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Orgel: Dabel – Dorfkirche

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Gebäude oder Kirche

Dorfkirche

Konfession

Evangelisch

Ort

Dabel

Postleitzahl

19406

Bundesland / Kanton

Mecklenburg-Vorpommern

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Dabel (D-MV) – ev. Dorfkirche – Einzel-, Motiv- und Vollgeläut



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

1995 Errichtung einer vorderspieligen mechanischen Schleifladenorgel II/11+2 durch Wolfgang Nußbücker/Plau am See – das Instrument wird auch als „Glockenorgel“ bezeichnet und nimmt damit Bezug auf den Handglockenchor des Ortes Dabel, der zu DDR-Zeiten gegründet wurde.

Diese Orgel ist das erste Instrument der Kirche in Dabel, vorher war hier nur ein Harmonium vorhanden.

Die Orgel in Dabel befindet sich auf der Westempore der Kirche und ist mit zwei anderen Orgeln Teil eines Trias von originellen, recht exotisch wirkenden Mecklenburger Landorgeln.
Der musikliebende Pastor Lange aus Dabel, der auch die Erneuerung der Glocken wesentlich mittrug, ließ drei seiner Kirchen (Borkow, Woserin und eben Dabel) mit drei Orgeln ausstatten, welche durch kreative Ideen aus populärem Volksgut, Folklore und Anregungen aus der Tradition der Orte gespeist wurden. In Dabel wird dabei auf den Handglockenchor dadurch Bezug genommen, dass nicht nur ein Glockenspiel bzw. Zimbelstern verbaut wurde, sondern im Prospekt des Rückpositives auch zwei geschnitzte Holzfiguren eines Glockenläuters und einer Handglockenspielerin aufgestellt wurden. Der Prospekt des Instrumentes ist dabei recht modern und kantig gehalten: Hauptwerk und Pedal stehen hinten in einem kastenartigen Gehäuse, welches linkerhand drei Pfeifenfelder mit Holzpfeifen neben dem Spieltisch zeigt. Das Rückpositiv zeigt ein großes Harfenfeld, über dem die Glocken des Glockenspiels sichtbar sind und vor dem die Figurine der Handglockenspielerin steht. Zwei weitere schmale Pfeifenfelder lassen das Rückpositiv dreiteilig erscheinen. Die goldenen Glocken setzen dabei einen überaus interessanten, geradezu „goldigen“ Akzent (man möge dem Autor für diesen Witz verzeihen) vor den silbern glänzenden Prospektpfeifen.
Der Spieltisch ist als Spielschrank mit Flügeltüren beiderseits ins Hauptgehäuse eingebaut, die Registerzüge befinden sich zu beiden Seiten des Notenpultes. Die Registerschilder sind holzsichtig mit schwarzer Schrift in stilisierter Fraktur beschriftet. Alle Werke stehen auf mechanischen Schleifladen. Das Hauptwerk wird durch eine warme, stille gemshornartige Spillpfeife grundiert, die eine breitere Basis abgibt als man zuerst vermuten mag. Die Vierfußlage wird durch einen hellen, etwas harten, strahlenden Principal und ein warmes, leicht spuckendes, perlendes Kleingedackt gebildet – daneben stehen hier eine leuchtende, strahlende Waldflöte 2′ sowie eine silbrig glänzende Mixtur. Das Rückpositiv fungiert als Erweiterung des Hauptwerkes (hier steht der eigentlich in das HW gehörende Principal 2′) sowie als Solowerk von großer Präsenz. Ein warmes, stilles Gedackt grundiert den Klang, eine Rohrflöte gibt Helligkeit und Kraft, Terz und Sifflöte färben den Gesamtklang herb ein und sind gleichzeitig auch als melancholische oder scharfe Soloregister, bei Bedarf durch den Tremulanten anreicherbar, zu gebrauchen. Das Pedal besteht wie bei Nußbücker oft aus einer langen Pfeifenreihe gedeckter Pfeifen, aus denen die Register der 16′, 8′- und 4′-Lage gezogen werden, welche den Klang gut tragen undin der 4′-Lage auch gut als Soloregister nutzbar sind. Der Gesamtklang ist farbig und edel, nicht schrill oder schreiend, eher kammermusikalisch geprägt, dem Raum sehr angemessen. Auch die Solofarben sind sehr vielfältig und variieren von herb-melancholisch bis freudig glänzend, der Zimbelstern ist für die dritte Strophe von „O du fröhliche“ an Weihnachten unersetzlich – das Glockenspiel ist eine interessante Solofarbe.
Die Trakturen spielen sich sehr angenehm, nicht teigig oder schwer und lassen dieses Werk daher zu einer charakteristisch wunderbar farbigen und durchaus ungewöhnlich individuellen Orgel werden, die die Geschichte des Ortes klingend wiedergibt und den Raum voll erfüllt.

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – g“‘

Spillpfeife 8′

Principal 4′

Kleingedackt 4′

Waldflöte 2′

Mixtur 3fach

 

Manual II – Rückpositiv C – g“‘

Gedackt 8′

Rohrflöte 4′

Principal 2′

Terz 1 3/5′

Quinte 1 1/3′

Pedal C – d‘

Subbass 16′

Gedacktbass 8′ (Ext.)

Bassflöte 4′ (Ext.)

 

Spielhilfen

Als Schalter links oben: Zimbelstern
Als Registerzüge links innen: Glockenspiel [c‘-g“, rep. bei c“ wieder auf c‘, spielbar von Manual II], Tremulant zu II, Pedalkoppel II/P, Pedalkoppel I/P
Als Druckschalter rechts oben: „ein“ [Motorschalter]
Als Registerzug rechts unten innen: Manualkoppel II/I

Gebäude oder Kirchengeschichte

1306 erste Erwähnung der Kirche zu Dabel im Zusammenhang mit einem Kirchlehen.
14. Jahrhundert Umbau der Kirche, Guss der heutigen Glocke 2 durch einen unbekannten Gießer – Nominal h‘.
15. Jahrhundert Fertigung der Triumphkreuzgruppe sowie des Altars (ursprünglich Kirche Gägelow) und eines Sakramentshäuschens.
16. Jahrhundert Umbau des Sakramentshäuschens zu einem Taufstein.
19. Jahrhundert Umgestaltung der Kirche im historistischen Stil – neue größere Fenster, Aufbau des Turmes (sichtbar an den Ziegelmauerungen über den Feldsteinen).
1917 Abgabe zweier Glocken zu Rüstungszwecken.
Um 1930 Einbau einer Empore und neuer Farbanstrich im Innenraum.
1968 Guss zweier kleiner Eisenglocken bei Schilling&Lattermann – Umhängung der großen Glocke an ein gekröpftes Stahljoch.
2012 erste Planungen für eine Erweiterung des Geläutes.
2015 Guss von vier neuen Bronzeglocken bei Bachert/Karlsruhe – Nominalfolge: a‘-d“-e“-fis“. Schweißung der historischen Glocke.
2016 Aufhängung der neuen Glocken im Kirchturm an geraden Holzjochen mit Linearantrieben – Tonfolge insgesamt: a‘-h‘-d“-e“-fis“.

Die Dorfkirche in Dabel liegt inmitten des Ortes auf einem flachen Grünfeld umgeben vom Kirchhof. Das Gotteshaus selbst ist eine schlichte rechteckige, aus Feldsteinen errichtete Saalkirche (einschiffig) mit quadratischem Westturm, dessen oberer Teil aus Ziegelmauerwerk gebaut ist und ein Satteldach trägt. Die Fenster des Kirchenschiffes sind als Rundbogenfenster mit gemauerten Ziegelsteinumrahmungen gebaut, welche sich auf dem hellen Feldstein angenehm abheben. Kirchenschiff und Turm tragen jeweils ein Satteldach. Vor der Kirche sind zwei Eisenglocken von 1968 abgestellt – eine Statue eines Handglockenspielers ist seit 2015 vor der Kirche aufgestellt.
Das Innere der Kirche zeigt sich heute klar, kantig, kompakt und schlicht. Die historischen Ausstattungsstücke heben sich vor den hellen Wänden angenehm ab und treten durch die hohen Fenster mit Licht erfüllt hervor. Im Zentrum steht auf einem gemauerten, weiß gefärbten Fundament der Mittelteil eines einst dreiflüglig spätgotischen Altars. Im Zentrum ist ein Kruzifix dargestellt – links und rechts daneben je zwei Heiligenfiguren, u.a. Maria und der Heilige Petrus. Umrahmt wird das Ganze von gotisch fein gearbeiteten Schnitzwerk, während die Figuren recht kantig, herb und sehr lebendig wirken, was durch die eher gedeckte Farbgebung des Retabels noch unterstützt wird.
Auf der Südwand des Altarraumes ist ein Weihekreuz in Rot zu sehen, gegenüber an der Nordwand ist eine kleine Triumphkreuzgruppe angebracht. Auf der Südwand sind weiterhin drei kleine Heiligenfiguren angebracht. Links vom Altar steht das Taufbecken mit seiner spitzen von Filialen umrahmten Haube, die von einem geflügelten Puttenkopf bekrönt wird. Das Taufbecken selbst ist achteckig und in den einzelnen Feldern mit biblischen Szenen bemalt. Die Empore ist schlicht und bis auf einige eingearbeitete geometrische Formen unverziert und überspannt die gesamte Breite des Kirchenschiffes. Sie ruht auf zwei Säulen und passt sich durch ihre hellgraue Farbe angenehm in den Raum ein und besitzt trotz der geschlossenen Balustrade eine gewisse Leichtigkeit. Der Raum ist zwar kompakt und eher klein, aber von innerer Größe und inniger Erhabenheit sehr edel und ernst.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter, 01.09.2020
Orgelgeschichte: Johannes Richter, Sichtung vor Ort 01.09.2020
Kirchengeschichte: Eigene Sichtung vor Ort, 01.09.2020, ergänzt durch Informationen von Fr. Kuhlmann und einen SVZ-Artikel von Rüdiger Rump, 26.01.2012, abgerufen am 01.12.2021

Glockenvideo von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

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