Orgel: Blowatz / Dreveskirchen – Dorfkirche
Für Anfragen kontaktieren Sie bitte das Orgel-Verzeichnis über das Kontaktformular.
Gebäude oder Kirche
DorfkircheKonfession
Evangelisch-lutherischOrt
Blowatz / DreveskirchenPostleitzahl
23974Bundesland / Kanton
Mecklenburg-VorpommernLand
DeutschlandBildergalerie + Videos
Orgelgeschichte
1753 – 1755 Orgelneubau mit mechanischen Schleifladen und mittig fest eingebautem Spielschrank durch Orgelbauer Paul Schmidt (Rostock), dabei Verwendung älteren Pfeifenwerks I/15. Die Fertigstellung erfolgte laut Akten erst 1755.
1824 und 1832 Reparaturgutachten durch Friedrich Friese [I] (Parchim), diese Arbeiten wurden nicht ausgeführt.
1840 Umbau und Umdisponierung durch Friedrich Wilhelm Winzer (Wismar) als erste Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern I/12. Winzer arbeitete zuvor als Geselle bei Johann Friedrich Schulze.
1914 Einbau einer neuen Manualklaviatur und eines Doppelfaltenmagazinbalgs durch Carl Börger (Rostock).
Keine Abgabe der Prospektpfeifen im Ersten Weltkrieg
1929 Umhängen der Traktur, die Stimmtonhöhe wird herabgesetzt und das Gehäuse neu gefasst.
1981 befindet sich das Werk in einem spielbaren aber stark verschmutzten Zustand.
1999 – 2000 Rekonstruktion des Werkes durch Kristian Wegscheider (Dresden) I/15. Restaurierung der Farbfassung am Prospekt durch Hilke Frach-Renner und Peter Taubert (Dresden) – Einweihung am 1. Oktober 2000.
Die entfernten Teile Winzers befinden sich eingelagert und z. T. ausgestellt im Orgelmuseum Malchow. Der Doppelfaltenmagazinbalg von 1914 bleibt in Dreveskirchen erhalten.
Eine Besonderheit in Dreveskirchen ist, dass der Prospektprincipal immer noch original erhalten geblieben ist und der Abgabe in den Kriegszeiten entging. In den Aussenfeldern sind stumme Holzpfeifen-Attrappen zu sehen.
Disposition
Disposition Rekonstruktion 2000 entspricht Zustand 1754
Manual C, D – c“‘*Principal 8 Fuß C – h° Prospekt versilbert *Gedackt 8 Fuß C – c° Holz *Octave 4 Fuß *Flöhte 4 Fuß C – h‘ gedeckt *Octave 2 Fuß *Waldflöhte 2 Fuß *Mixthur 3Fach rep. g°/c“ (1 Fuß) Trompete 8 Fuß rek. Vox humana von.C. rek. – ab c‘
|
Pedal C – c‘, d‘*SubBass 16 Fuß Holz *Octave 8 Fuß C – e° Holz *Octave 4 Fuß C – e° Holz *Octave 2 Fuß aus altem Material Posaune 16 Fuß Holzbecher rek. Trompete 8 Fuß C – e° Holzbecher rek.
|
Die Posaune und die Trompeten wurden nach dem Vorbild der Zungen in Petschow rekonstruiert, die Vox humana nach Zettemin.
*= Die Register sind zum Teil von Schmidt oder aus noch älterem Bestand
Winddruck 64 mmWS
a’= 465 Hz bei 15°C – ungleichschwebend nach Bach-Kellner
Zusammensetzung der Mixtur
C – 1′ – 2/3′ – 1/2′
g° – 2′ – 1 1/3′ – 1′
c“ – 4′ – 2 2/3′ – 2′
Registeranordnung am Spieltisch
Linke Seite aussen (Pedal)Octave 8 Fuß Octave 2 Fuß Trompete 8 Fuß
|
Linke Seite innen (Manual)Gedackt 8 Fuß Octave 4 Fuß Waldflöhte 2 Fuß Trompete 8 Fuß Cimbelstern |
Rechte Seite innen (Manual)Principal 8 Fuß Flöhte 4 Fuß Octave 2 Fuß Mixthur 3Fach Vox humana von.C.
|
Rechte Seite aussen (Pedal)SubBass 16 Fuß Octave 4 Fuß Posaune 16 Fuß Tremulant (Manual)
|
Disposition ab 1840 Umbau Friedrich Wilhelm Winzer
Manual C, D – c“‘Bordun. 16 Fuß. ab c° Principal. 8 Fuß. Hohlfloete. 8 Fuß. C – H aus Gedact. Gedact. 8 Fuß. Gambe. 8 Fuß. Octave. 4 Fuß. Gedact. 4 Fuß. Mixtur. 4Fach.
|
Pedal C, D – d‘Subbaß. 16 Fuß. Octavenbaß. 8 Fuß. Gedactbaß. 8 Fuß. Violon. 8 Fuß.
|
Veränderungen durch Winzer
Der Bourdon 16′ wurde anstelle der Manual Trompete 8′ eingebaut. Die beiden 2 Füsse Octave und Waldflöhte wichen einer Hohlfloete 8′. Die Gambe ersetzte die Vox humana. Im Pedal wurden die beiden Zungen durch einen Violon 8′ und die Octave 4 und 2 durch den Gedactbass 8′ ersetzt. Wellenbretter und der Windkasten wurden verkürzt und das Gehäuse in der Tiefe erweitert. 1914 erfolgte eine neue Klaviatur und ein Doppelfaltenmagazinbalg von Carl Boerger.
Zusammensetzung der Mixtur nach Winzer-Umbau
C – 2′ – 1 1/3′ – 1′
c° – 2 2/3′ – 2′ – 1 1/3′ – 1′
g‘ – 5 1/3′ – 4′ – 2 2/3′ – 2′
Spielhilfen
Spielhilfen Rekonstruktion 2000
Linke Seite: Cimbelstern (3 Schalenglocken) als Registerzug rechte Reihe unten (innen)
Rechte Seite: Tremulant (Wippfederauslaßtremulant) als Registerzug rechte Reihe unten (aussen)
Spielhilfen vor 2000
Pedal=Coppel. (Winzer 1840), Cimbel=Stern. als Zug
Gebäude oder Kirchengeschichte
1229 Abkurung Dreveskirchens von Neuburg.
1318 Ernennung zur selbständigen Pfarrkirche.
Mitte 13. Jahrhundert Errichtung des Backsteinbaus mit massivem Westturm.
Ende 13. Jahrhundert Vollendung des Kirchenschiffs.
Um 1450 Triumphkreuz.
1723 Altaraufsatz.
1736 Entstehung der Kanzel.
Um 1870 Entstehung der Medaillonmalungen im Triumphbogen und des Altarbildes durch Carl Andreae.
1888 neuer Turmhelm und Giebel, Turmhöhe 56 Meter.
1918 Abgabe zweier Kirchenglocken zu Rüstungszwecken.
1929 Aufzug einer neuen Glocke.
Nach 1940 Abgabe der Glocken zu Rüstungszwecken.
In der Kirche befinden sich diverse Grabplatten aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
1990 Abschluss der Erneuerung des Giebels.
1995 Gewölberestaurierung und Freilegung von mittelalterlichen Malereien.
2001 Weihe und Aufzug einer zweiten Glocke.
Anfahrt
Quellenangaben
Orgelbeitrag erstellt von: Robert Schulz
Dateien Bilder Kirche und Orgel: Robert Schulz
Kirchengeschichte: zitiert aus „Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR“ Mecklenburgische Küstenregion und Angaben der Kirchgemeinde vor Ort
Orgelgeschichte: Eigene Sichtung und Spiel Robert Schulz (Orgeln im Norden – Youtube) 2023, Festschrift zur Wiedereinweihung der Paul-Schmidt-Orgel Dreveskirchen. 2000.; Haacke, Walter; Jaehn, Max Reinhard: Paul Schmidt und Mecklenburgs Orgelbau im 18. Jahrhundert in: Acta Organologica. Band 18. Kassel, 1985, zitiert aus den Angaben des Portraits von Kristian Wegscheider und Hartmut Schütz – Link
Glockenvideo von Robert Schulz Youtube-Kanal Glocken im Norden