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Orgel: Bad Frankenhausen (Kyffh.) / Ringleben – St. Valentin

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Gebäude oder Kirche

St. Valentin

Konfession

Evangelisch

Ort

Bad Frankenhausen / Ringleben

Postleitzahl

06556

Bundesland / Kanton

Thüringen

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Ringleben (D – TH) – Evang. Kirche St. Valentin – Vollgeläut



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

Um 1720 Einbau einer ersten Orgel (?).
1876 Neubau einer vorderspieligen mechanischen Schleifladenorgel II/26 durch Julius Strobel/Bad Frankenhausen.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken.
Nach 1920 Ersatz durch Zinkpfeifen, Einbau eines elektrischen Winderzeugers.
2019 bei Besichtigung der Orgel war das zweite Manual kaum, das erste Manual gut spielbar. Der Zustand des Werkes bedarf aber dringend einer Sanierung.

Die Strobel-Orgel in Ringleben, unweit Bad Frankenhausen (dem Werkstattstandort Strobels), ist eine der größten Orgeln, die die Strobel’sche Werkstatt verließen. Mit
26 Registern ist das Werk sehr prachtvoll und reichhaltig disponiert. Das Instrument verbirgt sich hinter einer neogotischen Schaufassade, deren drei große Flachfelder je in zwei Teile gegliedert sind. Dadurch entstehen insgesamt 6 spitzbogige Pfeifenfelder. Reiche Filialen- und Wimpergenzier sowie gliedernde Pilaster verschönern den Prospekt, der allerdings wirklich nur Schaufront ist – die Seitenteile des Gehäuses bestehen aus schlichten, hell angestrichenen Brettern.
Der Spieltisch befindet sich frontal als Spielschrank im Gehäuse, die Registerzüge sind symmetrisch beiderseits des Notenpultes mit Zugrichtung zum Notenpult, nicht zum Spieler hin zu finden. Die Registerschilder selbst sind aus weißem Porzellan gefertigt und mit schwarzer Frakturschrift beschriftet. Im Orgelinneren stehen die zwei Manualwerke übereinander angeordnet auf mechanischen Schleifladen, welche diatonisch aufgeteilt sind. Aufgrund der geringen Höhe des Gehäuses und der Decke darüber sind ein Großteil der Pfeifen des Oberwerkes gekröpft ausgeführt. Das Pedal besitzt eine Strahlentraktur, die Strobel bei seinem Lehrmeister Schulze kennenlernte.
Die Disposition zeigt sich mächtig, gravitätisch und hochromantisch. Weit mehr als 50 Prozent des Registerbestandes werden durch die 16′- und 8′-Lage gebildet. Das Hauptwerk wird durch einen Bordun 16′ grundiert und besitzt als weitere Stimmen einen kraftvollen, sehr tragenden und mischfähigen Principal 8′. Dazu in der Principalpyramide eine strahlend-kräftige Octave 4′, eine herbe Quinte, glitzernde Superoctave 2′ sowie eine goldene Mixtur 5fach und eine silbrige Cimbel 3fach, welche mit ihrem hellen Strahlen an spätbarocke Werke gemahnt. Drei weitere Grundstimmen als herb-lyrischer Streicher, perlende Hohlflöte und dunkel-sanftes Gedackt nebst einer sehr weichen, aber präsenten Flöte 4′ geben dem Werk einen weichen, vollen Klang. Dieser kann durch die weich eintauchende, klanglich aber recht präsente, dabei dunkle Trompete 8′ noch abgerundet, verstärkt und veredelt werden. Das zweite Manual (bei der Besichtigung leider durch diverse Tonausfälle und auch Heuler kaum nutzbar) zeigt sich als zurückgenommener Konterpart und als Ergänzung zum ersten Manual, obgleich hier keine Stimme die 4′-Lage überschreitet. Auch hier findet sich eine leise, weiche 16′-Stimme für große Gravität, daneben auch hier ein Principal als schlanker, obertöniger Geigenprincipal, der durch eine helle Fugara 4′ als Octavensubstitut aufgehellt wird. Diese Fugara ist sehr obertönig, sodass sie zugleich eine Art Klangkrone bildet. Weitere Grundstimmen als geheimnisvoll streichendes, ätherisches Salicional, als offen perlende, teils überblasende (Solo-) Flöte 8′ von sehr orchestralem Klange sowie als Gedeckt 8′ füllen die 8′-Lage. Eine zarte Flöte 4′ gibt dezentes Leuchten, eine lyrische Oboe gab einst ein präsentes Soloregister ab. Das Pedal besitzt ausschließlich tragende Stimmen der 16′- und 8′-Lage, wobei die Äquallage durch den Streicher und den Principal sehr gut zeichnet und sehr präsent ist. Eine Posaune 16′ gibt kraftvoll gravitätisches, aber edles Fundament. Der Gesamtklang der Orgel ist durch die weich orchestrale 8′-Lage dominiert, nichts „plärrt“ oder „bollert“, alle Stimmen mischen sich gut, zeigen aber auch als Soloregister eine hohe Mischfähigkeit. Das Pedal grundiert den Klang stark und kraftvoll ohne drückend oder aufdringlich zu sein. Der Gesamtklang ist gravitätisch, dunkel, erdig, samtig-weich, sehr edel und orchestral – das Plenum golden strahlend und machtvoll.
Der Zustand der edlen Orgel ist zum Zeitpunkt der Besichtigung leider kein besonders guter gewesen. Das erste Manual und das Pedal ließen sich leidlich spielen, das zweite Manual versagte fast jede Funktion. Bei vollgriffigem Spiel ist Windstößigkeit, aber kein Windmangel festzustellen. Es wäre zu wünschen, dass diese vollständig original erhaltene Orgel auf das selbe Niveau wie die Denkmalorgeln in Bad Frankenhausen und Allstedt gehoben wird, als herausragendes Beispiel mitteldeutscher Orgelbaukunst, als ideales Instrument für die Werke des 19. Jahrhunderts. Die Substanz ist da – möge die Orgel bald wieder in voller Pracht vom Lobe Gottes tönen!

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16 Fuß.

Principal 8 Fuß.

Hohlflöte 8 Fuß.

Gedackt 8 Fuß.

Gambe 8 Fuß.

Octave 4 Fuß.

Portunal flöte 4 Fuß.

Quinte 2 2/3 Fuß.

Octave 2 Fuß.

Mixtur 5fach.

Cimbel 3fach.

Trompete 8 Fuß. [aufschlagend]

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Lieblich Gedackt 16 Fuß.

Geigen,,Principal 8 Fuß.

Flûte traversière 8 Fuß. [überblasend  ab c‘]

Lieblich Gedackt 8 Fuß.

Salicional 8 Fuß.

Fugara 4 Fuß.

Zartflöte 4 Fuß.

Oboe 8 Fuß. [durchschl.]

 

Pedal C – d‘

Subbaß 16 Fuß.

Violon 16 Fuß.

Principal baß 8 Fuß.

Gedackt baß 8 Fuß.

Violon 8 Fuß.

Posaune 16 Fuß. [aufschlagend]

 

Spielhilfen

Als Registerzüge rechts unten: Wind-auslaß., Calcanten-glocke.
Als Registerzüge links unten: Manual-coppel., Pedal-coppel. [I/P]

Gebäude oder Kirchengeschichte

12. Jahrhundert Errichtung einer ersten Kirche mit Chorturm.
14. Jahrhundert Anbau eines gotischen Chorraumes an den Turm.
1720 Erneuerung des Kirchenschiffes. Einbau eines großen Kanzelaltars, Erneuerung der Innenausstattung.
Um 1720 wurde der Taufengel geschaffen.
1751 Einbau des heutigen Taufbeckens.
Um 1870 Erneuerung des Turmobergeschosses – Einbau spitzbogiger Schallarkaden.
1917 Abgabe der Glocken zu Rüstungszwecken.
1921 Guss eines 2788kg schweren Dreiergeläutes aus Eisenhartguss bei Schilling&Lattermann, Nominalfolge e‘- gis‘- h‘.
Um 1970 Reparaturen an der Kirche, aber keine umfassende Sanierung.
Nach 1990 Überholung und Sanierung der Läuteanlage, Elektrifizierung durch Laszlo Szabo/Atern.
2019 bei Besichtigung war die Kirche sanierungsbedürftig, aber nicht gefährdet.

Die dem Hl. Valentin geweihte Kirche in Ringleben steht im Zentrum des Ortes. Das markante Bauwerk ist als Chorturmkirche erbaut, der Kirchturm liegt also am bzw. über dem Chor.
Der rechteckige Kirchturm mit seinem abgewalmten Spitzdach mitsamt Dachreiter bildet heute noch das Zentrum des Bauwerkes. Etwa auf halber Höhe sind auf beiden Seiten im Mauerwerk romanische Doppelarkaden sichtbar, darüber ist der Kirchturm modern, die Fenster der Glockenstube sind als Spitzbögen ausgeführt. Die romanischen Schallfenster markieren gleichzeitig die etwaige Höhe des alten Turmes. Der Chor ist als einschiffiger Chor mit polygonalem Ostabschluss ausgeführt. Spitzbogenfenster mit dezentem Maßwerk durchbrechen hier das Mauerwerk. Das Kirchenschiff ist als schlichter rechteckiger Kirchsaal mit Satteldach ausgeführt. Die Fenster sind rechteckig und mit Laibungen aus Sandstein versehen, einzelne Dachgauben durchbrechen das schiefergedeckte Dach.
Im Inneren zeigt sich die Kirche überraschend hoch, recht weit und durch die weiße Farbgebung sehr hell, aber auch durchaus schlicht. Eine helle, verputzte Holztonnendecke überspannt den Raum, auch der Chorraum besitzt eine Tonnendecke. Blickt man gen Osten fällt einem sofort der Kanzelaltar ins Auge, vor dem ein gotisches Schnitzretabel mit zwei Seitenflügeln aufgestellt wurde – diese Art des Doppelaltars dürfte nicht nur in dieser Region einzigartig sein. Der weiß gehaltene Kanzelaltar wird von reichem Akanthusschnitzwerk verziert – der Kanzelkorb trägt eine Zierkartusche mit der Inschrift „Das Wort Gottes bleibet in Ewigkeit“, zwei Pilaster mit korinthischen Kapitellen flankieren den Altar. Eine floral geschnitzte Zierkartusche über dem Kanzelkorb zeigt das letzte Abendmahl, darüber sind zwei Gemälde mit der Kreuzigung und der Grablegung Christi zu sehen. Ein flacher, runder Bogen mit Puttenkopf bekrönt den mit reichem floralem Schnitzwerk verzierten Altar. Der dreiteilige gotische Altar zeigt von reichem gotischen Wimpergenschnitzwerk überspannte Heiligenfiguren der 14 Nothelfer mit Christus im Zentrum vor einem goldenen Hintergrund. Links und rechts im Chorraum sind zwei einfache, mit verglasten Fenstern versehene Logen, angebracht. Die Empore ist doppelgeschossig und umspannt hufeisenförmig den ganzen Raum bis hin zum Chor. Im Turmraum befinden sich auf den Emporen Logen. An der Brüstung der Orgelempore ist ein Gemälde des Reformators Martin Luther zu sehen. Der Raumeindruck ist erhaben, weit, edel und hell.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter, 21.07.2019
Orgelgeschichte: Johannes Richter, eigene Sichtung vor Ort an selbigem Tage.
Kirchengeschichte: Johannes Richter mit Informationen eines Faltblattes in der Kirche

Glockenvideo von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

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