Orgel: Bamberg – St. Martin (ehemalige Jesuitenkirche „Namen Jesu“)
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Bis 2012 war die Steinmeyer-Orgel der St.-Martins-Kirche seit der Konzerte zur Neueinweihung (Lodger Lohmann, Edgar Krapp) konzertant eher selten zu hören (meistens im Rahmen der in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Bamberg durchgeführten Reihe „Advent um St. Martin“). 2013 rief der Slavist, Musikwissenschaftler und Organist Prof. DDr. Ulrich Theißen auf Anregung von Pfarrer Anton Heinz eine Reihe mit monatlich stattfindenden Abendkonzerten (17.30 Uhr) und grösstenteils international renommierten Organistinnen und Organisten ins Leben. Die bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, erklärte sich bereit, die Schirmherrschaft zu übernehmen. Dieser Zyklus „Musik in St. Martin, Musik für St. Martin“ hat sich im Bamberger Kulturleben sowie auch in der internationalen Orgelwelt inzwischen einen festen Platz erobert. Die Konzerte sind zu einem Treffpunkt und zum Austausch zwischen Künstler*innen und interessierten Konzertbesucher*innen geworden. Träger der Reihe ist der Förderverein St. Martin Bamberg e.V., welcher auch die Konzerteinnahmen und Spenden zugunsten des Erhalts der erst kürzlich aufwendig sanierten Kirche einwirbt. Um die Fortsetzung der Konzertreihe weiterhin auf hohem Niveau sicherzustellen, genügen die Einnahmen am Kirchenausgang nicht immer komplett, um den Gästen ein ihrer Leistung entsprechendes Honorar zu zahlen. Der Förderverein bittet daher auch um höhere Spenden und bietet Konzertpatenschaften an – beides natürlich steuerabzugsfähig. Für Betriebe, die uns gern unterstützen, kann in den Publikationsmedien der Konzertreihe (Jahresbroschüre, Plakate, Programme usw.) sehr gern geworben werden.
Gebäude oder Kirche
Stadtpfarrkirche St. MartinKonfession
Römisch-katholischOrt
BambergPostleitzahl
96047Bundesland / Kanton
BayernLand
DeutschlandBildergalerie + Videos
Die Corona-Pandemie zwang uns, nachdem das April-Konzert 2020 abgesagt werden musste, für drei weitere Termine zu „zeitgemäßen Notlösungen“. Wir wollten unsere Konzertreihe nicht „einschlafen“ lassen. Da die Gastorganistin für den Mai, Tatjana Ryabova, weder aus Russland aus- noch nach Deutschland einreisen konnte, hat sich Gerald Fink (Herzogenaurach) gerne bereit erklärt, das Konzert am 16. Mai als „Geisterkonzert“ ohne Publikum, bzw. über YouTube für ein globaleres Publikum zu spielen. Herzlicher Dank ergeht an Pfarrer Matthias Bambynek für die treffende Begrüßung und Vorstellung des Gastes sowie an das Ton- und Videostudio ClassicConcept (Thomas Meyer und Kristina Kanaan), Lichtenfels.
Das Konzert vom 13. Mai mit Susanne Jutz-Miltschitzky (Sopran) und Josef Miltschitzky (Orgel) sollte eigentlich im Rahmen eines Chorausfluges des Basilikachores Ottobeuren stattfinden einschließlich der Gestaltung des Pfarrgottesdienstes am darauffolgenden Sonntag (mit J. Haydns „Kleiner Orgelsolomesse“). Auch hier zwang uns das Virus umzudisponieren und das Konzert für YouTube aufzuzeichnen. Wieder konnte ClassicConcept seine hohe Professionalität beweisen, die Begrüßung sprach niemand Geringerer als die Schirmherrin der Konzertreihe, Gesundheitsministerin Melanie Huml.
Im Mai 2018 hatte die Hey-Truhenorgel aus dem Jahr 2004 ihre konzertante und mediale Premiere in St. Martin, als Continuo-Instrument bei zwei Haendel-Arien, musizeirt in herrlicher Akustik vom Trio Musica Beata (Nina Romy Doerfler, Sopran – Regina Karg, Floete; Marketa Schley Reindlova, Orgel). Ausser zum Einsatz bei geistlicher Kammermusik und zur Chorbegleitung dient die Orgel zur muisklaischen Gestaltung von liturgischer Feiern mit wenig Besuchern (Vespern, Taufe, Hochzeiten).
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Orgelgeschichte
In der alten Kirche soll bereits im 15. Jahrhundert eine Orgel gestanden haben, welche im 17. Jahrhundert durch einen Neubau ersetzt wurde.
1701 – 1702 Orgelneubau durch Adam Philipp Schleich. 1804 wird das Werk nach Dottenheim bei Neustadt an der Aisch verkauft und von Justus Karl Hansen dorthin umgesetzt. Der Prospekt der Orgel ist erhalten, wurde allerdings an die erheblich kleineren Raumverhältnisse angepasst bzw. eingezwängt (siehe Engelsfiguren).
1804 Aufstellung der 1776 von Johann Michael II Schott für die alte Martinskirche erbauten Orgel (II/24) durch Justus Karl Hansen II/24.
Zahlreiche erfolglose Reparaturen und „Verbesserungen“ im 19. Jahrhundert durch Karl Hansen, Christoph Ehrlich, Theodor Berger de la Rivoire, Carl Friedrich Geyer und Joseph Wiedemann.
Derzeitige Orgel
1894 Kegelladenorgel mit mechanischer Spieltraktur (mit Barkermaschinen für die Manuale) und pneumatischer Registertraktur, erbaut als No. 505 von G.F. Steinmeyer & Co., Oettingen, II/38.
1913 Instandsetzungsarbeiten durch G.F. Steinmeyer, Einbau eines elektrischen Gebläses
1917 Ausbau der Prospektpfeifen, Ersatz durch Zinkpfeifen
1934 Elektrifizierung der Traktur, Umdisponierung und Erweiterung um ein Schwellwerk als III. Manual (Taschenladen) in der südlichen Emporennische durch G.F.Steinmeyer & Co., Oettingen, III/56. Aufstellung eines fahrbaren Spieltisches mit „modernen“ Spielhilfen und Erweiterung der Tonumfänge.
1936 – 1941 Neubau einer Kleinpedalwindlade, Dispositionsänderungen, Ersatz der Trompete 8′ im Pedal und Wiedereinbau einer durchschlagenden Clarinette 8′ im II. Manual durch Gebrüder Hindelang, Ebenhofen/Allgäu.
1952 und 1985 Reinigungs- und Renovierungsarbeiten durch die Firmen Hans Dentler (Lichtenfels) und Günter Schwan (Altdorf)
1999 – 2000 Restaurierung mit Rückführung auf den Zustand von 1894, Rekonstruktion der fehlenden oder veränderten Register, Neubau der mechanischen Traktur und der Barkermaschinen und Einbau einer Setzeranlage durch Orgelbau Hermann Eule (Bautzen).
Weiteres zur Orgelgeschichte im Buch von Theißen, Ulrich (2011): Königin der Vielfalt. Gegenwart und Geschichte der Bamberger Orgeln. St. Ottilien (eos-Klosterverlag) – ISBN 978-3-8306-7474-0 (zu St. Martin dort S. 235-261)
2018 stiftete Ulrich Theißen der Pfarrei St. Martin eine 2004 von Orgelbau Hey, Urspringen/Rhön, gefertigte vierregistrige Truhenorgel, die er zwei Jahre zuvor von einem Orgelfreund aus der Gegend von Bonn geschenkt bekommen hatte. Das Instrument, das nach der Umsetzung in die Martinskirche von OBM Gunnar Schmid (Kaufbeuren) mit Lenkrollen versehen wurde, dient seither als Continuoorgel bei Konzerten und zur Begleitung kleinerer Gottesdienstformen (Vespern, Andachten, Taufe, Hochzeiten).
Disposition
I. Hauptwerk C – f“‘Principal 16′ Bourdon 16′ Principal 8′ Viola di Gamba 8′ Salicional 8′ Gemshorn 8′ Tibia 8′ Gedeckt 8′ Quintflöte 5 1/3′ Octav 4′ Dolce 4′ Rohrflöte 4′ Nassat 2 2/3′ Octav 2′ Mixtur 5-fach 4′ nicht repetierend Cornett 5-fach 8′ Trompete 8′ |
II. Manual C – f“‘Still-Gedeckt 16′ Geigen-Principal 8′ Aeoline 8′ Dolce 8′ Bourdonal-Flöte 8′ Lieblich-Gedeckt 8′ Principal 4′ Fugara 4′ Travers-Flöte 4′ Flautino 2′ Mixtur 3-fach 2 2/3′ mit Terz Clarinett 8′ Hindelang 1936 |
Pedal C – d‘Principalbaß 16′ Violon 16′ Subbaß 16′ Gedecktbaß 16′ Quintbaß 10 2/3′ Octavbaß 8′ Violoncello 8′ Flötenbaß 4′ Posaune 16′
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Stimmtonhöhe 436 Hz bei 18° C – Winddruck 92mm WS
Zustand der Orgel zwischen 1934 – 1941 (Steinmeyer, Hindelang) und 1999
I. Manual, C – a“‘Principal 16′ Bordun 16′ Principal 8′ Gamba 8′ Salicional 8′ Gemshorn 8′ Tibia 8′ Gedackt‘ Oktav 4′ Rohrflöte 4′ Oktav 2′ Salicet 2′ Quinte 2 2/3′ Cornett 8′ 3-5fach, ab c0 Mixtur 1 1/3′ 4-5fach Trompete 8′ Clairon 4′ |
II. Manual, C – a“‘Stillgedackt 16′ Principal 8′ Dolce 8′ Lieblich Gedackt 8′ Bordunalflöte 8′ Principal 4′ Querflöte 4′ Quintatön 4′ Gemshörnlein 2′ Quinte 2 2/3′ Terz 1 3/5′ Spitz-Nazard 1 1/3′ Hindelang 1941 Mixtur 3fach 2 2/3′ mit Terz Clarinette 8′ Hindelang 1936, statt Oboe 1934 |
III. Manual, C – a“‘ (a““), im SchwellerSingend Gedackt 8′ Quintade 8′ Oktav 4′ Blockflöte 4′ Nachthorn 2′ Nasard 2/2′ Superquinte 1 1/3′ Cymbel 3fach 1/2′ Rankett 16′ Krummhorn 8′ Regal‘ Tremulant |
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Pedal, C – f‘Principalbaß 16′ Violonbaß 16′ Subbaß 16′ Gedacktbaß 16′ Oktavbaß 8′ Gedacktpommer 8′ Flötbaß 4′ Koppelflöte 2′ Quintbaß 10 2/3′ Pedalmixtur 2 2/3′ 4fach Posaune 16′ Rankett 16′ Transmission aus III Trompete 8′ Hindelang 1936 Krummhorn 8′ Transmission aus III Clairon 4′ Hindelang 1936 Regal 4′ Transmission aus III |
Truhenorgel im Altarraum
2004 Hey-Orgelbau, Urspringen/Rhön
Manual, C – f“‘Gedackt 8′ Rohrflöte 4′ Prinzipal 2′ Quinte 1 1/3′ |
Spielhilfen
Aktuell:
Setzeranlage (2000) mit 4 Ebenen zu je 64 Kombinationen (3 Ebenen mit Schlüsselschalter absperrbar)
Koppeln: Manual-Copula, Ped.-Copula z. I.M., Ped. Copula z. II.M. (als Züge links)
5 feste Kombinationen: PP., P., MF., F., FF. (Tritte)
1934-1999:
Koppeln: Manual-Koppel III-II, Manual-Koppel III-I, Manual-Koppel II-I (Knöpfe), Pedal-Koppel III, Pedal-Koppel II, Pedal-Koppel I (Knöpfe, Tritte), Unteroktavkoppel III-I, Unteroktavkoppel III, Oberoktavkoppel III-I, Oberoktavkoppel III (Knöpfe)
3 freie Kombinationen, 2 freie Pedalkombinationen, Tutti (Knopf, Tritt), Handregister ab, Zungen ab (Knöpfe), Walze ab (Tritt)
Crescendowalze, Schwelltritt III
Gebäude oder Kirchengeschichte
Alt St. Martin
1194 erste Erwähnung einer Martinskirche.
14. / 15. Jahrhundert Bau der Martinskirche auf dem Maxplatz, die Kirche wurde in der Stadt „Untere Pfarre“ genannt.
1628 Guss von Glocken durch Giesser Johannes Kopp (Forchheim).
1700 werden Glocken von Johann Conrad Roth (Forchheim) gegossen.
1773 Universitätskirche.
1784 Beschädigung der Kirche durch massive Überschwemmungen.
1803 wird die Gemeinde angewiesen von der bisherigen Kirche in die Jesuitenkirche „Namen Jesu“ umzusiedeln. Das Hochaltarbild, die Orgel, fünf Glocken, eine Pietà /1617 aus Widdern) und ein kostbares Vesperbild aus dem 14. Jahrhundert wurden in die neue Kirche übernommen.
1805 Abtragung der gotischen Kirche (Alt) St. Martin.
Neu St. Martin (ehemalige Jesuitenkirche Namen Jesu)
1248 ist das Kloster in der Au der Karmeliter mit einer Kirche erwähnt, welches bis 1589 existiert.
1611 wird das Kloster von den Jesuiten übernommen.
1686 Baubeginn einer neuen Klosterkirche durch die Baumeister Georg und Leonhard Dientzenhofer (Prag). In die neue Kirche wird die „Christi-Angst-Tafel“ aus der Zeit um 1520 übernommen.
1693 Fertigstellung der Kirche und Weihe der Kirche am 17. Mai 1693 mit dem Namen „Zum Namen Jesu“.
1696 Grundsteinlegung des Kollegiums und Vollendung des Kirchturmes.
1701 Hochaltar, Marienaltar von Giovanni Battista Brenno mit Blatt von Sebastian Reinhard aus dem Jahr 1712.
Um 1710 Enstehung der Heiligen-Statuen von Frater Johannes Bitterich.
1713 Kanzel
1714 – 1716 Kuppelfresko von Giovanni Francesco Marchini.
1791 – 1792 Tabernakel von Materno Bossi.
1803 Aufzug einer Glocke des Giessers Georg Michael Keller.
1804 wird die Klosterkirche zur Pfarrkirche und neuen Gemeindekirche St. Martin (Untere Pfarre). Das Hochaltarbild, die Orgel, fünf Glocken, eine Pietà /1617 aus Widdern) und ein kostbares Vesperbild aus dem 14. Jahrhundert werden aus der aufgegebenen Martinskirche in die neue Kirche übernommen. Die Glocken weisen die Schlagtöne h° (1628) + c‘ (1700) + e'(1803) + gis‘ (1700) + h‘ (1700) auf. Eine nicht mehr läutfähige Glocke ist ebenfalls aus der alten Kirche übernommen worden und noch vorhanden.
1848 Taufstein von Adam Joseph Schäfer.
1981 erster Bauabschnitt zur Kirchenrenovierung.
1984 Zelebrationsaltar von Steinhauser Paul Schrinner (Nabburg).
2013 – 2016 aufwendige Restaurierung der Kirche und Einweihung des Bauwerkes am 06. November 2016.
Anfahrt
Quellenangaben
Orgelbeitrag erstellt von: Ulrich Theissen
Dateien Bilder, Kirche und Orgel: Ulrich Theißen
Orgelgeschichte: Pfarrarchiv St. Martin, Bestände im Archiv des Erzbistums Bamberg
Theißen, Ulrich (2011): Königin der Vielfalt. Gegenwart und Geschichte der Bamberger Orgeln. St. Ottilien (eos-Klosterverlag). ISBN 978-3-8306-7474-0 (zu St. Martin dort S. 235-261)
Kirchengeschichte: Wikipedia Artikel mit Informationen von Ulrich Knefelkamp und Bruno Neundorfer und Angaben der Kirchgemeinde – Link
Internetauftritt der Kirchgemeinde
Musikalische Dokumentationen:
CD „Bamberger Orgeldenkmale“ (1990). Leonhard Amselgruber, Karl-Heinz Böhm und Georg Hagel spielen auf den Steinmeyer-Orgeln von St. Elisabeth, St. Martin, St. Otto und der Oberen Pfarre [vergriffen]
CD „Die Steinmeyer-Orgel der St. Martins-Kirche zu Bamberg“ (2014). Georg Ditterich, Silvia Emmenlauer, Markéta Schley Reindlová und Ulrich Theißen spielen Werke von Franz Berwald, Josef Bohuslav Foerster, Sigfrid Karg-Elert, Felix Mendelssohn-Bartholdy, František Musil, Max Reger und Josef Gabriel Rheinberger. Ton- und Videostudio ClassicConcept, Lichtenfels [vergriffen]
CD „Romantische Martinesque. Orgelmusik zeitlos“ (2019). Matthias Roth spielt Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Georg Herzog, Gustav Adolf Merkel, Elias Oechsler und Carl Sattler. Ton- und Videostudio ClassicConcept, Lichtenfels – Bestellung unter dem Link des Bodensee- Musikversands
oder in Geschäften unter http://www.bamberger-martinesque.de/bezugsquellen.html
oder per Mail über Michael Lotter (michael_lotter@t-unline.de) und Ulrich Theißen (ulrich.theissen@sbg.ac.at).
Website des Fördervereins St. Martin