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Orgel: Halle (Saale) / Radewell – St. Wenzel

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Gebäude oder Kirche

St. Wenzel

Konfession

Evangelisch

Ort

Halle (Saale ) / Radewell

Postleitzahl

06132

Bundesland / Kanton

Sachsen-Anhalt

Land

Deutschland

Bildergalerie + Videos

 

Halle (Saale)/Radewell (D-ST) – ev. Kirche St.Wenzel – Einzel- und Vollgeläut

 

Johannes Richter spielt Max Drischner (1891 – 1971) – Choralpartita „Jesu, meine Freude“ (1945)

 

Johannes Richter spielt Vincenzo Antonio Petrali (1830 – 1889) – Sonata finale D-Dur

 

Johannes Richter spielt Max Drischner (1891 – 1971) – Choralvorspiel „Quem pastores laudavere“ (1922)



Bildrechte: Datenschutz

Orgelgeschichte

Vor 1750 Neubau einer einmanualigen Orgel mit 10 Stimmen, eventuell durch H. Andreas Contius als Geschenk des Anspänners Michael Ochse.
1784 Reparatur an Balg und Windladen.
1798 Schlechter Zustand des Werkes, Beginn einer Reparatur durch Joh. Fr. Leberecht Zuberbier.
1799 Tod Zuberbiers, Fortsetzung der Arbeiten durch Johann Gottfried Kurtze/Halle.
1841 Besichtigung der Orgel durch Friedrich Wilhelm Wäldner, dabei Vorschlag für Austausch Spitzflöte 1′ gegen Flöte 4′.
1843/44 Revision der Orgel durch Wäldner.
1902 Bezeichnung des Werkes als „uralt, für kirchliche Zwecke ungeeignet“ – Entsorgung der alten Orgel.
1903 Neubau einer vorderspieligen pneumatischen Kastenladenorgel II/19 durch Wilhelm Rühlmann als Opus 248.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken – Ersatz durch Zinkpfeifen.
1930er Jahre Umbau und Dispositionsänderung durch Orgelbau Sauer/Frankfurt.
Nach 1980 schlechter Zustand der Orgel.
2002 Entsorgung der Orgel samt Prospekt – Anschaffung einer neuen Orgel aus dem ehemaligen Orgelsaal der Kirchenmusikschule.

Derzeitige Orgel

1950 Neubau durch Fa. Eule/Bautzen als vorderspielige mechanische Schleifladenorgel II/15 für den Orgelsaal der KMS in der Adam-Kuckhoff-Straße als Opus 234.
2002 Umzug der KMS in das Händel-Karree, im Zuge dessen Aufgabe des Orgelsaales. Ankauf der Orgel durch die Gemeinde Radewell.
2004 Einbau der Orgel in der Radeweller Kirche.
2020 Überholung und behutsame Nachintonation durch Orgelbau Andreas Rösel/Saalfeld

Seitdem regelmäßige Nutzung in Gottesdienst und Konzert.

Die Orgel in Radewell, ehemals der Kirchenmusikschule gehörend, besitzt ein überaus wirkungsvolles Äußeres. Auf einem holzsichtigen, hellen, rötlich-braunen Gehäusefuß erhebt sich ein geschwungener, kantenfreier Freipfeifenprospekt, der mit seinen hohen Seitenfeldern und dem erhöhten Mittelteil entfernt an einen Engel mit ausgebreiteten Schwingen erinnert. Die sichtbaren Pfeifen sind dem Principal 4′ zugeordnet. Dem kundigen Betrachter fallen als erstes die zeittypisch sehr hohen Aufschnitte der Prospektpfeifen auf – deutlich höher, als es heute vollführt wird. Der Spielschrank ist auf einem Podest erhöht frontal in die Orgel eingelassen mit Registerzügen beiderseits, die in vollkommener Symmetrie angeordnet sind.
Im Inneren steht vorne die Windlade des ersten Manuales, dahinter das Pedal, über jenem das zweite Manual. Alle Werke besitzen Wellenbretter und sind in C- und Cis-Seite geteilt.
Der Klang des Werkes ist zeittypisch eher hell und spitz, aber durchaus von einer guten Basis der Aequallage getragen – zu dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit! Das Hauptwerk mit vier kraftvollen Registern bildet das klangliche Rückgrat. Eine etwas hohle, spuckende, aber dennoch tragfähige Rohrflöte wird durch einen kraftvollen, durch die hohen Aufschnitte etwas indifferenten, aber sanglichen Principal 4′ sowie eine runde, helle Flöte 2′ als Nachthorn und eine hell silbrige Mixtur ergänzt. Das zweite Manual bietet Farb- und Soloregister, sowie den eigentlich im HW verorteten 2′-Principal samt sehr spitzer, fast schriller Zimbel zur Herstellung der Plenumfähigkeit. Als Solo- und Begleitstimmen stehen hier ein rund sanftes Gedeckt, eine schmale, hohle Quintadena mit sehr melancholisch-herbem Klang, eine verspielt helle Blockflöte, eine glitzernd-helle Sifflöte sowie ein schnarrendes, sehr durchsetzungsfähiges Krummhorn bereit. Das Pedal besitzt 4 Register, die durch füllige Tragfähigkeit (Subbaß), Zeichnungsfähigkeit und deutlich-singende Kontur (Principal) und farbgebend herbe Helligkeit (Pommer), sowie Kraft und schnarrende Gravität und damit auch solistische Möglichkeiten bietend (Posaune) die klanglichen Möglichkeiten eines Pedals voll ausnutzen – und das im Rahmen der schmalen Disposition! Der Klang des Werkes ist durch vielfarbige Solostimmen, glitzernd-helle Plena, melancholische Herbe, sowie kraftvolle Stärke bestimmt. Die Traktur spielt sich etwas teigig und wird mit Koppel schwergängig, ist jedoch noch angenehm spielbar. Der Zustand des Werkes ist sehr gut und frei von Defekten.
Es ist sehr zu begrüßen, dass eine der frühen mechanischen Orgeln der Stadt sich hier erhalten hat und den Raum angemessen und adäquat füllt und den Spieler zum Entdecken und Experimentieren einlädt.

Disposition

Disposition der Sauer-Orgel (1950)

Manual I – Hauptwerk C – f“‘

Rohrflöte 8′

Prinzipal 4′

Nachthorn 2′

Scharf 4-5f.

Manual II – Oberwerk C – f“‘

Gedackt 8′

Quintade 8′

Blockflöte 4′

Prinzipal 2′

Sifflöte 1′

Kl. Zimbel 2-4f.

Krumhorn 8′ [sic!]

Pedal C – f‘

Subbass 16′

Prinzipal 8′

Ged.Pomer 4′ [sic!]

Posaune 16′

 

Disposition der Barockorgel vor 1750

Manual C,D – c“‘

Gedackt 8′

Quintatön 8′

Flöte 8′

Prinzipal 4′

Gedackt 4′

Oktave 2′

Spitzflöte 1′

Mixtur 3fach

Pedal C,D – c‘

Subbaß 16′

Violon 8′

 

Spielhilfen

Als Registerzug links: O.W.-H.W. [Koppel II/I]
Als Registerzüge rechts: O.W.-Ped. [II/P], H.W.-Ped. [I/P]

Gebäude oder Kirchengeschichte

11. Jhd. Errichtung einer ersten Kirche zu Missionszwecken.
Um 1150 Errichtung der heutigen Wehrkirche.
1184 Erhebung zur Pfarrkirche mit Filialen Döllnitz, Wörmlitz, Beesen.
Ab 1680 Barockisierungen am Bauwerk, Anbau des Chorabschlusses und neue Innenausstattung.
1720 Errichtung des Altars.
1902/03 Einbau einer neuen Hufeisenempore für die neue Orgel.
1942 Abgabe der Glocken.
1965 Restaurierung der Kirche.
1972 Anschaffung von drei Eisenglocken (gegossen 1956) der profanierten Stefanuskirche.
1998 erneute Sanierung des Bauwerkes.

Die Wenzelskirche in Radewell, etwas versteckt im Ort gelegen, zeigt sich als trutzig wehrhaftes Gotteshaus, das Luther-Lied „Ein‘ feste Burg ist unser Gott“ sprichwörtlich in Stein erbaut verbildlichend. Die Kirche ist als einschiffiger Saalbau mit geradem Ostabschluss, der durch spitzbogige Fenster durchbrochen wird, ausgeführt. Im Norden sind eine barocke Sakristei sowie ein ebenfalls barocker Eingangsbau angefügt. Der Turm im Westen war einst gleichsam Wehrturm, diverse Schießscharten und romanische Fenster durchbrechen sein Äußeres. Die Glockenstube besitzt ein Walmdach und halbbogige Schallöffnungen, das Kirchenschiff besitzt ein Satteldach mit Dachgauben, die Fenster des Kirchenschiffes sind im barocken Stil ausgeführt. Mächtige Strebepfeiler gliedern das Äußere des Bruchsteinbaus, der heute komplett verputzt ist.
Das Innere zeigt sich heute hell und schlicht, durch die Farbe weiß dominiert. Der Raum wird von einer verputzten Holztonne mit Dachgaubenöffnungen überspannt. Bemerkenswert ist das Würfelfries an der romanischen Doppelarkade, die den Turm zum Kirchenschiff öffnet. Den Blick des Betrachters nimmt der große barocke Kanzelaltar ein. Der Kanzelkorb, der halbrund geformt und mit Blattwerk verziert ist, wird durch zwei massive Säulen mit floral gestalteten Kapitellen gerahmt – links und rechts des Kanzelkorbes befinden sich zwei Palmzweige mit gefiederten Enden. Unter dem Kanzelkorb findet sich ein Gemälde des letzten Abendmahles. Auf dem breiten Giebel ist zentral eine Büste von Christus als Weltenrichter im Wolkenkranz, flankiert von Mose und Aaron. Die Buntglasfenster hinter dem Altar zeigen geometrische Glasarbeit – links und rechts des Altars die Geburt Christi sowie Christus mit der Siegesfahne. Schräg hinter dem Altar im Norden ist eine spitzbogige Sakramentsnische erhalten, rechts vom Altar eine schlichte Loge aus Holz. Der Taufstein ruht auf achteckigem Fuß und ist mit Puttenköpfen und floralen Reliefs verziert. Die Empore umgibt u-förmig den Raum und besitzt farblich abgesetzte, rundbogige Felder, die durch Pilaster gegliedert sind. An der Orgelempore hat sich im Süden an der Tonne ein Fragment eines Schriftbandes in roten Kapitalis erhalten, welches aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts stammen dürfte. Der Raum insgesamt ist hell und freundlich, schlicht und heilig, und als solches sehr wirkungsvoll, durch den Kontrast der freien Musik und des strengen Hochaltars dominiert und somit von einer erhabenen Atmosphäre.

Anfahrt

Quellenangaben


Orgelbeitrag erstellt von:

Dateien Bilder Kirche und Orgel: Johannes Richter
Orgelgeschichte: Johannes Richter, ergänzt durch Informationen aus: W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964
Kirchengeschichte: Johannes Richter, basierend auf Informationstafeln in der Kirche
Historische Disposition entnommen aus: W. Stüven – Orgel und Orgelbau im Halleschen Land vor 1800, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1964, S. 100f.

Videos von Johannes Richter auf dem Youtube-Kanal JRorgel

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