziert. Der Blick in den Osten wird durch den begehbaren Lettner mit gotischer Balustrade unterbrochen, hinter dem sich die alte (auch in die Seitenschiffe reichende) Chorschranke verbirgt, an der auf der linken Seite in einem Spitzbogen ein Tafelgemälde des Kalvarienberges aus gotischer Zeit angebracht ist. Zwei gotische Figuren flankieren den Durchgang vom Lettner durch die Chorschranke zum Chor, der durch den Lettner einstmals die Geistlichkeit vom Volke abtrennte. Auf der Südseite des Chorraumes hat sich eine gotische spitzbogige Sakramentsnische erhalten. Links und rechts findet sich ein reich geschnitztes hölzernes gotisches Chorgestühl mit Inschriftenbändern. Blickfang ist der der fünfflüglige gotische Schnitzaltar, der je zwei getrennt klappbare Außenflügel für Sonntags- und Werktagsseite zeigt. Das Retabel ist eine edle Erfurter Arbeit. Im Zentrum erkennt der Betrachter, dass die Szene der Beweinung Christi erst später eingesetzt wurde – dies geschah nach der Reformation, dort stand ursprünglich eine Darstellung der Marienkrönung. Petrus und Paulus umrahmen diese Darstellung im Mittelfeld. Die Seitenflügel der Festtagsseite zeigen 4 biblische Bilder, reich in Gold gefasst und von gotischem Schnitzwerk umgeben: Die Geburt Christi, Anbetung durch die Weisen aus dem Morgenland, Auferstehung und eine Pfingstszene. Die Sonntagsseite zeigt in detailreich gemalter Form Sieben Szenen aus dem Leben Christi – von Abendmahl über Gethsemane bis zur Himmelfahrt sowie die Himmelfahrt Mariens. Auf der Werktagsseite dieses Wandelaltars sieht man die Apostel Petrus und Paulus. Bemerkenswert sind die bunten, mosaikartigen Fenster im Chor, die als sogenannte Trümmerfenster aus den Scherben zerstörter Kirchenfenster im zweiten Weltkrieg gefertigt wurden und den Chorraum so melancholisch und froh zugleich in farbiges Licht tauchen. Auch an der Nordseite des Seitenschiffes findet sich solch ein Fenster. Diverse barocke und Renaissance-Grabmale finden sich an den Wänden des Kirchenschiffes. Die Kanzel steht auf einem steinernen Podest und besitzt keinen Schalldeckel. Der Kanzelkorb ist polygonal und besitzt schlichte holzsichtige, durch Pilaster mit goldenen Kapitellen untergliederte Flachfelder. Der Altar steht heute vor dem Lettner als schlichter hölzerner Tisch. Die Orgelempore durchmisst das Mittelschiff im Westen und springt in der Mitte deutlich nach vorne – sie ist reich geschnitzt und in gold- blau gefasst mit einer durchbrochenen Brüstung aus Holz.
Der Innenraum hat viel von seiner schlichten, gotischen Ausstrahlung erhalten und ist erhaben, edel, schlicht, himmelstrebend und harmonisch, von warm freundlicher und heiliger, ehrfürchtiger Atmosphäre. Der prachtvolle Orgelprospekt fügt sich angenehm dezent und doch präsent ein -ein wahres Meisterwerk aus steinerner und klingender Baukunst mit einer hervorragenden, idealen Akustik.

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Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Informationen einer Schautafel in der Kirche, Faltblatt zur Orgel von M. Dreißig, Opusbuch 13 der Fa. Walcker, S.136ff.
Kirchengeschichte: Aushang in der Kirche, ergänzt durch Informationen des Webauftritts der Gemeinde

Historische Dispositionen (Barock und 1965) von einer Schautafel in der Kirche, Dispositionen der Walcker-Orgel aus Opusbuch 13 der Fa. Walcker. S.136ff.,
abrufbar auf der Seite der Universität Hohenheim, 09.11.2021

Ein herzlicher Dank sei KMD Prof. M. Dreißig für die Genehmigung der Dokumentation und der Veröffentlichung sowie für die Möglichkeit des Spielens gesagt!

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