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Orgel: Halle (Saale) / Mötzlich – St. Pankratius

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Gebäude oder Kirche

St. Pankratius

Konfession

Evangelisch

Ort

Halle (Saale) / Mötzlich

Postleitzahl

06118

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

Um 1700 Neubau eines Positives in der Kirche, vor 1695 ist keine Orgel erwähnt.
1835/36 Neubau einer Orgel durch Johann Gottfried Kurtze, der das alte Werk dafür in Zahlung nahm, die Disposition ist bis auf die Überlieferung eines Bordun, einer Traversflöte und eines Subbaß nicht erhalten.
1880 Neubau einer mechanischen vorderspieligen Schleifladenorgel II/13 durch Wilhelm Rühlmann/Zörbig als Opus 33.
Um 1913 Einbau einer Vox celeste 8′ durch die Erbauerfirma, nun II/14 sowie eines Calcantenzuges, der als typischer Rühlmann-Schalter links am Spielschrank angebracht wurde.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen aus Zinn, Ersatz durch Zinkpfeifen durch die Erbauerwerkstatt.
Nach 1990 Sanierung der Orgel.

Die Rühlmann-Orgel in Mötzlich ist die älteste Orgel ihres Erbauers in der Saalestadt Halle. Ihr wirkungsvolles Gehäuse ist in dunklem Holzton gehalten und zeigt drei Rundbogenfelder, die durch Pilaster mit golden strahlenden Kapitellen voneinander abgesetzt sind und wirksame Akzente setzen. Der Spieltisch ist frontal als Spielschrank mit beidseitigen Türen angebracht. Nachträgliche Einsprengsel am Spieltisch sind gut erkennbar, z.B. der Registerzug der Vox celeste 8′ mit komplett andersartiger Schrift sowie der Schalter „Calcant“, der ein typischer Pneumatik-Schalter aus jenen Spieltischen der Firma ist. Alle anderen Registerschilder bestehen aus weißem Porzellan mit schwarz geschwungener Schrift darauf.
Die Balganlage der Orgel steht mit großem Doppelfaltenmagazinbalg samt Schöpfer und Gebläse im Turmraum. Im Gehäuse befindet sich eine Windlade für die Manualwerke, in C- und Cis-Seite geteilt sowie hinten an der Rückwand die Pedalwindlade – allerdings in chromatischer Aufstellung. Die Manualwindlade besitzt zwei Wellenbretter, das Pedal eine Strahlenmechanik.
Die Disposition zeigt jene schematischen Züge, für die die Firma später so oft kritisiert wurde. Sie unterscheidet sich kaum von den Instrumenten in Zwebendorf oder Schiepzig. Das erste Manual ist ein klassisches Forte-Werk, grundiert auf einen vollen Bordun 16′, die kraftvolle und breite Aequallage ist durch einen machtvoll starken und singenden Principal 8′, eine herb schneidend-melancholische Gamba sowie eine perlend singend-runde Hohlflöte von großer Tragfähigkeit vertreten. Eine strahlend helle, sehr klangvolle und transparente, dennoch massige Octave 4′ sowie eine Rohrflöte 4′ mit sehr spielfreudig hellen, freundlichen Klange runden ab. Eine vierfache Mixtur gibt goldenen Glanz und durch ihre tiefe Lage noch mehr Gravität. Das zweite Manual besitzt in der Hauptsache Charakter- und Farbstimmen der Achtfußlage, die ein sehr weiches und warmes Begleitwerk und interessante Farbschattierungen abgeben: eine offen warm-runde Flöte wird durch ein still dunkles Gedackt, ein sehnsuchtsvoll-leise und zurückhaltend streichendes Salicional sowie eine später ergänzte (damals unvermeidliche) aetherisch-geheimnisvoll entrückte Vox celeste ergänzt. Eine weiche 4′-Flöte sorgt für dezente Aufhellung. Das Pedal besitzt zwei tragende Register für die Grundfunktionen wie Stütze und Zeichnungsfähigkeit – die Pedalkoppel ist aber unbedingt notwendig. Die Orgel füllt die Kirche stets angemessen und vollmundig aus, die Farben sind vielfältig und charakteristisch, facettenreich und sehr mischfähig. Das Plenum ist sehr gravitätisch und stark, golden glänzend – ohne erdrückend zu wirken.
Die Orgel spielt sich angenehm – der Druckpunkt der Klaviaturen tritt aber schon nach sehr kurzem Tastenweg ein, was zu ungewollten Tönen und unsauberem Spiel führen kann. Die Spielbarkeit ist auch mit Manualkoppel noch angenehm – auf Dauer aber durchaus auch ermüdend. Der Zustand dieser wertvollen Orgel ist hervorragend. Es ist ein großes Glück, dass sich dieses Instrument als die erste Orgel Rühlmanns in Halle so gut und original erhalten hat und von Spielern und Hörern gleichermaßen geschätzt und geliebt wird.

Disposition

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Bordun 16′

Principal 8′

Hohlflöte 8.‘

Gambe 8.‘

Octave 4.‘

Rohrflöte 4.‘

Mixtur 4 fach. [2 2/3′]

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Liebl. Gedackt 8′

Flauto trav. 8′

Salicional 8′

Vox celeste 8′ [ab c°, 1913]

Flauto amab. 4′

 

 

Pedal C – d‘

Subbaß 16′

Principalbaß 8′

 

Spielhilfen

Als Schalter links am Spielschrank: Calcant [heute funktionslos]
Als Registerzüge rechts unten: Manualcoppel., Ped.-Coppel. [I/P]

Gebäude oder Kirchengeschichte

1121 erste Erwähnung einer dem Hl. Pankratius geweihten Kirche in Mötzlich.
1558 wird die Kirche der evangelischen Gemeinde zugeteilt.
1712/13 Umbau der Kirche im barocken Stil, u.a. Anbau eines neuen Chorabschlusses.
1896/97 Umbau der Kirche im neoromanischen Stil. Anbau eines neuen Chorraumes mit Apsis, Aufsatz einer neuen Turmspitze samt Turmgeschoss, welches sich deutlich abhebt.
1917 Abgabe dreier Glocken zu Rüstungszwecken.
1923 Ersatz durch drei Eisenglocken der Firma Schilling&Lattermann, Tonfolge es‘-g‘-b‘, Gesamtgewicht 3300kg.
Nach 1990 Sanierung der Kirche

Die Mötzlicher Kirche St. Pankratius liegt malerisch zwischen hohen Bäumen eingebettet auf dem ehemaligen Kirchhof. Das Bauwerk ist durch den 18 Meter hohen Kirchturm weithin sichtbar und landschaftsprägend über den weiten Feldern. Die Kirche ist dem Hl. Pankratius, einem der vierzehn Nothelfern geweiht und zeigt sich heute als einschiffig neoromanisches Bauwerk.
Im Westen zeigt sich der ehemalige Westquerturm mit den seitlichen Dreiecksgiebeln, zwischen denen der neue, auf quadratischem Grundriss fußende Turmaufsatz mit Spitzhelm und neoromanischen Rundbogenarkaden aufgesetzt wurde. Die Schallfenster der Glockenstube sind als Doppelarkaden ausgeführt – Lisenen und Rundbogenfriese zieren den Turmaufsatz.
Die Seitenwände des Kirchenschiffes zeigen noch das romanische Bruchsteinmauerwerk, durchbrochen durch Rundbogenfenster mit Sandsteinlaibungen. Der Chorraum (später aus gemauerten Porphyrsteinen in rötlicher Farbe angefügt) ist quadratisch, die Apsis ist dagegen halbrund ausgeführt und besitzt rundbogige Fenster. Apsis und Chorraum sind ebenfalls mit Rundbogenfriesen versehen. Trotz der späteren Ergänzungen und Ausbauten ist das Äußere bemerkenswert einheitlich und harmonisch.
Auf der Südseite ist die Sakristei angefügt. Das Innere zeigt sich noch original im Zustand des Umbaus 1897 erhalten. Die Fensteröffnungen sind im Kontrast zu den hellen Wänden des Inneren farbig mit floraler Motivik und Symbolen des Abendmahles versehen sowie der Dornenkrone. Eine flach hölzerne Balkendecke mit breiten Querträgern überspannt den Raum – die Apsis besitzt ein Tonnengewölbe. Die drei Buntglasfenster im Altarraum schuf die Glaswerkstatt Ferdinand Müller aus Quedlinburg. Sie zeigen (von geometrischem Maßwerk umgeben) die Apostel St. Thomas und Matthäus – im Zentrum ist Christus zu sehen. Der Apsisbogen ist farblich abgesetzt, der Altar als schlichter steinerner Tisch mit flankierenden Säulen ausgeführt – die Front wird durch ein Bibelwort verziert. Auch der Bogen zum Chorraum ist farblich abgesetzt und mit floraler Malerei verziert. Die Kanzel steht auf der Südseite und ist aus Holz gefertigt. Sie ruht auf einem schlanken, runden Fuß und ist von polygonaler Form. Die Felder der Kanzel sind durch Pilaster getrennt. Der Taufstein ist achteckig und aus Sandstein gefertigt und mit Bibelworten verziert. Die Empore durchzieht die ganze Breite der Westwand. Sie besitzt neogotische Rundbogenfelder, die holzsichtig sind. Gliedernde Säulen unterteilen die Felder in regelmäßge Abschnitte. Der Raumeindruck mit der kompletten neoromanischen Ausstattung ist beeindruckend einheitlich, edel und erhaben – von heiliger Ausstrahlung. Die Kirche wird viel und gerne genutzt.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter – eigene Sichtung vor Ort am 9.5.2021, ergänzt durch Informationen aus W. Stüven: Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800,
Breitkopf&Härtel, Wiesbaden, 1964, S.83, 190
Kirchengeschichte: Peggy Grötschel, Matthias Behne: Die Kirchen in der Stadt Halle. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2006, ISBN 3-89812-352-9, S. 138–139.

Videos von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

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