Orgel: Bleicherode – St. Marien
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Gebäude oder Kirche
St. MarienKonfession
EvangelischOrt
BleicherodePostleitzahl
99752Bundesland / Kanton
ThüringenLand
DeutschlandBildergalerie + Videos
Orgelgeschichte
1836 – 1838 Neubau einer mechanischen Schleifladenorgel II/25 durch Christian Friedrich Knauf (Großtabarz/Gotha)
1898 Ersatz der Knauf-Orgel durch ein neues Instrument mit pneumatischen Kegelladen und II/26+1 Gruppenzug von Robert Knauf&Sohn (Bleicherode) als Op. 197. Auch der neobarock-klassizistische Prospekt wurde für dieses Instrument entworfen, welches zugleich Referenzinstrument der Werkstatt vor Ort sein sollte. Die Koppelanlage im Spieltisch wurde mechanisch-pneumatisch mit eingreifenden Spielventilen angelegt. Die Koppeln waren wie bei Knauf üblich nicht als Registerzüge, sondern als Drücker unter Manual I gebaut und konnten damit nicht in die freie Kombination gespeichert werden (Vgl. Knauf-Orgel Liederstädt). Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass das Register Vox coelestis nur ein Gruppenzug ist, also keine eigene Kanzelle besitzt. Aeoline 8′ ist also leicht schwebend zum Salicional temperiert worden.
1909 – 1913 Pflege der Orgel durch F. Erhardt, ehemaliger Mitarbeiter von Fa. Knauf.
1929 Reparatur der Orgel durch Orgelbauanstalt Kießling&Sohn (Bleicherode).
um 1960 Erweiterung der Orgel durch Orgelbau Gerhard Kirchner (Weimar). Die Stimmung wurde angehoben, Anfertigung neuer Klaviaturen (Manuale nun C – g“‘), Erweiterung des Schwellwerkes um eine Kegellade mit 4 Registern, Umdisponierung im Neobarocken Stil, Anfertigung neuer Registerwippen und Umgestaltung des Spieltisches – Die Koppeln wurden als Registerschalter angelegt, zudem wurden diverse Fußtritte installiert und der Pedalumfang durch Anfertigung einer neuen Lade auf f‘ vergrößert. Es entstand eine pneumatische Kegelladen-Orgel II/31.
2013 Restaurierung der Orgel auf den Zustand von 1898 durch Karl Brode (Heiligenstadt), dabei auch Rekonstruktion des Prospektes aus Zinn und Rekonstruktion der Posaune 16′ – allerdings nicht in originaler durchschlagender, sondern nun aufschlagender Bauart. Der Pedalumfang wurde auf C-e‘ reduziert (so sind auch die Windladen angelegt), da die Taste f‘ die Breite des Spieltisches überschritt. Die ursprüngliche Gestalt des Spieltisches wurde nach dem Vorbild von Niederdorla rekonstruiert, der Schwelltritt von Kirchner wurde nebst Beschriftung belassen. Nunmehr verfügt die Orgel wieder über 27 Register auf zwei Manualen und Pedal.
Folgende Register sind ganz oder teilweise original erhalten:
HW Bordun 16′ Principal 8′ Gedact 8′ Octave 4′ Octave 2′
SW Stillgedact 16′ Geigenprincipal 8′ Aeoline 8′ Gedact 8′ Wiener Flöte 8′ Sesquialtera 2fach
Ped. alle Stimmen bis auf Cello 8′, Choralbass 4′ und Posaune 16′
2025 die Orgel ist vorhanden und gut spielbar. Ein Firmenschild gibt es an der Orgel hingegen nicht.
Disposition
Disposition 2025
Manual I – Hauptwerk C – g“‘Bordun 16′ Principal 8′ Gedact 8′ Gambe 8′ Octave 4′ Flöte harmonique 4′ Octave 2′ Mixtur 3-4fach (2′) Cornett 3-fach (ab c‘) Trompete 8′ (aufschlagend) |
Manual II – Schwellwerk C – g“‘Stillgedact 16′ Geigen principal 8′ Gedact 8′ Wiener Flöte 8′ Salicional 8′ Aeoline 8′ Vox coelestis 8′ (Gruppenzug Salicional+Aeoline) Fugara 4′ Flöte amab. 4′ Sesquialtera 2-fach [sic] |
Pedal C –Subbass 16′ Violon 16′ Principalbaß 8′ Gedactbaß 8′ Cello 8′ Choralbass 4′ Posaune 16′ (aufschlagend) |
Disposition nach den Umbauten G. Kirchner gemäß Orgelchronik
Manual I – Hauptwerk C – g“‘Bordun 16′ Prinzipal 8′ Gedeckt 8′ Quintatön 8′ Oktave 4′ Flöte 4′ Quinte 2 2/3′ Oktave 2′ Mixtur 4 fach Trompete 8′ |
Manual II – Schwellwerk C – g“‘Lbl. Gedeckt 8′ (sic) Holz-Prinzipal 8′ Wiener-Flöte 8′ Lbl. Gedeckt 8′ Aeoline 8′ Prinzipal 4′ Rohrflöte 4′ Sesquialter 2 fach Spitzflöte 2′ (aus Rauschquinte) Quinte 1 1/3′ Oktave (?) 1′ (handschriftlicher Schalter, nur mit 1′ beschriftet) Scharff 4 fach Regal 8′
|
Pedal C – f‘Violon 16′ Subbaß 16′ Oktavbaß 8′ Gedecktbass 8′ Choralbaß 4′ Rausch-Pfeife 3fach Posaune 16′ |
Disposition Friedrich Knauf 1837 gemäß Reinboth, S. 119
Manual I – Hauptwerk C – d“‘Bordun 16′ Principal 8′ Gedackt 8′ Hohlflöte 8′ Gambe 8′ Octave 4′ Flöte 4′ Quinte 2 2/3′ Octave 2′ Mixtur 4fach 2′ Cymbel 3fach |
Manual II – Oberwerk C – d“‘Geigenprincipal 8′ Liebl. Gedackt 8′ Flöte 8′ Flöte piano 8′ (Salicet) Principal 4′ Gedackt 4′ Octave 2′ Cornett 3fach Clavioline 8′ (durchschlagend) |
Pedal C – c‘Subbaß 16′ Violon 16′ Octavbaß 8′ Violoncello 8′ Posaune 16′ |
Spielhilfen
Knauf-Orgel 2025
Registerzüge rechts außen: Manual coppel, Pedal coppel I, Pedal coppel II, Octav copper I-I [Superkoppel HW, nicht ausgebaut], Calcant [heute Motorschalter]
Züge über den Registerzügen: Freie Kombination
Drücker in der Vorsatzleiste unter Manual I, von links: Tutti, ff., mf., piano, Auslöser, Hand register, freie Kombination, Principal chor, Geigen chor, Flöten chor, Zungen ab, Tremulant SW
Mittig rechts über dem Pedal: Schwelltritt II für Jalousieschweller [pneumatische Ansteuerung]
Knauf-Orgel nach den Umbauten G. Kirchner gemäß Orgelchronik KK
Walze mit Anzeige, Schwelltritt II,
Fußtritte rechts: Koppeln a.d.Walze, Man. 16′ a.d.Walze
Fußtritte links: II/I, I/P, II/P, Walze „ab“
Registerzüge rechts: II/I, I/P, II/P, Super I
Drücker unter Manual I, von links: Prinz.Chor, Piano, Mezzoforte, Tutti, Auslöser, Fr. Komb. I, Fr. Komb. II, Hdrg. „ab“, Zungen „ab“, Tremulant, Hdrg. z. fr. Komb., 1 Vakant
Friedrich Knauf 1837 gemäß Reinboth S. 119
Manualcoppel, Pedalcoppel I/P, Calcant
Gebäude oder Kirchengeschichte
um 1150 Errichtung einer ersten romanischen Kirche, die der heiligen Jungfrau Maria geweiht gewesen ist. Der Glockenturm datiert in Grundzügen aus dieser Zeit.
13. Jahrhundert Anfertigung des großen Kruzifix im Altarraum, Guss einer Zuckerhutglocke (Nominal: f“)
1371 Guss einer Glocke (Nominal a‘) durch einen unbekannten Gießer.
1411 Beginn einer Erweiterung im gotischen Stil, u.a. Anfügung des rechteckigen Chorraumes.
1543 Guss der Uhrschlagglocke in verkürzter Rippe.
1710 entsteht nahezu die komplette barocke Inneneinrichtung mit Emporen, Skulpturen und dem großen Hochaltar nebst Kanzel.
1943 Abgabe zweier Glocken zu Rüstungszwecken.
1959 Anschaffung zweier neuer Glocken von Schilling&Lattermann aus Eisenhartguss (Nominale cis‘ – ca. 2,8t Gewicht, e‘- ca. 1,8t)
1968 sind schwere Schäden am Bauwerk sichtbar. Eine umfangreiche Instandsetzung beginnt vor allem auf Initiative des örtlichen Pfarrers mit Unterstützung der Partnergemeinde Rüsselsheim. Der Innenraum wird umgestaltet.
1973 Abschluss der Arbeiten.
2013 erneut umfangreiche Restaurierung, Sandstrahlung der Außenhülle und Einbau von Jalousien in der Glockenstube.
2022 Einbau des Chorfensters, entworfen von Thomas Kuzio
Anfahrt
Quellenangaben
Orgelbeitrag erstellt von: Johannes Richter
Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter, Sichtung vor Ort und Spiel
Orgelgeschichte:
– Sichtung vor Ort J. Richter und Spiel der Orgel
– Eintrag Orgelchronik Kirchenkreis Südharz
– Beitrag zur Orgel auf dem Webauftritt von Orgelbau Brode (Heiligenstadt), abgerufen am 17. Februar 2025
– Reinboth, Fritz: Die Orgelbauerfamilie Knauf. Ein Beitrag zur Orgelgeschichte Thüringens. Pape-Verlag, Berlin 2007
Kirchengeschichte:
-Sichtung vor Ort am Bauwerk
-Müller, Thomas: Die Kirchen im Südharz – mit Fotografien von Christoph Keil und anderen. Nordhausen 2017, S. 22f.
–Beitrag zur Kirchengeschichte im Webauftritt der Kirchengemeinde Bleicherode, abgerufen am 17. Februar 2025